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«U'^s e. k'l die Falten seines Kaftans
denn," ."üb die Stuhllehne als weiter
kletterte sie gewandt auf seinen
Wurd»' Wodurch Singsang gezwungen
h"k wahrhafter Duldermiene die
sie . x "i'sustclleu. Gleich darauf stand
kund-, 7."uen Schultern. Einige Se-
iuu>/" /tupfte sie um's Gleichgewicht,
lx>sg,.,?wteud, daß Singsang seine Arme
oben streckte, um ihr einen
vorn kneten; daun neigte sie sich nach
ttelnn. die Brille von seiner Nase
"qeiün?M ^'festigte sie dieselbe vor ihre
uiackn'D!»^ Du jetzt Kunststücke mit mir
wvZ, lvagte sie drohend, und heraus-
"Uid verschränkte sie die Arme.
hernn^ovuu herunter, liebes Kind, komm
bcck Bedenke nur, wenn Du sielest,"
^svgsaug kläglich.
'Unu7i?'E"' Singsang. Versprich jetzt,
>virki7r Ickten zu thuu, oder ich falle
tiivn- ^"'d Wage mir ein großes blu-
' 7>> Schlitten onf der Stirn."
ihein'na^^k? denn, ich verspreche es," be-
schon in seiner Noth, denn
leit em der Gedanke an die Mvglich-
erinu?'7 Berwuudung seines Lieblings
! mit Entsetzen.
Tijm "'gte die Arbeit vor sich auf den
sst.7,' iviederum die Arme nach oben
^'"skNe er, bis Thusnelda seine
>seick7 ergrifstii hatte, und auf ein
S 7^" khm sprang sie auf seine Knice.
„U>Z' meinte er mit einem Seufzer,
Schuld "^ew wird, ist's nicht meine
,,G,"j^kla!" spdttelte Thusnelda lustig,
liieb? khut mir nichts. Der kann mich
kt Munal böse anseheu."
»Aber mich."
^Nlsang nichts, lieber schöner
Neiu"a o Knollen wir ivenigstens zuvor dies
. chtvolle Kleid unpassen, auch Avin
"'U eu, n>euig käuuueu."
"-uchts da, Singsang. Du willst nur,

Die Familie Melville.
kunnnii aus der Zeit des Iiordamerikanischeii Bürgerkriegs.
Von
Balduin Möllhause».
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)
ingsang, Du bist häßlich, Du bist ein
Scheusal, und thust dennoch, was ich Dir
anbefehle," erklärte Thusnelda trotzig, in-
dem sie von des alten Burschen Schoß
sprang. Schnell glitt sie hinter ihn, und

Lachend und jubelnd duldete sie, daß Singsang die
Arme nunmehr ganz nach oben ansstreckte, sie hinauf
und hinunter wiegte und schließlich ihr gestattete, das
Gewicht des Körpers dem einen Fuß allein anzüver-
trauen. Dabei lobte er den kleinen Wagehals über
die Maßen und belehrte ihn, daß, wenn er das Gleich-
gewicht verlieren sollte, er sich nur fallen zu lassen
brauche, um vou ihm sanft aufgefangen zu werden.
Nach diesen Vorübungen streckte er auch die Füße
empor, sie den Händen so weit nähernd, daß Thus-
nelda, wie auf einer Brücke, im Kreise herumzuschreiten
vermochte. Hin und wieder schwankte sic Wohl ein
wenig, dagegen besaß Singsang eine solche Sicherheit
der Bewegungen, daß sie mit seiner Hilfe das Gleich-
gewicht schnell wieder zurückgewann und
die eigene Kunstfertigkeit jubelnd pries.
Diese erste Uebuug schloß damit ab,
daß Singsang, die kleinen Füße in den
Händen, die Arme nach oben lang aus-
streckte, sich zunächst in eine sitzende
Stellung emporrichtete und endlich ganz
erhob. Ein Weilchen gönnte er der Klei-
nen die Freude, die Zimmerdecke zu be-
tasten. Dann ließ er sie plötzlich mr
sich nicdergleiten, um sie in seiner Brust-
höhe wieder aufzufaugen, und im nächsten
Augenblick hing sie an seinem Halse, das
gelbe Mongolengesicht küssend und klopfend
und ihren Singsang den schönsten Mann
der Welt nennend, daß dem alten Burschen
die Thränen der Rührung in die Augen
drangen.
Doch die Kleine war unermüdlich.
Kaum daß sie Singsang Zeit gab, ihre
wirren Locken zu kämmen, zu bürsten und
mit einem hellblau seidenen Band zu um-
schlingen. Neue Spiele wurden ersonnen,
die mehr auf scharfen Blick und Geschick-
lichkeit der Hände berechnet waren, und
wie draußen in den Obstbäumen das
unmelodische Krächzen eines stahlblauen
Hähers durch den Ausdruck der Freude
sich harmonisch mit dem süßen Gesang
der Spottdrossel einte, so offenbarte sich in
dem Lehmhänschen dieselbe Glückseligkeit
in Hellem, kindlichem Jubel und tiefem,
gurgelndem Lachen.
Gregor, der eigentliche Hausherr, be-
fand sich um diese Zeit noch eine Strecke
abwärts. Mit Eristobal, seinem Brod-
Herrn, und gefolgt von einigen Arriervs
war er gleich nach dem Mittagessen fort-
geritten, um eine Anzahl Pferde in
Augenschein zu nehmen, welche mau in
eine Einfriedigung getrieben hatte. Unter
diesen befand sich ein dunkelbrauner fünf-
jähriger Hengst vou hervorragender Kraft
und Schönheit, der weder Sattel noch
Zaum jemals getragen hatte. Ohne Brand-
zeichen, also herrenlos, wild bis zur Bos-
heit und Tücke und mißtrauisch gegen jeden

ich soll darüber die Kunststücke vergessen. Vielleicht
nachher, wenn wir uns müde gespielt haben."
Singsang erhob sich. Bedächtig legte er die schweren
Schuhe ab, daß er in seinen blauen Leinwandstrümpfen
dastand. Thusnelda hatte unterdessen nicht nur die
Schuhe ausgezogen und in verschiedene Richtungen da-
von geschleudert, sondern auch die kurzen rothen
Strümpfe, und leuchtenden Blickes überwachte sie, wie
Singsang sich niederlegte und, die Ellenbogen auf den
Fußboden stützend, die Unterarme emporhielt. Gewandt
den linken Fuß in die nächste offene Hand stellend, gab
sie sich einen Schwung, und mit einem lustigen Ausruf
den rechten nach sich ziehend, fand sie für denselben auf
der anderen Seite einen ähnlichen Halt.

In stillen Stunden. Nach einem Gemälde von Toni Aron. (2. Ml)
 
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