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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 24.1889

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.51129#0315
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Stelle vollkommen be-

eine hohe Summe,

Pein; Friedrich August, Herzog zu Luchsen.
Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. (S. 315)

Fenster des Arbeitszimmers
ein grün gedämpfter Schein
ihn vielleicht bemerkte, achtete !

wie Jemand, der sich zn seiner
rechtigt fühlt.
„Was wollen Sie denn?"

Cunning lachte boshaft und versetzte
arglistig blinzelnd: „Und doch möchten
Sie dreimal so viel dafür zahlen, wenn
Sie mich eines Tages als 'nen Todten
vor sich liegen sähen."
„Lassen wir dergleichen leere Redens-
arten," rieth Wellingham, mit aller
Macht um seine Ueberlegung kämpfend;
„bin ich auch gern zn den größten Opfern
bereit, so muß ich zuvor sichere Bürg-
schaft haben, daß ich nicht getäuscht werde,
eine solche ist aber nur so lange möglich,
Ivie Sie an mein Hans und meine Person
gefesselt sind. Und was fehlt Ihnen schließ-
lich hier? Erfülle ich nicht bereitwillig
Ihre Wünsche, so lange dieselben sich in
den Grenzen der Vernunft bewegen? Das
Aeußerste, wozu ich mich entschließen
könnte, wäre, Ihnen in der Ferne eine
mehr als auskömmliche Rente zu sichern."
„So?" hieß cs höhnisch zurück, „und
wenn Sie selbst über Bord gingen oder
Ihre Firma Schiffbruch litte, was dann?
Nein, nein, der Teufel hat manchmal sein
Spiel; entweder das Kapital, oder ich
stehe nicht für die Folgen —"
„Die für Sie selber nicht minder ver-
hüngnißvoll wären," fiel Wellingham
heftig ein, doch bereuend, den Trotz Cun-
ning's herausgefordert zu habens fügte
er gelassener hinzu: „Wenn ich nur
wüßte, was Ihre plötzliche Sinnesän-
derungverursachte. Vor wenigen Tagen,
sogar heute früh noch, meinten Sie, daß
wir Wohl alt mit einander werden möchten."
„Ganz recht," gab Eunning zu, „aber
nachdem ich die Angelegenheit ordentlich
übcrgeholt habe, gelangte ich zn dem
Schluß, daß es für uns Beide am rath-
samsten, wenn ich mit 'ner angemessenen
Entschädigung in der Tasche eines Tages
still von hier abtrcibe. Sehen wir uns
nicht mehr, da hat's mit dem Gemahnen
an alte Zeiten von selber sein Ende."

beiden dicht verhangenen j
Wellingham's drang noch
in den Park hinaus. Wer i,
nicht darauf. Man war an dem Hausherrn gewohnt,
daß er selten vor Mitternacht den Schlaf suchte.
Hinter dem mit Schriftstücken und Büchern bedeckten
runden Tisch saß er in der Sophaecke, das Haupt
schwer auf Arm und Seitenlehne stützend. Ein seidener
Schlafrock umhüllte seine Gestalt, einen gewissen Cha-
rakter des Hinfälligen noch verschärfend. Ans seinem
heftig gerötheten Antlitz webte es dagegen, als Hütten
die wild erregten Leidenschaften ihn plötzlich verjüngt
gehabt. Unheimlich funkelten seine Augen, indem sie
unter den gesenkten Lidern hervor immer wieder Cun-
ning suchten. Ihm gegenüber saß derselbe auf einem
weich gepolsterten Armstnhl, sich dehnend und reckend

fragte er im Verlauf
des Gespräches, in welchem sich augenscheinlich die
schroffsten Gegensätze geltend gemacht hatten. „Mich
als Partner in's Geschäft aufzunehmen, weigerten Sie
sich von jeher; mit Ihnen und den Ihrigen, die auf
mich niedersehen, wie auf 'nen Lumpen, zu Tisch sitzen
silll ich ebenfalls nicht; und jetzt, da ich Vorschläge,
mit lmnderkläusind Dollars mich abzufinden, kramen
Sie neue Bedenken au-... Bei Gott, Mann, ich hab's
satt; ans die eine oder die andere AP muß es ein
Ende mit uns nehmen, oder es gibt ein llngtüch"
„Hunderttausend Dollars ist eine hohe Summe,"
erwiederte Wellingham zögernd, offenbar um Zeit zu
gewinnen.

Die beiden Dachten.
Roman
von
Baldni» Moll Pansen.
lForbcstnnk.) ,
sNachvnn! verkomm,
oot ahoi!" hieß es plötzlich von oben vom
Verdeck der Pandora herab. Die Gräfin
schrak aus ihren Gedanken empor. In dem-
selben Augenblick glitt das Boot neben die
Falltreppe hin. Es grüßten sie herzige
Stimmen. Aland und Sunbeam reichten
ihr, nm sie zn stützen, die Hände entgegen.
Schnurrend und sich schmeichelnd an ihr
reibend, umkreisten die schön gefleckten
Geparde ihre Herrin. Schüchtern war-
teten die beiden Schlangenkindcr darauf,
ihrer Wohlthäterin ebenfalls zutraulich
nahen zn dürfen. Es war in der That
ein Märchenbild, welches der Mond an
Bord der Pandora beleuchtete, linier
dessen Einfluß gelang es der Gräfin leicht,
von sich auszuscheiden, was sie bisher feind-
selig erregte. So klang auch ihre Stimme
hell und ruhig, als sie zu Aller Erstaunen
Simpson bat, sich nach dem Eremit hin-
überrndern zu lassen und Lowcastle nm
eine Unterredung zu ersuchen.
„Fragen Sie ihn," fuhr sie fort, „ob
er geneigt ist, morgen Abend mein Gast
zu sein. Ich erwartete sehr liebenswür-
digen Besuch. Vielleicht fände er Ge-
legenheit, die Neugierde zu befriedigen,
welche ihn so lange an meine Spuren
bannte. Aber wohlverstanden: nur ihm
gilt die Einladung, sonst keinem Anderen,
wer es auch sei."
Bald darauf lag das Deck vereinsamt.
Die Gräfin hatte sich mit ihren Schutz-
befohlenen in die unteren Räume hinab-
begeben. Die Mannschaft, auf dem sicheren
Ankergrunde von jeder Arbeit befreit,
saß im Volkslogis bei der letzten Tages-
mahlzeit. Vorn ans dem Schanzdeck, wie
hinter dem festgelegtcn Steuerrad wan-
delte, die Deckwachc versehend, ein Ma-
trose langsam ans und ab. Von dem
Eremit, wo Simpson nach Erfüllung
seines Auftrages sich zur Rückkehr an-
schickte, drang das Klappern zwischen die
Pflöcke geworfener Riemen herüber. Eine
Stunde später, da ging auf der Pan- '
dora der Schlummergott nm, seine Mohn-
körner freundlich ans alte und junge
Augen streuend. —
Auch in dem Landhanse war eS um
diese Zeit still geworden. Nur durch die
 
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