Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 25.1890

DOI Heft:
Heft 3
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51136#0061
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Autorrechts Vorbehalten,





Vor ihm über dasselbe hinausragten, gelangte er wieder
zum vollen klaren Bewußtsein, Bon Scheu befangen,
den Schutz des Bruchs aufzngeben, ließ er sich auf
einen, frische Schößlinge treibenden Wurzclstumpfen
nieder. Er bedurfte der Zeit, nm sich mit seiner Lage
vertrant zu machen. Alles blieb still. Das Bruch ganz
zu verlassen, wagte er nicht. So verrann eine Weile,
als er das sorglose Pfeifen unterschied, mit welchem
Jemand durch den Hochwald cinherschritt. Zuweilen
räusperte sich der Nahende eigenthümlich, offenbar um
sich bemerklich zu machen.
Argwöhnisch spähte der Flüchtling zwischen dem
Erlengezweig hindurch. Doch nur kurze Zeit, und er
wurde eines Mannes in abgetragenen: Arbeiteranzugc,
unter den: Arme ein Bündel Besenrciser, ansichtig.
Sobald er aber gewahrte, daß derselbe sein rothes
Halstuch so
weit gelöst
hatte, daß es
nach Frauen-
art über sei-
nen Nacken
niederhing,
brach er den
nächsten in:
Bereich seiner
Hand befind-
lichen Zweig
um. Auf das
Knacken blieb
der Mann
stehen. Einige
Sekunden
sann er nach,
dann bewegte
er sich auf die
Stelle zu, von
welcher das
Geräusch zu
seinen Ohren
gedrungen
war.
Der Flücht-
ling hatte sich
erhoben,
wagte aber
immer noch
nicht, sein
Versteck zu
verlassen.
Endlich trat
Jener vor ihn
hin, eine äl-
tere, verwit-
terte Gestalt,
deren äußere
Hülle nicht
minder von
einem Leben
schwerer Ar-

dcr Rückschlag. Er äußerte sich in einer gleichsam
lähmenden Mnthlosigkeit. Sogar das Bewußtsein der
Freiheit wurde durch den Gedanken an die nächste Zu-
kunft verbittert. Denn wer sagte ihm, ob er nicht
schon morgen wieder eingefangen wurde, um dann einem
noch traurigeren Loose entgegenzusehen?
Allmählig langsamer cinherschreitend, gewährte ihn:
die Hoffnung auf die Fürsorge opferwilliger Freunde kaum
noch Trost. Wie er ging und stand, ohne die geringsten
Mittel und jeglichen schriftlichen Ausweis über seine
Person, sollte er in die Welt hinaüszichen. Er konnte
cs nicht fassen. Traumartig legte cs sich nm seine
Sinne, schwerfälliger wurden seine Bewegungen.
Er hatte die Grenze des Bruchs erreicht, bevor er
es gewahr wurde. Erst als das Erlengehölz sich vor
ihn: lichtete, hohe Baumwipfel in geringer Entfernung

Die Söldlinge

Nomcv und ZuUa. Nach cniem Gemälde von Minna Stacks. (S. 63)

Roman
Wakdttin Möllliaulen
(Fortsetzung.)
.(Nachdruck verboten.)
<^>cr Flüchtling war in der Thal, wie der Kutscher
) voraussctzte, sobald der Wagen aus seinem Ge-
sichtskrcise trat, die Böschung hinnntergcglitten.
Dort hatte er nach flüchtigem Ilmherspähen den Weg
in das Bruch hinein genommen, wo er alsbald hinter
dichten: Erlcngebüsch verschwand, lieber die inncznhal-
tende Rich-
tung nicht ii:
Zweifel, be-
eilte er sich,
- zunächst aus
der Nachbar-
schaft der
Chaussee zu
entkommen.
Das Vor-
dringen er-
leichterte ihn:
der Umstand,
daß durch die
sommerliche
Dürre der
moorige Bo-
den hinläng-
lich ausge-
trocknet war,
um über den-
selben Hin-
wegeilen zu
können. Nach
der tödtlichcn
Spannung
der letzten
Stunde, nach
der über-
menschlichen
Anstrengung,
welche es ihn
kostete, die ihn
bewachenden
Männer zu
täuschen und
eine Stim-
mung zu er-
heucheln, de-
ren er sich im
Grunde vor
sich selbst
schämte, er- " ——
folgte indessen
 
Annotationen