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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 25.1890

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.51136#0135
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Heft 5.

hatte Jansen zum Festsaal Herrichten lassen; Wände
nnd Teckc waren mit neuen Fischcrnetzen behangen, in
denen mächtige Sträuße von grünen: Ginster und
bunten Papierroscn steckten. Der Tisch brach fast unter
der Last der Speisen an Gebackenem, Gebratenem und
Gesottenem; das Bier zum Trunk hatte Jansen aus
Thorcshaven geholt, sein eigenes Gebräu genügte ihm
für diesen Tag nicht.
Den ersten Tanz hat Maud dafür mit dem Syssel-
mäud getauzt, uud Bertel hat es ruhig gelitten. Dann
aber sind die Beiden, die sich heute vor dem Altäre
Treue geschworen bis in den Tod, hinausgegangen in
das geheimnißvolle Dämmer der Sommernacht. Die
Schappelkronc hat die Braut abgelegt; noch einmal
trägt sie die blonden Zöpfe offen und frei, morgen darf
sie sich so nicht mehr zeigen. Mehr und mehr Verhallen
hinter ihnen die Töne der Fiedeln und Flöten, Hand
in Hand steigen die Beiden von Terrasse zu Terrasse.
Und wie sie jetzt die Höhe erreicht haben, wo Store-
Dimon und das weite Meer ausgebreitet zu ihren
Füßen liegt, da hebt der junge Mann die erröthende
Geliebte in seinen Armen hoch auf, als ob er die
Felsen nnd die Wogen zu Zeugen seines Glückes machen
wolle, und jauchzend ahmt er den schrillen Schrei des
Seeadlers nach, den das Echo wie glückwünschend zu-
rückgibt.

Kaiser Älerander Hl. von Rußland und seine
Familie.
(Siehe das Bild auf Seile 125.1
"1/aiier Alexander III. von Rußland, Zar nnd Selbstherrscher
aller Reußen, der Mann, dessen unbeschränkten: Willen
ein Weltreich mit 110 Millionen Unterthanen gehorcht nnd
dessen Entschließnngcn für die Zukunft von ganz Europa
von größter Bedeutung sind, wnrde am 10. März 1845 als
zweiter Sohn Kaiser Alexanders II. und der Kaiserin
Maria Alexandrowna geboren, hatte also ursprünglich keine
Aussicht, dei: Thron zu erben. Seine Erziehung war daher
die jedes anderen nachgeborenen russischen Großfürsten und
sein Leben verlief bis zum zwanzigsten Jahre ziemlich un-
beachtet. Dies änderte sich jedoch mit einem Schlage, als
der älteste Sohn des Kaiserpaares, der 22jährige Großfürst-
Thronfolger Nikolai, am 24. April 1865 einem Brustleiden
erlag, und nun der zweite Sohu Cäsarcwitsch wurde. Nach
russischer Sitte übernahm Alexander nicht nur die Thronfolge
von dem verstorbenen Bruder, sondern auch dessen Braut, die
dänische Prinzessin Dagmar, mit welcher er sich am 9. No-
vember 1866 vermählte. Nur mit Widerstreben trug er die
neue Würde, und schriftliche wie mündliche Aeußerungen aus
jener Zeit deuten darauf hin, daß er das Loos eines Thron-
folgers und Kaisers von Rußland für kein beneidens- und
erstrebenswerthes halte. Indessen hatte er noch eine Reihe
von Jahren Zeit, nm sich auf seine schwere Aufgabe vorzu-
bereiten, die dann plötzlich an ihn herantrat, als am 13. März
188t sein Vater von den Nihilisten durch Sprengbomben ge-
tödtet wurde. Seit jenem Tage hat Alexander III. mit fester
Hand die Regierung geführt, aber nicht im Geiste seines
Vaters, sondern wesentlich beeinflußt von den Ideen des
Panslavismns. — Die Ehe des Kaisers ist eine sehr glückliche
geworden. Die Kaiserin Maria Feodorowna, vorher Marie
Sophie Friederike Dagmar, geboren am 26. November 1847
als Tochter König Christian's IX. von Dänemark, hat als
Fürstin, Gattin und Mutter die Erwartungen, die man aus
sie setzte, vollständig erfüllt. Sie ist eine schöne Erscheinung
von nordischem Tchpus, hohem, schlankem Wüchse, blauen
Augen uud blondem Haare; ihre feinen Zuge verrathen Her-
zensgute und scharscn Verstand. Der Ehe des Kaiserpaares
sind fünf Kinder entsprossen: der Großfürst Thronfolger (Cäsare-
witsch) Nikolaus Alexandrowitsch, geboren zu St. Petersburg
am 18. Mai 1868. Derselbe ist Hetman aller Kosaken, Kapi-
tän II. Klasse im Garderegimeut Preobraschenski), Ehef des
Volhynischcn Garderegiments und des Moskau'schen Infan-
terieregiments Nro. 65, sowie des 84. Infanterieregiments
von Schirwau; der Großfürst Georg Alexandrowitsch, geb.
9. Mai 1871, Chef des Jrkutskischeu Infanterieregiments
Nro. 93; die Großfürstin Zceuia Alexandrowna, geb 6. April
1875; der Großfürst Michael Alexandrowitsch, geb. 5. Dezember
1878, und die Großfürstin Olga Alexandrowna, geb. 13. Juni
1882. Das Bild der russischen Kaiserfamilie, das wir auf
S. 125 unseren Lesern vorführen, ist nach der neuesten photo-
graphischen Ausnahme von L. Lewitzki in Petersburg her-
gestellt.

Javanische Tänzerinnen ans der Weltausstellung
in Paris.
(Siehe das Bild auf Seite 128 und 129.)
/Line Fülle des Sehenswertsten uud Eigenartigen bietet die
Kolouialausstellung auf der Jnvaliden-Esplanade, die
einen der vier Haupttheile der Pariser Weltausstellung (vergl.
Heft 26 des Jahrganges 1889) bildet. Ein Hauptanziehungs-
punkt derselben ist das von dem niederländischen Ausstellungs-
comitä erbaute javanische Dorf (Kampong) mit 60 Eingebore-
nen, darunter 20 Frauen. Von diesen Bewohnern der Insel
Java, der reichsten und kultivirtestcn des ostindischen Archi-
pels, sind 32 aus dem wegen seines Kaffee's berühmten
Preanger Gebiete, 11 aus Batavia, der Hauptstadt des Lan-
des, und 17 aus der westlichen Provinz Bantam. In und
vor den Hütten sehen wir hockende Männer und Frauen aus
dem Bambusrohre die mannigfaltigsten Gegenstände fertigen,

Das Buch für Alle.
zierliche Strohhüte werden aus Reisstroh geflochten, die Frauen
bereiten an den primitiven Herden das Mahl und in dem
^.anzhause führen reich in bunte Seide mit goldenem kronen-
artigem Kopfputze gekleidete Mädchen von zierlichem Wüchse
einen Tanz (siehe unser Bild auf S. 128 und 129) auf, der
stets Schaaren von Schaulustigen anzieht. Dieser Tanz ent-
spricht jedoch ganz und gar nicht dem, was wir unter dieser
Bezeichnung verstehen, sondern besteht vielmehr mir aus einem
mifachen Hintereinanderschreiten im Kreise mit merkwürdigen
Biegungen und Drehungen der Arme und Hände nnd einem
unaufhörlichen Spiele niit den langen Enden der Gürtel-
schürzen. Die Musik, nach welcher diese Tänzerinnen ihre
Bewegungen ausführen, wird durch Schlagen von ziemlich rein
gestimmten Metallgefäßcn erzeugt. Die Melodien sind ein-
förmig und erinnern an die chinesische Weise, welche. Weber
m seiner Turandot-Ouvertüre benutzt hat. Auf derselben
Bühne werden auch die Wajaug vorgeführt — äußerst kunst-
voll hergestcllle Marionetten, mit denen alte Legenden und
sagenhaste Königsgeschichten darqestellt werden, und die wir
lni Hintergründe unseres Bildes an der Wand aufgestellt sehen.

Das Herzog Christoph-Denkmal in Stuttgart.
(Siehe das Bild aus Seite 182.)
^snf dem prächtigen Schloßplatze in Stuttgart erhebt sich
zwischen der Jubiläumssäule und dem Königsbau das
Herzog Christoph-Denkmal, welches während der Feier des im
Juni 1889 stattgefuudenen 25jährigen Regierungsjubiläums
König Karl's (vergl. Heft 24 des vorigen Jahrgangs) enthüllt
worden ist und das Andenken an einen der vortrefflichsten
schwäbischen Herrscher, den eigentlichen Begründer der wurttem-
bergischen Selbstständigkeit, in, Volke lebendig erhalten soll.
Das Standbild, welches von dem Stuttgarter Bildhauer Paul
Müller modellirt und von Pelargus in Erz gegossen ist, stellt
den Herzog Christoph in fast doppelter Lebensgröße dar. Die Ge-
stalt des Fürsten in der Tracht der damaligen Zeit (1550—1568)
macht einen zugleich markigen, kühnen und freien Eindruck:
das Antlitz ist stolz erhoben, die rechte Hand, in der er das
von ihm selbst verfaßte württembergische Landrecht hält, stützt
sich leicht auf eine Säule, die linke umfaßt den Griff des
Schwertes. Ganz besondere Beachtung verdient auch das
Postament, bestehend aus einem Würfel aus rothem Sand-
stein, in dessen vier Seiten Bronzetafeln mit Reliefdarstellungen
aus dem Leben des Herzogs' eingelassen sind. Betrachten wir
diese Tafeln der Zeitfolge nach, so sehen wir auf der Schmal-
seite zur Linken eine Scene aus des Herzogs Jugendzeit. Ge-
boren am 12. Mai 1515 als einziger Sohn Herzog Ulrich's,
wurde er nach der Vertreibung seines Vaters durch den schwä-
bischen Bund nach Oesterreich gebracht. Die Tafel zeigt uns
den fünfjährigen Knaben, wie er von Georg v. Frundsberg zur
Reise nach Innsbruck abgeholt wird und von seiner Mutter
Sabine und seiner Schwester Anna Abschied nimmt. Er wurde
am österreichischen Hose erzogen. Da aber Kaiser Karl V. die
Absicht hatte, das Herzogthum Württemberg dauernd an das
habsburgische Haus zu bringen und den jungen Erben daher
in ein spanisches Kloster zu stecken, beschloß Christoph zu
fliehen, was ihm auch 1532 mit Hilfe seines Lehrers
Tiffernns gelang. Die zweite Bronzetafel auf der rechten
Schmalseite stellt die Flucht des jungen Herzogs in lebendiger
Weise dar. Als gereifter Mann trat er endlich 1550 die
Regierung an und wußte sich schnell durch Festigkeit nach
Außen und weise Maßregeln in: Innern so in Achtung zu
sehen, daß er 1556 zum Obersten des schwäbischen Bundes
ernannt wurde. Das Relief der auf unserem Bilde sichtbaren
Frontseite zeigt den Augenblick, wo Herzog Christoph feine
Bestallung entgegennimmt und ihm die Reichssturmsahne über-
reicht wird. Auf der Rückseite endlich ist dargestellt, wie der
Herzog den ihn besuchenden Kaiser Maximilian II. vor den
Thoren Stuttgarts empfängt. — Das Denkmal ist in allen
seinen Theilen auf das Vorzüglichste gelungen nnd eine der
edelsten Zierden der schwäbischen Hauptstadt.

Durch's Ohr znm Herzen.
(Siehe das Bild auf Seite 133.)
/Lin Hauch stiller Schwermut!) liegt auf dem stimmungs-
vollen Gemälde, das A. Müller „Durch's Ohr zum Her-
zen" betitelt hat, uud welches unser Holzschnitt aus S. 133
wiedergibt. Der Maler versetzt uns aus demselben in ein gar
schlicht und einfach ausgestattetcs Zimmer, in dem aber überall
die Spuren einer fleißig und liebevoll waltenden weiblichen
Hand zn gewahren sind. Die Wohnung gehört einem Vater
mit seiner Tochter. Der am Tische sitzende Alte mit dem
charakteristischen Künstlerkopf spielt gerade eine schöne Weise
aus der Zither, die er offenbar meisterhaft zu handhaben ver-
steht — das schließen wir, obwohl wir die Klänge ja nicht zu
hören vermögen, aus der Ergriffenheit der Tochter, die mit ganzer
Seele dem Vortrage lauscht. In überaus treffender Weile Hat
der Maler die seelische Erregung, welche sich ihrer bei dem
Spiel des Alten bemächtigt hat, in ihrer ganzen Haltung, wie
in dem Ausdruck ihrer Züge, namentlich dem der Augen, aus-
zudrücken verstanden. Sind es die Bilder glücklicher Tage,
die bei den Tönen der Zither vor ihrem geistigen Auge auf-
taucheu, oder sind cs längst begrabene Herzenswünsche, die
wieder wach werden? Wir wissen es nicht, aber wir sehen,
daß die Klänge durch's Ohr deu Weg direkt zu ihrem Herzen
finden, und das schöne Wort Jean Paul's fällt uns em:
„Wie Nachtigallen am liebsten vor einem Echo schlagen, so
spricht unser Herz am lautesten vor Tönen."

131

vr. Fridtjof Raufen.
(Siehe das Porträt auf Seite 135.)
7^ er junge Mann mit dem kühnen, ernsten Gesicht, dessen
Bild wir auf S. 135 bringen, ist der unerschrockene nor-
wegische Forschungsreisende I)r. Fridtjof Nausen, welcher es
im Sommer 1888 gewagt hat, eine Wanderung über das
Binnenlandeis Grönlands von der Ost- nach der Westküste
mit nur wenigen Begleitern zu unternehmen, nud der dieses
verwegene Beginnen init einer außerordentlichen Ausdauer
und Willenskraft unter unsäglichen Schwierigkeiten glücklich
zu Ende geführt hat Grönland ist zwar schon vor 900 Jahren
von den Europäern entdeckt und später sogar thcilweise besiedelt
worden, aber nur an einigen wenigen Küstenpunktcn, wo
man Eskimos getroffen hatte; das Innere dieses Festlandes
,ist sowohl für die Europäer wie für die Eskimos stets ein
unbekanntes Land geblieben, und es ist bis in die jüngsten
Jahre Niemand gelungen, weiter als höchstens einige deutsche
Meilen in das ewige Eis eiuzudringen, womit ganz Grönland
anscheinend bedeckt ist. Man war früher geneigt, auzunehmen,
hinter den: riesigen Gürtel von Eis und Gletschern, welcher
die Küstenklippen Grönlands bedeckt, müsse ein eisfreier und be-
wohnbarer Landstrich liegen, und um diesen zu erreichen, wurden
iu den letzten zwanzig Jahren verschiedene Versuche gemacht, so
zwei von dem berühmten Polarforscher Nordenfkjötd in den
Jahren 1870 und 1883 und besonders von dem Amerikaner
Peary und dem Dänen Maigaard 1886, welch' Letztere etwa
20 deutsche Meilen von der Küste in's Binnenland eindrangen uud
eine Meereshöhe von etwa 2000 Nietern erreichten, aber überall
nur unübersehbares Eis trafen. Alle diese Erforjchuugsversuche
wurden von den bewohnten Theilen der Westküste Grönlands
aus in der Richtung nach Norden oder Osten unternommen. —
vr. Fridtjof Nansen, der gegenwärtig 27 Jahre zählt,- hat
sich an der Universität Christiania zum Naturforscher aus-
gebildet. Er machte im Jahre 1882 gleich nach seiner Stu-
dentenzeit mit einem norwegischen Segelschiff eine Fahrt nach
Grönland, auf welcher er 24 Tage laug an einem noch un-
bekannten Theil der Ostküsle Grönlands im Eis eiugejchlossen
blieb. Damals kam er aus den Gedanken, die Erforschung
des grönländischen Binneneises gerade in umgekehrter Rich-
tung, nämlich von Ost nach West, und zwar auf norwegischen
Schneeschuhen, zu versuchen, und dieser Plan faßte so tief
Wurzel bei ihm, daß er sich auf dessen Verwirklichung ernst-
lich vorbereitete, so sehr man ihm auch abzurathcn und sein
Vorhaben als ein unausführbares hiuzustelleu suchte. Im Früh-
jahr 1888 war vr. Nausen mit allen seinen theoretischen und
praktischen Vorbereitungen zu Ende und fest entschlossen, seinen
wohlerwogenen Plan auszuführen. lieber 40 Personen hatten
sich erboten, ihn auf dieser Expedition zu begleiten; allein er
wählte nur drei Norweger: Kapitän Swerdrup, Lieutenant
Dietrichsen und den Bauer Kristian Kristiansen Trana, und
zwei Lappen, Samuel Balto und Ole Rnvna, von deren
Leistungen er sich mehr versprach, als sie schließlich hielten.
Ein reicher Kaufmann in Kopenhagen, Namens Gamsl, unter-
stützte ihn mit einem beträchtlichen Beitrag zu den Kosten. —
Anfangs Mai ging die Expedition von Christiania ab und
fuhr über Schottland und die Färöer nach Island, wo sie
sich am 4. Juni,au Bord des norwegischen Segelschiffes
„Jason" nach der Ostküste von Grönland eiuschiffte. Dort
wollte vr. Nansen zwischen dem 65. und 66." nördl. Vr. auf
dem der Küste vorlugeruden Eise landen, über dasselbe nach
der Küste vordringen, deren Eisfelder ersteigen und daun in west-
licher Richtung über das Binneneis nach den Ansiedelungen der
Westküste wandern. Am 17. Juli verließen die sechs Männer
das Schiff in der Nähe des Kap Dan, außerhalb des Ser-
milik-Fjords uud steuerten in zwei Booten in diese öde Eiswelt
hinein, um zunächst das Land zu erreichen, von welchem sie
eine 12 Seemeilen breite Strecke Packeis trennte. Bei diesem
Laudungsversuch wurden sie in Sicht des Landes von einer
starken Strömung erfaßt, welche die Boote unwiderstehlich
südwärts trieb uud wobei eines der Boote beinahe im Eis
zerdrückt wurde. Die rasche Strömung führte die Boote mehr
als drei Breitegrade südwärts bis nach der Jnset Anoretok
(in der Nähe der Südspitze von Grönland), welche sie am
29. Juli erreichten, und erst hier konnten sie sich der. Küste
mehr nähern und unter unsäglichen Mühsalen wieder nord-
wärts hinaufarbeiten bis in die Nähe der Insel llmivik, wo
sie am 10. August aukamen und ihre Ueberlandreise über die
Gletscher quer durch Grönland antraten. Vier der mitgeführ-
ten Schlitten trugen eine Last von je zwei Ceutner, der fünfte
von nahe an vier Centnern, letzterer gezogen von Kapitän
Swerdrnp und vr. Nansen, die anderen von je einem Mit-
glieds der Expedition. Die Reisenden trugen norwegische und
canadische Schneeschuhe, Gewehre und wissenschaftliche In-
strumente, und die Ladung bestand aus Zelt, Scblafsäcken und
den nöthigen Lebensmitteln, Brennmaterial und Kochgeräthen rc.
Sie mußten die Discobai Mitte September erreichen, wenn
sie noch im selben Jahre nach Europa zurückkehren wollten,
denn um diese Zeit ging das letzte Schiff von Christianshaab
nach Dänemark zurück. Allein am 27. August wurden sie
inne, daß ihnen dies unmöglich sein würde, uud sie mußten
in einer Meereshöhe von etwa 2000 Metern nnd in einer
Entfernung von etwa 40 englischen Meilen von der Ostküsle
ihre Richtung ändern uud ihren Kurs nach Godthaah am
Ameralikfjord als dem nächsten Punkte der Westküste nehmen.
Mehrere Wochen lang waren die kühnen Forscher iu einer Höhe
voir 3000 Meter, wo eine Kälte von 40 his 50" herrschte;
dabei wütheteu entsetzliche Stürme. Indessen wurden alle
Fährlichkeiten glücklich überwunden uud Godthaab unter un-
säglichen Strapazen am 3. Oktober erreicht. Dort fanden
sie zwar kein Schiff nach Europa mehr vor, aber eine freund-
liche Aufnahme. Erst iu: Jnni 1889 kehrten vr. Nausen und
seine Begleiter wohlbehalten nach Europa zurück, wo der
kühne Forscher nun seinen Reisebericht ausarbeitet. Neuer-
dings hat sich derselbe mit einer norwegischen Sängerin, Fräu-
lein Eva Sars, verlobt, die gleich ihm eine leidenschaftliche
Freundin des Sports ist und zu den besten Schneeschuh-
läuserinuen des Landes zählt.
 
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