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Vas Luch --.- / -—... k;est24
psinr Eantscureme.
Lrräylung nach latsachen. von fr. Oskar Xüyne.
lNachbruck oerdotsn.)
„Hallo,
it mißmutigem Gesicht schlenderte ein gut-
gekleideter junger Mann die Kolumbus
Avenue in New Jork hinunter.
Plötzlich znckte er leicht zusammen.
Mat-
ich doch, deiner ansichtig werdend, auch gleich auf
dich zugestürzt und —"
„Um was geht's eigentlich, Todd?"
Todd pfiff leise durch die Zähne, sah sich wieder
um und auch nach rechts und links. Eine Gummi-
räderequipage, in deren Fond eine junge Dame
lehnte, huschte auf dem Fahrdamm der Avenue
dahin. „Matthew, was ist so eine Dame, ich meine
eine der vermögendsten, wenn sie in großer Gesell-
Vorliebe in feiner Gesellschaft bewegst, ebensogut
unterrichtet wie ich."
„Schon. Aber —"
„Kein aber, Matthew! Die Sache wird sich
spielend abwickeln. Das verbürgen meine Gelegen-
heit und mein Trick, den ich mir ausgcsonnen. Ich
verrate dir beide, und wir machen Halbpart. Gilt's?"
„Es soll gelten."
Todd zog Pie Uhr. „Es fehlen noch knapp zwei
Stund en bis Mit-
IMt dem lkauchhelm ausgerüstete Feuerwehrmänner, welche Preßluft in einem gehälter mit sich führen.
thew!" wurde er
angerufeu. Zwei
Hände streckten
sich ihm entgegen.
„Bist du es denn
wirklich? Du
läufst mir jeden-
falls wie gerufen
über den Weg.
Wo hast du denn
solange gesteckt?"
Matthew ließ
sich die Hände
schütteln, sah sich
aber, ehe er ant-
wortete, erst ein-
mal schnell um.
„War ein bißchen
überm großen
Teiche,Todü.Erst
in London,dann
in Paris."
„Gute Ge-
schäftegemacht?"
„Mittelmäßi-
ge, Todd. Sehr
mittelmäßige.Jst
schon wieder ver-
pufft."
„Du bist also
auch blank?"
„Allerdings."
„Und somit,
wie ich dich kenne,
in einer Ver-
fassung, in der du
was Großes aus-
führen kannst?"
Matthew
knöpfte seinen
Gehrock zu und
wieder auf.
„Großes? —
Schon. — Aber,
weißt du, Todd,
es darf nicht zu
gefährlich sein.
Möchte denSom-
mer lieber am
Strande von
Newport als in
Sing Sing ver-
bringen."
„Newport,
richtig, da erho-
len wir uns dann
den Sommer
über. Wer wird
denn gleich ans
Zuchthaus den-
ken!" Todd hen-
kelte sich ein, sah
sich seinerseits
einmal schnell
nach hinten um
und fing an zu
tuscheln. ,Die
Geschichte, um
die es sich han-
delt, ist ganz un-
gefährlich, Mat-
thew. Wirklich.
Nur geschickt auf-
treten, heißt es.
So in der Art
und Weise eines
vollendeten
Weltmannes.
Na, das ist ja
deine Spezialität. Wir müssen nach Washington, von
wo ich vor drei Stunden angelangt bin. Alles ist fix
und fertig ausbaldowert. Hätte mich übrigens, wenn
ich die französische Sprache nur ein wenig beherrschte,
mit untergeordneter Hilfe selbst ans Werk gemacht.
So aber mußte ich erst noch einmal hierher und
dachte unterwegs an den schönen Jocelin."
„Was der kann, kann ich noch allemal!"
„Sogar mehr kannst du als der! Deshalb bin
schäft erscheint, wohl wert? So ihr Drum und
Tran, Matthew?"
' „Komische Frage." Er schien zu rechnen.
„Denk an die Edelsteine in ihrem Haar, Matthew,
an die, welche an ihren kleinen Ohren baumeln."
„Dazu die Perlen an ihrem Halse, die feurigen
Ringe an ihren Weißen Fingerchen. Es kommt ein
ganz nettes Vermögen zusammen, Todd."
„Siehst du, darüber bist du, der du dich mit
tag. Um 2 Uhr 10
müssen wir New
Port verlassen
und werden
6 Uhr 30 Abends
in Washington
sein. Ein beson-
derer Anzug, den
wir brauchen,
liegt nebst aller-
lei Zubehör in
meinem in einem
dortigen Hotel
zurückgelassenen
Koffer bereit. Er
wird dir sicherlich
passen. Fehlt es
an einer Kleinig-
keit hier und da,
helfe ich, meinen
früheren Schnei-
derberuf wieder
einmal zu Ehren
bringend, schnell
nach. Wie ich zu
dem Zeug gekom-
men bin, kannst
du dir denken."
Er lachte kurz auf.
„Es ist der In-
halt eines erbeu-
teten Koffers.
Beim Auspacken
stieg mir sogleich
der Gedanke ei-
ner nutzbringen-
den Verwendung
auf. Doch eines
fehlt noch — ein
Ordensstern.
Wir müssen uns
einen solchen,
und zwar mög-
lichst einen ech-
ten, auszuleihen
suchen.Jch glaube
zu wissen, wo wir
so ein Ding erhal-
ten werden. Laß
uns einen Wagen
nehmen, Mat-
thew.NähereJn-
struktion erteile
ich dir während
der Bahnfahrt."
Die fremden
Mächte schicken
meist nur Bot-
schafter, welche
ein namhaftes
Privatvermögen
ihr eigen nennen,
nach der Unions-
hauptstadt. Die
Repräsentation
stellt dort an jene
besonders hohe
Anforderungen,
allein schon durch
das Wohnen in
den schloßähnli-
chen Botschafter-
palästen.
Es war heute
der erste Mitt-
woch in: Juni.
Ein wichtiger Tag
für die Washing-
toner Diplomatenwelt. War er doch, wie jeder
erste Mittwoch jeden Monats, der Empfangsabend
des Doyens der Washingtoner Diplomaten, des
Ritters v. Wolserseck. Keiner der dortselbst be-
glaubigten Botschafter, Gesandten, Konsuln, diplo-
matischen Bevollmächtigten und Agenten der Län-
der der Alten und der Neuen Welt Pflegte ihn zu
versäumen. Aber auch die Spitzen der Washingtoner
Beamtenschaft, die ansässige oder zufällig in der
Vas Luch --.- / -—... k;est24
psinr Eantscureme.
Lrräylung nach latsachen. von fr. Oskar Xüyne.
lNachbruck oerdotsn.)
„Hallo,
it mißmutigem Gesicht schlenderte ein gut-
gekleideter junger Mann die Kolumbus
Avenue in New Jork hinunter.
Plötzlich znckte er leicht zusammen.
Mat-
ich doch, deiner ansichtig werdend, auch gleich auf
dich zugestürzt und —"
„Um was geht's eigentlich, Todd?"
Todd pfiff leise durch die Zähne, sah sich wieder
um und auch nach rechts und links. Eine Gummi-
räderequipage, in deren Fond eine junge Dame
lehnte, huschte auf dem Fahrdamm der Avenue
dahin. „Matthew, was ist so eine Dame, ich meine
eine der vermögendsten, wenn sie in großer Gesell-
Vorliebe in feiner Gesellschaft bewegst, ebensogut
unterrichtet wie ich."
„Schon. Aber —"
„Kein aber, Matthew! Die Sache wird sich
spielend abwickeln. Das verbürgen meine Gelegen-
heit und mein Trick, den ich mir ausgcsonnen. Ich
verrate dir beide, und wir machen Halbpart. Gilt's?"
„Es soll gelten."
Todd zog Pie Uhr. „Es fehlen noch knapp zwei
Stund en bis Mit-
IMt dem lkauchhelm ausgerüstete Feuerwehrmänner, welche Preßluft in einem gehälter mit sich führen.
thew!" wurde er
angerufeu. Zwei
Hände streckten
sich ihm entgegen.
„Bist du es denn
wirklich? Du
läufst mir jeden-
falls wie gerufen
über den Weg.
Wo hast du denn
solange gesteckt?"
Matthew ließ
sich die Hände
schütteln, sah sich
aber, ehe er ant-
wortete, erst ein-
mal schnell um.
„War ein bißchen
überm großen
Teiche,Todü.Erst
in London,dann
in Paris."
„Gute Ge-
schäftegemacht?"
„Mittelmäßi-
ge, Todd. Sehr
mittelmäßige.Jst
schon wieder ver-
pufft."
„Du bist also
auch blank?"
„Allerdings."
„Und somit,
wie ich dich kenne,
in einer Ver-
fassung, in der du
was Großes aus-
führen kannst?"
Matthew
knöpfte seinen
Gehrock zu und
wieder auf.
„Großes? —
Schon. — Aber,
weißt du, Todd,
es darf nicht zu
gefährlich sein.
Möchte denSom-
mer lieber am
Strande von
Newport als in
Sing Sing ver-
bringen."
„Newport,
richtig, da erho-
len wir uns dann
den Sommer
über. Wer wird
denn gleich ans
Zuchthaus den-
ken!" Todd hen-
kelte sich ein, sah
sich seinerseits
einmal schnell
nach hinten um
und fing an zu
tuscheln. ,Die
Geschichte, um
die es sich han-
delt, ist ganz un-
gefährlich, Mat-
thew. Wirklich.
Nur geschickt auf-
treten, heißt es.
So in der Art
und Weise eines
vollendeten
Weltmannes.
Na, das ist ja
deine Spezialität. Wir müssen nach Washington, von
wo ich vor drei Stunden angelangt bin. Alles ist fix
und fertig ausbaldowert. Hätte mich übrigens, wenn
ich die französische Sprache nur ein wenig beherrschte,
mit untergeordneter Hilfe selbst ans Werk gemacht.
So aber mußte ich erst noch einmal hierher und
dachte unterwegs an den schönen Jocelin."
„Was der kann, kann ich noch allemal!"
„Sogar mehr kannst du als der! Deshalb bin
schäft erscheint, wohl wert? So ihr Drum und
Tran, Matthew?"
' „Komische Frage." Er schien zu rechnen.
„Denk an die Edelsteine in ihrem Haar, Matthew,
an die, welche an ihren kleinen Ohren baumeln."
„Dazu die Perlen an ihrem Halse, die feurigen
Ringe an ihren Weißen Fingerchen. Es kommt ein
ganz nettes Vermögen zusammen, Todd."
„Siehst du, darüber bist du, der du dich mit
tag. Um 2 Uhr 10
müssen wir New
Port verlassen
und werden
6 Uhr 30 Abends
in Washington
sein. Ein beson-
derer Anzug, den
wir brauchen,
liegt nebst aller-
lei Zubehör in
meinem in einem
dortigen Hotel
zurückgelassenen
Koffer bereit. Er
wird dir sicherlich
passen. Fehlt es
an einer Kleinig-
keit hier und da,
helfe ich, meinen
früheren Schnei-
derberuf wieder
einmal zu Ehren
bringend, schnell
nach. Wie ich zu
dem Zeug gekom-
men bin, kannst
du dir denken."
Er lachte kurz auf.
„Es ist der In-
halt eines erbeu-
teten Koffers.
Beim Auspacken
stieg mir sogleich
der Gedanke ei-
ner nutzbringen-
den Verwendung
auf. Doch eines
fehlt noch — ein
Ordensstern.
Wir müssen uns
einen solchen,
und zwar mög-
lichst einen ech-
ten, auszuleihen
suchen.Jch glaube
zu wissen, wo wir
so ein Ding erhal-
ten werden. Laß
uns einen Wagen
nehmen, Mat-
thew.NähereJn-
struktion erteile
ich dir während
der Bahnfahrt."
Die fremden
Mächte schicken
meist nur Bot-
schafter, welche
ein namhaftes
Privatvermögen
ihr eigen nennen,
nach der Unions-
hauptstadt. Die
Repräsentation
stellt dort an jene
besonders hohe
Anforderungen,
allein schon durch
das Wohnen in
den schloßähnli-
chen Botschafter-
palästen.
Es war heute
der erste Mitt-
woch in: Juni.
Ein wichtiger Tag
für die Washing-
toner Diplomatenwelt. War er doch, wie jeder
erste Mittwoch jeden Monats, der Empfangsabend
des Doyens der Washingtoner Diplomaten, des
Ritters v. Wolserseck. Keiner der dortselbst be-
glaubigten Botschafter, Gesandten, Konsuln, diplo-
matischen Bevollmächtigten und Agenten der Län-
der der Alten und der Neuen Welt Pflegte ihn zu
versäumen. Aber auch die Spitzen der Washingtoner
Beamtenschaft, die ansässige oder zufällig in der