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K, p. Ptloth. Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. (S. 683.)

eigenen Grund
gelassen.
Der Dragonerkorporal hab drohend den Karabiner.
„Hütet Euch, daß der Euch nicht die Antwort ans
" ' ' .unser Rock

„Durchaus gehandelt wie ein alter erfahrener Kriegs-
mann."
„Ich fühle nur zu sehr, wie viel mir zu einem
solchen fehlt," wehrte Plingauser ab, „gerade die Er-
fahrung, die entbehre ich auf Schritt und Tritt, lind
oft kann sie der beste Wille nicht ersehen."
Wie wahr der junge Manu in diesem Augenblicke
sprach, wußte er selbst nicht. Ein erfahrener Patrouillen-
führer hätte vielleicht nicht so schnell den Angaben eines
fremden Mannes Glauben geschenkt, wenn sich derselbe
auch für einen Uniscrsitätsfrennd seines Vaters ansgab.
„Einen Aussichtspunkt, wie Ihr ihn sucht, kann ich
Euch zeigen," fuhr Amigoni fort, „nur müssen wir
tiefer in den Wald cindringen und dazu möchte es
rathsam sein, die Pferde znrückznlassen. Gleich hinter
den ersten Bäumen können wir sic entbinden. Tort
entgehen sie neugierigen Augen und Ihr werdet sie bei
Eurer Rückkehr unversehrt wieder finden."
Auf Plinganser's Befehl saßen die Dragoner ab
und folgten, die Pferde am Zügel, Ami-
goni in den Wald. Auf einem etwas
freieren Platz unweit der Lisiöre wurden
die Thiere an den Bäumen befestigt, auch
der Italiener ließ das seinige dort. Dann
ging eS weiter in den Forst hinein.
Amigoni hatte sieh auf seinen gestrigen
und heutigen Streifzügcn schon eine ge-
nügende Kenntnis; der Gegend erworben,
nm den Plan fassen zu können, die Bayern
mit Umgehung der kaiserlichen Vorposten
zu der ersteren größeren österreichischen
Abtheilnng zu führen und sic so zu Ge-
fangenen zu machen. Damit den Ge-
täuschten jedoch der Weg nicht zu lang
werden mochte, unterhielt er sie auf das
Angelegentlichste von der Stärke, Zu-
sammensetzung und Aufstellung der kaiser-
lichen Armee, sowie auch von der gut
bayrischen Gesinnung der Hvchstedter Land-
schaft und den Leiden, welche dieselben
durch die Bedrückungen der Tcstcrreicher
zu erdulden hätte. Dazwischen hinein
wußte er aber auch manche Frage zu
stellen über daS bayrisch-französische Heer,
wie stark dasselbe fei und wann die ge-
treuen Hvchstedter hoffen dürften, die
Regimenter der Alliirten zu ihrer Be-
freiung heranrücken zu sehen.
So wiegte er die Dragoner in eine
immer größere Vertrauensseligkeit, und als
er jetzt Halt machte und sie bat, hier
warten zu wollen, während er voranginge
und untersuchte ob auch ringsum Alles
sicher, da sie nicht mehr weit von den
kaiserlichen Vorposten seien, bot Georg
zwar zuerst seine Persönliche Begleitung
an, aber von dem angeblichen Freiherrn
darauf aufmerksam gemacht, daß der bloße
Anblick einer bayrischen Uniform genügen
könnte, die ganze Borpostculinic zu alar-
mircn, während sein unscheinbarer Eivilrock

Eure unverschämte Frage gibt," rief er,
kann Euch zur Genüge belehren, daß
wir es sind, welche hier das Recht haben,
zu fragen."
„Als guter bayrischer Unterthan will
ich dieses Recht durchaus nicht bestreiten
und bin gern bereit, auf höfliche Fragen
Red' und Antwort zu stehen," meinte
Amigoni stets gleich gelassen. „Was meine
Persönlichkeit anlangt, so bin ich der Frei-
herr v. Goldberg, meine Besitzungen grenzen
unmittelbar an die Feldmark der Stadt
Höchstedt. Wie schon erwähnt, stehen wir
hier auf meinem Grund und Boden."
Georg Plinganfer — er Ivar der Kor-
poral — legte den Karabiner bequem vor
sich quer über den Sattel, indem er weit
höflicher in seinem Verhör fvrtfnhr-
„Ihr bezeichnet Euch als bayrischen
Unterthan, Herr Baron, da werdet Ihr
uns einige Angaben über die Stellungen
des Feindes nicht verweigern."
„Im Gegentheil, ich freue mich, mei-
nen Landsleuten von Nutzen sein zu können.
Vorher aber eine Persönliche Frage. Ihr
erinnert mich so auffallend an einen lieben
alten Jugendfreund, mit dem ich einst in
Ingolstadt stndirte. Lange habe ich nichts
von ihm gehört, wenn ich recht berichtet
bin, lebt er.jetzt als Hofkammcrrath in
München. Sein Name war Plingauser.
Wahrhaftig, Ihr könntet sein Sohn sein."
„Ich bin cs auch," rief Georg er-
freut, „augenblicklich Korporal beim Re-
giment Santini, in Friedenszeiten Re-
visions-Kanzlei-Sekretär und der einzige
Sohn des Hofkaminerrathes Plingauser."
„Dann laßt Euch die Hand schütteln,
Herr Korporal oder Herr Sekretär, was
Ihr lieber hört," sagte Amigoni herzlich
und reichte Georg die Rechte. „Eine un-
erwartete, aber eine wahre Herzensfreude
ist mir das, einen Sohn meines lieben

alten Plingauser so kräftig und so stattlich vor mir
zu sehen." '
In dem jugendlichen Korporal kämpften Freude
über die unerwartete Begegnung und Beschämung über
sein erstes grobes Auftreten mit einander. Non Miß-
trauen regte sich in ihm keine Spur.
„Nun aber zu unseren Geschäften," fuhr der an-
gebliche Freiherr fort, -„Ihr wünscht etwas über die
Stellungen der Oesterrcicher zu erfahren,- Ivie gesagt,
ich bin gern bereit, Euch zu dienen. Euer Regiment
folgt Euch Wohl in kurzer Entfernung?"
„Doch nicht. Wir sind zum Rekognosziren vor-
geschickt, unser Regiment hat allerdings die Vorhut,
aber die ganze Armee des Marquis d'Üsson steht noch
weit zurück. Ich habe hier den Nebenweg durch den
Wald gewählt, weil ich hoffte, mich durch die Bäume
gedeckt besser an den Feind hcranschlcichen zu können und
vielleicht einen Aussichtspunkt zu-gewinnen, der mir einen
Einblick in die österreichischen Stellungen gestattete."

Degen und Inlett e.
Historischer Roman ans Bayerns Vergangenheit.
Von
OqverL Larkssen.
(Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten.)
fMcr seid Ihr? Was treibt Ihr hier?"
fragte der Dragoner, welcher Amigoni
p vorhin angcrnfen hatte; die Borten
am Kragen des grünen Kollcts bezeich-
neten ihn als Korporal.
„Ich möchte mir dieselbe Frage er-
lauben, denn ich stehe hier auf meinem
und Boden," entgegnete der Italiener
 
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