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DasBuchfüvAlle
Heft 2
Oer Hausgarten im Frühherbst.
enn das erste Gemüse abgeräumt ist, wird es gerade in der jetzigen
Zeit gut sein, darauf zu sehen, daß die Beete aufs neue bepflanzt
und besät werden, und zwar mit Eemüsesorten, deren Ertrag für
Winter und Frühling sicher ist. Es wäre ein Fehler, wenn man die Beete
kurzerhand behacken und dann mit Pflanzen neu bestecken wollte, der
Boden verlangt im Herbst ebenso sorgfältige Vorbereitung wie im Früh-
jahr. Die Gemüsewurzeln und das Unkraut werden also sorgsam ent-
fernt und die Erdschollen tüchtig umgegraben, damit der Boden möglichst
locker wird. Wer in der Lage ist, Dünger einzugraben, wird auf größere
Ertragsfähigkeit rechnen können. Kuh-, Geflügel- und Ziegendung wird
in erster Linie zu verwenden sein. Wo das nicht möglich ist, beschafft
man sich beim Schmied Hornspäne, weicht sie in Wasser einige Zeit auf
und begießt mit dieser Flüssigkeit die Beete. Künstlichen Gartendünger
verstreut man auf die Erdoberfläche und gräbt ihn dann unter. Gegossen
wird im Herbst seltener als im Sommer, und
dann nicht abends, weil die kühlen Nächte den
Wurzeln der angefeuchteten Pflanzen schaden
könnten, sondern morgens. Im Frühherbst
werden die Beete der Erbsen, Frühkohlrabi,
Frühblumenkohl, Spinat, Frühkartoffeln und
der abgeblühten Blumen frei und mit Ge-
müsepflanzen besetzt. Auch die Balkonkästen
unserer Veranden sollte man im Herbst mit
Grünkohl, Petersilie, Pflücksalat, Rapünzchen
bepflanzen. Den sichersten Ertrag liefert
immer der Winter-, Kraus- oder Grünkohl.
Man kaufe aber nur recht kräftige Pflanzen
und wähle eine niedrige Sorte. Hohe Sorten
sind bei schneidendem Ostwind im Winter vor
dem Erfrieren nicht ganz sicher. Man gieße
anfangs häufig und achte auch auf die Rau¬
pen, die im September und Oktober die
Blätter zuweilen Heimsuchen, und lese sie
sorgsam ab. Spätkohlrabi kann ebenfalls im
Frühherbst angepflanzt werden; er ist bis
zum Anfang Dezember vor Frost geschützt,
später kann man die Stauden im Keller in
den Sand einschlagen. Auch Rosenkohl ge¬
deiht noch für den Frühwinter, wenn das
Herbstwetter einigermaßen günstig ist. Sind die Stauden leidlich groß
und zeigen sich in den Blattwinkeln die kleinen Röschen, so sind die
Spitzen auszuschneiden, damit die Röschenentwicklung stärker wird. Um
bei Porre oder Lauch dem Schaft möglichst viel Nahrung zuzuführen,
tut man gut, die grünen Blätter öfters glatt abzuschneiden. Meist über-
wintert er ohne besondere Bedeckung; um sicher zu gehen, kann man die
Blätter im Winter durch aufgelegte Fichtenzweige schützen.
Vom Blättergemüse sei zunächst der Pflücksalat zur Pflanzung emp-
fohlen. Kopfsalat bildet im Herbst selten Köpfe. Pflücksalat wächst
immer wieder nach und hält gegen den Frost bis in den Winter hinein
aus. Die Bepflanzung kann auch in großen Blumentöpfen und Balkon-
küsten geschehen. Einen vortrefflichen Wintersalat liefern auch die Rapünz-
chen; sie sind winterhart und nehmen mit jedem Boden und Standort
vorlieb. Auch an halbschattigen Stellen des Gartens kommen sie noch
gut fort. Nach ihrer Aussaat achte man auf die Erdflöhe, die gerne
die jungen Blättchen abnagen. Häufiges Betraufen mit Wasser genügt
schon zu ihrer Vertreibung. Schließlich sei noch auf die Aussaat von
Winterspinat aufmerksam gemacht. In den letzten Jahren hat sein An-
bau, auch auf den offenen Feldern, eine große Ausdehnung genommen.
Man sät ihn am besten in Reihen aus, damit das Unkraut leicht entfernt
werden kann. Bei günstigem Wetter kann man noch im Herbst ernten.
Die über den Winter stehen gebliebenen Stauden liefern im Frühjahr zur
gemüsearmen Zeit ein wohlschmeckendes Gemüse. Die Samenkörner müssen
ziemlich dicht in die Rillen ausgestreut werden. Man verlange beim
Einkauf des Samens Winterspinat. Auch der Mangold, dessen Blätter
immer wieder nachwachsen, kann in ähnlicher Weise Verwendung finden.
Der Blumengarten verlangt im Herbst mancherlei Arbeit. Will
man frühzeitig blühende Blumen haben, so besetzt man Beete mit
Blumenzwiebeln von Hyazinthen, Krokus, Tulpen und Szilla. Man gibt
ihnen als Winterschutz eine Decke von trockenem Laub oder bedeckt sie mit
Fichtenreisig. Die perennierenden Stauden auf den Rabatten werden
umgepflanzt, wenn sie älter und umfangreicher gewachsen sind. Man
hebt die Büsche mit dem Spaten vorsichtig aus der Erde und zerlegt die
einzelnen Teile so, daß die kleinen Wurzeln der Pflanzen Gewähr für
Anwachsen bieten. Dann pflanzt man ein und sorgt in den ersten Wochen
für ausreichende Bewässerung. Nelken leiden zuweilen durch Frost.
Noch mehr aber kommt es vor, daß die Zweigenden am Boden durch
Fäulnis zu leiden haben. In diesem Falle ist Aufbinden der Stauden und
Befestigung an einem Stabe, den man mit Fichtenreisig umbindet, zu
empfehlen. Auch an Erdbeerbeeten werden die Ausläufer entfernt und
alles trockene Laub abgeschnitten. Die Erde wird zwischen den Pflanzen
gelockert. Diese selbst werden mit kurzem Mist bedeckt. In der Himbeer-
anlage werden die trockenen Nuten ausgeschnitten. Im Herbst kann
man auch neue Erdbeer- und Himbeeranlagen Herrichten. Das Ein-
decken der Rosen sollte erst Ende November vorgenommen werden, da
leichte Fröste ihnen nicht schädlich sind. N. Reichhardt.
Nährwerte im Stroh.
u allen Zeiten der Not verzehrten die Menschen anscheinend gering-
wertige Pflanzenstoffe, um das Hungergefühl zu stillen und sich am
Leben zu erhalten. Vorher und seit der „schweren Not" im Dreißig¬
jährigen Kriege findet man von Chronisten darüber berichtet. Häufig
wurden gemahlene Baumrinde, Häcksel, Stroh, Sirohmehl, Heu, ja sogar
Sägmehl und Sägespäne unter den Broiteig
gemengt. Bei den Lappen ist die Beimengung
von Baumrindenmehl zur Brotmasse landes-
üblich, ja man behilft sich zu Zeiten mit Brot,
das nur aus Baumrindenmehl gebacken ist.
Der Pumpernickel wurde früher in Westfalen
mit ganzen Getreidespelzen verbacken, so daß
er dem Ungewohnten ungenießbar schien und
ihm das Zahnfleisch durch die scharfen Spelz-
kanten bluten machte. Gesundes Nahrungs-
gefühl und die Tatsache, daß Tiere nur von
Heu und Stroh leben und gedeihen, ließ den
Menschen eine Verwertung auch gehaltarmer
Pflanzennahrung ahnen. Selbst wenn die
Ausnützung der „Füllstoffe" solchen „Not-
brotes" bei dem früheren groben Zerteilungs-
grad nur gering sein konnte, halfen sie doch
das Hungergefühl stillen, und lehrten, daß
scharfkantige Zusätze den menschlichen Darm-
kanal ohne Schaden durchlaufen, was heute
vielfach vergessen ist. Die in Notzeiten dem
Brote beigemengten Füllstoffe waren zwar
ungefährlich für den Darm, aber als Kraft-
quelle können weder Häcksel noch das, was
man damals „Strohmehl" nannte, gelten.
Der geringe Nührgehalt war der Einwirkung der Verdauungssüfte ent-
zogen, weil die Nährstoffe in den fast unangreifbaren Zellhäutchen der
Pflanzen eingeschlossen blieben. Sollen solche Stoffe sich in Nährwerte
umwandeln, dann müssen die unverdaulichen Zellwände zerrissen werden,
damit der Zellinhalt als Nährwert frei wird. Nach Prof. vr. Hans Frieden-
thal zeigten Versuche, daß Pflanzen Nährstoffe enthalten, die zwar kein
Eiweiß sind, aber im tierischen Körper den Ansatz von Eiweiß steigern.
Nicht nur feinverteiltes Pflanzeneiweiß wird ausgenutzt, es erwies sich auch,
daß bei Darreichung von allerfeinst gemahlenem Strohpulver und Kleie
in anderer Nahrung die Verwertung der Eiweißkörper sich steigert. So ist
also Eiweiß in Nahrungsmitteln zu sparen. Strohmehl, dessen kleinste
Teilchen in den geringsten Stücken einen Durchmesser von 0,09 Millimeter
nicht überschreiten, darf als Zusatzmittel angesehen werden, dessen Wert
sich vielleicht nach dem Kriege erst noch erweisen wird. St. St.
Trübes Vier. — Woher kommt es wohl, daß Bier und Wein im Sommer
sich so leicht trüben, an Wohlgeschmack und Bekömmlichkeit dadurch verlieren und
manchmal sogar völlig ungenießbar werden?
Um die Ursache dieser Erscheinung zu finden, bringt man eine ganz geringe
Masse des gelblichen Bodensatzes, der sich in trüb gewordenen alkoholischen Flüssig-
keiten bildet, unter das Mikroskop und betrachtet ihn bei stärkerer Vergrößerung.
Dann zeigt sich eine Erscheinung, wie sie unsere Abbildung wiedergibt. Es ist das
mikroskopische Bild der sogenannten „Füces" aus trübem Bier in siebenhundert-
fünfundzwanzigfacher Vergrößerung.
Man sieht eine Menge länglichrunder, teilweise zusammenhängender Gebilde,
mit je ein paar Hellen Bläschen im Innern. Dazwischen sind noch winzig kleine
Kügelchen oder Stäbchen wahrzunehmen, die in der Abbildung nur undeutlich
hervortreten; ihre eigentliche Form ist bei der für diese Bestandteile zu schwachen
Vergrößerung nicht genau zu erkennen. Die größeren Körperchen sind Sproß-
oder Hefepilze, die kleineren Spaltpilze oder Bakterien. Beide Formen bewirken
durch ihr massenhaftes Auftreten die Trübung und durch ihre zersetzende Tätigkeit
das Verderben alkoholischer Getränke. Daß sie sich im Sommer weit häufiger be-
merkbar machen als im Winter, hängt mit den höheren Wärmegraden zusammen,
die ihre Vermehrung begünstigen. Sie sind aber nicht erst in die meist fest verkorkten
Flaschen von außen hineingekommen, sondern stammen nur von wenigen Exem-
plaren ab, die schon in der Flüssigkeit enthalten waren, bei der kühlen Winter- oder
Kellertemperatur der Lagerräume aber nicht zur Entwicklung gelangen konnten.
Aus Sproß- und Spaltpilzen seht sich in der Hauptsache auch die sogenannte
„Kahmhaut" zusammen, die sich auf der Oberfläche offenstehender alkoholischer
Flüssigkeiten besonders bei höherer Temperatur allmählich bildet. E. Nenkanf.
Hefepilze und Spaltpilze in trübem Bier. 725mal vergrößert.
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Oer Hausgarten im Frühherbst.
enn das erste Gemüse abgeräumt ist, wird es gerade in der jetzigen
Zeit gut sein, darauf zu sehen, daß die Beete aufs neue bepflanzt
und besät werden, und zwar mit Eemüsesorten, deren Ertrag für
Winter und Frühling sicher ist. Es wäre ein Fehler, wenn man die Beete
kurzerhand behacken und dann mit Pflanzen neu bestecken wollte, der
Boden verlangt im Herbst ebenso sorgfältige Vorbereitung wie im Früh-
jahr. Die Gemüsewurzeln und das Unkraut werden also sorgsam ent-
fernt und die Erdschollen tüchtig umgegraben, damit der Boden möglichst
locker wird. Wer in der Lage ist, Dünger einzugraben, wird auf größere
Ertragsfähigkeit rechnen können. Kuh-, Geflügel- und Ziegendung wird
in erster Linie zu verwenden sein. Wo das nicht möglich ist, beschafft
man sich beim Schmied Hornspäne, weicht sie in Wasser einige Zeit auf
und begießt mit dieser Flüssigkeit die Beete. Künstlichen Gartendünger
verstreut man auf die Erdoberfläche und gräbt ihn dann unter. Gegossen
wird im Herbst seltener als im Sommer, und
dann nicht abends, weil die kühlen Nächte den
Wurzeln der angefeuchteten Pflanzen schaden
könnten, sondern morgens. Im Frühherbst
werden die Beete der Erbsen, Frühkohlrabi,
Frühblumenkohl, Spinat, Frühkartoffeln und
der abgeblühten Blumen frei und mit Ge-
müsepflanzen besetzt. Auch die Balkonkästen
unserer Veranden sollte man im Herbst mit
Grünkohl, Petersilie, Pflücksalat, Rapünzchen
bepflanzen. Den sichersten Ertrag liefert
immer der Winter-, Kraus- oder Grünkohl.
Man kaufe aber nur recht kräftige Pflanzen
und wähle eine niedrige Sorte. Hohe Sorten
sind bei schneidendem Ostwind im Winter vor
dem Erfrieren nicht ganz sicher. Man gieße
anfangs häufig und achte auch auf die Rau¬
pen, die im September und Oktober die
Blätter zuweilen Heimsuchen, und lese sie
sorgsam ab. Spätkohlrabi kann ebenfalls im
Frühherbst angepflanzt werden; er ist bis
zum Anfang Dezember vor Frost geschützt,
später kann man die Stauden im Keller in
den Sand einschlagen. Auch Rosenkohl ge¬
deiht noch für den Frühwinter, wenn das
Herbstwetter einigermaßen günstig ist. Sind die Stauden leidlich groß
und zeigen sich in den Blattwinkeln die kleinen Röschen, so sind die
Spitzen auszuschneiden, damit die Röschenentwicklung stärker wird. Um
bei Porre oder Lauch dem Schaft möglichst viel Nahrung zuzuführen,
tut man gut, die grünen Blätter öfters glatt abzuschneiden. Meist über-
wintert er ohne besondere Bedeckung; um sicher zu gehen, kann man die
Blätter im Winter durch aufgelegte Fichtenzweige schützen.
Vom Blättergemüse sei zunächst der Pflücksalat zur Pflanzung emp-
fohlen. Kopfsalat bildet im Herbst selten Köpfe. Pflücksalat wächst
immer wieder nach und hält gegen den Frost bis in den Winter hinein
aus. Die Bepflanzung kann auch in großen Blumentöpfen und Balkon-
küsten geschehen. Einen vortrefflichen Wintersalat liefern auch die Rapünz-
chen; sie sind winterhart und nehmen mit jedem Boden und Standort
vorlieb. Auch an halbschattigen Stellen des Gartens kommen sie noch
gut fort. Nach ihrer Aussaat achte man auf die Erdflöhe, die gerne
die jungen Blättchen abnagen. Häufiges Betraufen mit Wasser genügt
schon zu ihrer Vertreibung. Schließlich sei noch auf die Aussaat von
Winterspinat aufmerksam gemacht. In den letzten Jahren hat sein An-
bau, auch auf den offenen Feldern, eine große Ausdehnung genommen.
Man sät ihn am besten in Reihen aus, damit das Unkraut leicht entfernt
werden kann. Bei günstigem Wetter kann man noch im Herbst ernten.
Die über den Winter stehen gebliebenen Stauden liefern im Frühjahr zur
gemüsearmen Zeit ein wohlschmeckendes Gemüse. Die Samenkörner müssen
ziemlich dicht in die Rillen ausgestreut werden. Man verlange beim
Einkauf des Samens Winterspinat. Auch der Mangold, dessen Blätter
immer wieder nachwachsen, kann in ähnlicher Weise Verwendung finden.
Der Blumengarten verlangt im Herbst mancherlei Arbeit. Will
man frühzeitig blühende Blumen haben, so besetzt man Beete mit
Blumenzwiebeln von Hyazinthen, Krokus, Tulpen und Szilla. Man gibt
ihnen als Winterschutz eine Decke von trockenem Laub oder bedeckt sie mit
Fichtenreisig. Die perennierenden Stauden auf den Rabatten werden
umgepflanzt, wenn sie älter und umfangreicher gewachsen sind. Man
hebt die Büsche mit dem Spaten vorsichtig aus der Erde und zerlegt die
einzelnen Teile so, daß die kleinen Wurzeln der Pflanzen Gewähr für
Anwachsen bieten. Dann pflanzt man ein und sorgt in den ersten Wochen
für ausreichende Bewässerung. Nelken leiden zuweilen durch Frost.
Noch mehr aber kommt es vor, daß die Zweigenden am Boden durch
Fäulnis zu leiden haben. In diesem Falle ist Aufbinden der Stauden und
Befestigung an einem Stabe, den man mit Fichtenreisig umbindet, zu
empfehlen. Auch an Erdbeerbeeten werden die Ausläufer entfernt und
alles trockene Laub abgeschnitten. Die Erde wird zwischen den Pflanzen
gelockert. Diese selbst werden mit kurzem Mist bedeckt. In der Himbeer-
anlage werden die trockenen Nuten ausgeschnitten. Im Herbst kann
man auch neue Erdbeer- und Himbeeranlagen Herrichten. Das Ein-
decken der Rosen sollte erst Ende November vorgenommen werden, da
leichte Fröste ihnen nicht schädlich sind. N. Reichhardt.
Nährwerte im Stroh.
u allen Zeiten der Not verzehrten die Menschen anscheinend gering-
wertige Pflanzenstoffe, um das Hungergefühl zu stillen und sich am
Leben zu erhalten. Vorher und seit der „schweren Not" im Dreißig¬
jährigen Kriege findet man von Chronisten darüber berichtet. Häufig
wurden gemahlene Baumrinde, Häcksel, Stroh, Sirohmehl, Heu, ja sogar
Sägmehl und Sägespäne unter den Broiteig
gemengt. Bei den Lappen ist die Beimengung
von Baumrindenmehl zur Brotmasse landes-
üblich, ja man behilft sich zu Zeiten mit Brot,
das nur aus Baumrindenmehl gebacken ist.
Der Pumpernickel wurde früher in Westfalen
mit ganzen Getreidespelzen verbacken, so daß
er dem Ungewohnten ungenießbar schien und
ihm das Zahnfleisch durch die scharfen Spelz-
kanten bluten machte. Gesundes Nahrungs-
gefühl und die Tatsache, daß Tiere nur von
Heu und Stroh leben und gedeihen, ließ den
Menschen eine Verwertung auch gehaltarmer
Pflanzennahrung ahnen. Selbst wenn die
Ausnützung der „Füllstoffe" solchen „Not-
brotes" bei dem früheren groben Zerteilungs-
grad nur gering sein konnte, halfen sie doch
das Hungergefühl stillen, und lehrten, daß
scharfkantige Zusätze den menschlichen Darm-
kanal ohne Schaden durchlaufen, was heute
vielfach vergessen ist. Die in Notzeiten dem
Brote beigemengten Füllstoffe waren zwar
ungefährlich für den Darm, aber als Kraft-
quelle können weder Häcksel noch das, was
man damals „Strohmehl" nannte, gelten.
Der geringe Nührgehalt war der Einwirkung der Verdauungssüfte ent-
zogen, weil die Nährstoffe in den fast unangreifbaren Zellhäutchen der
Pflanzen eingeschlossen blieben. Sollen solche Stoffe sich in Nährwerte
umwandeln, dann müssen die unverdaulichen Zellwände zerrissen werden,
damit der Zellinhalt als Nährwert frei wird. Nach Prof. vr. Hans Frieden-
thal zeigten Versuche, daß Pflanzen Nährstoffe enthalten, die zwar kein
Eiweiß sind, aber im tierischen Körper den Ansatz von Eiweiß steigern.
Nicht nur feinverteiltes Pflanzeneiweiß wird ausgenutzt, es erwies sich auch,
daß bei Darreichung von allerfeinst gemahlenem Strohpulver und Kleie
in anderer Nahrung die Verwertung der Eiweißkörper sich steigert. So ist
also Eiweiß in Nahrungsmitteln zu sparen. Strohmehl, dessen kleinste
Teilchen in den geringsten Stücken einen Durchmesser von 0,09 Millimeter
nicht überschreiten, darf als Zusatzmittel angesehen werden, dessen Wert
sich vielleicht nach dem Kriege erst noch erweisen wird. St. St.
Trübes Vier. — Woher kommt es wohl, daß Bier und Wein im Sommer
sich so leicht trüben, an Wohlgeschmack und Bekömmlichkeit dadurch verlieren und
manchmal sogar völlig ungenießbar werden?
Um die Ursache dieser Erscheinung zu finden, bringt man eine ganz geringe
Masse des gelblichen Bodensatzes, der sich in trüb gewordenen alkoholischen Flüssig-
keiten bildet, unter das Mikroskop und betrachtet ihn bei stärkerer Vergrößerung.
Dann zeigt sich eine Erscheinung, wie sie unsere Abbildung wiedergibt. Es ist das
mikroskopische Bild der sogenannten „Füces" aus trübem Bier in siebenhundert-
fünfundzwanzigfacher Vergrößerung.
Man sieht eine Menge länglichrunder, teilweise zusammenhängender Gebilde,
mit je ein paar Hellen Bläschen im Innern. Dazwischen sind noch winzig kleine
Kügelchen oder Stäbchen wahrzunehmen, die in der Abbildung nur undeutlich
hervortreten; ihre eigentliche Form ist bei der für diese Bestandteile zu schwachen
Vergrößerung nicht genau zu erkennen. Die größeren Körperchen sind Sproß-
oder Hefepilze, die kleineren Spaltpilze oder Bakterien. Beide Formen bewirken
durch ihr massenhaftes Auftreten die Trübung und durch ihre zersetzende Tätigkeit
das Verderben alkoholischer Getränke. Daß sie sich im Sommer weit häufiger be-
merkbar machen als im Winter, hängt mit den höheren Wärmegraden zusammen,
die ihre Vermehrung begünstigen. Sie sind aber nicht erst in die meist fest verkorkten
Flaschen von außen hineingekommen, sondern stammen nur von wenigen Exem-
plaren ab, die schon in der Flüssigkeit enthalten waren, bei der kühlen Winter- oder
Kellertemperatur der Lagerräume aber nicht zur Entwicklung gelangen konnten.
Aus Sproß- und Spaltpilzen seht sich in der Hauptsache auch die sogenannte
„Kahmhaut" zusammen, die sich auf der Oberfläche offenstehender alkoholischer
Flüssigkeiten besonders bei höherer Temperatur allmählich bildet. E. Nenkanf.
Hefepilze und Spaltpilze in trübem Bier. 725mal vergrößert.