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Beweglicher Besitz.

Braut: Mei Aussteuer hast sehn wollen, da schau her, da last's umeinander!


Modern.
Artur: Na, Egon, — plötzlich so elegant gekleidet? Hast du ein so einträgliches
Gewerbe gefunden?
Egon: Oh, mir geht's jetzt glänzend, ich bin Heiratskandidat in einem Ehe-
vermittlungsbüro !

Erinnerungen.


Die feindliche Artillerie hat den Schützengraben unter Trommelfeuer genommen. Hageldicht schlagen
die Granaten ein, Eisensplitter bohren sich in die Erdwälle, Sand und Steine werden haushoch empor-
geschleudert und prasseln auf die Gänge und Gräben nieder — die ganze Hölle scheint entfesselt, und
die abgehärtetsten Leute suchen im Unterstand Schuh. Nur der berühmte Schauspieler X., jetzt Dizefeld-
webel, lehnt behaglich vor seiner „Villa" und zieht lächelnd an seiner Zigarette.
„Kommen Sie doch bloß herein!" ruft ihm der Leutnant zu. „Da draußen sind Sie ja ein Mann
des Todes!"
„Ach, so schlimm ist der Rummel nicht," entgegnet der Mime trocken. „Da hätten Eie mal meinem
ersten Auftreten am Stadttheater in Neuhausen beiwohnen sollen!"





Auf dem Standesamt.
Was wünschen Sie, mein Herr?
Ich bin August Müller senior und möchte die Geburt
eines Sohnes, gleichzeitig aber auch die Geburt eines
Sohnes meines Sohnes anmelden.
Schön, Sie melden also die Geburt eines Kindes und
eines Enkelkindes an.
Ja, so einfach ist die Geschichte nicht, Herr Standes-
beamter.
Warum nicht?
Gehen Sie, mein erster Sohn ist nämlich mein Schwie-
gervater, folglich auch gleichzeitig sein eigener Stiefvater,
weil meine jetzige Frau die Tochter meiner Schwieger-
tochter ist. Daher kommt es, daß mein Enkel, wie Sie
ihn zu nennen belieben, mein Stiefbruder und mein
Schwager ist. Ich habe eben zwei Söhne, einen aus
erster und einen aus zweiter Ehe. Der aus erster Ehe
hat dummerweise meine jetzige Schwiegermutter geheiratet.
Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Müller — hoffent-
lich lebt nun wenigstens Ihre erste Frau nicht mehr.
Doch, sehr sogar, sie ist nur von mir geschieden und
hat wieder geheiratet.
Wen denn?
Den älteren Bruder meiner jetzigen Frau.
Ia, um Gottes willen, dann ist ja Ihr ältester Sohn
sein eigener Onkel und dessen Sohn Ihr Schwager („Ihr"
großgeschrieben).

Über seine Kraft.

Über mich muß schon alles Unglück kommen; drei Mädeln hab' ich:
die erst' heirat' an Schwimmlehrer, die zweit' ist Waffermadel im
Cafe, die brüt' koblensaure Jungfer. So viel Bier kann i im ganzen
Leben nimmer saufen, daß sich dös wieder ausgleichet.


Das wäre noch nicht so schlimm, Herr Standesbeamter -
damit habe ich mich abgefunden,- aber nun lebt auch noch
ein Sohn aus der neuen Ehe meiner ersten Frau. Der
Bengel ist demnach der Stiefbruder meines ersten Sohnes,
sein Onkel und sein Neffe; folglich mein Detter und mein
Stiefsohn, und meine geschiedene Frau meine Schwägerin,
deren Mann mein Schwager und dieser wieder der Stief-
schwiegervater meines ersten Sohnes, und weil doch dieser
mein Sohn mein Schwiegervater ist, bin ich der Stief-
enkel meiner früheren Frau.
Bitte, Herr Müller, wiederholen Sie mir noch einmal
die Geschichte; ich habe mich noch nicht hineingefunden.
Nein, das kann ich nicht, Herr Standesbeamter, sobald
ich die Geschichte zweimal erzähle, komme ich durchein-
ander — hören Sie nur: Weil nun meine frühere Frau
meine Gtiefgroßmutter ist, bin ich doch mein eigener Stief-
großvater-
Na, Herr Müller, da machen Sie der ganzen Geschichte
doch ein Ende, lassen Sie sich von Ihrer jetzigen Frau
scheiden und heiraten Sie Ihre frühere Frau wieder, wenn
die geschieden ist.
Llm Gottes willen — die Absicht hatten wir schon, aber
dann würde ich ja doch mein eigener, richtiger Großvater.
Das möchte ich vermeiden.
Uff!
Herr Standesbeamter, was soll ich nun tun?
Tun Sie mir den einzigen Gefallen und gehen Sie
nach Hause! Gg.M.
 
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