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Proscar vr. Thcvdvr BUIroth.
Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. lS. 606.)

sie unaussprechlich verachten mußte, sic brauchte nicht
mehr Amigoni's beißenden Huhn und Josephinens
tief verletzenden Spott zu dulden. Denn Beide waren
nicht müde geworden, durch Spott und Hohn die Qualen
der unglücklichen Gefangenen noch tausendfach zu
steigern. Davon war Franziska jetzt befreit und mit
dem Gefühl dieser Erleichterung zog auch wieder neue
Hoffnung in ihr Herz.
Auch in ihrem Aeußercu, in ihrem ganzen Wesen
zeigte sich das. Richt mehr mit'Thräncn, Klagen und
Vorwürfen empfing sie Bruneschi, wenn er nach ihr
sah, sondern still nnd gelassen. Sie vermochte sogar
den Ritter, sich dann und wann mit ihr in eine län-
gere Unterhaltung cinzulassen, und wußte dieselbe danu
so geschickt zu führen, daß Bruneschi sich manchmal ver-
wundert fragte, ob er denn in Wirklichkeit mit einer
Wahnsinnigen zu thun habe. Meistens drehten sich
diese Gespräche um Maleret, für welch' edle Kunst auch

tapfere Musketier," fragte der Fürst,
Aufopferung seines eigenen LebeuS seinen
den Eingang in den Park öffnete'?"
„Durchlaucht zu Befehl, Ernst Fleck."
Da wandte der Fürst das Pferd und
ritt auf Baron Sandhorst zu. „Unter dem
Rainen Ernst Fleck," sagte er, bewegt dem
ätzten Freund die Hand reichend, „diente
als einfacher Musketier Dein Sohn Eugen.
Er hat feine Schuld tapfer gesühnt. Der
Lieutenant Engen v. Sandhorst
ist ruhmvoll gefallen für sein
Vaterland — so soll es ausgezeichnet
werden in den Annalen des Regimentes."
Der alte General beugte sich tief herab
und in stummem Dank drückte er einen
Kuß auf die Hand seines Fürsten. Aber
im Abenddunkel von Niemand gesehen —
„Wie Leim Smmcmmtergangc
Hier und dort vom Snatgcfild
Still waldemwürts schleicht das Wild:
Also von des Batcrs Wange
Flüchtet in den Bart hinab
Still die scheue Mäuucrzähre."
11.
Franziska hatte aufgcathmet, als Ami-
goni und Josephine Augsburg verließen.
Nicht als ob sie besondere Hoffnungen
auf diese Abreise gesetzt hätte. Ihre Haft
war dadurch in nichts erleichtert, eine
Flucht blieb ebenso unmöglich als vorher.
Auch wußte sie, in welchem Vorurtheil
der Ritter Bruneschi gegen sie befangen
war und mehr wie ein vergeblicher Ver-
such hatte sie belehrt, daß es ihr nie-
mals gelingen werde, diesen unseligen
Wahn zn zerstören. Anßer Bruneschi,
welcher ein sehr wachsames Auge auf sie
hatte, sah sie aber nur noch eine alte,
taube Wärterin, welche mit banger Scheu
jeder Annäherung der vermeintlich Wahn-
sinnigen auswich.
lind dennoch fühlte sie eine wesentliche
Erleichterung ihrer Lage. Sie durfte allein
sein, sic brauchte nicht mehr die Gegen-
wart zweier Menschen zu ertragen, welche

d c g c n und ftalc? tc.
Historischer Roman aus Bayerns Vergangenheit.
Bon
Kgliert Larksscu.
<F°c,sctz„»g >md Schlup.) Hochdruck rcrb°,°u.>
er blutige Tag war zn Ende. Mar
Emanuel hielt vor den Thoren des erober-
ten Schweningcn, neben ihm der Mar-
schall Villars, um ihu ciu Kreis höherer
Offiziere, unter ihnen auch der General
v. Saudhorst. Der Kommandeur des Re-
gimentes Kurprinz berichtete über die Er-
stürmung des Schlosses. „Wie hieß der
" welcher mit
Kameraden

Bruneschi ein tiefes Interesse hegte. Bei einer solchen
Gelegenheit bat Franziska einmal den Ritter, ihr
Mälutensilien zu verschaffen, nichts würde ihr so die
laugen Stunden der Einsamkeit kürzen, als wenn sie
einmal wieder den Pinsel znr Hand nehmen dürfte.
Brnncschi nahm keinen Anstand, diese Bitte zu be-
willigen, er freute sich sogar derselben, weil er von
einer solchen Beschäftigung für Franziska's Zustand das
Allerbeste hoffte.
Eine Aqnarellskizze, den Kurfürsten Max Emanuel
zu Pferde darstellend, Ivar das Erste, was Franziska
vollendete. Bruneschi war überrascht, wie sehr dieselbe
gelungen, und konnte der lobenden Worte kein Ende
finden. Da schlug Franziska dem Gehcimsekrctar vor,
ihr zu sitzen, schon längst habe sic gewünscht, einen so
interessanten Kopf, wie den seinigen, porträtiren zn
dürfen. Bruneschi war sehr geschmeichelt, aber er wich
zunächst aus, Ucberbürdung mit Dienstgeschäften vor-
schützend, welche ihm keine Zeit dazu übrig
ließen. Jedoch Franziska gab nicht nach
und sie wußte so liebenswürdig zu bitten,
daß sich der Ritter endlich zn einigen
Sitzungen hcrbeiliß.
Es war während einer dieser Sitzungen,
daß Bruneschi nach dein Lehrer fragte,
welcher Franziska ausgebildet. Die Ma-
lerin nannte Beich's Namen.
Bruneschi fixirte sic scharf, indem er
sagte: „Es wundert mich, daß mein
Reffe, Euer Gemahl, diese Aufgabe einen.
Anderen überlassen hat."
Franziska fühlte, wie ihr das Blut in's
Gesicht stieg und ihr Herz in schnellen
Schlügen zu klopfen begann. Aber sic
zwang ihre Aufregung nieder und er-
widerte ganz ruhig: „Wenn Euer Neffe
wirklich mein Gemahl wäre, so müßte
mau sich allerdings darüber wundern.
Da aber niemals ein intimeres Verhält-
nis; zwischen uns bestanden hat, konnte
Signor Amigoni auch der Gedanke nicht
nahe treten, sich der Ausbildung meines
Talents anzunehmen."
Bruneschi schüttelte den Kopf. „Nie-
mals ein intimeres Verhültniß?" wi-
W derholte er fragend. „Euer Gedächtnis;
täuscht Euch, Signora. Erinnert Ihr
Euch zum Beispiel nicht, daß Ihr einst
meinem Neffen eine Skizze geschenkt habt,
auf welche Ihr selbst geschrieben: „Fran-
ziska v. Sandhurst in nie erlöschender
Dankbarkeit."
„Hat man auch das benutzt?" erwi-
derte Franziska gelassen. „Nun wohl,
ich habe einst Eurem Ncsfcu dieses Blatt
geschenkt nnd ich will Euch auch die Ver-
anlassung erzählen, welche mich dazu be-
wog." Und mm begann sie von dem
Abenteuer mit dem entsprungenen Türken-
sklaven zn berichten und daran anknnpfend
erzählte sie weiter von ihrem Vater und
 
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