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Zur Zeit der Schneeschmelze im Sngelberger Tal.

seine Augen leuch-
teten, und er schien
so sehr erregt, daß
Niels ihn mit einem
Griff näher an sich
zog und sagte: „Ich
will dir was sagen,
Jüngelchen, alles
ist auf der Welt
möglich, wenn der
Mensch mutz. Frei-
lich gehören mehr
als ein Paar lange
Beine zum Davon-
laufen: Schlauheit,
Geduld, Hungern
und Dürsten, vor
allem aber Mut.
Dann noch eins:
aber das sollst du
eist zu wissen krie-
gen, wenn es wirk-
lich so weit ist, denn
helfen mutz ich dir
ja doch. Du bist
wahrhaftig zu grün
und zu hübsch ge-
wachsen für all den
Jammer, den du
erleben müßtest, zu
gut für die Cra-
pule."
Arel wollte wis-
sen, was das sei.
Bagge wehrte
mit der Hand ab
und brummte: „Das
sag' ich auch dir
nicht. Ich kannte
einen, der's erfah-
ren hat; er ging mit
Krücken... Junge,
borg mir zwei Sous
für Tabak, denn der
Mensch mutz rau-
chen, um so aller-
handzuvergessen."
Von irgendwoher
hatte Niels Bagge
ein Fläschchen Opi-
um. Gr sagte, es sei
gut, so was für

Zurückhaltung ab und erzählte einiges von seinen vielen Fahrten.
Er war fast in allen Erdteilen herumgekommen. Auch an der Küste
von Nordafrika war er gewesen und sprach recht wenig zuversicht-
lich über das Leben in der Fremdenlegion. Auf seine Fragen,
warum er denn selbst eingetreten sei, erhielt Arel Antworten, aus
denen er entnahm, Niels Bagge habe sich aus reiner Abenteurerlust
dazu entschlossen. Zuletzt sagte der: „So blind wie du bin ich nicht
hineingerannt, und werde so gut es geht meine fünf Jahre aus-
halten. Dir will ich den guten Rat geben, packe dich so bald als mög-
lich wieder davon. In Deutschland werden sie dir den Kopf nicht
abreitzen, wenn du auch den Einjährigen verjubelt hast."
Arel wollte wissen, ob es überhaupt möglich wäre, zu entrinnen;

ZrrllNL'r Sünder^
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doon Friedrich Jercobstrrr
(Fortsetzung.)
ur einer der Legionäre sprach nicht von seiner Vergangen¬
heit. Es war der Hamburger Matrose Niels Bagge, ein
Kerl von fast- vierzig Jahren, denn man nahm die Le-
-»gionäre bis zum fünfundvierzigsten an, wenn sie sich
körperlich rüstig genug erwiesen. Niels Bagge war klein, aber breit
gebaut und von bä-
renmätziger Kraft.
Einen Kameraden,
der ihn wegen sei¬
ner scheelen Augen
aufzog, warf er mit
einem Stotz der
linken Hand hart zu
Boden; aber er tat
ihm sonst nichts.
Seitdem gingen ihm
die anderen aus dem
Weg. Der starke
Kerl war außer¬
ordentlich schweig¬
sam. In den weni¬
gen Ruhestunden,
die man den Le¬
gionären gönnte,
rauchte er bestän¬
dig seine schwarze
Tonpfeife, spuckte
in alle Ecken und
starrte meist vor
sich hin. Wenn ihm
der Tabak ausging,
murrte er wohl,
aber er fluchte selten
und führte auch
sonst keine unnützen
Reden. Als Arel
versuchte, sich ihm
anzuschlietzen, fand
er sich als Lands¬
mann nicht zurück¬
gestoßen. Der junge ,
noch unerfahrene
Mensch glaubte, daß
die äußerliche Ruhe
ein Zeichen gu¬
ten Gewissens sein
müsse, und es war
ihm tröstlich, unter
dem zweifelhaften
Gesindel wenigstens
einen anständigen
Kerl gefunden zu
haben. Allmählich
wurden die beiden
näher miteinander¬
bekannt. Bagge
legte einen Teil der
 
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