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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 43.1908

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.60739#0066
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va^Luch füsfllle
Illustrierte chsmilienrestung
3. kjest. 1Y0L.

Fürstin 5aja.
Iloman von krich kdenstein.

(rorlseftung.) --_.. -(Nachdruck verboten.)


ch nein, Dobrinka gefällt mir nicht," rief
I Lori v. Graden. „Es liegt ganz im Böhmi-
I schen, und der Wald ist eine Stunde weit
l entfernt. Auch kann ich zu wenig Böh-
8i misch, um mich mit den Dienstleuten zu

verständigen. Ich will auf einem deutschen Gute
Herrin sein und von früh bis Abend hernmwirt-
schasten. Ich schwärme fürs Wirtschaften!"
Dabei sah die kleine zielbewußte Dame Walter
v. Sternberg mit einem Blick an, der ihn eigen-
tümlich warm durchrieselte und seiner Großmutter
zu denken gab.
Lori war ein Mädchen, das man schon um seiner
Gutmütigkeit willen lieb haben mußte, und wenn
sie auch einmal nicht viel mitbekam, der Erbe von
Dollenau brauchte darauf nicht zu sehen. „Wenn
es ihr gelingt, sein Herz zu gewinnen und ihn zu
einem so wichtigen Entschluß zu bringen — warum

nicht?" dachte die Baronin. „Ich hätte nichts
dagegen, nachdem mir mein Lieblingswunsch, Syl-
via als Töchterchen zu bekommeu, ins Wasser fiel."
Baron Glicka suchte die Hausfrau, um ihr einige
Fälle aus seiner jüngsten Amtstätigkeit zu erzählen
und ihr Urteil darüber zu hören. Er nannte die
alte Dame scherzhaft seine „Egeria" und war stets
sehr befriedigt, wenn sie seine Meinung über eine
Sache teilte. Er galt für kein großes Kirchenlicht.
Bisher hatte er aus Höflichkeit sich von Onkel Fe-
lician das Wesen der Patience erklären lassen.
Der Hausherr sprach mit niemand über etwas
anderes. Seine Leidenschaft für Patiencen war so
groß, daß er den ganzen Tag damit verbrachte und
mit zunehmendem Alter den Sinn für alles andere
darüber verloren hatte. Man hörte ihm geduldig
zu, war nachsichtig gegen ihn wie gegen ein Kind
— das er ja auch war — und achtete ihn, weil er
erstens der Hausherr und Sephines Gatte und
zweitens, weil er früher einmal wirklich ein amü-
santer Kavalier gewesen war.
Nun war Glicka zu seiner Erleichterung von dem
Freiherrn Karsten, einem Nachbarn der Dolls, ab-
gelöst worden und sah sich nach seiner „Egeria" um.

Freundlich hörte sie seinen Auseinandersetzungen
zu und horchte dabei mit einem Ohre etwas beun-
ruhigt nach der anderen Salonecke hin, wo Peneda
und Gräfin Graden noch immer miteinander
sprachen. Sephine konnte nichts verstehen, aber die
Stimmen der beiden klangen nun laut und erregt,
so daß auch andere Gäste verwundert aufblickten.
Zdenka war endlich mit ihrer Klatschgeschichte
fertig geworden und sagte nun triumphierend:
„Nicht wahr, lieber Baron, jetzt begreifen Sie,
warum ich an diese angebliche Freierschaft Ried-
bergs nicht glaube? Das soll wohl der Welt nur
Sand in die Augen streuen, sie ablenken. In Wahr-
heit denkt Riedberg nicht daran, eine andere zu
heiraten. Wie sollte — könnte er denn auch?"
In Peneda kochte es. Er hatte diese Graden
nie ausstehen mögen, jetzt haßte er sie beinahe.
Seine ehrliche Natur sträubte sich gegen diese un-
lauteren Verdächtigungen des Freundes, dem er
aufrichtig zugetan war, und er, ber bisher im stillen
ein wütender Gegner dieser Heirat gewesen war,
wünschte nun plötzlich, daß sie zu stände kommen
möge, nur um diesem „schrecklichen Weibe" den
Mund zu stopfen. Von dem, was sie ihm erzählt


m. isos.

eine Neuerung im Wassersport: Var ^portdoppelboot. Nach einer pyotographle vom Nteiier saap in Hamburg. (8. öS)
 
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