Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mtt

DasBuchfüvAils

H-stlS

Als sie mich dem schönen langen Tag in dem Saat mit den alten
Jngdbeutestücken und Waffen in Eichensesseln ruhten, als der Nord-
wind ums Haus und durch den Schornstein fuhr und die Buchenscheite
im Kamin prasselten, da ward's so wohlig und begehrlich. Damals
schickten sie ihn zu den Frauen, wenn die zum Aufbruch drängten, und
einmal kam es, daß Lüttmann über Nacht im Landdrostamt blieb.
Schnee fiel im scharfen Nordwind, als er um Mitternacht in den
Stall ging, um sein Pferd für die Frühe zu bestellen. Da traf er

doß er Herr über sein Leiden wurde. Während seiner Krankheit
kam der wunderliche Wunsch wieder, der ihn schon früher erfüllt,
er lernte Persisch. Weit fort wollte er ziehen, wenn er geheilt 'war.
Da unten hoffte er zu vergessen und selbst vergessen zu werden.
„Wie lange war's, Görs?"
„Zwei Jahre bald, Herr Oberleutnant!"
Sonderbar, wie der Wind bisz und fegte; so kalt und so ungezügelt
brauste er ihm lange nicht um die Ohren. Heute zum erstenmal so,


sie zum anderen Mal. Lebenslustig war sie, keck und schön. Er war
voll Frohsinn nach den Tafelfreuden, sein Blut jagte. Da verab-
redeten sie, mit dem Frühlicht im wilden Schneetreiben auszureiten.
Warum strich ihm damals der Nordwind nicht so kalt über die
Stirn - so wie es jetzt hier auf der persischen Hochebene geschah?
Ja, warum? —
Die weiße Schneefläche knirschte unterm Fuß, als es dann zürn
Austrag tarn zwischen ihm und Lüttmann. Schnee, weißer Schnee
auf der Heide, war das letzte, was er von der Welt sah, auf lange Zeit.
Als der Krieg begann, wurde der Wille zur Genesung so stark,

seit er hier draußen war. Und der Wind jagte die Trägheit von der
Stirn, denn Trägheit war's, nicht zu hoffen. Auf was hoffen?
Auf alles Neue und Große und Wilde. Das Leben brandete hoch
genug hier in der Fremde. Hoffen vielleicht daß der Wind zum
Sturm ward, oder daß ein Busch kam zum Eichbruchpflücken, oder
daß ein Fuchs im Schnee schrie. Wie sonderbar die Heimat in seinen
Gedanken stand, so neu und in alter Frische.
„Wir haben viel erlebt," sagte der Bursche in plötzlicher Wallung.
Jawohl, das hatten sie. Geige und Brummbaß an den Dardanellen,
Hitze und erstickende Sandwinde im Zweistromland. Aber jetzt —
 
Annotationen