DasBuchfüvMle
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wunderbar und geheimnisvoll erschienen waren, sind
echte Spiele der Natur. Die rätselhafte Anschrift, in
der man bei gutem Millen das Mart inllinin (gleich
Anfang) vermuten tännte, ist ein Heller Quarzgang in
duntlem Kalkgestein (Abb. 6 u. 7b Das an ein feingedrech
fettes Büchschen erinnernde Gebilde ist ein hübsch ge-
wulsteter Kiesel (Abb.Ou. 7). Solche „Versteinerungen"
lassen sich aber auch der Natur durch Verwendung be-
sonderer Vorgänge ablisten. Das Vogelnest mit den
Siern ist kein Trugbild. Es ist ein wirkliches Nest,
das man in das Becken des Karlsbader Sprudels ver-
senkte, der es verhältnismäßig rasch mit dem Absatz
seiner heißen Quellen, dem durch Eisen rotgefärbten
Kalksinter, überzog (Abb. 8).
Heute macht man solche Experimente nicht mehr,
um Gelehrte damit zu täuschen oder die einst so
beliebten „Kunst- und Raritätenkammern" damit zu
füllen. Vor Jahrhunderten waren solche Betrügereien
nicht selten. Findige Köpfe machten sich die Sucht der
Gelehrten oder Sammler, seltene, „auserlesene" Dinge
zu besitzen, oft genug zunutze, stellten solche Dinge
künstlich her, um sie dann teuer zu verkaufen. Das
kleine „Zwergenskelett" ist durch die überaus geschickte
Verbindung eines Riesenfroschkörpers mit dem Köpfchen
einer kleinen Affenart entstanden (Abb. 9). Die Gelehrten
des Mittelalters glaubten, daß es möglich sein müsse,
auf alchimistischem Wege lebendige Wesen zu erschaffen; den llomun-
aulu8, das kleine Menschlein, in der Retorte darzustellen, war der Traum
einiger Generationen vou gelehrten Männern. Die Geschichte der
Fälschung solcher Hamunculnsskelctte ist dunlel. Ihr
Auftanchen und die Tatsache, daß solche .'»engen in
Raritätenkammern aufbewahrt wurden, ließ manchen
gelehrten Mann nicht ruhen, solche Mesen auf chemi-
schem Mege, durch künstliche „Urzeugung" ins Dasein
zu rufen. Goethe hat in seiner Faustdichtung auch
diesen Zug einer vergangenen Zeit dargestellt. Ähnliche
Homnnculusskelette wurden als Sehenswürdigkeit in
mancher alten Sammlung aufbewahrt, und fanden sich
dort mit dem „gehörnten Hasen" und der sagenhaften
Seejnngfrau zusammen. Der wehrhafte Meister Lampe
war freilich nur ein ganz gewöhnlicher ausgestopfter
Hase, dem man Geweihzäpfchen, sogenannte Kümmer-
linge, aufgesetzt, die „Sirene" aber war aus einem
Fischleib mit Teilen eines weiblichen Oberkörpers, ent-
häuteten Affenarmen und Kopf, dem Fischaugen und
Fischgebiß eingefügt wurden, zusammengesetzt. Solche
„Wunder" wurden zur Quelle weiterer Betrügereien,
die, in gutem Glauben als Naturmerkwürdigkeiten ge-
zeigt, großes Aufsehen erregten. Der Hang zum Außer-
gewöhnlichen und Wunderbaren unterstützte zu allen
Zeiten jene Henschen, die es verstanden, nach dem
alten Wort zu handeln: „Die Welt will betrogen
sein." Vor Jahrzehnten fristeten die letzten Besitzer von
Schreckens- und Wunderbuden ein kümmerliches Da-
sein auf Messen und Märkten in kleineren Städten.
Nun gehören auch diese letzten Überbleibsel der Vergangenheit an. Die
Menschen aber suchen ihren alten Trieb nach Wunderbarem oder Auf-
regendem in anderen Formen zu befriedigen.
Abb. 9. Hcmnmculus.
Der Einflust -er Temperatur auf die Zärbung von Schmetterlingen. —
Seit langer Zeit ist den Naturforschern bekannt, daß es bei einigen
Schmetterlingsarten entsprechend den Jahreszeiten, in denen sich ihre Raupe
verpuppte, zwei in bezug auf Färbung und Zeichnung verschiedene Formen
gibt. Die im Sommer entstandenen Formen sind anders gefärbt als die
Tiere derselben Art, die als Puppen überwintert haben. Es lag nahe,
die verschiedenen Temperaturen, denen die Sommer- und die Winter-
generation in ihrer Entwicklung ausgesetzt waren, als Ursache anzunehmen.
Seit Jahrzehnten angestellte Experimente zeigen nun,
daß diese Vermutung richtig war.
Die ersten Untersuchungen kennen wir aus den
Jahren 1864 von Dorfmeister und 1875 von Wei߬
mann, der dazu Puppen eines Eckfalters (Vanessa),
des sogenannten Landkärtchens, benützte. Bewahrte
er zum Beispiel Puppen, die sich im Sommer ent-
wickelt hatten, aus denen also die sogenannte Sommer-
form Hütte entstehen müssen, in Räumen mit niedriger
Temperatur auf, so entstand entweder die Winter?
form (V. lovana) oder ein Ubergangstypus von der
Sommer- zur Winterform. Die neuesten Versuche
deutscher und englischer Gelehrter ergaben, daß durch
Einwirkung von Külte auf die Puppen von Schmetter-
lingsvarietüten, wie sie in unserer Zone vorkommen,
sich Abarten künstlich erzeugen ließen, wie sie den von
uns ans nördlicher gelegenen Ländern eigentümlich
sind, und daß durch Wärmeeinwirkung Abarten der
südlich von uns gelegenen Länder gezüchtet werden
tonnten. Es ist also klar, daß diese nördlichen und
südlichen Abarten tatsächlich durch die Temperatur-
verschiedenheit, unter der sie zur Entwicklung kom¬
men, hervorgerufen werden. Versuche, die Professor
Staudfuß mit Puppen des Distelfalters angestellt
hatte, zeigten, daß im allgemeinen Wärme den
Schmetterling Heller, Külte hingegen ihn dunkler
färbt. Ähnliche Versuche, die von Fischer, Gräfin
v. Linden mit anderen Schmetterlingsarten angestellt worden sind,
bestätigen das. Nur das oben genannte Landkärtchen macht davon
eine Ausnahme. Bei ihm ist die Wintervarietät, das heißt der
Schmetterling, der aus überwinterten Puppen auskriecht, die sich also
unter Einwirkung kälterer Temperaturen entwickelte, dunkler gefärbt
als die Sommerform. Die Ursachen dieser Abweichung kennt mau
noch nicht.
Auffällig ist die vou Fischer festgestellte Tatsache, daß durch Einwirkung
von sehr starker Wärme die gleiche n Abweichungsformen erzeugt
werden wie von sehr starker Kalte. Man erklärt sich diese beinahe ver-
wirrende Tatsache damit, daß durch außergewöhnliche Temperaturen die
Stoffe, au die die Farbeuäuderung gebunden ist, die sogenannten Proteide,
gleichermaßen zum Gerinnen gebracht werden. I)r. B.
i- Vild-Uabel-Telegramme. — Der Gedanke, eine Zeichnung, ein
Bild, eine Photographie oder eine Handschrift in treuer Nachbildung
telegraphisch zu übermitteln, beschäftigte französische, englische, italienische
und deutsche Gelehrte schon um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts,
und von da ab eigentlich fast ohne Unterbrechung. Es handelt sich darum,
zu ermitteln, ob man mit Hilfe des elektrischen Stromes bei der Empfang-
stelle, nach der das Bild übertragen werden soll, die Helligkeit eines Licht-
strahles, der dort auf lichtempfindliches Papier oder eine lichtempfindliche
Platte wirkt, von der Aufgabestelle her so verändern
kann, daß sie der Dichte des Originals Punkt für
Punkt entspricht. Im Unterschied von der gewöhn-
lichen Photographie ist nämlich die Übertragung des
ganzen Bildes nicht auf einmal, sondern nur nach-
einander durch Zerlegung desselben in unendlich viel
kleine Punkte möglich. Man kam darauf, sich dabei
einer Selenzelle zu bedienen. Das chemische Element
„Selen" hat die Eigenschaft, um so mehr elektrischen
Strom durchzulassen, je Heller es belichtet ist. Erst
dem deutschen Physiker Artur Korn gelang es 1902,
einen Apparat herzustellen, mit dem es möglich war,
erfolgversprechende Leistungen zu erzielen, indem
er vor allem elektrische Regulierungsvorrichtungen
erfand, die die genaue Übereinstimmung (Synchronis-
mus) der Umdrehung des Aufnahmezylinders mit dem
Wiedergabezylinder sicherstellen. Im Jahre 1905
waren dann Korns telephvtographische Übertragungen
auf einer Höhe angelangt, die nur an den Entfernungen
zwischen dem Sender- und dem Empfängerapparat
ihre Grenze fanden. Die längsten Strecken, die eine
vollkommene Übermittlung von Photographien er-
laubten, waren München—Berlin (1908h Paris—Lon-
don und Monte Earlo—Paris (1912). Die Bildüber-
tragungen durch den „Sender" fanden in der Weise
statt, daß das Bild, in eng nebeneinander liegende,
parallel laufende Linien zerlegt, an den Empfangs-
apparat weitergeleitet wurde. Endlich gelang es Korn durch eine andere
Methode, Bilder sogar über das Meer zu kabeln. Die Entfernung ist also
auch für Bildertelegramme überwunden. Es werden Buchstabenzeichen
gekabelt, die bestimmte Helligkeitsgrade angeben, also den verschiedenen
tiefen, mittleren, Hellen und lichtesten Tvnabstufungen entsprechen. Das
sich aus Licht und Schatten zusammensetzeude Bild ist also wie bei den
sogenannten gerasterten Bildern autotypischer Art in kleine Quadrate ge-
teilt. Das empfangene Buchstabentelegramm wird auf einer eigens
dafür gebauten Schreibmaschine übertragen, die vierzehn Tasten besitzt.
Mit dieser Zahl von Helligkeitsstufcn konnte sich Korn bisher begnügen.
Die Quadrate werden nach der Reihenfolge des Bnchstabentelegramms ans
dem Papier Zeile um Zeile nebeneinander gesetzt. Die nächsten Zeilen
schließen sich an und fügen sich so einfach und rasch zum Bild zusammen.
Fernphotographie:
.Prinzregent Luitpold von Bayern.
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wunderbar und geheimnisvoll erschienen waren, sind
echte Spiele der Natur. Die rätselhafte Anschrift, in
der man bei gutem Millen das Mart inllinin (gleich
Anfang) vermuten tännte, ist ein Heller Quarzgang in
duntlem Kalkgestein (Abb. 6 u. 7b Das an ein feingedrech
fettes Büchschen erinnernde Gebilde ist ein hübsch ge-
wulsteter Kiesel (Abb.Ou. 7). Solche „Versteinerungen"
lassen sich aber auch der Natur durch Verwendung be-
sonderer Vorgänge ablisten. Das Vogelnest mit den
Siern ist kein Trugbild. Es ist ein wirkliches Nest,
das man in das Becken des Karlsbader Sprudels ver-
senkte, der es verhältnismäßig rasch mit dem Absatz
seiner heißen Quellen, dem durch Eisen rotgefärbten
Kalksinter, überzog (Abb. 8).
Heute macht man solche Experimente nicht mehr,
um Gelehrte damit zu täuschen oder die einst so
beliebten „Kunst- und Raritätenkammern" damit zu
füllen. Vor Jahrhunderten waren solche Betrügereien
nicht selten. Findige Köpfe machten sich die Sucht der
Gelehrten oder Sammler, seltene, „auserlesene" Dinge
zu besitzen, oft genug zunutze, stellten solche Dinge
künstlich her, um sie dann teuer zu verkaufen. Das
kleine „Zwergenskelett" ist durch die überaus geschickte
Verbindung eines Riesenfroschkörpers mit dem Köpfchen
einer kleinen Affenart entstanden (Abb. 9). Die Gelehrten
des Mittelalters glaubten, daß es möglich sein müsse,
auf alchimistischem Wege lebendige Wesen zu erschaffen; den llomun-
aulu8, das kleine Menschlein, in der Retorte darzustellen, war der Traum
einiger Generationen vou gelehrten Männern. Die Geschichte der
Fälschung solcher Hamunculnsskelctte ist dunlel. Ihr
Auftanchen und die Tatsache, daß solche .'»engen in
Raritätenkammern aufbewahrt wurden, ließ manchen
gelehrten Mann nicht ruhen, solche Mesen auf chemi-
schem Mege, durch künstliche „Urzeugung" ins Dasein
zu rufen. Goethe hat in seiner Faustdichtung auch
diesen Zug einer vergangenen Zeit dargestellt. Ähnliche
Homnnculusskelette wurden als Sehenswürdigkeit in
mancher alten Sammlung aufbewahrt, und fanden sich
dort mit dem „gehörnten Hasen" und der sagenhaften
Seejnngfrau zusammen. Der wehrhafte Meister Lampe
war freilich nur ein ganz gewöhnlicher ausgestopfter
Hase, dem man Geweihzäpfchen, sogenannte Kümmer-
linge, aufgesetzt, die „Sirene" aber war aus einem
Fischleib mit Teilen eines weiblichen Oberkörpers, ent-
häuteten Affenarmen und Kopf, dem Fischaugen und
Fischgebiß eingefügt wurden, zusammengesetzt. Solche
„Wunder" wurden zur Quelle weiterer Betrügereien,
die, in gutem Glauben als Naturmerkwürdigkeiten ge-
zeigt, großes Aufsehen erregten. Der Hang zum Außer-
gewöhnlichen und Wunderbaren unterstützte zu allen
Zeiten jene Henschen, die es verstanden, nach dem
alten Wort zu handeln: „Die Welt will betrogen
sein." Vor Jahrzehnten fristeten die letzten Besitzer von
Schreckens- und Wunderbuden ein kümmerliches Da-
sein auf Messen und Märkten in kleineren Städten.
Nun gehören auch diese letzten Überbleibsel der Vergangenheit an. Die
Menschen aber suchen ihren alten Trieb nach Wunderbarem oder Auf-
regendem in anderen Formen zu befriedigen.
Abb. 9. Hcmnmculus.
Der Einflust -er Temperatur auf die Zärbung von Schmetterlingen. —
Seit langer Zeit ist den Naturforschern bekannt, daß es bei einigen
Schmetterlingsarten entsprechend den Jahreszeiten, in denen sich ihre Raupe
verpuppte, zwei in bezug auf Färbung und Zeichnung verschiedene Formen
gibt. Die im Sommer entstandenen Formen sind anders gefärbt als die
Tiere derselben Art, die als Puppen überwintert haben. Es lag nahe,
die verschiedenen Temperaturen, denen die Sommer- und die Winter-
generation in ihrer Entwicklung ausgesetzt waren, als Ursache anzunehmen.
Seit Jahrzehnten angestellte Experimente zeigen nun,
daß diese Vermutung richtig war.
Die ersten Untersuchungen kennen wir aus den
Jahren 1864 von Dorfmeister und 1875 von Wei߬
mann, der dazu Puppen eines Eckfalters (Vanessa),
des sogenannten Landkärtchens, benützte. Bewahrte
er zum Beispiel Puppen, die sich im Sommer ent-
wickelt hatten, aus denen also die sogenannte Sommer-
form Hütte entstehen müssen, in Räumen mit niedriger
Temperatur auf, so entstand entweder die Winter?
form (V. lovana) oder ein Ubergangstypus von der
Sommer- zur Winterform. Die neuesten Versuche
deutscher und englischer Gelehrter ergaben, daß durch
Einwirkung von Külte auf die Puppen von Schmetter-
lingsvarietüten, wie sie in unserer Zone vorkommen,
sich Abarten künstlich erzeugen ließen, wie sie den von
uns ans nördlicher gelegenen Ländern eigentümlich
sind, und daß durch Wärmeeinwirkung Abarten der
südlich von uns gelegenen Länder gezüchtet werden
tonnten. Es ist also klar, daß diese nördlichen und
südlichen Abarten tatsächlich durch die Temperatur-
verschiedenheit, unter der sie zur Entwicklung kom¬
men, hervorgerufen werden. Versuche, die Professor
Staudfuß mit Puppen des Distelfalters angestellt
hatte, zeigten, daß im allgemeinen Wärme den
Schmetterling Heller, Külte hingegen ihn dunkler
färbt. Ähnliche Versuche, die von Fischer, Gräfin
v. Linden mit anderen Schmetterlingsarten angestellt worden sind,
bestätigen das. Nur das oben genannte Landkärtchen macht davon
eine Ausnahme. Bei ihm ist die Wintervarietät, das heißt der
Schmetterling, der aus überwinterten Puppen auskriecht, die sich also
unter Einwirkung kälterer Temperaturen entwickelte, dunkler gefärbt
als die Sommerform. Die Ursachen dieser Abweichung kennt mau
noch nicht.
Auffällig ist die vou Fischer festgestellte Tatsache, daß durch Einwirkung
von sehr starker Wärme die gleiche n Abweichungsformen erzeugt
werden wie von sehr starker Kalte. Man erklärt sich diese beinahe ver-
wirrende Tatsache damit, daß durch außergewöhnliche Temperaturen die
Stoffe, au die die Farbeuäuderung gebunden ist, die sogenannten Proteide,
gleichermaßen zum Gerinnen gebracht werden. I)r. B.
i- Vild-Uabel-Telegramme. — Der Gedanke, eine Zeichnung, ein
Bild, eine Photographie oder eine Handschrift in treuer Nachbildung
telegraphisch zu übermitteln, beschäftigte französische, englische, italienische
und deutsche Gelehrte schon um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts,
und von da ab eigentlich fast ohne Unterbrechung. Es handelt sich darum,
zu ermitteln, ob man mit Hilfe des elektrischen Stromes bei der Empfang-
stelle, nach der das Bild übertragen werden soll, die Helligkeit eines Licht-
strahles, der dort auf lichtempfindliches Papier oder eine lichtempfindliche
Platte wirkt, von der Aufgabestelle her so verändern
kann, daß sie der Dichte des Originals Punkt für
Punkt entspricht. Im Unterschied von der gewöhn-
lichen Photographie ist nämlich die Übertragung des
ganzen Bildes nicht auf einmal, sondern nur nach-
einander durch Zerlegung desselben in unendlich viel
kleine Punkte möglich. Man kam darauf, sich dabei
einer Selenzelle zu bedienen. Das chemische Element
„Selen" hat die Eigenschaft, um so mehr elektrischen
Strom durchzulassen, je Heller es belichtet ist. Erst
dem deutschen Physiker Artur Korn gelang es 1902,
einen Apparat herzustellen, mit dem es möglich war,
erfolgversprechende Leistungen zu erzielen, indem
er vor allem elektrische Regulierungsvorrichtungen
erfand, die die genaue Übereinstimmung (Synchronis-
mus) der Umdrehung des Aufnahmezylinders mit dem
Wiedergabezylinder sicherstellen. Im Jahre 1905
waren dann Korns telephvtographische Übertragungen
auf einer Höhe angelangt, die nur an den Entfernungen
zwischen dem Sender- und dem Empfängerapparat
ihre Grenze fanden. Die längsten Strecken, die eine
vollkommene Übermittlung von Photographien er-
laubten, waren München—Berlin (1908h Paris—Lon-
don und Monte Earlo—Paris (1912). Die Bildüber-
tragungen durch den „Sender" fanden in der Weise
statt, daß das Bild, in eng nebeneinander liegende,
parallel laufende Linien zerlegt, an den Empfangs-
apparat weitergeleitet wurde. Endlich gelang es Korn durch eine andere
Methode, Bilder sogar über das Meer zu kabeln. Die Entfernung ist also
auch für Bildertelegramme überwunden. Es werden Buchstabenzeichen
gekabelt, die bestimmte Helligkeitsgrade angeben, also den verschiedenen
tiefen, mittleren, Hellen und lichtesten Tvnabstufungen entsprechen. Das
sich aus Licht und Schatten zusammensetzeude Bild ist also wie bei den
sogenannten gerasterten Bildern autotypischer Art in kleine Quadrate ge-
teilt. Das empfangene Buchstabentelegramm wird auf einer eigens
dafür gebauten Schreibmaschine übertragen, die vierzehn Tasten besitzt.
Mit dieser Zahl von Helligkeitsstufcn konnte sich Korn bisher begnügen.
Die Quadrate werden nach der Reihenfolge des Bnchstabentelegramms ans
dem Papier Zeile um Zeile nebeneinander gesetzt. Die nächsten Zeilen
schließen sich an und fügen sich so einfach und rasch zum Bild zusammen.
Fernphotographie:
.Prinzregent Luitpold von Bayern.