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Uhr und Herz. — Es ließe sich in einer allerdings nicht kurzen Abhandlung
darlegen, was alles an Erfindungen' vorhergehend wußte, bis es möglich wurde,
die ersten Rädcruhren zu erzeugeu. Glied an Glied könnte aneinandergereiht werden,
vom ersten Versuch au, etwas auf Rädern zu bewegeu, bis zur letzten Vervoll-
kommnung einer kunstvollen Normaluhr, wie sie die Sternwarten benötigen. Lehr-
reich wäre die allmähliche Steigerung mechanischer Kenntnisse, bis cs zur Taschen-
uhr von heute kam. Niemand aber könnte darstellen, wie es in lebendigen Geschöpfen
zum ersten Herzschlag kam; das hieße das größte Geheimnis des Lebens entschleiern.
Wie wir das leise, geschäftige Ticken einer Taschenuhr, die wir bei uns tragen,
niemals fühlen, so pocht auch unser Herz unhörbar in der Brust, so lauge wir gesuud
sind. Würde man das Ticken einer Taschenuhr zähleu, so kämen 18 0 0 Schlüge auf
die Stunde; 432 OOOmal pickt das emsig geschäftige Merkchen im Tage und in einem
Jahre 157 680 OOOmal. Wäre es möglich, eine Uhr ohne Störung hundert Jahre
im Gang zu halten, so müßte sich der Bewegungsrorgang 15768000OOOmal wieder-
holen. Aber das beste Metall und die härtesten Edelsteine, in denen die zarten Achsen
sich drehen, wären längst vorher verbraucht.
Die Uhr pocht über ein Drittel mal öfter als unser Herz, das in einer Stunde
4200 Schläge macht, 100 800mal täglich klopft und 36 792 OOOmal im Jahre.
Es geschieht nur selten einmal, daß ein Menschenleben hundert Jahre währt,
und dann niemals, daß die kleine, weiche Maschine, das Herz, ohne Störung arbei-
tet; wenn es aber zu solchen Ausnahmen kommt, schlägt es in Leid und Freuden
3 679 200 OOOmal. N. D.
Er weist es besser. — Trotzdem Friedrich der Große die Vorbereitungen zum
späteren Siebenjährigen Kriege mit der größten Sorgfalt aufs heimlichste betreibeu
ließ, wurde in seiner näheren Umgebung allerlei gemunkelt. Der König wußte dar-
um und verschärfte seine Aufmerksamkeit.
Eben war ein General aus seinem Zimmer gegangen, mit dein er allerdings nur
über weniger wichtige Dinge verhandelt hatte. Der Offizier war kaum aus dein
Schloß, als Friedrich hörte, daß zwei Pagen im Vorzimmer heftig miteinander stritten.
Er trat näher zur Tür und hörte einen der jungen Leute sagen: „Nun, du wirst
es sehen, der König gibt bald Marschorder; es liegt auf der Hand, daß es nicht
mehr lange dauern kann." Der andere Page meinte: „Ich sage dir, wir werden
nach Schlesien gehen." „Weit gefehlt! Ich will dir sagen, wohin: wir gehen nach
Sachsen."
Da öffnete der König die Tür und rief den Überraschten zu: „Ich will es euch
sagen, wohin ihr beide geht, um das Schwatzen zu verlernen: nach Spandau in
Arrest, und zwar augenblicklich." L. D.
Gewissenhaftigkeit. — Als man vor Jahren für den kürzlich verstorbenen Kaiser
Franz Joseph 1. einen neuen Leibarzt suchte, fiel die Wahl auf einen Militärarzt
namens Kerzl. Der Kaiser willigte ein, daß der Ausersehene sich am nächsten Tage
um zehn Uhr vormittags vorstelle. Aber der Herrscher wartete vergeblich Zur an-
gesetzten Stunde. Es war schon elf Uhr geworden, als der diensttuende Adjutant
endlich das Eintreffen Doktor Kerzls melden konnte.
„Lassen Sie ihn eintreten," sagte verdrossen der Monarch. Der Regimentsarzt
erschien, und der Kaiser herrschte ihn unwirsch an: „Ich habe Sie für zehn Uhr her-
befohlen, jetzt habe ich keine Zeit mehr für Sie." Kerzl erwiderte ruhig: „Majestät,
ich mußte im Garnisonlazarett eine unaufschiebbare Operation vornehmen. Es
galt die Rettung eines Menschenlebens." Der Kaiser wendete sich um und fragte:
„Und wer ist der Kranke, dem zuliebe Sie den Kaiser warten ließen?" — „Ein Ge-
meiner des 73. Infanterieregiments."
Ohne ein Wort zu sprechen, schüttelte der Kaiser Kerzl herzlich die Hand. Der
gewissenhafte Doktor wurde sein Leibarzt und blieb es bis zum Ableben des
Monarchen. A. E.
himmlische Haartracht. — Der Großvater des Dichters Uhland war Geistlicher
in Tübingen. Nach alter Gewohnheit trug er, gleich vielen seiner Amtsgenossen,
eine Perücke, obwohl diese Mode schon im Aussterben war. Einmal kam er nach
Stuttgart zu dem Dichter Haug, der ein festliches Mahl gab; man setzte den würdigen

Alten mit der riesigen, weiß gepuderten Allongeperücke an den Ehrenplatz. Haugs
fünfjähriger Sohn kam ins Zimmer, sah den Mann mit dem mächtigen Haargelock
erstaunt an nnd fragte: „Vater, ist das der liebe Gott?" Der Kinderfreund Uhland
hörte es nnd sagte zu dem Knaben: „Nein, liebes Kind, so weit reicht's nicht." I. M.
Rlotz und Reil. — Kurz nach Sonnenaufgang ging ein Einäugiger aus dein
Hause und begegnete vor der Tür einem Buckligen. „Guten Morgen, mein Lieber,"
rief er ihm zu. „Ihr habt ja in aller Herrgottsfrühe schon gehörig aufgeladen." Der
Bucklige, der nichts als seinen Höcker auf dem Rücken trug, sagte: „Es muß aller-
dings noch recht früh am Tag sein, denn wie ich sehe, habt Ihr erst ein Fenster aus-
gemacht." S. B.
Frau Oberst Engel. — Uber achtzig Jahre alt geworden, starb in den vierziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts in einem Hospital zu Zürich eine der merkwür-
digsten Frauen. In der ganzen Schweiz war sie unter dem Namen der Frau Oberst
Engel allgemein bekannt gewesen.
Ailf den ersten Blick erkannte man in ihr eine außergewöhnliche Frau. Sie
war die Tochter eines Schweizers Heinrich Egli, der seit Anfang des Siebenjährigen
Krieges in der preußischen Leibgarde gedient hatte. 1760 war sie in Zürich geboren
und erhielt in der Taufe den Rainen Regula. Mit achtzehn Jahren verheiratete sie
sich mit Florian Engel, der im erstell Jahr seiner Ehe in französische Kriegsdienste
trat. Sie folgte ihrem Mann auf allen Kriegszügen bis zur Schlacht bei Waterloo
uud gebar ihm einundzwanzig Kinder, die zum Teil höchst merkwürdige Schicksale
erlebten. Jedes Jahr kam sie in die Wochen und gebar dreimal Zwillinge. Mit
erstaunlicher Leichtigkeit stand sie von ihren Wochenbetten auf; meist saß sie schon
nach wenigen Tagen im Sattel, focht in vielen Kümpfen tapfer mit und trug drei-
mal schwere Verwundungen davon. Im Jahre 1781 machte sie den Feldzug nach
Ägypten mit und stand bei Bonaparte in besonderer Gunst. Nach der Schlacht
an den Pyramiden kam Regula mit kerngesunden Zwillingen nieder. Bonaparte
selbst vollzog an den beiden Kriegskindern die Nottaufe, weil kein Priester zur Hand
war. Im Gefecht bei Jaffa.erwarb Regula Engel den Leutnantsrang.
Den härtesten Tag erlebte die tapfere Frau bei Waterloo; sie verlor zugleich den
Gatten und ihren vierten Sohn. Der erst zehnjährige Joseph kämpfte an der Seite
der Mutter; vor ihren Augen zerschmetterte ihm eine Kugel den Kopf. Sie schoß
nach dem englischen Soldaten, verwundete ihn aber nur leicht im Gesicht. Als sie die
zweite Pistole nach ihm richtete, entriß der Engländer ihr die Waffe und schoß sie
damit durch den Hals. Schon verwundet, spaltete sie ihm die Stirn mit dem Säbel.
Gleichzeitig gab ihr ein Grenadier einen Stoß in die rechte Seite; sie fiel vom Pferd
und ergab sich. Man brachte sie zuerst nach Brüssel und später ins Hotel-Dieu nach
Paris. Ihr Geschick fand überall Teilnahme, und so besuchten sie auch Kaiser
Alexander und König Friedrich Wilhelm III. auf ihrem Krankenlager. Beide
Fürsten betrachteten mit Achtung ihre Uniform, die neben dem Bett an der Wand
hing. Der Kaiser hielt lange ihre Hand in der seinen und schickte ihr am nächsten
Tage dreihundert Rubel in Gold und fünfundzwanzig versiegelte Flaschen alten
Ungarwein. Er bot ihr fünfzehn Franken tägliches Reisegeld, wenn sie nach Peters-
burg kommen wolle, und versprach ihr eine Oberstenpension für Lebensdauer.
Regula Engel, von der die Soldaten sagten, sie sei ein wahrer Teufel zu Pferd,
fühlte sich zu schwach, die Reise nach Rußland zu machen, und dankte dem Kaiser.
In Wahrheit hing sie an Napoleon, mit dem sie ein Lebenlang gekämpft. Den Titel
und Rang eines Obersten aber führte sie bis an ihr Ende. E. G.
Ls kommt auf den Ropf an. — Am reichsten an politischer Wühlarbeit und rück-
sichtslosester Verfolgung staatsumwülzender Machenschaften war in Polen die kurze
Regierung des Königs Stanislaus Leszczinski, der 1704 den Thron bestieg. Einer
der Aufrührer, ein reicher polnischer Fürst, setzte einen Preis von 20 000 Gulden auf
den Kopf des Monarchen und war offen genug, ihn: zu schreiben, es werde nicht
lange dauern, bis diese Summe fällig sei. Der König antwortete kurz: „Es
macht mir einiges Vergnügen, von Euch selbst zu erfahren, daß mein Kopf bei
Euch so hoch in Schätzung steht. Ich kann Euch versichern, der Eurige gilt mir, samt
Euerer Drohung, keinen roten Heller." H. O.


Geographische Aufgabe.
Die Punkte sind durch Buchstaben sv zu er¬
setzen, das; Namen von Seen in den angegebenen
Ländern entstehen. Die Anfangsbuchstaben der
gefundenen Namen, abwärts gelesen, ergeben
einen Ort, an welchem ein großer Sieg über die
Russen errungen wurde.
fee an der Grenze Griechenlands, ... .-
see in Italien,.fee in Niederösterreich, ....-
fee in Oberösterreich,.see in Tirol, -
see in Bayern, see in Afrika, fee
in Kärnten, .. . see in Asrika,.fee an der
albanischen Grenze,.see in Bayern,.-
see in Nordamerika, ....see in Nordamerika,
.fee in Ungarn, .fee in
Bayern, .... see in Finnland,. . . see in Bayern,
.see in der Schweiz.
Zur Verwendung gelangen folgende Buch¬
staben : aaaaaaa, bbb b, ccc, ddd, eeeeee
e e e e ee e e e e e e c e e e, s, g g, h h h h, i i iiii i i i,
j, k k, llll, m m, n n n n n n n n n, o v o o o, r r
r r r r r r r r r r r r r r r, ssss s, t t, u u n u u u, w.
H. Schalk.
Auslosung folgt im nächsten Heft.

Rätseldistichon.
Gruft uud schlicht den Tupfern eS schmückt, doch
wenn du eS steigerst.
Tapfre auch trägt es hinaus, Feinde nicht achtend,
noch Tod. A. Nicolai.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Scharade.
Die erste Silb' ist ein Verhältniswort;
Die zweit' soll Dinge teilen und durchqueren,
Doch wird's auch manches Mal au manchem Ort,
Knm's unverhofft, verwunden und versehren.
Was weder hoch noch tief, gut oder schlecht,
Groß oder klein, reich oder arm man nennt,
Doch für gewöhnlich brauchbar scheint und recht.
Ist, was als schlichtes Ganze man erkennt.
Renata GrevcruS.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Gleichklangrätsel.
AlS ein entfesselt Element
Vernichtet er Gefilde,
Zerstört — blindwütend ist fein Haß — '
Der Menschenhand Gebilde.
Treibt er sein Spiel auf hoher See,
Dann dräu'u dem Schiff Gefahren,
Beginnt's im Kriege die Armee,
Dann heil den tapfer» Scharen.
In der Natur so wie im Kampf
Zählt man ihn zu den „Phasen".
Man fürchtet, lauft und läutet ihn,
Er bläst und wird geblasen.
Armin B munerZ
Auflösung folgt im nächsten Heft. s

Spiralrätsel.

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Die Buchstaben sind so zu ordnen, daß ergeben:
1 vis 2 eine griechische Hafenstadt, 2 bis 3 Natur-
erscheinung, 3 bis 4 chronologische Aufzeichnung,
4 bis 5, deutsche Provinz, 5 bis 6 Pflanze, l> bis 7
junges Säugetier, 7 bis 8 Verbrechen, 8 biS 9 per-
sönliches Fürwort. Eduard Stein.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Lautwechsel.
ES wechselt ein biblischer Mann seinen Fuß
Und strömt jetzt zum Rheine als schiffbarer Fluß.
C. Schrecke.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Worträtsel.
Kehr' ich inS Wort mit „m" zurück,
Schafft 's Wort mit „r" mir häuslich Glück.
Ur. Strube.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Auslösungen vom 40. Hest:

deS Bilderrätsels:

Mit Guten im Verein
Ist besser als allein,-
des Silbenrätsels: 1. Pionier, 2. Räkele.
3. Orleans, 4. Scheune, ü. Israel, 6. Tiber,
7. Niobe, 8. Hnchenlnnb, 9. Ukraine, lO. Juni,
11. Automobil, 12. Hindu, 13. Roland Profil
-Reujahr, du lieber Lesen¬

der N m lcgansgabe


SSO
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SSV
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SSO
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S
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des Buchstabenrätsels: Achtung, Achtung,'
der Ei n sch a l ta ns gäbe: Spiegel, Achat,
Traube, Sturm, siegel, Halfter, Aar, Glas
— Parsisal;
deS Vcrsteckrätsels: Gold gab ich für Eisen.

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetzuugsrecht Vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Karl Theodor Senger in Stuttgart,
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn nir die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche V e r l a gs g esc I l s ch a f t in Stuttgart. — Amerika». Copyright 1917 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.
 
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