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Ei» Zwiegespräch. Nach einem Gemälde von Minna Stocks. lS.-163)

Die Familie Melville.
'^Mau aus j,xr Zeit des nordamerikanischcn Bürgerkriegs.
Von
Balduin Möllhansen.
iNachdrnck verboten.)
eiin ich mich wirklich zur Heraus-
gabe des Schlüssels zu deu Dokumenten
verstände und dadurch die entsprechen-
den Mittel verfügbar würden, wer ist
es, der daun Besitz von der Plantage
ergriffe?" fragte Miß Sarah schneidend.
„Ich verzichte im Namen Gilbert's

Gehör gegeben," sprach er dringlich, „so lassen Sie es
auch heute geschehen. Geben Sie die Lösung der Rüthsel
frei, und ich bezweifle keinen Augenblick, daß Sie
dadurch auch für sich selbst nicht zu unterschätzende
Vortheile herbeiführen."
„Vortheile?" zischte Miß Sarah förmlich in ihrer
Wuth, „um elender Vortheile willen soll ich mich
beugen, meinen bisherigen geheiligten Grundsätzen ent-
sagen, mein ganzes Ich umwandeln? Nein, lieber
will ich die letzte erbärmliche Unterstützung aus dem
Nachlaß meines Bruders auch noch verlieren, als mich
zu einer Handlung verstehen, die im Widerspruch mit
meinem ganzen Denken und Empfinden! Nein, am
wenigsten gebe ich einem Zwange nach, und um gegen
Versuchung geschützt zu sein sic sprang empor und

erklärte
i" LÄ 'L
Schloß -ms s«m
nehmen
'M tonnen."
bliebe nur
^Nanueodcrviel-
lehr Stoctou,"
K Miß Sarah
^tlg auf,
^"Stoctou und
nF sänne," bestä-
me Gregor. Miß-
^ärnh Miß
-. „Ctocton?" rief
""d bos-
L Leiste ihr
E du- beiden
tztteu, die traurig,
wied^Zennsseuhcit
.^ch'tamilie bekla-
b "d, auf sie hin-
.^n. „Stoctou?"
^erholte sie bei-
"l) gellend, „nein,
sM.'nierniehr soll
Name im
herein mildem ehr-
nurdigen Stamm-
M der Melvilles
«nmnnt werden!"
Gregor schöpfte
. Mtheui, als hätte
bch za einem vor
nnliegendeuschwc-
u?> Werk gerüstet.
Z^bor er indessen
Hüann, )vendete
. lowfield in wach-
Unruhe sich
Sarah.
. Fft haben Sie
,/Niien nneigennü-
l!Ni Rathschlägen

trat in fliegender Hast vor ihre Kommode hin. Mit
derselben Heftigkeit riß sie die oberste Schublade nach
sich. Eine Weile tastete und suchte sie in derselben,
daun hob sie einen unscheinbaren Papierstreifen empor,
und eine Mänade hatte nicht gehässiger dareinschauen
können, als sie, indem sie hohnlachend ausricf: „Ja,
ich will mich gegen jede Versuchung schützen, mich
stählen gegen lächerliche sentimentale Anwandlungen
da hier ist der Schlüssel!" lind mit einer Schnellig-
keit, daß man kaum den Bewegungen ihrer Hände zu
folgen vermochte, zerriß sie das Papier in die kleinsten
Theilchen. „Da - hier habt Ihr den Schlüssel,"
fügte sie giftig hinzu, „nun deutet und übersetzt nach
Belieben!" und davon schleuderte sie die winzigen
Schnitzel, daß sie wie Schneeflocken umher wirbelten.
Mit einem Aus-
druckwildenTrium-
Phes begab sie sich
auf ihren Platz
zurück. Boshafte
Schadenfreude
leuchtete förmlich
aus ihren Augen,
indem sie die Blicke
in: Kreise schweifen
ließ. Nur in dem
bleichen Antlitz
Slowfield's ent-
deckte sic verhaltene
Wuth und bittere
Enttäuschung. Die
übrigen Anwesen-
den bewahrten da-
gegen ihre bisherige
Ruhe. Marianne
allein vcrrieth in
höheren: Grade
Trauer.
Das Plötzlich ein-
getretene Schweigen
unddieTheilnahm-
losigkeit Derer, auf
welche ihre rasche
Handluugberechuet
war, befremdeten
sie sichtlich. Doch
in dem Wahn, daß
Schrecken und Er-
staunen Allen die
Sprache geraubt
habe, fuhr "sie nach
einer kurzen Frist
mit derselben Lei-
denschaftlichkeit
fort: „Meine Auf-
gabe ist erfüllt.
Dich aber, Gregor,
fordere ich auf,
nunmehr wahr zu
machen, was Du
bisher prahlerisch
 
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