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Paris im Spiegel des lvitzes. Was im Leden der Öffentlichkeit, in Hans
nnd Familie an bemerkenswerten Ereignissen sich zukrägk, was den allgemeinen
Gesprächsstoff bildet nnd die Menschen mit Sorge oder Freude erfüllt, das greift
der zeitgemäße Witz ans und geißelt Schwächen nnd Fehler mit beißendem Spott;
unvermeidliche Widerwärtigkeiten des Daseins macht das befreiende Lachen eines
gütigen Humors erträglicher. Oft kennzeichnet ein kurzes, treffendes Witzwort das
Leben des Tages klarer und anschaulicher als eine langatmige Beschreibung. Es ist
ebenso unterhaltend wie aufschlußreich, dem zeitgemäßen Witz nachzuspüren, denn
man sieht in seinen Spiegelbildern, was die Gemüter in
besonderem Maße beschäftigt. Gegenwärtig ist es nicht nnr
in Deutschland der Krieg nnd das Essen.
Die französische Zeitschrift ..I/IIiimtmtim?' bietet dafür
Beispiele genug. Dort werden regelmäßig die Tages¬
ereignisse in Bild und Witzwort behandelt. In den Januar-
heften dieses Jahres spielte die Lebensmittel- und Brenn-
materiakienknappheit eine große Rolle. Zwei Freunde in
Paris unterhalten sich. „Sehen Sic," sagt der eine, „um
Kohlen zu sparen, essen wir nur noch kaltes Fleisch." —
„Nehmen Sic iniZs nicht übel," erwiderte der andere,
„aber da müßten Sie es eigentlich roh essen." Ein Hans-
vater freut sich, als zu Mittag Trüffeln auf dem Tisch er¬
scheinen. Seine Frau klärt ihu auf: „Die Köchin behauptet
nach sorgfältigster Berechnung, Trüffeln seien billiger als
Kartoffeln." Den: Manne, der sich beklagt, daß die
Schwiegermutter im Hause wohne nnd ihm auch auf der
Tasche liege, hält seine Fran entgegen, daß inan für eine
weitere Person im Haushalt acht Kubikmeter Gas mehr
zugewiesen bekomme. Die geringe Ausbeute aber, die die
Fischer von ihren Fahrten Heimbringen, veranlaßt einen,
in Erinnerung an allerhand Einsparungsplänc und beson¬
dere behördliche Maßnahmen, zu der tiefsinnigen Betrach¬
tung: „Es scheint, daß an der Küste die zwei fleischlosen
Tage durch zwei fischlose ersetzt werden sollen."
Recht lehrreich und beherzigenswert ist auch das Ge-
schichtchen vom „Hamstern", das eigentlich als „Verschwen¬
dung" bezeichnet wird. „Als das Mädchen die Hammels¬
keule auf den Tisch brachte, sagte der Hausbesitzer, ein Herr
mit einem etwas ängstlichen Gewissen, zu seiner Familie:
,Eßt nur heute tüchtig, wer weiß, ob wir morgen noch davon essen könnten? Beim
Nachtisch überkam ihn ein Anfall von Pessimismus und er fügte hinzu, bald würde
man gar nichts mehr haben, nichts, nichts. — Madame hörte schweigend zu; aber
nach Tisch ging sie zum Kolonialwarenhäudler und raffte zehn Pakete Kerzen, zwei
Fünfliterkannen Petroleum und eine Unmenge Töpfe voll Senf, Sardinen und
Essiggurken zusammen. Die Kinder, die gerade ihr Neujahrsgeld bekommen hatten,
plünderten den Wurstler aus. Die vorsorgliche Köchin, die wohl wußte, daß für
die Küche immer genug da war, schleppte ebenfalls beträchtliche Lebensmittelvorräte
zusammen. Und da sie beim Heimkommen zu der Hausmeisterin von ihrer Angst
und ihrer Vorsorge sprach, war diese auch bedacht, sich gegen die Hungersnot zu
versorgen. Es ging wie ein Lauffeuer durchs ganze Haus; sämtliche Dienstmädchen
aus allen Stockwerken rannten zn den Kaufleuten in der Nähe. Die Mieter, die

ebenfalls davon verständigt waren, kauften schleunigst die Läden leer. Rian sah
nichts als Säcke voll Kohlen, Säcke voll Kartoffeln, Vorräte aller Art auf allen
Treppenstufen. Der Hausbesitzer, der ausgegangen war, wollte, als er zurückkam,
noch etwas Brennmaterial besorgen. Weil er aber nun in keinem Laden des ganzen
Viertels mehr etwas bekam, erklärte er nachdrücklich, mit dieser Regierung sei doch
gar nichts los."
So spiegelte im Januar der zeitgemäße Witz das Leben in Paris, zu einer Zeit
also, da der ungehemmte O-Bootkrieg noch nicht erklärt worden war.
Auch aus Italien ließen sich ähnliche Beispiele häufen.
Der Redakteur einer italienischen Zeitung fragt seinen Vor-
gesetzten, ob man nicht einen Artikel über die Ernährungs-
schwierigkeiten in Deutschland bringen wolle; er erhält zur
Antwort, das könne man ja immerhin tun, wenn auch die
Lebeusmittelmengen in Italien dadurch nicht größer würden.
Natürlich tröstet man sich bei der Entente mit dem Hinweis
darauf, daß es in Deutschland noch viel schlimmer sei. Der
Witz der „Illustration" über den deutschen Kriegsgefangenen,
der nur einen Stiefel hatte, wurde gewiß viel belacht. Als
ein französischer Soldat den gefangenen Deutschen fragte,
was er mit dem anderen Stiefel gemacht habe, da sagte er:
„Ich habe ihn gegessen." Über den Witz kann man auch in
Deutschland lachen, wo man dank der gerechten und genauen
Verteilung noch recht weit von solchem „Lebensmittel-
ersatz" entfernt ist. A. R.
Gebetet wie gesungen. - In den alten sächsischen
Metallbergwerken war bis in die neuere Zeit hinein die
schöne alte Sitte erhalten geblieben, daß vor dem Einfahren
in die Grube unter Leitung des Obersteigers ein Gesang-
buchvers gesungen wurde. Nun war der alte Obersteiger
erkrankt und sein Stellvertreter verfügte leider nicht über die
nötigen musikalischen Gaben, um den richtigen Ton beim
Anstimmen des Ehorals zu finden. Schon-einige Male hatte
er das Kirchenlied falsch angestimmt und mußte den Leuten
wieder abwinken. Verwirrt und ungeduldig geworden, sagte
er: „Verflirt noch emal, nu werschte nich gesungen, nu
werschte egal gebetet." Und es ging. G. M.
Sonderbare Augen. — Als König A. einst, sehr gegen
seine Neigungen, der Eröffnung einer übermodernen Kunst-
ausstellung beiwohnen mußte, mar er gleich im ersten Saal, in den inan ihn führte,
entsetzt über die verrückten Schmierereien, die dort in Rahmen die Wände bedeckten.
Höchst verdrießlich fragte er den ihn begleitenden Ausstellungsleiter, wer diese ab-
sonderlichen Bilder gemalt habe.
„Maler .O," war die Antwort, „der Künstler ist hier, nnd ich bitte gehorsamst,
Eurer Majestät den Herrn vorstellen zu dürfen."
Noch ehe der König ablehnen konnte, stand der Maler schon vor ihm.
„Na, hören Sie mal," sagte der hohe Herr, „auf Ihren Bildern ist ja der Himmel
grün, die Bäume sind blan nnd der Rasen violett."
„Majestät, das sehe ich so," antwortete der Maler.
Der König sagte überrascht: „Das sehen Sie so aber um Gottes willen,
wie konnten Sie denn mit solchen Augen Maler werden?" G. M.


Phot. Hofphotograph O. Tellgmann, Eschwege.
General v. Zwehl,
der neue Gouverneur von Antwerpen.

Silbenrätsel.
Aus den Silben a, a, auf, bi, dir, chen, chlo,
ou, da, da, deck, dor, dra, dungs, e, e, cd, fel,
sels, ge, ge, ha, la, laus, le, li, lis, mos, uo,
o, pa, pel, ran, ras, re, reb, rid, rie, sa, fatz,
sen, ta, mal sind 14 Wörter zu bilden, deren
Anfangsbuchstaben von oben nach unten, und
deren Endbuchstaben, von unten nach oben ge-
lesen, ein wichtiges inner-politisches Ereignis in
Deutschland bezeichnen.
Tie Wörter bedeuten: 1. Berg im Rheinland,
2. Staat in Südamerika, 3. deutsches Gebirge,
4. Schweizer Kanton, 5. juristischen Ausdruck,
6. Stadt in Schweden, 7. Schiffsteil, 8. schäd-
liches Insekt, 9. weiblichen Vornamen, 19. Me-
tall, 11. Schaustück bei Festmählern, 12. griechi-
sche Insel, 13. germanisches Literaturdenkmal,
14 Handwerkszeug. G. M.
Auflösung solgt im nächsten Heft.

Kammrätsel.
Die Buchstaben der einzelnen Zähne sind um-
zustellen, so das; neue Wörter entstehen. Aus
Burgliane der Anfangsbuchstaben bildet sich dann
ohne weiteres dnrch Umstellung ein Königreich.

l>r. Strube.


Scharade.

Füllausgabe.

1. Edles Pferd,

2. Naturerscheinung

clbstlant sVokals

oppelkvnsouaut,

elbstlaut sVokall



7. l andw irtsch astlich e
Gerät,

Die Eins durchs Land und übers Meer
Wird Grus; und Kunde tragen.
Und Lasten schaffen hin und her,
Von dem die Letzten sagen.
Und wenn das ganze Wort erscheint,
Ist's allezeit willkommen,
Wenn heute wohl auch mancher weint,
Der ihm was abgenommen!
Renata Greverus.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Die Vierecke sind mit Buchstaben so auszusütlen,
das; Wörter von nebenstehender Bedeutung ge-
bildet werden,- zu berücksichtigen ist, das; diese
> Wörter, von vorn nnd rückwärts gelesen, gleich-
lautend sein müssen. Bei richtiger Lösung er-
geben die äußersten linken und rechten Buch-
staben, von oben oder von unten gelesen, stets
also viermal — das gleiche Wort. E. Schrecke.
Auslösung folgt im nächsten Hest




Wortzusammensetzrätfel.
Tic in folgenden Sätzen enthaltenen, anschei-
nend sinnlos eingefügten Wortpaare sind zn
ganzen Hauptwörtern zusammenzusetzen:
Rad-Els hatte eine Brett-Elfe und konnte keine s
Riga-Marne vertragen, desto mehr Elle-Reis.
Er blies das Dorn-Wahl am städtischen Eeres-
Hort in Rad-Zunge, später in Grube-Magd.
Da er eine Ebro-Biel für Wagen-Ruin hatte
und seine freie Zeit im Saug-Hast verbrachte, !
ivar ihm Ort-Kanu nicht hold und er wanderte
nach Drache-Lingeu aus. Dort betätigte er sich
als Nis-Kompot, schrieb eine Poet-Teer, die sich
stark an die Mauser-Feld anlehnte, und ein Nute-
Met für Au-Posen nnd Rute-Riga. Schliesslich
fing er auch noch an zu malen, ohne das; ihm auch
hier der Leer-Orb blühte. Stundenlang saß er
in seinem Taler-Ei vor der Stiel-Affe nnd rührte
im Artur-Nfilan. Der Schau-Bur des Krieges
überraschte ihn auf einer Fahrt mit der Biene-
Hans nach Ungar-Beil. Er kehrte nach Dult-
Schaden zurück, wurde Anger-Drei und ist jetzt!
Fragen-Enge in Maler-Seil. Or. Strube.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Ergänzungsaufgabe.

Baumeister'
. . Boden
Horn
. . . Licht
Burg
Hund
.. . Furcht
. Bär
Leiter
. . Ring
. Bild
Vater
. . Stadt
. . Muschel
Heim
Mond
. Wehr
Angel
. . Pferd
.. . Land
Vogel
.. . Gau
Ende
Recht
Tie Punkte sind
durch Buchstaben
derart zu

ersetzen, das; neue bekannte Wörter entstehen
deren Anfangsbuchstaben, abwärts gelesen ein
Ereignis aus dem letzten KriegSjahr nennen.
Minna Schalk.
Auflösung folgt im nächsten Hest.



Auflösungen vom
7lS. Hest:
des Bilderrätsels:
Deutsche Art treu gewahrt
des Streich rütsels:
tElelfejbefsj — Elbc,-
der Scharade: Kurz-
weil -
des Silbenrätsels:
l Anton, 2. Nelke, 3. Fasan,
4. Raupe, ö. Erbteilung,
9. Maggi, 7. Dante, 8. Emi-
lie, 9. Nervi, 10. Fasold,
l 1. Enzian, 12. Hansa, 13. La-
tium, 14. Elefant, 18. Ran-
zen, 16. Neumagen, 17. Ener-
gie, 18. Rodeneck — An frem-
den Fehlern erkennt man die
des Gleichklangr ä t-
fels: Krähenfüße,-
des Ringrätscls:
Boelke Fiche nebenstehende
Abbildnngl.

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