Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
WWW
MkMMgfeMMS
MMW

Em fürstliches»Gasthaus. - Kaiser Joseph II. von Österreich, der wegen seiner
schlichten Bescheidenheit bekannt nnd beliebt war, kam auf einer Reise nach Frank-
reich über Stuttgart. Der Herzog von Württemberg bot ihm sein Schloß zur Woh-
nung an; der Kaiser dankte ihn: für die Ehre und ließ ihm sagen, er wolle, um ihn in
seiner Bequemlichkeit nicht zu stören, die paar Tage in einem Gasthaus verbringen.
Ehe Joseph II. nach Stuttgart kam, ließ der Herzog allen Gastwirten in der
Stadt sagen, sie möchten auf kurze Zeit ihre -Schilder vou den Häuseru abnehmeu.
Auch die fahrende Post wurde zuvor uuterrichtet, daß der Kaiser vor ein bestimmtes
Haus gebracht werden solle. Vor dem Schloßtor aber ließ der Herzog ein großes
Schild anbringen; es trug das Wappeu Österreichs uud die Aufschrift: Gasthof
zum Kaiser Joseph l l. Als der Kaiser in den Schloßhof einfuhr, empfiug ihu der
Herzog in der Kleiduug eines Gastwirts. Die vornehmsten Personen hatten ihre
Stellen in den verschiedenen Zimmern eingenommen und spielten ihre Rollen
sehr gut. Die schönsten Frauen wären nut Häubchen und Schürzen als Stuben-
mädchen herausgeputzt, uud adlige Herren warteten als Kellner auf. Dieser Ein-
ladung konnte der Kaiser nicht widerstehen. Er ging auf den Scherz ein, an dem
man für den ersten Tag seines Aufenthalts in Stuttgart festhielt. O. I.
Das friedliebende Srankreich. — Jur 14. Jahrhundert gingen in Frankreich
43 Jahre mit Kriegen dahin; davon waren 5 Jahre von Bürgerkriegen erfüllt, 13 von
Kriegen auf fremdem uud 25 Jahre von Kämpfen auf eigenem Boden. 14 große
Schlachten wurden geschlagen, darunter die bei Courtrai, wo die Flamländer
4000 Sporen französischer Ritter erbeuteten, und die Schlacht bei Poitiers, in welcher
der König gefangen wurde. Das 15. Jahrhundert sah 71 Kriegsjahre; 13 Jahre
waren von Bürgerkriegen erfüllt, 15 fanden auf fremdem uud 43 auf eigenem
Boden statt. Unter elf großen Schlachten waren die berühmtesten die bei Azincourt,
Castillon und Monthery. Das nächste Jahrhundert, das 16., zählt gar 85 Kriegs-
jahre, mit 33 Jahren Bürger- und Religionskriegen; auf fremdem Boden kämpfte
Frankreich in 44 Jahren und auf eigenem 8. In 11 großen Schlachten unter 27
standen Franzosen einander gegenüber. Das 17. Jahrhundert verzeichnet 69 Kriegs-
jahre, wovon 6 Jahre von Religionskämpfen und 11 von Bürgerkriegen erfüllt
waren; 52 Jahre davon gingen mit Kriegen auf fremdem Boden hin. Jur ganzen
wurden 39 große Schlachten geschlagen. Im 18. Jahrhundert waren es 58 Kriegs-
jahre, wovon 51 auf auswärtigen Schlachtfeldern vergingen, 1 Jahr brachte noch
Religionskümpfe und 6 Jahre sahen Bürgerkriege; im ganzen kam es zu 93 Schlachten.
In fünf Jahrhunderten fallen 35 Jahre auf Bürgerkriege, 40 Jahre tobten
Religionskämpfe, 76 Jahre gingen mit Kriegen auf eigenem, gegen 175 Jahre auf
fremdem Boden hin. Von 500 Jahren waren 326 Kriegsjahre, in denen 184 große
Schlachten stattfanden. V). I.
Nichts Neues unter der Lonne. — In einem „Allgemeinen ökonomischen Lexikon"
von 1725 findet sich folgende Vorschrift, um Hühnereier vor „Fäulniß und Verder-
bung" zu bewahren: „Man leget in guter Orduung Eier in einen Kasten, den man
mit trockenen Sägespähnen anfüllet. Zuvor macht man eine hölzerne Achse durch den
Kasten und stellt die an beyden Seiten herausstehenden Theile der Holzachse auf
einen Bock. Der Kasten muß ganz mit Sägmehl gefüllt seyn, so daß die Eier fest
darin ruhen. Drehet man täglich den Behälter einmal langsam um, so halten sich
die eingethanen Eier durch Jahr und Tag frisch. Nimmt man Eier heraus, so muß
das entstandene Loch mit Sägmehl nachgefüllet werden. Durch die tägliche Unidrehung
kann die Dotter sich nicht setzen und fäulen." W. W.
Englische „Tugend- uud Moralpillen". — Der englische Apotheker Morison muß
vor über einem halben Jahrhundert keine gute Meinung von seinen Landsleuten
gehabt haben; er fühlte die bittere Notwendigkeit, die üblen Eigenschaften der Briten
zu verbessern, und nachdem alles nichts helfen wollte, „was die besten Männer des
Landes durch Wort und Schrift" versucht hatten, erfand der Menschenfreund rind
Vaterlandserretter eine — Pille.
Die Idee ist echt englisch. Was sich aus innerer Kraft und Überzeugung nicht
erreichen ließ, sollte durch Einnehmen einer Pille geschehen. Morison war von der

Wirkung seines Pillenmachwerkes so überzeugt, daß er iu einer Broschüre sich an die
Staatsbehörden wendete und verlangte, daß alle Engländer von Rechts wegen
anzuhalten seien, ihren Charakter durch den Genuß der „Morisou-Pille" zu verbessern.
Der Erfinder dieses Uuiversalmittels sagte geradezu: „Wenn die Staatsbehörden
anordneten, daß jeder Staatsbeamte jährlich eine gewisse Anzahl solcher Pillen
einnehmen müsse, würde bald darauf jeder unmoralische, unlautere Trieb iu ihnen
erstickt werden. Lügenhaftigkeit, Betrügerei, Unterschlagungen, andere Veruntreu-
ungen und Nationallaster würden ausgerottet werden."
Morison erhob so viel Geschrei über seine Wunderpillen, daß inan verschiedentlich
chemische Untersuchungen machte. Neben zwei Hauptbestandteilen: Aloe und Jalappe
enthielten sie: Kalomel (Chlorquecksilber) und Antimon (Spießglanz). Die englische
Moralisierung durch den Darin hat sich als eia falscher Weg zur Verbesserung des eng-
lischen Charakters erwiesen, trotzdem Morisons Pillen im Volk nicht unbeliebt waren. .
Hätten die Staatsbehörden auf den Apotheker, der seine Landsleute so gut kannte,
gehört, vielleicht wäre ihm doch gelungen, auf seine Art künstlich herbeizuführen,
wozu die Natur des Briten nicht willig scheint: ihn ehrlich und tugendhaft durch Pillen
zu machen. B. D.
Vie Blücher zu Leitern kam. — Als die Deutschen über den Rhein gegangen
waren und sich nach raschen Schlägen Paris näherten, ließ sich Blücher von den Geist-
lichen durch die Kirchen in größeren Städten führen. „Ein schönes Gotteshaus," sagte
er einmal bei solcher Gelegenheit. „Was für hohe Fenster und, wie ich sehe, gut
gehalten. Wie reinigen Sie die schönen Glasbilder?" Der Geistliche sagte:
„Wir haben dazu eigene lange Leitern." Der Feldmarschall fragte: „Da müssen
Sie gewiß auch besondere Schuppen dafür haben?" Die Frage wurde bejaht, und
Blücher wünschte die Leitern zu sehen. Der Kirchendiener zeigte ihm bereitwillig
und voll Stolz die schönen Leitern, die mar: erst vor einem Jahre habe machen lassen.
Am nächsten Morgen wanderten die Leitern auf Wagen mit den preußischen
Truppen, um bei der Belagerung von Paris verwendet zu werden. St. St.
Begreiflich. — Schon zum zweitenmal war dem Chorführer nach einer Auf-
führung des „Barbiers von Sevilla" der Kopf gewaschen worden. Als Anführer
der Wache hat er die Stelle zu briugeu: „Fort, Herr Wildfang, ins Gefängnis."
Almaviva antwortet: „Wie, ich ins Gefängnis? Nein, nimmermehr," und flüstert
dem Anführer der Wache seinen Namen und einige Worte ins Ohr. Darauf soll
der Chorführer überrascht zurücktreten, sich ehrerbietig verneigen und dem Chor
leise sagen, was er hörte, worauf auch die Wache Erstaunen zeigen soll. Nichts
von all dem geschah; Führer und Wache blieben jedesmal gleichgültig stehen.
Nach dem Akt trat der Direktor wütend auf den Mann zu, und machte ihm
nochmals klar, was er zu tun habe, wenn ihm der Sänger ins*Ohr flüstere, wer er
sei. Der Chorführer lächelte und sagte: „Das wäre alles ganz schön und gut, weun
mir der Sänger wirklich auch gesagt hätte, daß er der Graf Almaviva sei. Das tut er
aber nie; heute sagte er: -Piefke, Sie sind ein Riesenkameb. Soll ich ihm dafür
eine Verbeugung machen, erstaunt sein darüber oder es gar noch dem Chor sagen?
Das geht doch nicht." H- B.
Vie bei den Grenadieren des Mten Iritz die Uhren gingen. Ein Unteroffizier
von den Leibgrenadieren Friedrichs des Großen trug eine schöne goldene Uhrkette,
aber man wußte, daß er statt einer Uhr nur eine Flintenkugel daran befestigt hatte.
Auch den: König kam das zu Ohreu. Bei einer Parade redete er den Unteroffizier
an: „Er muß ein sparsamer Mensch sein, daß Er bei Seinem Sold sich eine Uhr kaufen
konnte." Der Soldat sagte: „Sparsam bin ich wohl, aber mit der Uhr ist es eine
besondere Sache." Der König zog die seine und fragte: „Was zeigt Seine Uhr; die
meine weist gegen fünf."
Da nahm der Unteroffizier ruhig seiue Bleikugel heraus und sagte mit ruhiger
Miene: „Eure Majestät, die ineinige zeigt weder fünf noch sonst eine Stunde, aber
sie zeigt mir den Tod, den ich für meinen König zu sterben bereit bin." Friedrich gab
ihm seine eigene Uhr mit den Worten: „Nimm sie und trage sie so lange, daß du in
ihrem Besitz Hintern: Ofen als braver Kerl deine allen Knochen wärmen kannst." E. H.

Bilderrätsel.

Silbenrätsel.


A. LeSke.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

AnS deu Silben ans, au, be, ber, bil, chen, du,
ei, el, hin, i, is, ju, ke, kra, land, taub, le, mo,
ne, ne, ui, ni, nier, o, o, or, pi, ra, ra, ro, scheu,
<e, ii, to, u sind dreizehn Wörler zu bilden,
deren Nnsangsbuchstaben von oben nach unten
und deren Endbuchstaben von unten nach oben
gelesen einen Wunsch auSdrückeu.
Die Wörter bedeuten: 1. Soldat, 2. Feuer-
werkskörper, 3. Stadt iu Frankreich, 4. Gebäude,
5. Name eines Volkes, 6. Fluß in Italien, 7. Ge-
stalt der griechischen Sage, 8. Sinnbild an man-
chen Ordensauszeichnungen, 9. Provinz Ruß-
lands, 19. Zeitabschnitt, 11. Beförderungsmittel,
12. asiatischer Volkstamm, 13. altdeutscher Held.
Martha Flügel.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Llmlegaufgabe.
O
* *
O
GO»
G O O
* * « «
G O
O
* *
G G
O
» »
* * * «
O G.
O
* * « * «
O O O
O
O
O
O
O

Vorstehender aus62Knöpfen gebildeter „Knops"
soll durch Umlegung von 8 Knöpfen in etwas
Rundes verwandelt werden. C. Deubel.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Vergolder, Begabung, Fichte, Befürwortung, »FeuerZ Mehl, Bergen, Asien,

deS
des
- des

— Preii
treiber

Verbindungsrätsels: Stück;
Bn chsta b enräts el s: Scherz, Herz, Erz;
Tau s ch rä t sel S: Angel, Drina, Pferd,
Sonde, Gurke,

Versteckrätsel.
In jedem der folgenden Wörter ist ein anderes
Wort versteckt. Diese Wörter, der Reihe nach
gelesen, nennen eine schöne vaterländische Tai
aus der Zeit der Befreiungskriege.
Ameisenigel. Eduard Stein. Flotte, Feile, Jahr, Bern — Andrer Fehler sind
Auslösung folgt im nächsten Heft. > gute Lehrer.

Einschaltaufgabe.
Siegel, Acht, Taube, Turm, Segel, Haller,
Nr, Gas. , o , -
Ans jedem dieser Wörter ist durch Einschalten
eines Buchstabens an beliebiger Stelle ein neues
Wort zu bilden. Die eingcfiigten Buchstaben
nennen im Zusammenhang eine Gestalt der
Heldensage. 'Gg. Lautcnschtäger.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Buchstabenrätsel.
Wird dir mein Nätselwort zuteil,
So such dir's zu erhalten,
Und strebe eifrig alleweil,
Daß man's nicht läßt erkalten.
Ein Weniges kann ändern sich.
Den Schickfalsknoten schürzen:
Zwei Striche, und das Wort wird dich
In Schmach nnd Unglück stürzen!
Renata Greverus.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Auslösungen vom 9. Hest:
des Silbenrätsels: 1. Florenz: Arno,
2. Kairo: Stil, 3. Kut el Amara: Tigris, 4. Astra-
chan: Wolga,!",.Dresden: Elbe, 6.Basel: Rhein,
7. Cremona: Po, 8. Ala: Etsch, 9. Heidelberg:
Neckar -- Antwerpen;
des Logogriphs: Sthx — Styr;
des Rätsels: Reif, frei;
der Füll-Rechenaufgabe:



L
kr 2
I
o
II
I
C
v
X
!^I^I
I
8
n
6
! H I 2
1
.C
4.
o
U
D 2
I
6
v
rr
! I 82
I
E
IV
X j 2
I
C
8
i
X
8^2
I
C
! n
X
v 8
r

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetzungsrecht Vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von KarlTheodorSengerinStuttgart.
Verantwortlich iur den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
^.ruck und Verlag der Union deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. — Amerikan. Copyright 1916 by,Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
 
Annotationen