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W >7.

att.. "' - ^0'" frühen Morgen mit der Aufzeichnung
" nivgliche,, und unmöglichen Zahlen beschäftigte.
ljnbeschräukteu Kredit! Wie hatte der Mann das
. tteint? Fnufzigtausend — Hnndcrttanscnd — oder
mehr'! Jedenfalls mußte er mehrere Monate
uiirch volle Handlungsfreiheit haben, nicht von
- vlhen Eparsamkeitsrücksichten abhängig sein. Er
rasch die Posten znsainmen, die er anf's
rund''' Tenfel! das machte Zivrihnnderttansend
Mrs, entivedcr — oder! Rasch kleidete er sich
und fahr zur Wohnung des Geldmannes.
'MM draller empfing ihn mit der Pertranlichkcit
^ Wiener Aorstädtlers, der es Venn Hausknecht znm
"lsacheu Hausbesitzer gebracht hat; ,FRa, Herr Graf,
bringen Sie Reues t"
schlief-'"^» ^"^B'icht; ll'ir können das Geschäft ab-
t Haben Sic sich etwa schon verlobt?"
.... --^as nicht, aber ich bin fest entschlossen, Fräulein
"vhler zu hcirathen."
,,'Eehr schon; und Fräulein Kohler?"
»Pah, das wird sich schon von selbst machen. Tie
is^^fuche ist, daß ich unn großartig anftreten kann,
'"Pärnu, uiüssen Sic die Kassa aufthun."
Herr Kralter schob das Hausküppcheu bedächtig auf s
leie/ ' »I" sehen Sic, bester Herr Graf, ich habe
'wer über die Sache nachgedacht; das Geschäft ist mir
"uch z„ „„sicher. Wenn Sie verlobt tvären, dann —"
, , V-' bedurfte nur wenig, nni Ottvkar's Jähzorn wach-
r ^"frn; bei den ablehnenden Worten des GeldmanneS
uywvll ihui die Stirnader nnd das Blut stieg in die
""Mn „Glauben Sie, ich werde mich von Ihnen
< kur Rase hcruniführen lassen?" platzte er heftig
Urans. „Rachdem Sic niir neulich freiwillig Anträge
.Uwacht, antworten Sic nur heute, als käme ich zu
^hnen betteln! Sie sind ein —"
an bitte, Herr Graf, ereifern Sic sich nicht und
Kvcu Sie sjch lieber die Blühe, die Sache zu bedenken.
F ss'ullen Sic, daß ich mein gutes Geld auf ein
. sMuft riskirc, das mir nicht die geringste Sicherheit
. „ f'k! Hätten Sie das Jawort des Fräuleins, so
uttvas Anderes, aber so könnte ich ja ebenso
oll behaupten, ich werde die Tochter des Kaisers von
Vna heirathen! Das —"
»Genug! Sie sind ein impertinenter Mensch und
's Schwindler! Ja, ein Schwindler, ob Sie's zu Horen
^U'Khen oder nicht."
Httvkar ergriff seinen Hut nnd schritt dem Ans-
"""PJzu.
^."^shr schon — ich danke — Schwindler! Schade,
"u P'st Zeuge dabei Ivar!" schrie Herr Kraller.
^-wtürtich, wir sind nur dazu da, nm den Herren
"datieren zu dienen, wenn wir dabei verlieren, so
b v eben unsere Pflicht! Also Schwindler ich danke!"
.. »Ja, Schwindler! Ein Alaun, der sein Wort rürk-
;^"!llg macht, verdient keine andere Bezeichnung.
I!'", ich werde mir's für die Zukunft merken und
'" weinen Bekannten rekonunandiren."
Mtvkar schlug heftig die Thür hinter sich zu und
"lltcrte die Treppe hinab. (Forisctzung folg« )

Schmuggrl on der itülicnisch-tiroiischk»
Grellst.
(Sichc das Bild auf Scilc ÜV7)
cv ^bic au der italienisch-schzveizerifcheu Grenze schon seit
Zöllen, so hat neuerdings an der italienisch-tirolischen Grenze
.sw Schmugglerunweseu in einem Grade zugenommen, daß
hslens ver italienischen Regierung eine Vermehrung der
hwanzwachen (Grenzerpostcn) vorgenommeu und namentlich
."s schärfere Handhabung des ganzen BewachuugSwejeus
.'"'Haupt augeorduet iverden mußte. Vorher mar es uämlich
B genug vorgekommen, das; die italienischen Finauzwachen
ss!'.""ggter die Grenze pafsiren sahen, ohne dieselben aufzn-
"J'Iett, und diese selbst pflegten zu sageu, sie brauchten uur
ss mgae utracka" (Wegegeld zu bezahlen), daun gehe Alles
r , klüter solchen Umständen mar es nicht zu vermuuderu,
fchtießlich ganze Karamaucu, oft mehrere hundert Manu
mit Weingeist, Spiritus, Zucker, Tabak und anderen
whchwaarcn beladen, über die Grenze kamen und ein höchst
hneudcs Gewerbe betrieben. Alls österreichischer Seite hat man
su vornherein nicht? verabsäumt, um diesem Unwesen ent
e.llvmzuweleu; doch kommt den Schmugglern natürlich die
, B""äjallltcit jener Gebirgsgegenden und ihre genaue Kenut-
, 'b aller Schleichpfadc sehr zu statten. Unser Bild aus S. 397
fUüt eine Gesellschaft von Schmugglern au der italieuisch-
l ll'ufchell Grelize, die vou der österreichischen Grenzwache ver-
T'Üt uürd und dieser nun auf einem höchst gefährlichen, mit
inu ""b Eis bedeckten schmalem Gebirgspasse zu entkommen
wcht. Die meisten tragen die Paschwaaren als Ballen in
-lrt .Kraxen auf dem Rücken, doch werden auch einige
beladene Maulthiere inilgeführt. Fast Alle tragen
,s,",Üüöcte, iilid Atauche haben sich durch Stricke gegenseitig
. "bunden, nm ein Abstürzen des Einzelnen zu verhüten. Wie
? "tttlliäjng das ist, gewahren mir weiter oberhalb, wo einer
weniger vorsichtigen Schmuggler vou dem glatten Psade
> dell Abgrund stürzt.

Das Buch für Alle.

E n r h n v c n.
(Sichc das Bild ans Seite -100.)
Wenn wir Hamburg mit der Bahnlinie verlassen, die vom
Venloer Bahnhof ans zuerst die Norder-Elbe pnssirt, die Insel
Wilhelmsburg durchschneidet und daun die Süder-Elbe über-
schreitet, so "gelangen wir in nordwestlicher Richtung über
Harburg, Buxtehude nnd Stade nach der aufblüheudeu Hafen-
stadt Cuxhaven im Hamburger Amt Ritzebüttel au der Elbmün-
dung. Seit 1873 ist Cuxhaven (siehe unser Bild auf S. 400)
mit dem nahen, etwa 1900 Einwohner zählenden Flecken Ritze-
büttel, der ein altes Schloß aufzuweisen hat und wo sich der
Bahnhof befindet, vereinigt. Cuxhaven selbst zählt gegen 2500
Einwohner nnd hat sich namentlich in dell letzten Jahren durch
das außerhalb der Stadt bei Grimmershörn gelegene Seebad
(Skizze 4) bedeutend gehoben. Dasselbe ist das älteste in
Deutschland bestehende und wurde bereits in den erstell Jahren
unseres Jahrhunderts durch den Amtmann Abendroth ein-
gerichtet. Es wird als sehr kräftig gerühmt, ging aber seit
dem Aufblühen der Seebäder auf Norderney, Helgoland, Wauge-
roog und Borkum zurück, um sich erst neuerdings wieder zu
heben. Ebenfalls außerhalb der Stadt liegen unmittelbar an
der Küste der Elbmündung Mächtige Befestigungen, welche das
Fahrwasser zu schützen und das Einlaufen feindlicher Schiffe
zu verhindern bestimmt sind. Alljährlich finden hier große
Schießübungen statt, welche stets zahlreiche Fremde voll Ham-
burg hcrbeilocken. Cuxhaven ist die Hanptlovtjenstation der
Elbe; Skizze 2 stellt den Leuchtthurm und Skizze 3 die statt-
liche Telegraphenstation dar, neben welcher ein sogenannter
Zeitball weithin sichtbar anfgestell! ist. Es ist dies ein ballon-
artiger Körper, der Mittags nm Punkt 12 Uhr (Cuxhavener
Zeit) an der durch ihn hiudurchgehenden eisernen Stange bis aus
die darunter befindliche Plattform uiedergleitet und daun noch-
mals gehoben wird, uni 20 Minuten später denselben Moment
nach der Greenwicher Zeit anzngeben. Die Auslösung des
Zeitballs auS dem ihn oben haltenden Sperrhaken erfolgt aus
elektrischem Wege, indem ein Beamter der Telegrapheustation
in dem betreffenden Augenblick den Auslösnngsstrom mit Hilse
einer einfachen Morse-Taste durch eine kürze oberirdische Lei-
tung znm Zeitbatlapparat sendet. Als Norm für die Aus-
lösung dient eine astronomische Pendeluhr in Cuxhaven, deren
Gang in Zwischenräumen von zwei bis drei Tagen durch die
Sternwarte zu Hamburg mittelst elektrischer Signale kontro-
lirt wird. Der Cuxhavener Zeitball ist der erste an der
deulschcu Küste 1875 nach englischem Vorbildc errichtete und
dient, wie alle diese Apparate, den Seeleuten zur Berichtigung
ihrer Chronometer, nm ihre nautischen Berechnungen darnach
richtig vornehmen zu könne». Ferner befindet sich hier noch
eine Signalsäule, welche den auslanfenden Schiffen auzeigt,
welcher Wind weht nnd in welcher Stärke derselbe auf Bor-
kum und Helgoland herrscht. Unsere 5. Skizze gibt ein Ge-
sammtlüld des Hafens von Cuxhaven, in welchem stets ein
sehr reger Verkehr herrscht. Derselbe wird namentlich von
kleineren Schiffe» als Schutzhafen ausgesucht, wenn denselben
ans dem Meere stürmische Witterung droht; ebenso dient er
den nach Hamburg bestimmten Fahrzeugen als Zufluchtsort,
wenn im Winter Eis und Schollen die Fahrt in der Elbe
unmöglich machen.

Die Wniöziige der Iiidmner.
(Liehe das Bild auf Seile 401.)
Trotzdem in den letzten dreißig Jahren die Indianer Nord-
amerika'? furchtbar znsammengefchmolzen sind, und vou den
geringen Ueberbleibseln der einst zäh.reichen Stämme nenn
Zehntel in den sogenannten „Reservationen" leben, wo sie mit
Unterstützung der amerikanischen Regierung friedlichen Be-
schäftigungen nachgehen, haben doch die Kämpfe im „fernen
Westen" nicht gänzlich aufgehört. Denn jene wenigen, noch
in der Freiheit nmherschweifenden Judiauerstämme, machen
sich trotz ihrer geringen Kopfzahl noch immer den Ansiedlern
furchtbar; so in den „Black Hills" im Nordwesteu die Sioux,
im Westen von Texas die Komanchen, und in den Territorien
Arizona und Neu-Mexiko die wichen Apachen (fpr. Apatschen).
Arizona und Neumexiko gehören zrz den südlichsten Gebieten
der vereinigten Staaten, bestehen 'znm größten Theile aus
Hochebenen mit Prairie-oder Steppcucharakter, und eignen sich
wegen der Hitze nnd Trockenheit wenig znm Anbau. Die
Besiedelung ist daher auch eine äußerst spärliche, und die
Apachen haben verhältnißmäßig leichtes Spiel. Diese auf
der äußersten Stnse der Wildheit und Verrohung stehenden
Indianer durchschweifen in kleinen Banden fessellos einen
Flächenranin von der Größe Deutschlands, und schlagen bald
hier, bald dort in schwer zugänglichen Felsklüsten und Ein-
öden, ivo sie gerade-Wasser nnd einige Nahrnngspflanzen
finden, ihre Zelle auf. Raublust nnd auch der Mangel treiben
sie beständig zu Ueberfällen der vereinzelt liegenden Farmen,
und alle Anstrengungen der von der Regierung ausgesandten,
beständig auf ihren Fcrjeu sitzenden Neiterabtheilungeu sind
bisher nicht im -stunde gewesen, dem Unwesen ein Ende zu
machen. Hat eine Apachenbande ein Farmgehöft überrumpelt,
so wird zuvörderst Jeder, der Widerstand leistet, uiedergemncht,
dann Alles ausgeranbt und vor dem Abzüge gewöhnlich Haus
und Scheuern augezündet. Weibliche Gefangene und Kinder
schleppen die Räuber mit sich, männliche tödlen sie ausuahms
los. Unser Bild auf S. 401 stellt eine solche Apachenbande
auf der Rückkehr von einem gelungenen Raubzuge dar, und
zeigt mit größter Anschaulichkeit den Typus, sowie die halb
indianische, halb mexikanische Tracht dieser wilden Steppen-
räuber. In der'Ferne sieht inan das von ihnen überfallene
Farmgehöst brennen, während das darin vorgefundene Vieh
als gute Bente mitgesührt wird. Einer der Indianer schwingt
jauchzend den Skalp eines erlegten Feindes, ein anderer ist
im Begriff, den letzten der männlichen Gefangenen durch einen
Revolverschuß zu tödlen.

399

Die drei ältesten Söhne des Prinzen Wilhelm
Nlii, prenlien.
lSichc Has ebcrc Bild Nuf Scitc ION)
Der am 27. Februar 1881 zu Berlin geschlossenen Ehe
des Prinzen Wilhelm von Preußen, des ältesten Sohnes des
deutschen Kronprinzen, ^uit der Prinzessin Auguste Viktoria
von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, sind bisher
vier Kinder entsprossen; Prinz Friedrich Wilhelm Viktor
August, geb. 6. Mai 1882, Prinz Wilhelm Eitel Friedrich
Christian Karl, geb. 7. Juli 1883, Prinz Adalbert Fer-
dinand Berengar Viktor, geb. 14. Juli 1884; und am
29. Januar 1887 gebar die Prinzessin Wilhelm in Potsdam
abermals einen Prinzen. Auf Seite 404 führen wir unseren
Lesern die drei ältesten Söhne des Prinzen Wilhelm von
Preußen, die Urenkel Kaiser Wilhelm's, im Bildt! vor. Dit!
allerliebste Gruppe ist nach einer kürzlich aUsgenoMMeni!» Pho-
tographie gefertigt. Prinz Wilhelm, der älteste, steht rechts,
ein wenig zur Seite geneigt und den Kops an den seines
Brüderchens anlehnend. Er ist ein schon tüchtig Heranwachsen-
der, selbstbewußter Knabe, der in seinen Neigungen und seinem
Gebühren schon den künftigen Soldaten verräth. Sein Haar
ist nm eine Schnttiruug Heller als das seiner Brüder, alle
drei aber haben schöne blonde Haare und die blauen Augen
ihrer Vorfahren. Man will in der lästerlichen Familie finden,
daß Prinz Wilhelm die Züge seiner beiden Eltern in glück-
licher Vereinigung trage. Anders Prinz Friedrich, den wir
auf dem Bilde links erblicken. Er schlagt offenbar in die
Familie der Mutter nnd soll besonders feinem Großvater
mütterlicherseits sehr ähnlich sehen. Der jüngste, Prinz Adal-
bert, den die beiden älteren zwischen sich haben, gleicht ganz
seinem Vater, wie dieser in seinen Jugeudjahren war, und
nicht wenige unserer Leser werden außerdem finden, daß der
junge Prinz eine gewisse Aehnlichkeit mit Friedrich Wilhelm IV.
besitzt. Die drei hübschen, kräftigen nnd begabten Knaben
leben in ihrer Geburt; stadt Potsdam (im Winter im Residenz-
schlosse, im Sommer in, Marmorpalais am heiligen See)
unter der beständigen Obhut ihrer Eltern, genießen die sorg-
fältigste Erziehung, und es ist zu erwarten, daß sie dereinst
ebenso tüchtige Männer werden, wie ihre Ahnen, fähig, die
großen Aufgaben zu erfüllen, zu denen sie vom Schicksal als
die Erben eines der mächtigsten Reiche der Erde bestimmt sind.
Die Rel'huhiijngd in Spanien.
(Siehe t>»S untere Bild auf Seite 404.)
Während bei uns in Mitteleuropa die Jagd auf da«
Reb- oder Feldhuhn mit dem Vorstehhunde zu den anziehend-
sten Arten des Waivwerks im Spätsommer gehört, übt der
Spanier die Jagd auf das dort sehr häufige rothe Rebhuhn
in einer einfacheren und mörderischen Weise ans, welche den
Beifall unserer Jagdfreunde nicht haben wird. Im Herbste nnd
während der Paarungszeit begibt sich der Jäger in aller Morgen-
frühe in's Freie, sucht sich eine verdeckte Stelle nnd seht in
angemessener Entfernung nnd aus einem leicht zu beschießenden
Platze ein Vogelballer nieder, worin er einen zahmen Feld-
hahn als Lockvogel mit sich führt. Das Vogelbauer um-
stellt er mit eiuigeu grünen Zweigen, damit"es nicht jo sehr
in's Ange fällt. Sobald das kleine Versteck für das Vogel-
bauer hergerichtet ist, nimmt der Jäger den lleberzug ab,
worin er seither dell Käfig getragen, und augenblicklich läßt
nun der Lockvogel seinen Mus „Tacktack, tacitack, tackteraa"
hören, welchen bald die in der Nahe befindlichen Rebhühner
beantworten. Gewöhnlich dauert es nur einige Minuten, bis
ein Rebhuhn oder selbst ein Paar von ihnen vor dem Käfig
erscheint, nm alsbald durch den im Hinterhalt befindlichen
Jäger auf eine Entfernung von 15 bis 20 Schritten mühelos
erlegt zu werden. Zu Anfang der Paarungszeit nimmt man
nur Hähne als Lockvögel, und dem Ruse derselben folgen
sowohl Hennen als Hähne, die letzterem ans Eifersucht und
Kampflust. Sie antworten s>em Lockvogel nnd rufen dadurch
auch die anderen Rebhühner herbei, die sich dem Schützen frei
zeigen nnd daher leicht geschossen iverden, so daß der Schütze
manchmal an einem Morgen 15 bis 20 derselben schießen kann.
Kritische Situation.
(Siche das Bild auf Tcitc 40ö.)
Wer jemals Gelegenheit gehabt hat, einen gezähmten Raben
in seinem Treiben zu beobachten, der weiß, wie klug und drollig,
aber auch wie durchtrieben und frech diese Vögel sind. Sie
stehlen eben „wie die Raben", fallen andere Hausthierc au,
tödten mitunter junge Hühner nnd Gänse, büßen Menschen,
welche barfuß gehen, in die Füße und was dergleichen Streiche
mehr sind. Merkwürdiger Weise halten sie mit Hunden meist
ganz gute Freundschaft, und auch der große Hofhund auf un-
serem Bilde S. 405 hat es sich gefallen lassen, daß der auf
dem Gute gehaltene „Haus Huckebeiu" ihm den schönsten
Knochen vou der vor seiner Hundehütte^ stehenden Schüssel
genommen hat und nun eifrig mit seinem Schnabel bearbeitet.
Doch schon „naht sich das Malheur" in Gestalt eine? Katers,
der den Raben durchaus nicht leiden mag nnd augenscheinlich
die günstige Gelegenheit benützen will, ihn von hinten her zu
überfallen. Aber auch der Hund hat seinen traditionellen Feind
bereits erblickt nnd umcht sich fertig, auf die anschteichcnde Katze
loszujpriugeu. Die Situation ist also nicht uur eine kritische für
den Vogel, der so verliest in seine Beschäftigung ist, daß er den
leisen Schritt des nahenden Feindes nicht vernimmt, sondern auch
für den heraujchleichenden Kater, und zwar in wohl noch
höherem Grade. Hat nämlich „Haus Huckebein" nur Gelegen
heil, von seinem gewaltigen Schnabel rechtzeitig Gebrauch
machen zu können, so wird er sich die .Katze schon vom Leibe
zu halten wissen, während es dieser selbst bei ihrem boshaften
Vorhaben auch daun sehr leicht recht übel ergehen kann, wenn
der Hund plötzlich von feiner Höhe wie ein Blitz ans heiteren,
Himmel sich ans sie herabftürzt, nm sie zu packen und gehörig
abznschültelu.
 
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