Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 43.1908

DOI Heft:
Heft 27
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.60739#0643
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Va58uchfül-Me
Illustnette fsmllienreitung
27. kiest. 1908.

Vie heilige Pflicht.
poman von 08ka>- p. stillmckf.

tvoNseliung.) - (slachdmck verboten.)


rau Rüthling schüttelte den Kopf. „Mein
Mann hat für Herrn Wilberg mehrere
Häuserverkäufe vermittelt und sich dabei
eine hübsche Provision verdient. Außer-
dem hat er verschiedene Kapitalisten an

der Hand, die ihm gegen hypothekarische Sicher-
heit gern das Fehlende vorstrecken werden, und
schließlich werden Sie ja auch nicht die ganze Summe
auf einem Brett verlangen."
„Freilich nicht!" meinte Frau Hermuth. „Eine
Hypothek von vierzigtausend Mark würde ich bei
dem anderen auch stehen lassen. Aber ich kann mich
noch gar nicht von meinem Staunen erholen. Ist

denn das alles wirklich ernsthaft gemeint?"
„Gewiß — ganz ernsthaft! Und damit Sie nicht

glauben, es sei bloßes Gerede, sind wir gern bereit,
Ihnen auf der Stelle eine entsprechende Anzahlung
zu leisten. Vielleicht sechstausend Mark — oder
auch etwas mehr, wenn das nicht genügen sollte."
Sie öffnete ein Täschchen, dessen Bügel sie bisher
krampfhaft mit beiden Händen umklammert gehalten,
und Frau Adelheid sah eine Anzahl brauner Kassen-
scheine zwischen ihren zitternden Fingern.
„Es genügt ja," fuhr sie fort, „wenn Sie mir
vorläufig eine einfache Quittung geben und wenn
Sie mir versprechen, das Grundstück an keinen
anderen zu verkaufen als an uns. Sobald sich der
Zustand meines Mannes etwas gebessert hat — und
das wird gewiß schon in einigen Tagen der Fall
sein — können dann die endgültigen Abmachungen
zwischen Ihnen und ihm getroffen werden."
Sie hatte angefangen, die Scheine auf den Tisch
zu zählen; aber mit einer entschiedenen Hand-
bewegung schob Frau Adelheid sie ihr wieder zu.
„Das braucht's nicht, Frau Rüthling! Ich glaube
Ihnen auch so, daß Sie mich mit Ihrem Anerbieten

nicht zum besten haben wollen, und ich wünsche mich
nicht mit der Verantwortlichkeit für eine Geldsumme
zu belasten, die mir noch nicht rechtmäßig gehören
würde. Wenn Ihr Mann innerhalb der nächsten
vier Wochen im stände ist, mir fünfzigtausend Mark
bar auszuzahlen, soll er meinetwegen das Grund-
stück für neunzigtausend haben. Länger aber würde
ich mich nicht an diese mündliche Abmachung ge-
bunden halten, das sage ich Ihnen schon jetzt."
Elise Rüthling steckte die Scheine wieder in ihre
Handtasche. „Ich weiß, daß man auf ein Wort von
Ihnen Häuser bauen kann, Frau Hermuth," sagte
sie. „Das ist ebensogut wie etwas Schriftliches.
Mein Mann wird sehr glücklich sein, wenn ich ihm
die Nachricht bringe. Sie können sich nicht vor-
stellen, wie aufgeregt er war, als ich ihm von Ihrer
Verkaufsabsicht erzählte, und daß der Abschluß ge-
wissermaßen schon vor der Tür stände. Er hatte
sich ja so sehr darauf gefreut, das Haus zu erwerben.
Anfangs war er ganz verzweifelt, aber nachher
meinte er, das könne ihm seine liebe gute Jugend-


XXVII. IM.

seltsame fische oom 5onegal. (5. 594)
 
Annotationen