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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 43.1908

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.60739#0189
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Vas Luch füffM
fklustriette siamilienreitung
8. fiest. 1908.

fsti-stin Laja.
stoman von Erich Ebenstem.
(fostsestung und 5chlu^.) _ (Lschdfuck vesdolen.)
aja trat dicht an Sylvias Gatten heran.
„Rainer — besinne dich! Ist es denn nicht
besser so für uns alle? Mach ein Ende —
sie liebt dich ja doch nicht!"
„Geh !" stöhnte er auf und wandte sich
ab, denn ihr Anblick erregte immer von neuem fei-
nen Zorn. „Geh — laß mich allein!"
„Nein. Ich liebe dich und gehöre zu dir!"
Da konnte er nicht länger an sich halten. Stür-
misch brach alles heraus, was er tagelang in sich
selbst hatte ersticken wollen. „Gut. Ich werde ein
Ende machen — jawohl, aber nur, um sie glücklich
zu machen, um ihr die Freiheit wieder zu geben!
Du selbst hast nichts von mir zu hoffen. — Nie


wieder wird ein anderes Weib mehr teil an mir
haben, nachdem ich Sylvia verloren habe! Denn
daß du's nur weißt: ich liebe sie — tausendmal
mehr, tausendmal tiefer als ich je zuvor geliebt
habe! — Nun hast du mir nicht einmal mehr ihre
Achtung gelassen, das löscht auch den letzten Rest
von Freundschaft aus zwischen uns. Geh — geh
doch endlich! Siehst du denn nicht, daß dein An-
blick mir verhaßt ist?"
Er war so außer.sich, daß seine Stimme heiser
klang, und er am ganzen Leib bebte.
Seine Worte fielen wie Keulenschläge auf die
Fürstin. Wie erstarrt stand sie da. Jetzt auf ein-
mal wußte sie, wovor sie innerlich gezittert, was sie
rastlos umhergetrieben hatte. Er liebte diese Frau!
Dunkel geahnt hatte sie es längst. Aber sie wollte
ihn nicht verlieren. Nie war er ihr so teuer erschienen
als eben jetzt.
Mit einem Aufschrei warf sie sich an seine Brust:
„Rainer — Rainer, nimm das zurück! Habe Er-

barmen! Ich kann dich ja nicht verlieren — ich
kann nicht!"
Kalt befreite er sich von ihr. „Nein. Auch du
hattest kein Erbarmen mit Sylvia. Von heute an
führen unsere Wege auseinander für immer. Was
ich für dich empfand, war nicht Liebe — und auch
du hast dich wohl getäuscht über deine Gefühle.
Hättest du mich wahrhaft geliebt, dann hätten wir
nie einen anderen Weg gehen können, als den zu
dauerndem Besitz."
Ihre Züge verzogen sich in wahnsinnigem Haß.
Ein unheimliches Feuer flackerte in ihren Augen
auf, während sie einen Feldstein benützte, um wieder
in den Sattel zu kommen. „Ist das dein letztes
Wort, Rainer?"
„Du selbst hast es nicht anders gewollt. Ich war
bereit, dir anzugehören, aber du wolltest nicht.
Schritt für Schritt triebst du mich vom geraden Wege
ab, bis ich im Begriff war, mich selbst zu verlieren.
Aber ich kam zur rechten Zeit noch zur Besinnung.


Vie erste Vision der sungsrau von Orleans. Nach einem öemZlde von Ob. herrmann-LSon. sZ. 174)

cop^nght 1407 du l)errm2nn°tton.

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