Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

i- Segensreiches wirken für ttnnst und Wissenschaft in -en Rlöstern des alten
Bauernlandes (S. t93). — Benedikt von Nursia war es, der inr Gegensatz zu den
Klöstern des alten Orients, deren Insassen nur in Einsamkeit und Gebet ihr Leben
verbrachten, den Mönchen des Abendlandes ein geregeltes Leben vorschrieb und
sonnt ihrem Dasein Inhalt rind höheren Zweck verlieh, dieben dem dreifachen
Gelübde der Keuschheit, der eigenen Armut und des Gehorsams machte er ihnen
außer den gottesdienstlichen Handlungen die Arbeit zur Pflicht. So wandelten die
Mönche die Wildnis in fruchtbaren Acker, pflegten die Obstbaumzucht und den
Gartenbau, sorgteu für Haus und Keller und waren unermüdlich als Seelsorger
und Krankenpfleger tätig. Jahrhunderte hindurch war es Sitte, daß jedes Fürsteu-
und Grafengeschlecht sein eigenes, von ihm unterhaltenes Hauskloster besaß, auch
der Adel gründete viele Klöster. Reich an solchen war Bayern, wo sie sich meistens
in schöner, romantischer Lage erhoben. Oft verfügten sie über großen Grundbesitz,
zahlreiche Gehöfte und Wirtschaftsräume, und ihr Reichtum wurde durch Stiftungen
ständig vermehrt. Da die wirtschaftlichen
Arbeiten späterhin den Laienbrüdern über¬
lassen wurden, konnten sich die Mönche
ihren Studien und künstlerischen Arbeiten
widmen. Malerei, Musik, Baukunst wurden
von ihnen eifrig gepflegt; herrliche Gemälde
und kunstvolle Klosterbauten zeugen noch
heute davon. Von unschätzbarem Wert sind
für uns die wissenschaftlichen Hinterlassen¬
schaften. Sie schrieben die Werke der alten
Schriftsteller ab und verfaßten eigene Arbei¬
ten; ohne die Klosterchroniken würde uns
nur dürftige Kunde aus jenen Zeiten er¬
halten geblieben sein. In ihren Kloster¬
schulen unterrichteten sie die Jugend und
wirkten seelsorgerisch im Volke, so daß die
Arbeit ihres Lebens in der Gegenwart wie
für spätere Zeiten von Segen war.
lZ Bestrafung unehrlicher Bäcker in
früherer Zeit (S. 195). — Frühere Jahr¬
hunderte besaßen manchen seltsamen Rechts¬
brauch, der, aus dem Rechtsempfinden des
Volkes herausgewachsen, diesem oft einen
drastischen Ausdruck verlieh. Uuser Bild
zeigt einen Vorgang etwa aus dem 14. oder
15. Jahrhundert, die Bestrafung eines Bäckers
wegen „Nahrungsmittelfälschung", wie man
heutzutage sagen würde. Hatte ein Bäcker
schlechtes Brot gebacken, es Zu sehr verwässert,
oder stimmte das Gewicht der Laibe nicht,
so bekam er zunächst vom „Rugamt", dem
Rügeamt, eine Verwarnung, „nit wieder
solcherweis" die Bürger zu schädigen. Wurde
er dennoch rückfällig, so nahm man ihm das
Brot kurzerhand fort und verkaufte es auf
dem Markte zu einem Preise, der seinem
wirklichen Wert entsprach. Der Bäcker aber
bekam nichts dafür. Half auch dies noch
nichts und ließ sich der Gemaßregelte erneut
einen Verstoß gegen die Backvorschriften zu¬
schulden kommen, so ward er zur Strafe des
„Schupfens", des Untertauchens verurteilt.
Man steckte ihn in einen eisernen Käfig, der
am Ende eines in der Mitte gestützten Bal¬
kens angebracht war, so daß er über dem
Wasser schwebte. Mit dieser Wippe wurde
nun der Sünder untergetaucht. Wie oft das
Tauchen zu geschehen hatte, das bestimmte
genau das Urteil; uicht aber war festgelegt,
wie lange der Sträfling jedesmal unter
Wasser bleiben sollte. Dies war dem Er¬
messen des Henkersknechts überlassen, der
die Strafe vollzog. Und es kam nicht selten
vor, daß er den armen Sünder so lange
drunten ließ, daß der dabei fast ertrank und nachher „für tot" vom Platze getragen
wurde. Die Strafe war also eine recht nachdrückliche. Solche öffentlichen Be-
strafungen aber sollten dem Volke ein warnendes Beispiel sein, das zum Ge-
horsam gegen Obrigkeit und Gesetz erzog. Meist aber sahen die Zuschauer darin ein
willkommenes Schauspiel und genossen nut Behagen das angenehme Gruseln, das
es erregte.
Durchzug -er preußischen Uönigin-Uürassiere -urch -ie Außenbezirke von
Bukarest (S. 204 in 205). — Die erste Etappe in der Niederwerfung Rumäniens
bedeutete der Einzug in Krajowa am 22. November 1916. Voraus ging die über-
aus schwierige Überwindung der Transsylvanischen Alpen. Dort herrschte schon
harter Winter; die Gebirgspässe waren vereist, Kälte bis zu 15 Grad und Schnee-
stürme überfielen die Trnppen. Für die Artillerie, die Train- und Munitions-
kolonnen stand als einzige Verbindung Zu den unaufhaltsam Vorrückeudeu meist
mw eine schmale vereiste Paßstraße zur Verfügung; Automobile konnten nur in
beschränktem Maße verwendet werden, Wagen und Tragtiere waren die Be-
förderungsmittel. Jede Höhe mußte einzeln umgangen, erklettert und erobert
werden. Der Kleinkrieg in dem wild zerklüfteten, unübersichtlichen, weg- und steg-
losen Gelände gegen einen Feind, der den Vorteil genauer Ortskenntnis, vor-

bereiteter Stellungen für sich voraus hatte, erforderte das Äußerste an Umsicht
und Ausdauer von den Angreifenden. Allen Schwierigkeiten, dem erbitterten
Widerstand der Rumänen, dein Franktireurkrieg der Bevölkerung zum Trotz rückte
die Armee Falkenhayu iu mir acht Tageu um 80 Kilonieter vor, sie besetzte die
Bahnlinie Orsowa—Krajowa in einer Breite von 90 Kilonieter. Dann ging es
Schlag auf Schlag weiter. Am 24. November wurden Orsowa und Turnu-Severin
genommen; die Truppen, die im Westzipfel Rumäniens noch Widerstand leisteten,
waren abgeschnitten. Die über Krajowa wciterrückenden Truppen der Mittel-
mächte überschritten am 25. November den unteren Altfluß; bereits am selben
Tage begann inr Süden der Donauübergang, der am 27. November planmäßig
durchgeführt war. Am 30. November war Pitesti, am 1. Dezember Kampolung
in den Händen der Verbündeten. Von mehreren Seiten rückten die Truppen der
Mittelmächte nun gegen die rumänische Hauptstadt vor. Die Donauarmee unter
dem General der Infanterie Kosch kam von Svistow her; vom Westen her drang
die Gruppe des Generalleutnants Kühne
von Krajowa kommend vor. Längs des
Argesul rückte die Gruppe des Generalleut-
nants Krafft v. Delmensingen an, die unter
harten Kämpfen aus dem Gebirge heraus-
getreten war, und über Kampolung brachen
die deutschen und österreichisch-ungarischen
Truppen unter Generalleutnant v. Morgen
vor. Am 3. Dezember wurde die große
Entscheidungsschlacht am Argesul nordwestlich
von Bukarest gewonnen; die vier Gruppen
der Verbündeten hatten ihre Vereinigung
vollzogen. Nun war auch das Schicksal Buka-
rests nur noch eine Frage von Tagen. Be-
reits am 6. Dezember sah Rumäniens Haupt-
stadt die siegreichen Truppen der Mittel-
mächte in ihren Mauern. Ihre Lage mitten
in der Ebene bietet der befestigten Stadt
Bukarest so gut wie keinen Schutz natürlicher
Hindernisse. Nur im Südwesten ist dem Fort-
gürtel eine schwer durchschreitbare Zone vor-
gelagert: die teilweise versumpfte Niaslaw-
niederung und der sehr tiefe und reißende
Argesch sind hier zu überwinden. Die stärk-
sten Verteidigungswerke, eine Reihe mäch-
tiger Panzerwerke, liegen im Osten und
Norden der Stadt, auf den für einen russi-
schen Angriff in Betracht kommenden An-
marschwegen. Die ursprüngliche Befesti-
gungsanlage Bukarests wurde von dem belgi-
schen General Brialmont entworfen, der auch
Antwerpens Werke baute; sie entstand in den
Jahren 1885 bis 1895. Der geschlossene Be-
festigungsgürtel, den eine Allee und eine
Ringbahn deutlich kennzeichnen, umzieht die
Stadt in einer Länge von 75 Kilometer
und ist durchschnittlich 8 bis 10 Kilometer von
ihr entfernt. Die Forts sind mit Panzer-
kuppeln, die in Frankreich hergestellt wurden,
geschützt. Nennenswerte rückwärtige, innere
Stellungen fehlen in der Erundanlage nahe-
zu vollständig. Noch vor einigen Jahrzehnten
war Bukarest eine ganz orientalische Stadt,
suchte sich aber in seinen; Äußern zu einer
modernen Großstadt nut westeuropäischem
Gepräge zu entwickeln (S. 198). Freilich
kam dabei keine rechte Einheitlichkeit zu-
stande. Französischer Einfluß machte sich
stark gelteud, man meinte in der Nach-
ahmung französischer Eleganz und Leicht-
fertigkeit die europäische Kultur zu ge-
winnen. Sämtliche durchgehenden Eisen-
bahnlinien, die aus dein Westen der Wa-
lachei nach dem Osten und der Moldau
führen, berühren Bukarest. Die Stadt ist der wichtigste Knotenpunkt des gesamten
rumänischen Eisenbahnsystems, und ihr Besitz ermöglicht es ohne weiteres, die vor-
handenen Linien für die rückwärtigen Verbindungen der vorrückenden Heeres-
gruppe Mackensen voll auszunützen. Am 6. Dezember feierte Generalfeldmarschall
v. Mackensen seinen Geburtstag zum drittenmal im Felde; am 6. Dezember 1914
lag die russische Festung Lodz „auf seinem Geburtstagstisch", 1915 wurde ihm
Monastir beschert, und ein Jahr später zogen seine Truppen am Geburtstag ihres
Führers als Sieger in Bukarest ein.
IZ ttriegskin-er (S. 207). — Soldat spielen war lange schon die Lust gesunder
deutscher Buben. Aus dein Spiel wird Ernst in den Wehrkraftvereinen, die wert-
volle Vorarbeit leisten für die spätere militärische Ausbildung. Im Kriege spielen
auch die ganz Kleinen Soldat; sie sehen ja öfters als früher die Mannschaften durch
die Straßen ziehen, sehen die Fahnest wehen. Die Freude an Zucht und Stramm-
heit wird schon in den Kindern lebendig; sie wachsen damit heran. Der deutsche
Soldat bringt die selbstverständliche Achtung vor Zucht und Strammheit schon von
vornherein mit. Das gibt ihm, wie einer aus dem Felde einmal ausführte, eine
Überlegenheit über den englischen, die sich nicht so schnell einholen läßt. „Soldat
-gespielt wie wir alle hat kein englischer Junge."

Ew'ge Liebe, mindere
Drauß und heim den
Schmerz,
Ganstige und lindere
Freund und Feind das Aerz.
Laß ein Ende werden,
Eh' ein Jahr verrinnt —
Segne, die auf Erden
Guten Willens sind!

Weihnacht
Weihnacht ist es wieder...
Mitten in die Schlacht
Klingen fromme Lieder,
Und die Liebe wacht,
wacht in allem Dunkel,
Das uns noch umdroht,
Leuchtet als Karfunkel
Uber Graus und Tod.
 
Annotationen