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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 24.1889

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.51129#0115
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1889





erlauscht hatte, und einer

dcr Armee.

ganzes Gespräch mit Maud
feindseligen Anrede gewärtig, trachtete er, derselben zu-
nächst durch einen ehrerbietigen Gruß zuvorzukommen.
„So bleibt mir nichts Anderes übrig," fügte er in
verbindlichster Weise hinzu, „als die gnädige Gräfin
selber zn ersuchen, Mitleid mit einem armen Sterb-
lichen walten zu lassen und ihn über ihr nächstes Ziel
aufzuklären."
Wie eine Bildsäule stand die Gräfin. Einige Se-
kunden betrachte sic Peldram mit ablehnender eisiger
Kälte, dann sprach sie eintönig: „Es ist nicht meine
Gewohnheit, über die von mir in Erwägung gezogenen
Schritte dein Ersten Besten Auskunft zn erthcilen."
Und zn den beiden Freundinnen in demselben Tone:
„Ich finde, hier, wo die Sonnenstrahlen in ihrem An-
prall ans die Weiße Wand doppelt blenden, ist kein
rechter Platz für Euch. Ich würde daher rathen, nach

Alfred Gras v. Wnldrrsec, dcr neue Ehst des Ecucrnlstabes
Nach einer Photographie gezeichnet Non C. Kolb. (S. NS)

kehr ursprünglich bestimmte — o, geborene
Dame, wie Sie, gezwungen wird, ihr
Leben einsiedlerartig zwischen Himmel
und Wasser zu verbringend Wären Sic
noch in Marleyhouse zurückgelassen wor-
den, wie ich glaubte zuversichtlich vor-
aussetzen zn dürfen! Und solches Ver-
fahren sollte nicht der Ausfluß einer
Schrulle sein?" Er entdeckte, daß nm
Mand's Lippen ein cigenthümlicher Zug
zweifelnden Mißmuthes sich ansprägte,
nnd zuvorkommend sprang er von dem
ihr sichtlich Peinlichen Gegenstände mit
den Worten ab: „Wie die Sonne uns
so aufmunternd zu dem Wiedersehen
leuchtet! Möchte es nur nicht zu kurz
bemessen sein. Doch vor allen Dingen,
theuerstc Maud: um nicht abermals zn
schrecklichen Irrfahrten um die halbe
Erde herum verdammt zu werden, ver-
trauen Sic, bevor Jemand uns stört,
mir schleunigst an, wohin die Reise der
Pandora zunächst führt."
„Das weiß Miß Maud ebenso wenig,
wie Sie selber," ertönte eine rauhe
Stimme ihnen zu Häupten vom Quarter-
deck herunter.
Peldram sprang empor. Sein erster
Blick fiel ans Simpson's ernstes Antlitz.
Er kämpfte indessen seinen Verdruß nieder,
nnd Mand's ängstliche Spannung berück-
sichtigend, rief er wie im Scherz hinauf:
„Wissen die jungen Damen es nicht, so
darf ich vielleicht hoffen, auf meine höf-
liche Bitte von dem Herrn Kapitain
Simpson darüber untcrrichtctzu werden."
„Auch der würde nicht im Stande fein, :
Ihre sonderbare Frage zu beantworten,"
sprach die Gräfin, die eben durch die !
offene Thür des Vorraumes der Kajüte
in's Freie getreten, und kaum drei Schritte
weit von der Gruppe entfernt stehen ge-
blieben war.
Sichtbar verstört kehrte Peldram sich
ihr zn. Er bezweifelte nicht, daß sie sein

oben zu steigen oder unten die schattigen Räume auf-
zusuchen."
Sie wartete, bis Maud, wie mit Blut überströmt
und gefolgt von Sunbcam und den Panthern, auf der
niederwärts führenden Treppe verschwunden war, und
nachlässig kehrte sie sich Peldram wieder zu, auf dessen
gebräuntem Antlitz tiefe Entrüstung über ihr schnei-
dend abstoßendes Verfahren sich offenbarte.
„Auch eine meiner Schrullen," sprach sie glcich-
müthig. „Manche nennen es Verrücktheit, doch das
ändert nichts an dem wahren Sachverhalt. Im klebri-
gen mögen Sie mir zutrauen, daß ich am besten weiß,
was den jungen Damen dient. Halte ich für angemessen,
noch dreißig Jahre mit ihnen auf dem Weltmeere
zn kreuzen, so kümmert das weder Sie, noch Lowcastle,
noch irgend einen anderen Menschen der Welt."
„Das sind harte Worte," versetzte Peldram, nnd
er kämpfte sichtbar um seine Selbst-
beherrschung, „Worte, die man indessen
willig über sich ergehen läßt, wenn sie
aus solchem Munde kommen."
„Wie es Ihnen beliebt," hieß es zu-
rück. „Ich lege Niemand Zwang ans,
am wenigsten Fremden. Nebenbei möchte
ich mir die Frage erlauben, welchem Um-
stande ich die Ehre Ihres Besuches an
Bord meiner Pacht verdanke?"
Peldram knirschte mit den Zähnen.
Nach der Begegnung mit Maud berührte
die unzweideutige Feindseligkeit der Gräfin
ihn doppelt Peinlich. Schwer wurde es
ihm daher, seine Leidenschaftlichkeit zu
bemeistern nnd schonend zu antworten:
„Ich kam im Auftrage des Herrn Low-
castle. Er läßt Ihnen seinen achtungs-
vollen Gruß entbieten und ersucht um
die Erlaubniß, in Begleitung einiger
Freunde Ihnen seine Aufwartung machen
zu dürfen."
Bei der Mahnung an die auf dem
Eremit weilenden Hörren zuckte es wie
ein Blitz aus den Augen der Gräfin.
„Sogar noch mit Freundend" fragte sie
ohne die leiseste Wandlung in ihren Zügen,
„weiß er denn, ob er selber mir will-
kommen istd Doch verlieren wir keine
überflüssigen Worte. Melden Sie Ihrem
Onkel Lowcastle, ich müßte jeden Be-
such — merken Sie sich, Kapitain Pel-
dram — jeden Besuch hier in meinem
eigenen Reich ablehnen. Gebrauche ich
Jemand, so bescheide ich ihn zu mir,
oder ich gehe zn ihm. Hat Lowcastle
nur Wichtiges anzuvertrauen, so will ich
ihn an Bord seiner Pacht besuchen," und
ihre schmalen Lippen bequemten sich zu
einem unheimlichen Lächeln, „aber heute
uicht, auch nicht morgen, sondern zu einer
Stunde, die mir znsagt. Nebenbei werde
ich nicht verfehlen, mich zuvor anzu-
melden. Das theilen Sie wörtlich dem

Roniau
von
Balduin Mvllhanse».
lNachdrnck v-rb°,-n.)
ns Vollem Herzen Pflichte ich dem bei, was
Sie bezüglich der Maßregeln zum Schutze
Snnbeam's sagen," nahm Peldram wieder
das Wort, während seine Blicke Mand's
Augen suchten, „welche Erklärung gäbe cs
aber dafür, daß eine für die menschliche
Gesellschaft und den Geist erfrischenden Ver-
.
 
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