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vornan


Friedrich Jacobserr

ie fast alle Menschen war auch Inge ein wenig aber-
gläubisch, und machte am nächsten Tag einen Besuch bei
Gabriele, um Lunds Mutter kennen zu lernen.
Nach Pauls Schilderung erwartete sie eine rüstige Frau zu
sehen, aber Margarete Lund war alt und grau geworden. Als Inge sich
darüber wunderte, sagte sie: „Es sind nicht die paar Jahre, ich bin ja
kaum fünfundfünfzig, aber die Regierung will neues Land gewinnen,
man wird das Moor austrocknen und die Heide unfreisten. Vielleicht
verliere ich mein Haus dabei, und das macht mir viel Kummer.
Ich bin jetzt schon auf der Flucht, für ein paar Wochen wenigstens.


Drausten arbeiten sie an der Stelle, wo mein Jens untergegangen
ist. Es könnte sein, dast sie ihn wieder finden; ich. fürchte mich
davor."
Inge entgegnete nachdenklich: „Das wäre ein trauriges Wieder-
sehen, aber man würde ihn in geweihte Erde legen."
„Das Land ist überall heilig, Frau Amtsrichter, denn wir sind
darin geboren." Nach kurzem Schweigen fragte die Alte: „Liebe
Frau Barloff, Sie leben in der Hoffnung auf ein Kind."
„Ja! Ob's wohl ein Knabe sein wird, Frau Lund?"
Gabriele, die bisher daneben gesessen hatte, ging hinaus; die
Alte sah ihr ernst nach.
„Die sagte Ihnen wohl, dast ich weissagen könnte; vielleicht
weil ich ihr neulich ein Wort hinwarf, das sich so anhörte wie eine
Voraussage. Ich kann nicht in die Zukunft sehen, Frau Barloff.
Warum es ein Knabe sein soll, weist ich wohl. Wegen der Herr-
schaft auf Dürhus wünschen Sie es. Ja, meinem Asmus, dem ging
es hart, ihm war kein Rittergut in der Wiege beschert."

Nach einem Gemälde von A. Wald. Bin Ausschnitt aus den Kämpfen des deutschen Landsturms.
 
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