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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 25.1890

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Heft 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.51136#0385
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„Darf ich denn Ihre Schwelle über-

Die Nniertrennlichc». Nach einem Gemälde von Th. Klee Haas. (S. 383)

malen tropischer Breiten Jacobüa überaus wohlthuend
an. Doch bevor sie Zeit fand, ihren Empfindungen
der Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, trat Don En-
rique sie an Isabel ab, um sie von dieser in Mazatl s
Begleitung nach der ihr bestimmten Wohnung führen
zu lassen, während er selbst sich hinaus begab, um für
die Leute und Thiere des Postzuges Sorge zu tragen.

dem sie erwiederte; .
schreiten, ohne Ihnen zuvor meinen Namen genannt
und Sie mit dem Zweck vertraut gemacht zu haben,
der mich hierher führte'?"
„Name und Zweck kommen nicht in Frage," ver-
setzte der alte Stierkämpfer verbindlich, „wollen Sie
mich dagegen zu seiner Zeit durch größeres Bertranen
auszcichnen, so gereicht cs mir zur doppelten Ehre;
sonst aber mögen Sie Jahr und Tag hier weilen, ohne
daß Jemand nach etwas Anderem fragt, als nach dem
Grad Ihrer Zufriedenheit in der neuen Umgebung."
Sie waren nach dem Hofe hinaufgeschritten. Wie
das herzliche Wesen des alten Stierkämpfers und seiner
schönen» Tochter, wehte auch der Anblick des kleinen
schattigen Reiches mit den gleichsam lachenden Merk-

- "F

(Nachdruck vcrboNuv
ufmerksam prüften Dvn Enrique und Isabel
die nahenden beiden Frauengcstalten. Kaum
aber hatte Isabel einen vollen Blick auf
LizarlLs bräunliches Antlitz geworfen, als
sie mit dein lauten Rust „Mazatl!" dem
Wagen
zueilte und in un-
gestümer Freude ihr
beide Hände ent-
gegenstreckte. Nicht
minder freudig er-
staunt begrüßte auch
Don Enrique die so
lange Betrauerte;
alsbald aber, in
Jacobüa eine vor-
nehme Dame er-
kennend und nicht
blind für die Ver-
legenheit, welche auf
ihrem Antlitz zum
Ausdruck gelangte,
kehrte er sich ihr niit
der ganzen würde-
vollen Höflichkeit
eines spanischen Hi-
dalgo zu. Zuvor-
kommend half er ihr
vom Wagen; sobald
sie aber, der eng-
lischen Sprache sich
bedienend, auf einige
Tage nm seine Gast-
freundschaft bat, da
hieß er sie stürmisch
willkommen unter
seinem Dach nnd ans
so lange, wie cs ihr
gefallen möge, ihm
die Ehre ihres Be-
suches zu schenken.
Verbindlich ihr den
Arm bietend, führte
er sie dem Hanse zn.
Dankbar lächelnd
lehrte Jacobüa ihr
holdselig erröthendcs
Antlitz ihm voll zu.
Befangenheit spielte
ans ihren Zügen, in-

Ter Abend war längst hereingebrochen, beendigt
das Mahl, zn welchem alle Bewohner der Hacienda
sich znsammengefnnden hatten. Jetzt saßen sie in ge-
sonderten Gruppen auf der Veranda bei einander, hier
Lizard, deren Erzählungen Isabel, Roger und Barto-
loms mit gleicher Spannung folgten. Dort der alte
Stierkämpfer, mit tiefem Ernst den vertraulichen Schil-
derungen Jacobüa's
_ lauschend. Hier wie
dort verrieth sich
immer wieder maß-
loses Erstaunen in
Wort und Mienen.
Nur einmal versank
Lizard oder vielmehr
Mazatl in kurzes
Nachdenken. Es ge-
schah, als sie die
Kunde von dem Tode
ihres Urgroßvaters
erhielt. Scharfsinnig
überzeugte sie sich
durch einen Blick in
Jsabel's Augen, daß
ihr Einzelnes, sein
Ende betreffend, vor-
enthalten wurde.
Anstatt indessen zu
fragen, begnügte sie
sich mit der Be-
merkung, daß sie die
Casas Grandes Wohl
einmal Wiedersehen
möchte.
Zu derselben Zeit
reichte Don Enrique
Jacobüa die Hand
mit derBetheurung,
daß die Angelegen-
heit in seinen Hän-
den am sichersten
ruhe, und er zuver-
sichtlichaufeinglück-
liches Ende hoffe. —
Es war beinahe
um die Mitter-
nachtsstunde, und
der Mond traf schon
mit seinen: vollen
Licht den größten
- Theil des Hofes, als
; diekleineGesellschaft

Die Söldlinge
Roman
HLalduin Wöü'ljausen.
(Fortschung.)
 
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