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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 42.1907

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.60738#0094
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Illustnette fsmllienreltung
4. kiest. 1907.

Ms'ich geblieben doch!
Iloman von
6evsg stattlvig (Emmis !(oeppel).
iffottfttiung.) - - kNachdruck oerbvlen.)
ergebens wartete Mia auf ein Wiedersehen
Mll/U El dem Manne, dessen Bild sie wie ein
Mt/M// Heiligtum im Herzen trug. Nach ihm zu
fragen, wagte sie nicht. Aber sie hörte,
daß er hier und da auf kurze Zeit in
Elbental gewesen sei.
Aber einmal, als sie draußen im Park die ersten
Schneeglöckchen gepflückt und, die Blumen in der
Hand, ins Haus zurücklief, trat er ihr in der Halle
entgegen, im Begriff, diese zu verlassen.
Ihre Augen leuchteten vor Freude. „Endlich!
Ich habe Ihnen noch gar nicht guten Tag sagen
können."

„Meine Zeit ist beschränkt. Ich bin dienstlich
gebunden. Wie gefällt's Ihnen denn hier?"
„Sehr gut!" sagte sie und sah auf die Schnee-
glöckchen nieder. „Elbental ist herrlich. Aber —"
„Was — aber?" fragte er lächelnd.
„Ich kann's nicht sagen, wie. Mir ist oft ein
bißchen bange hier."
f,Bange? Doch nicht vor Gespenstern?"
„Ach, Gespenster!" Sie lachte hell auf.
„Jedes alte Schloß hat seinen Spuk — das
wissen Sie doch?"
„Manchmal," sagte sie leise, „wenn's ganz still
ist, drehe ich mich um, wcil's plötzlich ist, als stände
jemand hinter mir."
„Und?"
„Niemand da — natürlich! Es ist ja Unsinn —
bloß so eigen —"
„Sie werden eine kleine furchtsame Frau wer-
den," sagte er lachend. „Wissen Sie," fuhr er ernst
fort, „wo die wirklichen bösen Geister sitzen? Hier
im Kopf und Herzen. Alle übrigen sind Lämmer."

Als sie, um eine Antwort verlegen, schwieg,
sagte er scherzend: „Wir werden mal zusammen
durch alle Zimmer gehen und sehen, wer da herum-
schleicht. Wollen wir?"
„Ach ja! Aber Wort halten!"
Sie streckte ihm, von ihrem Gefühl getrieben,
die Hand entgegen.
Er nahm sie und drückte sie.
Da erglühte ihr Gesicht — das Herz schlug laut.
Sehr wohl erkennend, was sie empfand, hielt
er ihre Rechte einen Moment fest. „Hoffentlich wird
bald der Mann kommen, der Sie aus Abhängigkeit
und Ungewißheit ins eigene sichere Heim führt."
Sie lächelte schamhaft. „Ich heirate nicht."
„Ah! — Und weshalb?"
„Ich bitte Sie —" flüsterte Mia verlegen. „Ich!"
Er betrachtete sie kopfschüttelnd. „Sie?"
„Na ja doch," sagte sie mit einem reizenden
Anflug von Altklugheit, „ich bin doch arm. Will
auch gar nicht. Wozu denn? Und meine Tante
sagte —"

lkaro wird gebadet. Nach einem öemälde von Max klrenr.


iv. iso?.
 
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