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Österreicher unter Radetzky in Italien. — Ain 2. November werden es 150 Jahre,
daß zu Trzebnitz in Böhmen Joseph Wenzel Radetzky, der 1836 zum österreichischen
Feldmarschall aufstieg, geboren wurde. Uber achtzig Jahre war der Marschall alt,
als er am 25. Juli 1848 die Piemontesen bei Custozza und Zehn Monate später bei
Novara entscheidend schlug. Der nicht nur vou seinen Landsleuten geliebte tapfere
Soldat erreichte das biblische Alter von zweiundneunzig Jahren. Wenn auch ein-
zelne seiner ruhmreichen Taten halb vergessen sind, der Name „Vater Radetzky" be-
hielt seinen Klang wie die der großen Kriegsmänner Zielen und Blücher.
Manche Heldentaten geschahen unter Radetzkys Augen in jenen Tagen in Italien
von österreichischen Truppen. Im ganzen damaligen Feldzug zeichnete sich aber
keines so aus, wie das Regiment Kinsky. Als seine Tap¬
feren einen erfolglosen Sturm auf befestigte Höhen unter¬
nommen hatten, entsandte Radetzky seinen Adjutanten,
um es zu einem neuen Anlauf vorzuschicken. Der Adju-
tant fand die Mannschaft in größter Erschöpfung und
sagte zu dem Obersten v. Bianchi: „Ich sehe, daß es nötig
sein wird, dem Regiment Ruhe zu gönnen; man wird
andere Truppen vorrücken lassen." Ein Grenadier, der das
hörte, sprang vor und rief: „Wir lassen den Vater Radetzky
grüßen und werden ihm zeigen, daß wir keine Ruh' nötig
haben." Das Regiment kam in gewaltige Erregung, die
den Obersten mitriß, er gab seine Kommandos, und eine
halbe Stunde später war die Höhe genommen.
Am anderen Tag kam der Korpskommandant Feld¬
marschallleutnant d'Aspre zum Regiment Kinsky, zog
seinen Hut und sagte laut zum Obersten v. Bianchi: „Ich
werde, solange ich lebe, nie anders als mit dem Hut in
der Hand vor dieses tapfere Regiment treten." Ent¬
blößten Hauptes ritt er die Front ab, von den Soldaten
mit Jubel begrüßt. O. I.
Gewichtige Beweise. — Samuel Stahl und Hiero¬
nymus Wilkens, zwei gelehrte Juristen, gerieten über
einige Streitfragen heftig aneinander. Stahl holte einen
Band um den andern aus seinen hohen Büchergestellen,
schlug bestimmte Seiten auf und suchte seine Meinung
mit allen Mitteln zu erweisen. Wilkens, eine weit
weniger hitzige Natur und mit erstaunlichem Gedächtnis
begabt, bewies dem Gegner in allen wichtigen Punkten,
daß er im Unrecht gegen ihn sei. Zuletzt kletterte Stahl
auf die obersten Sprossen der Leiter und schlug in schweren
Schweinslederbänden nach, um die Richtigkeit seiner Gedankengänge zu erhärten.
Ms er auch damit kein Glück hatte, verließ ihn alle Vernunft und Beherrschung,
er packte einige schwere Folianten und warf sie nach seinem kühlen Gegner, der ihm
geschickt auswich und ruhig sagte: „Mein werter Stahl, könnten Sie Ihre Einwen-
dungen nicht in kleinerem Format geben?" ' H. B.
Noch L Rönig.— So kärglich und soldatisch einfach Friedrich der Große zu leben
wußte, bevorzugte er doch außerordentlich scharf gewürzte und gebratene Speisen.
Auch nahm er je nach Umständen große Mengen zu sich. Seine Leibärzte und später
noch der große, geniale Arzt Zimmermann wußten darüber viel zu klagen. Haupt-
sächlich widerrieten sie ihm allzu scharf gebrateue und gewürzüberladene Pasteten,
die er gerne aß.
Einst hatte sein Mundkoch Noel ihm wieder eine jener trefflichen Pasteten per-
sönlich vorgesetzt; sie war auf eine neue Art bereitet, und der Koch wünschte zu beob-
achten, wie sie dem König mundete.
Friedrich fing einen mißbilligenden Blick Zimmermanns auf und sagte zu Noel:
„Wenn Er mir noch viel dergleichen macht, so fürchte ich, daß ich mich so sehr ver-
sündige, daß wir beide in der Hölle für solche Schlemmerei werden braten müssen."
Noel antwortete lachend: „Majestät, es wird sich ertragen lassen; weiß doch die ganze
Welt, daß wir beide das Feuer nicht scheuen." H. H.

Gröbliche Geringschätzung. — Zwei Diplomaten gerieten über eine Mitteilung,
die der eine von seinem Hofe erhielt und deren Glaubwürdigkeit der andere nicht
anerkennen wollte, weil ihm andere Nachrichten, die ihr widersprachen, bekannt
waren, in heftigen Streit. In der Erregung sagte der erste, dessen Wahrheitsliebe
angezweifelt wurde: „Wenn sich nicht alles genau so verhält uud bestätigen wird,
wie ich es Ihnen gesagt habe, sollen Sie meinen Kopf haben." Die Antwort war
überraschend: „Gut, ich nehme ihn an; kleine Geschenke erhalten die Freund-
schaft." E. H.
Ministertaschen. — Als der aus dem Volk heraufgekommeue Minister Lorbiere,
ein rauher, aber höchst rechtlicher und ehrenwerter Mann, zum erstenmal im Staats-
rat Platz nahm, zog er langsam, wie es seine Gewohnheit
war, sein Taschentuch, die Brille und eine große Schnupf-
tabaksdose aus den Taschen und legte alles vor sich auf den
Tisch. Ludwig XVlII., vou dieser Art geärgert, fragte:
„Sind Ihre Taschen nun bald alle ausgeleert?" Corbiere
antwortete ruhig: „Vielleicht mehr, als recht ist, aber ich
werde sie nie auf Kosten der Nation füllen." H. L.
Gin Trunk im Dunkeln. — Bei guten Handwerks-
leuten hatte ein armer Student einen Freitisch gefunden.
Man bat ihn ausnahmsweise am Geburtstag des Haus-
herrn auch für den Abend zu East. Alle saßen schon
einige Zeit bei Tisch, als durch Ungeschicklichkeit beim
Putzen das Licht ausging; die Hausfrau ging in die
Küche, um es wieder anzuzünden. Es war stockfinster;
der arme Student, vor dem die Weinflasche stand, mit
einem guten Tropfen, den er so selten zu kosten bekam,
griff vorsichtig danach, öffnete behutsam, nahm einen
tüchtigen Schluck und stellte sie leise wieder hin.
Kurz darauf kam die Frau mit dem brennenden
Licht herein. Der Student erblaßte. Er hatte die
Flasche mitten in eine süße Reisspeise gestellt, die zum
Nachtisch gehörte. Er stand auf, nahm seinen Hut
und sagte mit wehmütiger Stimme: „Ich empfehle
mich Ihnen gehorsamst, mir ist Essen und Trinken ver-
gangen." E. H.
„lvas nützet mich ..." - Mit seinen Aufführungen
in einem kleinen Städtchen hatte ein Schmierendirektor
wenig Glück. NichA wollte ziehen; was er auch gab,
es kamen keine Gäste. Seit Tagen konnte er seinen
Schauspielern kein Geld mehr geben, und sie drohten
ihm, nicht mehr auftreten zu wollen. Einige von der Truppe machten schon An-
stalten abzuwandern. Doch gab es vorher noch eine wüste Schimpferei, wobei
alle sich höchst erbost benahmen und Miene machteu, den Direktor zu prügeln. Da
gebot der Komiker, der einzige Freund des Geängsteten, Ruhe. Grari ätisch trat
er vor, nahm seine falschen Zähne aus dem Mund uud legte sie vor den Direktor auf
den Tisch.
„Mein Lieber," sagte er feierlich, „da ich doch nichts zu essen habe — hier sind
meine Zähne, ich brauche sie nicht mehr."
Alle mußten lachen, und da ein paar gütige Menschen davon erfuhren,
fehlte es den armen Mimen schon am nächsten Tage wenigstens nicht mehr am
Nötigsten. E. G.
Feuergefährliche Oichterweisheit. — Der Dichter Lawrence Sterne, der seine
Frau sehr unglücklich machte, wußte mit dichterischer Beredsamkeit über eheliche
Liebe, Treue und Frieden zu reden. Zuletzt sagte er: „Ein Mann, der sich gegen
seine Frau nicht gut beträgt, verdient, daß man ihm das Haus vor der Nase nieder-
brennt."
Der Schauspieler Garrick, der das mitanhörte, sagte: „Lieber Sterne, ich begreife
Ihren Leichtsinn nicht; man sagt mir, daß Sie in keinör Brandversicherung sind.
Eilen Sie, das nachzuholen, damit Sie nicht selber Schaden leiden." St. St.



Feldmarschall llladchch.


Ich kam einmal in die Lage
ein Kräftigungsmittel zu gebrauchen, weil ich infolge von Blutarmut und Schwäche nach
einer Operation schwächlich, nervös und kräftigungsbedürftig war. Ich machte einen Ver-
such mit Biomalz, weil mein in diesem Falle doch gewiß fachkundiger Mann (er ist
nämlich Arzt) mir dringend zu diesem Mittel geraten hatte. Ich sah nach dem Gebrauch
von 5 Dosen, daß nicht nur
mein Aussehen sich besserte
sondern auch, daß unter ständig zunehmendem Appetit mein Körpergewicht sich vermehrte
und ich mich gesünder denn je fühlte. Ich nahm noch mehrere Wochen täglich zu jeder
Mahlzeit 1 bis 2 Eßlöffel voll und hatte den erhofften Erfolg, daß ich wieder vollständig
gesund wurde. Seitdem empfiehlt mein Mann jedem Bedürftigen Biomalz ganz besonders.
Frau Dr. D.


Unberechtigter Nachdruck ans dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt, übersetzungsrecht Vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von KarlTheodorSenger in Stuttgart.
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. — Amerikan. Copyright 1916 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
 
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