Bsst21
Als Regina wieder erschien, zog Frau Zängerl einen langen
Strickstrumpf aus der Tasche, Frau Fink kramte eine Tüllarbeit
hervor.
„Um Gottes willen, die richten sich ja hier häuslich ein," dachte
Regina ängstlich und griff nach dem Strickzeug der Mamsell. Die
Damen machten lange Hälse.
„Was, die feinen Finger der Frau v. Candussi können auch
stricken?"
„Warum denn nicht? Wenn ich auch jetzt nur Seidenstrümpfe
trage, weil ich das so liebe, so hat mich meine gute Mutter doch
alles lernen lassen, was einer braven Geschäftsfrau geziemt. Aber,
meine lieben Damen, Sie essen und trinken ja nicht."
Milden spanischen Wein gotz Regina in die seinen Kristallgläser und
„Aha, sie will uns los sein," blitzten sich die triumphierenden Blicke
der Professorenfrauen zu, die sich an Reginas Verlegenheit weidetem
„Aber, verehrteste Frau v. Candussi, Sie werdeu doch unsertwegen
keine Umstände machen? So gute Freundinnen wie wir nehmen mit
dem bescheidensten Abendessen vorlieb, wenn es nur gestattet ist, bis
ueun Uhr iu Ihrem reizenden, gemütlichen Heim zu verbleiben.^
Jetzt ging der temperamentvollen Frau Regerl die Vernunft
durch. „Meine lieben Damen, ich kann Sie heute leider nicht zum
Abendessen bitten, ich erwarte den Herrn Baron v. Sonneck."
„Ahhh! Das ist etwas anderes. Der Herr Baron wird freilich
ein besserer Gesellschafter sein als wir einfältigen Frauen. Kommen
Sie, Frau v. Zängerl, wir wollen nicht länger stören. Frau v. Can-
dussi hat sich für den heutigen Abend gewiß noch anzukleiden."
Van der Ouderaa. Uarda.
bot von der guten Torte an, einem Meisterstück der Ploni. Dabei
wälzte sie immer wieder den Gedanken: „Wie werde ich sie los?"
Nach längerem Gespräch über Cillier Verhältnisse meinte Frau
Fink: „Nun sind die Tage schon etwas länger, da braucht man
doch nicht gar so früh an den Heimweg zu denken. Die Herren
können uns heute leider nicht abholen, sie haben Semesterkonferenz."
Regina faßte Mut. „Ich könnte ja für die Damen den Schlitten
einspannen lassen?"
„Ach, zu liebenswürdig!" rief Frau Zängerl. „Auf diese Art
wäre es möglich, den ganzen Abend hier zu bleiben, damit unserer
lieben, süßen Frau v. Candussi die Zeit nicht zu lang wird."
Kaum vermochte Regina einen Ruf des Schreckens zu unter-
drücken. Zögernd, weil ihr jede Lüge fremd war, meinte sie: „Ach
— der Johann — der Kutscher nämlich hat, glaube ich, gerade
für das Abendesseu etwas in der Stadt zu besorgen."
Regina bat die Damen, doch noch ein wenig warten zu wollen,
bis der Kutscher eingespannt habe, aber Frau Zängerl richtete sich
in ihrer ganzen Dürre auf und sagte hoheitsvoll: „Wir danken -
wir danken bestens. Es ist noch hell genug, um den Heimweg zu
finden. Ob wir aber wiederkommen können, das zu beurteilen
überlassen wir ganz dem Taktgefühl unserer Männer, die uns gewiß
das Richtige raten werden. Ihre Dienerin, Frau v. Candussi."
Während sie dem Andreas half, den Damen die Überkleider zu
reichen, hatte Frau Regina das demütigende Gefühl, eine riesige
Dummheit begangen zu haben, über die selbst ihr geduldiger Korne!
den Kopf schütteln würde.
Als die beiden Frauen hoch aufgeschürzt die Ulmenallee ent-
lang wandelten, sagte siegessicher die Frau Fiuk: „Na, hab' ich's
nicht gesagt? Ja, ja, die Venus vom Candussihof, das ist eine gar
Geriebene! Wer weiß, ob sie nicht ihren lieben Kornelius selbst nach
Als Regina wieder erschien, zog Frau Zängerl einen langen
Strickstrumpf aus der Tasche, Frau Fink kramte eine Tüllarbeit
hervor.
„Um Gottes willen, die richten sich ja hier häuslich ein," dachte
Regina ängstlich und griff nach dem Strickzeug der Mamsell. Die
Damen machten lange Hälse.
„Was, die feinen Finger der Frau v. Candussi können auch
stricken?"
„Warum denn nicht? Wenn ich auch jetzt nur Seidenstrümpfe
trage, weil ich das so liebe, so hat mich meine gute Mutter doch
alles lernen lassen, was einer braven Geschäftsfrau geziemt. Aber,
meine lieben Damen, Sie essen und trinken ja nicht."
Milden spanischen Wein gotz Regina in die seinen Kristallgläser und
„Aha, sie will uns los sein," blitzten sich die triumphierenden Blicke
der Professorenfrauen zu, die sich an Reginas Verlegenheit weidetem
„Aber, verehrteste Frau v. Candussi, Sie werdeu doch unsertwegen
keine Umstände machen? So gute Freundinnen wie wir nehmen mit
dem bescheidensten Abendessen vorlieb, wenn es nur gestattet ist, bis
ueun Uhr iu Ihrem reizenden, gemütlichen Heim zu verbleiben.^
Jetzt ging der temperamentvollen Frau Regerl die Vernunft
durch. „Meine lieben Damen, ich kann Sie heute leider nicht zum
Abendessen bitten, ich erwarte den Herrn Baron v. Sonneck."
„Ahhh! Das ist etwas anderes. Der Herr Baron wird freilich
ein besserer Gesellschafter sein als wir einfältigen Frauen. Kommen
Sie, Frau v. Zängerl, wir wollen nicht länger stören. Frau v. Can-
dussi hat sich für den heutigen Abend gewiß noch anzukleiden."
Van der Ouderaa. Uarda.
bot von der guten Torte an, einem Meisterstück der Ploni. Dabei
wälzte sie immer wieder den Gedanken: „Wie werde ich sie los?"
Nach längerem Gespräch über Cillier Verhältnisse meinte Frau
Fink: „Nun sind die Tage schon etwas länger, da braucht man
doch nicht gar so früh an den Heimweg zu denken. Die Herren
können uns heute leider nicht abholen, sie haben Semesterkonferenz."
Regina faßte Mut. „Ich könnte ja für die Damen den Schlitten
einspannen lassen?"
„Ach, zu liebenswürdig!" rief Frau Zängerl. „Auf diese Art
wäre es möglich, den ganzen Abend hier zu bleiben, damit unserer
lieben, süßen Frau v. Candussi die Zeit nicht zu lang wird."
Kaum vermochte Regina einen Ruf des Schreckens zu unter-
drücken. Zögernd, weil ihr jede Lüge fremd war, meinte sie: „Ach
— der Johann — der Kutscher nämlich hat, glaube ich, gerade
für das Abendesseu etwas in der Stadt zu besorgen."
Regina bat die Damen, doch noch ein wenig warten zu wollen,
bis der Kutscher eingespannt habe, aber Frau Zängerl richtete sich
in ihrer ganzen Dürre auf und sagte hoheitsvoll: „Wir danken -
wir danken bestens. Es ist noch hell genug, um den Heimweg zu
finden. Ob wir aber wiederkommen können, das zu beurteilen
überlassen wir ganz dem Taktgefühl unserer Männer, die uns gewiß
das Richtige raten werden. Ihre Dienerin, Frau v. Candussi."
Während sie dem Andreas half, den Damen die Überkleider zu
reichen, hatte Frau Regina das demütigende Gefühl, eine riesige
Dummheit begangen zu haben, über die selbst ihr geduldiger Korne!
den Kopf schütteln würde.
Als die beiden Frauen hoch aufgeschürzt die Ulmenallee ent-
lang wandelten, sagte siegessicher die Frau Fiuk: „Na, hab' ich's
nicht gesagt? Ja, ja, die Venus vom Candussihof, das ist eine gar
Geriebene! Wer weiß, ob sie nicht ihren lieben Kornelius selbst nach