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DasBuchsüvAlle
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der im ganzen Lande keinen Feind hat, sondern die dankbare Ehr-
furcht und Liebe aller genießt.
Die Entwicklung Württembergs stand im letzten Vierteljahr-
Hundert im Zeichen gesegneter Pflichttreue eines unermüdlich um
die Wohlfahrt seines Landes besorgten Königs.
Das Wort seiner ersten Thronrede, „die Pflege eines steten,
besonnenen Fortschritts auf allen Gebieten des staatlichen Lebens
werde Gegenstand seiner unausgesetzten Bemühungen sein," hat der
König glänzend zur Wahrheit gemacht. Er hat, die Zeichen der Zeit
richtig verstehend, sich ihrer Entwicklung nie eigenwillig entgegen-
gestellt, sondern sich stets als Führer und Beschützer aller fortschritt-
lichen Gedanken erwiesen. Die Verfassungsrevision gab dem Lande
anstatt eines veralteten Kammersystems eine rein durch den Volks-
willen gewählte Zweite, eine an Zahl und geistiger Kraft erheblich
verstärkte Erste Kammer. Die Verwaltungsreform erweiterte das
Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden und zog auch zu der staat-
lichen Bezirksverwaltung das bürgerliche
Element bei. Die Steuerreform brachte
eine gerechte Verteilung der öffentlichen
Lasten nach dem Grundsatz stärkerer Be-
lastung der stärkeren Schultern. Die
Volksschulreform löste die Volksschule von
der Aufsicht und Leitung der Kirche und
stellte sie auf eigene Füße. Auch sonst
ist auf allen Gebieten Neues und Segens-
reiches ersprossen, nirgends unter gewalt-
samem Bruch mit dem Alten, sondern
unter weiser und pietätvoller Anknüpfung
an das geschichtlich Gewordene. Und der
König war stets das treibende Element,
der begeisternde und ermutigende Führer,
der mehr als einmal selbst eingriff und
der seiner Freude über das Erreichte un-
verhohlen Ausdruck gab.
Für die Auffassung des Königs von
seiner Aufgabe legt noch ein anderes Wort
von ihm Zeugnis ab: „Ich bin mir seit
meiner Thronbesteigung wohl bewußt ge-
wesen, daß der politischen Betätigung
eines Staates wie Württemberg verhält-
nismäßig enge Grenzen gezogen sind.
Auf dem Gebiete künstlerischer und wissen-
schaftlicher Bestrebungen aber haben die
deutschen Bundesstaaten, ein ebenso rei-
ches wie dankbares Feld der Betätigung
vor sich, und ich bin daher allezeit darauf
bedacht gewesen, in Württemberg so¬
zusagen ein Kulturzentrum zu schaffen Königin Charlotte
und zu erhalten, eine Stätte, wo man¬
cherlei Interessen idealer Natur eine liebevollere und wohl auch
eigenartigere Förderung und Pflege erfahren, als dies vielleicht da
und dort sonst der Fall sein kann." Auch dieses Wort hat er zur
Tat gemacht. Die Wissenschaft blüht, gepflegt und geschützt vom
Throne; auch das verflossene Vierteljahrhundert hat nichts ab-
gemindert von dem alten Ruhm schwäbischer Gelehrsamkeit und
Gründlichkeit im Deutschen Reiche. Die Künste haben am König
einen verständnisvollen Freund und edelsinnigen Gönner. Sein
ganz persönliches Werk ist der Schwäbische Schillerverein, den er
am Vorabend von Schillers neunzigstem Todestag gründete, „um
die Erbschaft des nationalen Dichters zu pflegen und damit die
Erkenntnis von dem höheren Wert des idealen Besitzes unserer
Nation zu kräftigen und zu beleben," der Verein wie das von ihm
erbaute Marbacher Schillermuseum genießen des Königs warme
persönliche Teilnahme und danken seiner Freigebigkeit manche Be-
reicherung. Von der Förderung, welche die Kunst durch den König
erfuhr, zeugt auch die Geschichte des Stuttgarter Hoftheaters in den
letzten anderthalb Jahrzehnten. In der neuen großzügigen Theater-
anlage, die in dem Park am See wundervoll gelegen ist, sah der
König seinen Lieblingsgedanken an zwei in den Raumverhältnissen
verschiedenen Häusern erfüllt, so daß sowohl die auf großen wie die
auf Wirkung nur im kleinen Raum gestellten Bühnenwerke den ihnen
entsprechenden Rahmen finden. Edler Musik ist der Fürst gleich-
wie seine Gemahlin hold; er pflegt sie im eigenen Hause wie im
Lande. Und für die bildende Kunst war er der freigebige fürstliche
Mäzen, der den neuzeitlichen Gedanken Interesse und Verständnis
entgegenbrachte; manchen bedeutenden Lehrer hat er an die Kunst-
akademie berufen. Das neue Kunstgebäude auf dem Platz des alten
abgebrannten Theaters ist eine fürstliche Gabe des Königs an die
bildende Kunst, in der er zugleich der schlichten und vornehmen Raum-
kunst der Neuzeit ein Denkmal setzte. Und endlich Religion und
Kirche, wie haben sie sich der schützenden, fürsorgenden Pflege des
Königs zu erfreuen gehabt! Unbehindert und gehegt haben sich die
Kirchen in ihrer Selbständigkeit entfaltet, und das kostbare Gut
konfessionellen Friedens hat der König, weitherzig und entgegen-
kommend überallhin, seinem Lande zu erhalten gewußt. Die Werke
der Liebestätigkeit sind bei allen Konfessionen emporgeblüht, und
König und Königin sind stets die ersten, die ihnen teilnehmend zur
Seite stehen. Württemberg ist, wie der König es wünschte, ein
Kulturzentrum geworden, um dessen gei-
stige Höhenlage und Freiheit es nicht mit
Unrecht beneidet wird.
Bei allem ist der König ganz gewiß
kein schwäbischer Partikularist, sondern ein
guter Deutscher. Seit einem Vierteljahr-
hundert ist er keine Linie breit gewichen
von dem Gelöbnis, das er am Tag seiner
Thronbesteigung dem Kaiser ablegte: „Aus
tiefster Überzeugung stehe ich, wie seit
Jahren als Glied der preußischen Armee
zu dieser, jetzt als deutscher Regent fest
und treu zu Kaiser und Reich." Mit dem
Kaiser verband ihn von Jugendtagen her
persönliche Freundschaft, und bei jeder
Gelegenheit, bei Manövern und Paraden,
bei Denkmalsweihen und Schiffstaufen,
hat König Wilhelm laut und deutlich
bezeugt, wie „die Kaiser- und Neichsidee"
in ihm selbst wie im ganzen Schwaben-
lande lebendig ist. Seinem Volke aber ist
der König ein vorbildlicher Erzieher zur
deutschen Vaterlandsliebe geworden. Herr-
lich ist seine Saat aufgegangen in den
zwei letzten Jahren des Weltkriegs, im
ganzen Volke als der unbeugsame Wille
zum Siegen und Durchhalten und ins-
besondere im Heere, das im Verein mit
den Bruderstämmen in Ost und West un-
vergleichliche Heldentaten vollführt hat.
Und wenn der Kaiser kurz nach dem
goldenen Militärjubiläum des Königs ihm
den Feldmarschallsrang der preußischen
sehen wir Schwaben darin zugleich eine
Anerkennung der braven Taten unserer Truppen und den erneuten
Ausdruck des Kaisers für seine tief empfundene Überzeugung von
der treudeutschen Gesinnung unseres Landesherrn.
Eine treue Genossin auf dem weitverzweigten Felde öffentlicher
Wohlfahrtsbestrebungen wurde ihrem hohen Gemahl die Königin
Charlotte. Eine stattliche Anzahl von Anstalten und Vereinen er-
freut sich ihrer besonderen Schutzherrschaft, aber weit darüber hin-
aus schlägt ihr Herz für so viele Bestrebungen im Lande, die der
Besserung von Schäden, der Linderung von Nöten, der weiblichen
Berufsbildung gewidmet sind. Obenan stehen im Augenblick das
Rote Kreuz und die Lazarette, die sie häufig besucht. Mit erfrischen-
der Natürlichkeit, mit Güte und Freundlichkeit hat sie sich die Herzen
ihrer Landeskinder gewonnen und hält es für ihr höchstes Glück,
Königin zu sein im Reiche der mütterlichen Liebe und Fürsorge.
So hat das Schwabenvolk allen Grund, am 6. Oktober sich
seines Königs und seiner Gemahlin zu freuen und ihm noch lange
Jahre glücklicher, gesegneter Regierung in Zeiten des Friedens zu
wünschen. Keine prangenden Festlichkeiten werden den Tag er-
füllen, dazu ist die Zeit nicht angetan. Aber das erneute Gelöbnis
der Treue zu König und Vaterland, zu Kaiser und Reich wird das
Schwabenvolk dem Landesherrn zu seinem Ehrentage als schönste
Gabe darbringen.
Hofphotograph Theodor Andersen, Stuttgart.
von Württemberg.
Armee verliehen hat, so
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der im ganzen Lande keinen Feind hat, sondern die dankbare Ehr-
furcht und Liebe aller genießt.
Die Entwicklung Württembergs stand im letzten Vierteljahr-
Hundert im Zeichen gesegneter Pflichttreue eines unermüdlich um
die Wohlfahrt seines Landes besorgten Königs.
Das Wort seiner ersten Thronrede, „die Pflege eines steten,
besonnenen Fortschritts auf allen Gebieten des staatlichen Lebens
werde Gegenstand seiner unausgesetzten Bemühungen sein," hat der
König glänzend zur Wahrheit gemacht. Er hat, die Zeichen der Zeit
richtig verstehend, sich ihrer Entwicklung nie eigenwillig entgegen-
gestellt, sondern sich stets als Führer und Beschützer aller fortschritt-
lichen Gedanken erwiesen. Die Verfassungsrevision gab dem Lande
anstatt eines veralteten Kammersystems eine rein durch den Volks-
willen gewählte Zweite, eine an Zahl und geistiger Kraft erheblich
verstärkte Erste Kammer. Die Verwaltungsreform erweiterte das
Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden und zog auch zu der staat-
lichen Bezirksverwaltung das bürgerliche
Element bei. Die Steuerreform brachte
eine gerechte Verteilung der öffentlichen
Lasten nach dem Grundsatz stärkerer Be-
lastung der stärkeren Schultern. Die
Volksschulreform löste die Volksschule von
der Aufsicht und Leitung der Kirche und
stellte sie auf eigene Füße. Auch sonst
ist auf allen Gebieten Neues und Segens-
reiches ersprossen, nirgends unter gewalt-
samem Bruch mit dem Alten, sondern
unter weiser und pietätvoller Anknüpfung
an das geschichtlich Gewordene. Und der
König war stets das treibende Element,
der begeisternde und ermutigende Führer,
der mehr als einmal selbst eingriff und
der seiner Freude über das Erreichte un-
verhohlen Ausdruck gab.
Für die Auffassung des Königs von
seiner Aufgabe legt noch ein anderes Wort
von ihm Zeugnis ab: „Ich bin mir seit
meiner Thronbesteigung wohl bewußt ge-
wesen, daß der politischen Betätigung
eines Staates wie Württemberg verhält-
nismäßig enge Grenzen gezogen sind.
Auf dem Gebiete künstlerischer und wissen-
schaftlicher Bestrebungen aber haben die
deutschen Bundesstaaten, ein ebenso rei-
ches wie dankbares Feld der Betätigung
vor sich, und ich bin daher allezeit darauf
bedacht gewesen, in Württemberg so¬
zusagen ein Kulturzentrum zu schaffen Königin Charlotte
und zu erhalten, eine Stätte, wo man¬
cherlei Interessen idealer Natur eine liebevollere und wohl auch
eigenartigere Förderung und Pflege erfahren, als dies vielleicht da
und dort sonst der Fall sein kann." Auch dieses Wort hat er zur
Tat gemacht. Die Wissenschaft blüht, gepflegt und geschützt vom
Throne; auch das verflossene Vierteljahrhundert hat nichts ab-
gemindert von dem alten Ruhm schwäbischer Gelehrsamkeit und
Gründlichkeit im Deutschen Reiche. Die Künste haben am König
einen verständnisvollen Freund und edelsinnigen Gönner. Sein
ganz persönliches Werk ist der Schwäbische Schillerverein, den er
am Vorabend von Schillers neunzigstem Todestag gründete, „um
die Erbschaft des nationalen Dichters zu pflegen und damit die
Erkenntnis von dem höheren Wert des idealen Besitzes unserer
Nation zu kräftigen und zu beleben," der Verein wie das von ihm
erbaute Marbacher Schillermuseum genießen des Königs warme
persönliche Teilnahme und danken seiner Freigebigkeit manche Be-
reicherung. Von der Förderung, welche die Kunst durch den König
erfuhr, zeugt auch die Geschichte des Stuttgarter Hoftheaters in den
letzten anderthalb Jahrzehnten. In der neuen großzügigen Theater-
anlage, die in dem Park am See wundervoll gelegen ist, sah der
König seinen Lieblingsgedanken an zwei in den Raumverhältnissen
verschiedenen Häusern erfüllt, so daß sowohl die auf großen wie die
auf Wirkung nur im kleinen Raum gestellten Bühnenwerke den ihnen
entsprechenden Rahmen finden. Edler Musik ist der Fürst gleich-
wie seine Gemahlin hold; er pflegt sie im eigenen Hause wie im
Lande. Und für die bildende Kunst war er der freigebige fürstliche
Mäzen, der den neuzeitlichen Gedanken Interesse und Verständnis
entgegenbrachte; manchen bedeutenden Lehrer hat er an die Kunst-
akademie berufen. Das neue Kunstgebäude auf dem Platz des alten
abgebrannten Theaters ist eine fürstliche Gabe des Königs an die
bildende Kunst, in der er zugleich der schlichten und vornehmen Raum-
kunst der Neuzeit ein Denkmal setzte. Und endlich Religion und
Kirche, wie haben sie sich der schützenden, fürsorgenden Pflege des
Königs zu erfreuen gehabt! Unbehindert und gehegt haben sich die
Kirchen in ihrer Selbständigkeit entfaltet, und das kostbare Gut
konfessionellen Friedens hat der König, weitherzig und entgegen-
kommend überallhin, seinem Lande zu erhalten gewußt. Die Werke
der Liebestätigkeit sind bei allen Konfessionen emporgeblüht, und
König und Königin sind stets die ersten, die ihnen teilnehmend zur
Seite stehen. Württemberg ist, wie der König es wünschte, ein
Kulturzentrum geworden, um dessen gei-
stige Höhenlage und Freiheit es nicht mit
Unrecht beneidet wird.
Bei allem ist der König ganz gewiß
kein schwäbischer Partikularist, sondern ein
guter Deutscher. Seit einem Vierteljahr-
hundert ist er keine Linie breit gewichen
von dem Gelöbnis, das er am Tag seiner
Thronbesteigung dem Kaiser ablegte: „Aus
tiefster Überzeugung stehe ich, wie seit
Jahren als Glied der preußischen Armee
zu dieser, jetzt als deutscher Regent fest
und treu zu Kaiser und Reich." Mit dem
Kaiser verband ihn von Jugendtagen her
persönliche Freundschaft, und bei jeder
Gelegenheit, bei Manövern und Paraden,
bei Denkmalsweihen und Schiffstaufen,
hat König Wilhelm laut und deutlich
bezeugt, wie „die Kaiser- und Neichsidee"
in ihm selbst wie im ganzen Schwaben-
lande lebendig ist. Seinem Volke aber ist
der König ein vorbildlicher Erzieher zur
deutschen Vaterlandsliebe geworden. Herr-
lich ist seine Saat aufgegangen in den
zwei letzten Jahren des Weltkriegs, im
ganzen Volke als der unbeugsame Wille
zum Siegen und Durchhalten und ins-
besondere im Heere, das im Verein mit
den Bruderstämmen in Ost und West un-
vergleichliche Heldentaten vollführt hat.
Und wenn der Kaiser kurz nach dem
goldenen Militärjubiläum des Königs ihm
den Feldmarschallsrang der preußischen
sehen wir Schwaben darin zugleich eine
Anerkennung der braven Taten unserer Truppen und den erneuten
Ausdruck des Kaisers für seine tief empfundene Überzeugung von
der treudeutschen Gesinnung unseres Landesherrn.
Eine treue Genossin auf dem weitverzweigten Felde öffentlicher
Wohlfahrtsbestrebungen wurde ihrem hohen Gemahl die Königin
Charlotte. Eine stattliche Anzahl von Anstalten und Vereinen er-
freut sich ihrer besonderen Schutzherrschaft, aber weit darüber hin-
aus schlägt ihr Herz für so viele Bestrebungen im Lande, die der
Besserung von Schäden, der Linderung von Nöten, der weiblichen
Berufsbildung gewidmet sind. Obenan stehen im Augenblick das
Rote Kreuz und die Lazarette, die sie häufig besucht. Mit erfrischen-
der Natürlichkeit, mit Güte und Freundlichkeit hat sie sich die Herzen
ihrer Landeskinder gewonnen und hält es für ihr höchstes Glück,
Königin zu sein im Reiche der mütterlichen Liebe und Fürsorge.
So hat das Schwabenvolk allen Grund, am 6. Oktober sich
seines Königs und seiner Gemahlin zu freuen und ihm noch lange
Jahre glücklicher, gesegneter Regierung in Zeiten des Friedens zu
wünschen. Keine prangenden Festlichkeiten werden den Tag er-
füllen, dazu ist die Zeit nicht angetan. Aber das erneute Gelöbnis
der Treue zu König und Vaterland, zu Kaiser und Reich wird das
Schwabenvolk dem Landesherrn zu seinem Ehrentage als schönste
Gabe darbringen.
Hofphotograph Theodor Andersen, Stuttgart.
von Württemberg.
Armee verliehen hat, so