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Der Traum des Zaren. Zor Aleiauüer I I I. kräuiuie einst von drei Tauben.
Die eine war fett und munter, die zweite, magere, säst traurig und elend aus, die
dritte war blind. Da der Traum sich wiederholte, fragte der Zar in seiner nächsten
Hingebung, was dies Traumbild wohl bedeuten könnte; doch wusste niemand eine
Deutung zu geben, die den Zaren befriedigte. Unter den Dienern war ein Tatar,
voir dem man erzählte, das; er Träume gut auszulegen verstünde. Der Inhalt des
Traumes war ihm zu Ohren gekommen, und er sagte, er wisse wohl, welche Be-
deutung es bannt habe, und verlangte, das; man ihn nicht bestrafen solle wegen seiner
Auslegung. Als ihm dies zugesichert wurde, sagte er: „Die fetten, inunteren Tauben,
o Zar, sind deine Beamten, sie betrügen und stehlen alle und leben von gestohlenem
Gut und Geld recht fröhlich und werden fett dabei. Die magere Taube, das ist dein
Volk, das von ihnen ausgesogen und bedrückt wird. Die
blinde Taube aber bist du selbst, o Herr, denn du siehst und
hörst nichts von allem, was im Reiche geschieht." W. B.
Klangvolle Namen. Die prächtig klingenden Namen
auf den Anzeigen mancher Singspiel- und Bretklunter-
neymungen bezeugen, das; man sein Glück zum guten
Teil von einem schönen Namen erhofft. Aber auch be-
rühmte fremde Namen klingen nur jenen machtvoll oder¬
lieblich in die Ohren, die der Sprache jener Länder un¬
kundig sind, der sie angehören. Wie schön klingt Gio¬
vanni Boccaccio und wie wenig nnmutend dafür im
Deutschen- „Hans Großmaul". Calderon de la Barca
dünkt uns prächtig und lautet wörtlich: „Kessel vom Kahne".
Torquato Tasso bedeutet einen „angeketteten Dachs"; Bra-
mante besagt soviel als „Winselnder". Mar Piccolomini
würde sich in unserer Sprache mit „Knirpschen" oder
„Zwerglein" bezeichnen lassen, und Verdi bedeutet wört¬
lich: „Grünst;" oder „Kreuzschnabel". K. T.
Die Rache des Rdmirals. - Der große niederlän¬
dische Admiral und Seeheld de Ruyter wollte gleich den
meisten ausgepichten Seeratten nichts von Pferden und
Reiten wissen. Trotzdem lies; er sich einmal von Verehrern,
die ihn: am Lande eine Festlichkeit gaben, dazu verleiten,
ein Pferd zu besteigen und einen Spazierritt mitzumachen.
Der Versuch nahm kein gutes Ende, denn Ruyter lag
bald am Boden und war nicht mehr zu bewegen, nochmals
in den Sattel zu steigen.
Die ganze Gesellschaft, die trotz ihrer Verehrung frei
herausgelacht hatte, erhielt kurz darauf von de Ruyter
eine Einladung auf sein Admiralschiff. Als liebenswür¬
diger Gastgeber bewirtete er alle köstlich, und als an dec¬
langen Festtafel die Heiterkeit immer ansteckender wurde,
erhob sich der Admiral, um einen Trinkspruch auszubringen. Als die Hochrufe
ertönten, wurden auf seinen vorher gegebenen Befehl beide Breitseiten des
Schiffes auf einmal nbgefeuert. Auf jeder Breitseite waren in drei Gruppen über-
einander Geschütze angeordnet, und auf jeder Schiffshälfte befanden sich zwanzig
Kanonen. Vierzig Läufe erzeugten einen so fürchterlichen Krach und eine so ge-
waltige Erschütterung des Schiffes, das; die Gäste halbbetäubt zu Boden fielen und

glaubten, nun sei ihr letzter Augenblick getommen. Ruyter stand ruhig lächelnd
an der Spitze der Tafel und sagte: „Meine Herrschaften, das ist mein Pferd, auf
dem ich sicher bin." W. B.
Fauler Zauber. - Im Jahr 1770 erschien in der freien Reichsstadt Frankfurt
a. Ni. wenige Tage vor der großen Ostermesse ein Senatserlas; mit folgenden Worten:
„Wer irgend einen männlichen Untertan unserer Stadt durch trughafte Mittel, als
da sind rote und weiße Schminke, allerlei Essenzen, künstliche Zähne, falsche Haare,
Einlagen aus spanischer und französischer Baumwolle und Seide, eiserne Schnür-
leiber, falsche Hüften und dergleichen in die Ehe verlockst wird wegen Zauberei
verfolgt, und die Heirat kann für null und nichiig vor Gericht erklärt werden." I. Ni.
wo kommen die „Enten" her? In diesen Kriegsjahren kamen die meisten
der zahlreichen und bösartigen „Enten", die in den Zei-
tungen unserer Gegner und verschiedener Neutralen ein so
zähes Leben bewiesen, aus England. Das ist nicht beson-
ders verwunderlich, denn England stand schon seit alter Zeit
im Ruf, eine ergiebige Brutstätte für Vögel dieser Art zu
sein. Man schlage nur einmal in dem berühmten Buche
nach, das Peter Lauremberg im Jahre l6ö0 mit dem Titel
herausgab: „Vierhundert auserlesene nützliche, lustige und
denkwürdige Historien und Diskurse". Dort ist zu lesen:
„Es füllt mir ein Wunderding nach dem andern ein und
ist die Natur so reich und überflüssig, das; man immer was
Neices findet: es wird nicht allein in Schottland und den
Orknischen Inseln, sondern auch in England an der Themse
— ist ein Fluß, welcher die Stadt London'anstößet — eine
sonderliche Art kleiner Muscheln gefunden, welche ganz
rund und auswendig weis; sind. Sie wachsen und hängen
ail den Schiffen, an alten Brettern, insonderheit aber an
den Bäumen, so am Ufer mit den Asten ins Wasser reichen.
So diese Muscheln ins Wasser fallen, so kriechen daraus
junge Vögel, welche hernach den Eilteil gleich werden an
Größe, Art und Federn und auf dem Wasser schwimmen,
sich voll Fischen erilühren uild oftiilals bei hundert, ja tausend
sich zusammenrotten und weit in die Welt hinausfliegen."
Es scheint so, als ob das Reutersche Telegraphenbüro eine
solche Entenzucht im großen Stil angelegt habe. P. H.
wie Gott in Frankreich. — Noch immer kann man die
Redensart hören: „Der lebt wie Gott in Frankreich." Meist
braucht mau diese Worte, um auszudrücken, das; jemand
sorglos dahinlebt und auf der Welt nichts zu tun hat. Diese
Wendung entstand in Deutschland am Ende des achtzehnten
Jahrhunderts.
Die Männer der französischen Revolution Hatteil laut
Gesetz den Himmel und den Weltbeherrscher abgeschafft und suchten ihr Glück allein
auf der Erde, wo sie es leider nicht finden sollten. Durch dieses echt französische
Theater war den: Herrgott das Zepter über Frankreich entzogen, und der Schöpfer
bekam gute Tage; denn gerade die große Nation hatte ihm vorher nicht wenig
zu schaffen gemacht. Der treffende satirische Ursprung der Worte, „wie Gott in
Frankreich leben", ist heute so gut wie vergessen. E. D.


Phot. Berliner Illuflrations-Gesellschast m. b. H„ Berlin,
vr. Alexander v. Spihmüller,
der österreichische Finanzminister, der als Zeuge
im Prozeß gegen l)r. Kranz gehört wurde.

Bilderrätsel.

Ayreo r'este.!
Auflösung folgt im nächsten Heft.


Scharade.
Was laug nicht ist, wird allerort
Die erste Silbe künden.
Tie zweite ist ein Bindewort,
Tas Tinge soll begründen.
Das Ganze froh und wohlgemut
Die Zeit uns will vertreiben,
Doch nütze sie inzwischen gut,
Sonst las; das Ganze bleiben!
Renata GreveruS.
Auflösung folgt in: nächsten^Hesl.

Silbenrätsel.
Ans den Silben an, an, dan, den, e, c, e, c, eck,
en, erb, sa, sa, sank, gen, gi, gie, Han, ke, la, le, li,
lang, ma, mag, mi, neu, nel, ner, ner, pe, ran,
ran, ro, sa, san, sold, ke, lei, ti, ton, um, vi, zen, zi
sind achtzehn Wörter zu bilden, deren Anfangs-
buchstaben, von oben nach unten, und deren End-
buchstaben, von unten nach oben gelesen, ein
Sprichwort ergeben.
Die Wörter bezeichnen: 1. männlichen Bor-
namen, 2. Blume, 3. Vogel, 4. Schädling, 6. Aus-
einandersetzung, 6. Name einer Speisenwürzc,
7. italienischen Dichter, 8. weiblichen Vornamen,
9. Badeort in Italien, 10. Gestalt aus der ger-
manischen Sage, 1l. Blume, 12. deutschen Städte-
bund, 13. italienische Landschaft, 14. Säugetier,
18. Behälter, 16. Zierten an der Mosel, 17. Eigen-
schaft, 18. Barg in Tirol. Peter SerwaS.
Auslösung solgt im nächsten Heft.

Streichrätsel.
Ans einer Insel im Orient
Entsteht, wenn Anfang, Mitte, End-
Man mit drei Strichen davon trennt,
Ein deutscher Strom, den jeder kennt.
Ur. Strube.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Gleichklangrätsel.
Es trügt ein Paar — dnö Rätselwort
Im I-lng ein schwarzer Bogel fort
Bei Damen ist es sehr geschmäht,
Weil es die Jahre leicht verrät.
Ll. Schrecke.
-Auslösung folgt im nächsten Heft.


Ringrätsel.
Die 31 Kreuzchen sind so
durch die Buchstaben b, e,
eecec, iiiii, k k, l, m, n n n,
oooo, p, r r, s s s, t, v zu
ersetzen, das; sie, in der be-
zeichneten Reihenfolge ge-
lesen, Wörter folgender Be-
deutung ergeben:
I. Insel im Adriatischen
Meer,
II. kirchliches Fest,
III. weiblicher Vorname,
IV. Berg in Montenegro,
V. ungarischer Rotzhirte,
VI. russische Münze.

Die sieben Buchstaben der
Mittelreihe nennen einen
deutschen Helden.
Minna Schalk.
Auflösung folgt im nächsten
Heft.

Auslösungen vom IT. Heft:
des Sil b e u rä tsels: 1. Edmund, 2. Hausen,
3. Rousseau, 4. Linse, 5. Ingwer, 6. Cardiff,
7. Hannover, 8. Erle, 9. Rorschach, lO. Eigene,
II. Eros, 12. Inntal, 13. Norma, 14. Düsseldorf,
15. Indus, 16. Senegal, 17. Droja, 18. Bohrer,
19. Ente, 20. Sixtus — Ehrlicher Icind ist befser
alL falscher Areund;
des Rätsels: I. Menam, 2. Zebra, 3. Dar-
danellen, 4. Mollke, 5. Nigger, 6. Husaren — Ma-
zedonien ;
des Palindroms: Tor, rot;
des Trennnngsrätsels: Will kommen-
Willkommen;
der Scharade: Aussatz,-
des magischen Siebenecks:


d e s .0 a psel r ä lse > S: B u - M era n - g.

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