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MarilMsaMMs

Wie Geschichten zu Geschichte werden. — Verschiedene Geschichtsbücher wissen
zu berichten, das; König Wilhelm die Nachricht über den Ausgang der Schlacht vom
18. August 1870 hinter dem Dorfe Gravelotte an einer Gartenmauer erwartet habe.
Auf der Leiter eines Bauernwagens, die man über ein totes Pferd und eine Wage
als Sitz legte, wartete er bis zum Einbruch der Nacht, bis Moltke mit der Meldung
erschien: „Majestät! Der Sieg ist unser! Der Feind zieht sich zurück."
Die Geschichte gab Anlas; zu einer Reihe künstlerischer Schöpfungen, wodurch
ihre Glaubhaftigkeit sich verstärkte. Spät noch, wenn auf dieses Ereignis oder auf
seine bildlichen Darstellungen die Rede kam, wendete sich der Kaiser gegen diese
Fabel und sagte einmal zu seinem langjährigen Vorleser Schneider: „Was sich nur
die Leute dabei denken? Von einer Schlacht, die ich selbst kommandierte, werde ich
doch, wenn ich abends vom Pferde steige, wissen, ob sie gewonnen oder verloren ist.
Das brauchte mir doch nicht erst gemeldet zu werden." Am meisten war ihm die Er-
zählung wegen des toten Pferdes gegen den Sinn. Er äußerte darüber: „Merkwürdig,
was die Leute alles glauben können. Ich weiß nichts davon, daß ich neben einem
toten Schimmel, noch weniger auf ihm oder einer Leiter an jenem Abend gesessen
wäre. Kadavern geht man doch aus dem Wege." Ein Leibjäger des Königs sah ihn
allerdings gegen neun Uhr abends bei Rezonville auf einem Brett sitzen, das über
einen Holzstoß und einen französischen Sattel gelegt war. Aus dem Sattel machte
durch weitere Wandlungen der Geschickte die Überlieferung ein totes Pferd. Moltke
verwahrte sich auf seine Weise gegen die ihm untergelegten Worte: „Solchen Unsinn
habe ich nicht gesagt; ich habe damals nur gemeldet: .Das zweite Armeekorps ist jetzt
endlich eingetroffen'." K. v. I.
Redende Zeichen. — Zur Zeit der französischen Revolution in Frankreich wurden
überall im Lande große Freiheitsbäume mit einer Jakobinermütze darauf errichtet.
Ein deutscher Student, dessen Name leider vergessen wurde, fragte einen Fran-
zosen, was das für eine Bedeutung habe, und erhielt zur Antwort: „Der Baum
und die phrygische Mütze sind das große Sinnbild der Freiheit, die von nun ab
jedem Franzosen gewiß ist." Der Deutsche schüttelte den Kopf und sagte: „Mich
soll es wundern, wenn ihr mit diesem Zeichen nicht ins Elend geraten werdet.
Ein Baum ohne Wurzeln und eine Kappe ohne Kopf, das wird ein übles Ende
nehmen." St. St.
Des Uömgs Aleid als Ehrengabe. — Aus einer Zeit, die noch keine Kriegs-
orden kannte, durch deren Verleihung Tapferkeit und Königstreue gelohnt werden
konnte, stammt eine einzigartige Form der Auszeichnung. Ein Marquis v. Rivadeo
rettete einst in einem Kampfe gegen die Mauren dem König Jayme II. von Aragonien
Freiheit und Leben; er tauschte die Kleider mit ihm und wurde an Stelle des Königs
gefangen. Ein hohes Lösegeld, das der Landesherr für den ergebenen Marquis

bezahlte, brachte ihm die Freiheit. Als Dank für bewiesene Treue und Opferwillig-
keit erhielt Rivadeo für sich und seine Nachkommen das Recht, alljährlich am heiligen
Dreikönigstage mit dem König an der Tafel zu speisen und jedesmal das Kleid, das
der König gerade trug, von ihm fordern zu dürfen. Mehrere Jahrhunderte hindurch
hielten sich die Rivadeos an ihr Recht und gewannen so eine der merkwürdigsten und
kostbarsten Kleidersammlungen. Da kam die Königin Isabella auf den Thron, und
der damalige Marquis v. Rivadeo, Herzog von Hyad, versuchte vergebens, am Drei-
königsfest an der königlichen Tafel zu speisen. Als er am Vorabend des Jahres-
tages wiederholt anfragen ließ, um welche Zeit die Königin am nächsten Tage zu
speisen gedenke, erhielt er zur Antwort: „Die Königin speist morgen nicht!" Damit
war das merkwürdige Recht der Rivadeos erloschen. A. P.
Folgen der Vergeßlichkeit.—Ein derber Pommer verlor in der Schlacht bei Leipzig
beide Füße durch eine Kanonenkugel. Als er an der Erde lag, sagte er zu einem
Kameraden, dem eine Flintenkugel die Hand schwer verletzt hatte: „Das kommt von
der Ungenauigkeit; weiß der Himmel, wir haben oft genug dem lieben Gott unsere
Seelen empfohlen, aber an die verdammten Hände und Beine hat keiner von uns
gedacht." S. B.
Ein merkwürdiges Gefängnis. — Wohl über kein Gefängnis der Welt ist
soviel gesprochen und geschrieben worden wie über „Sing-Sing", das Zuchthaus
von Neuyork, in dem die ersten Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl vollzogen
wurden. Die Gefangenen dürfen durch Zuruf von Zelle zu Zelle Schach, Dame
und Mühle spielen. In der Zelle eines jeden Gefangenen befindet sich ein Schach-
spiel und ein Damenbrett. Jeder Zug, den einer der Spieler tut, wird ausgerufen;
der „Vorsitzende" wiederholt ihn und verfolgt die Züge der beiden Spieler mit
seinem eigenen Schach. Dieser „Vorsitzende" ist ein Verbrecher aus der Reihe der
zum Tode Verurteilten. Er bleibt ein Jahr im Amt, wenn ihm das Gesetz so lange
zu leben gestattet; sonst wird am Tage seiner Hinrichtung ein Nachfolger für ihn
gewählt.
Bei einer der letzten Wahlen wurde ein gewisser I. Patrick, ein früherer Rechts-
anwalt, der seine Frau erschossen hatte, zum Vorsitzenden erkürt; er erwirkte seinen
Leidensgefährten auf dem Wege des Gnadengesuches Aufschub der Strafvollstreckung
um zwei Wochen und führte Pfeifkonzerte ein, die als ablenkender Zeitvertreib
großen Anklang und dauernde Nachahmung fanden.
Dem „Vorsitzenden" gab man auch die Macht, durch die in Sing-Sing angestellten
Aufseher seinen Mitgefangenen gewisse Beschränkungen aufzuerlegen und Ver-
ordnungen durchzuführen. Die Gefängnisverwaltung fährt gut dabei; denn es hat
sich gezeigt, daß die Sträflinge diesem Oberaufseher „aus ihren Kreisen" außerordent-
lich willig Folge leisten. W. Jentzsch.

Bilderrätsel.

Auflösung folgt im nächsten Heft.


Silbenrätsel.
Aus den Silben a, bro, di, e, e, e, em, en,
gen, ger, in, ka, li, me, ine, mi, mund, ne, ne,
nin, o, rai, rich, ro, run, sche, se, ve sind Wörter
von folgender Bedeutung zu bilden: 1. deutsche
Kolonie, 2. weiblicher Vorname, 3. englischer Va-
sallenstaat, 4. Rasse, 5. Fluß in Spanien, 6. Büh-
nendichter, 7. Wüsteninsel, 8. Seebad an der
Nordsee, 9. Stadt am Rhein, 10. römischer Kaiser.
Sind die Wörter richtig gefunden, so ergeben
die Anfangsbuchstaben von oben nach unten und
die Endbuchstaben von unten nach oben gelesen
ein Sprichwort. Minna Schalk.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Kettenrätsel.
Es sind Wörter von folgender Bedeutung zu
suchen: 1. persische Stadt, 2. Kriegsheld, 3. euro-
päisches Gebirge, 4. Gesäß, 3. römischer Kaiser,
6. Schriftsteller, 7. Gewerbetreibender, 8. deutsche
Stadt, 9. Frucht, 10. Schlachtort, 11. italienischer
Dichter.
Die letzte Silbe eines jeden Wortes bildet zu-
gleich die Anfangssilbe des nächsten.
Martha Flügel.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Scharade.
Die ersten sind bald gut, bald schlecht,
Es ist wie Weinen und wie Lachen,
Doch selten ist es allen recht.
Kann's keiner besser machen.
Die beiden letzten sagen an,
Wozu uns Sonn' und Sterne
Von hoher, hehrer Himmelsbahn
Erstrahlen aus der Ferne.
Auf Augenblicke Wald und Flur
Erhellt in jähem Glanze —
Ein herrlich Schauspiel der Natur —
Uns unverhofft das Ganze.
Renata GreveruS.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Kapselrätsel.
„Mein Erbe," sagt der Meister,
„Der stecket in mir drin.
Sechs Laute sind mein Handwerk,
Und sagen, was ich bin."
Fritz Guggenberger.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Auflösungen vom 3. Heft:
des Silbenrätsels: 1. Tanebrog, 2. Igel,
3. Eli, 4. Verviers, 5. Erich, 6. Remise, 7. Naph-
thalin, 8. Isis, 9. Chile, 10. Taube, 11. Ulrich,
12. None, 13. Goslar, 14. Dollar, 13. Etsch,
16. Radscha, 17. Eginolf, 18. Neustadt — Tie
Vernichtung der englischen Seeherrschaft;
des Buchstabenrätsels: Last, List, Lust;
des Rösselsprungs:
Schwert und Männerkrast verrostet,
Liegt es lange müßig still;
Der hat nie das Glück gekostet,
Der's in Ruh' genießen will.
jTheodor Körner.)
(Zur 125. Wiederkehr seines Geburtstages,
23. 9. 1916.)
des Palindroms: Meta, Atem;
der Scharade: Hanswurst;
des Visit e n kar t enrü ts e l s:

Lansing
Staatssekretär
Washington

Was nehmen die Ärzte?

Nachdem ich selbst eine schwere Blinddarmentzün-
dung mit folgender Operation durchgemacht hatte,
stellte ich Versuche mit den mir gütigst zur Verfügung
gestellten Biomalzproben an mir selbst an. Erfreu-
licherweise kann ich nun berichten, daß ich mit Ihrem
Fabrikate sehr zufrieden bin. Der Appetit, der gänz-
lich darniederlag, besserte sich zusehends, und
die Kräfte hoben sich schnell
nach dem Gebrauch von Biomalz. Or. K. Sch.
Ich teile Ihnen mit, daß ich Biomalz bei einer
fchwächlichen Dame angewendet habe. Die Betreffende
war durch eine Operation sehr heruntergekommen.
Die 5 Büchsen Biomalz hoben das Allgemeinbefinden
sehr günstig und verursachten eine
Gewichtszunahme
von einigen Pfund infolge gesteigerter Eßlust.
Sanitätsrat Or. K.


Ich habe das Mittel bei meiner Frau und meinem
1'/2jährigen Jungen angewandt. Bei letzterem na-
mentlich ist eine ganz auffallende Gewichts- und Kräfte-
zunahme eingetreten.
Die Haut wird frischer und röter.
Er hat anfangs etwas Abneigung gegen das Mittel
gehabt. Jetzt nimmt er es so gern, daß ich Not habe,
es ihm wegzunehmen. Der Appetit ist brillant, sowohl
bei meiner Frau wie bei dem Jungen. Or. W.
*
Besten Dank für die Übersendung des Biomalz,
welches meinen
Kindern sehr gut bekommen
ist. Ich werde es gern weiter verordnen. Or. K.
Die Zeitschrift „Deutscher Gesundheitslehrer" kann kostenlos
bezogen werden von Gebr. Patermann, Teltow-Berlin 231.
Turm.

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetznngsrecht vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Karl Theodor Senger in Stuttgart.
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Spring-er in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redakttzon verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche Vcrlagsgeselhschaft in Stuttgart. — Amerikan. Copyright 1916/by Union Deutsche, Verla gsge.sellschaft, Stuttgart.
 
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