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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 43.1908

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.60739#0316
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Va8 Luch MWe
fllustnette stamilienrettung
13. Hest. 1908.

vek Heii-glsmai-kt.

I^oman von Hedwig Llstin.

lffoNselillNg.) -(Nachdruck verdoteu.)
uf der Straße waren Stimmen laut gewor-
den, Menschen eilten hin und her, aus
den Fenstern schauten sie, deuteten zum
Himmel empor, an dem die Glut sich im-
8 mer greller ausbreitete. Fragen, Antworten
klangen hin und her.
„Wo brennt's denn? Auf dem Bühel?"
„Nein, weiter hinaus, nach Schönkirchen zu.
Auf der Weiherburg!"
Weit hatte Inge Sondegg sich zum Fenster hin-
ausgebeugt. „Wo brennt es? Wo?" Selber rief
sie es hinab.
„Auf der Weiherburg! Tie ganze Weiherburg
steht in Flammen!"
Sie taumelte zurück. Tie Weiherburg brannte,
das Haus des Mannes, der sich freute, daß er nichr


um eines flüchtigen Sinnenrausches willen sich eine
heimgeführt, die Inge Sondegg hieß!
„Mutter — Mutter!" Sie wollte die Mutter
rufen, doch wieder zog sie die Hand von der Tür-
klinke zurück. Nein, allein wollte sie bleiben, allein
mit sich in der Stunde, uw das Feuer das Haus
des Mannes zerfraß, den Inge Sondegg haßte.
Ja, haßte! Jetzt wußte sie es. Wie am Himmel
die Flammenglut, so schlug in ihr der Haß empor,
ein wilder, brennender Haß, der wehtat, wo er sich
hineinfraß und doch voll der Freude war, daß auch
dem anderen Schlimmes geschah. Denn Günter
v. Jellinghaus liebte das Heim, das er verlieren
sollte.
Gegen das Fenslerkreuz gedrückt starrte sie nut
glühenden Augen in den Widerschein der Flammen.
Immer mehr, immer mehr! Hervor, ihr feurigen
Zungen, freßt immer tiefer hinein in Mauer und
Gebälk, bis kein Stein mehr auf dem anderen bleibt
von dem, was Günter v. Jellinghaus liebt!
Das Feuer hatte jetzt offenbar den Turm der
Weiherburg erfaßt, den Turm, von dem er ihr ge-

sagt, daß von seinen Zinnen die Aussicht so schön
sei, der Turm, zu dem sie selber sehnsüchtig empor-
geschaut, als wäre er ihres künftigen Glückes Warte.
Wie zu Stein geworden stand Inge da. Aber
plötzlich fuhr ihre Hand tastend zu den Augen empor.
Hatte all der grelle Feuerschein sie geblendet, daß
sie nun nicht mehr sahen? Wohin war jetzt all die
Flammenglut dort hinten? Nichts mehr war zu
sehen als schwarze Rauchmassen, die empor sich
wälzten und wieder hinabdrängten, erwürgend, er-
stickend sich über glühende Trümmer warfen und
sie zu Schutt und Aiche wandelten.
Schutt und Asche sein Haus!"
Lautlos drückte Inge die Fensterflügel zu. Ein
Grab da draußen — Schutt und Asche!
Schwankenden Schrittes tastete sie sich zu ihrem
Lager und warf sich darüber hin. Vorbei war des
Hasses wild flammender Rausch, alles tot und leer.
Schutt und Asche sein Besitz. Und in ihr — ein
leeres Herz!
Später als gewöhnlich verließ sie am anderen


XUI IM,

Lin hgtznenkampf in Mbemien. Nach einem Semside non p. soanowitch. (8. 284)
 
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