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„Ich kenne nur — Bürger." — Als der greise Feldinarschall Leberecht von
Blücher, Fürst von Wahlstatt nach dein Pariser Frieden nach Berlin zurückgekehrt
war, sah man ihn dort selten anders als im schlichten Bürgerkleid,- das Eiserne Kreuz
und der Schwarze-Adler-Orden waren die einzigen der vielen Ehrenzeichen, die der
alte Mann trug. Er wollte im Frieden Bürger sein, und die strenge Scheidung des
Bürgerstandes von einer Kriegerkastc war ihm seit den: gemeinsam von allen Ständen
durchgekämpften Volkskriege tief in der Seele zuwider. Bei einem grotzen Gast-
mahl brachte der Fürst von Hardenberg dem Soldatenstand und der Bürgerschaft
ein Lebehoch. Da rief der alte Blücher mit blitzenden Augen: „Ich kenne keinen
Soldatenstand mehr, wir sind alle Bürger des Staates."
Oft hörte man den Feldmarschall sagen: „Von Zivil und Militär sollte man nur
auf den Modekupfern der Schneider noch etwas lesen. Sonst sollte unter uns nicht
mehr davon die Rede sein." I. Kor.
Vie „friedliebenden" Sranzosen. — In den achtziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts hofften die ewig revanchelüsternen Franzosen von ihrem „General"
Boulanger über den Rhein nach Berlin geführt zu werden, um Rache zu nehmen
für 1870. Im Jahre 1888 wurde in Frankreich ein Flugblatt an die Soldaten ver-
teilt, das Lieder auf den „Helden Boulanger" enthielt. Eine patriotische Romanze
trug die Überschrift: „Das befreite Eisatz-Lothringen — oder der Traum Frank-
reichs." Nach jedem Vers folgte der Endreim: „Tanzet, singet, Töchter Frankreichs,
jetzt sind wir als Sieger an der Reihe, den Tag der Befreiung zu feiern, singet und
tanzt! Es lebe die Trikolore."
Damals schon, vor bald dreitzig Jahren, wurde die ersehnte Freundschaft mit —
Rutzland im Lied gefeiert: „. . . Russen, Franzosen! Im Frieden wie im Krieg!
Latzt uns ein ewiges Bündnis feiern, Freunde; latzt uns schwören, datz wir unsere
beiden mächtigen Länder, Rutzland und Frankreich, auf immer vereinigt sehen
wollen!"
Zu was wäre die Lüge nütze, wenn man sie nicht zu brauchen wützte? Jahr-
zehntelang verhetzte man die Gemüter in Frankreich, England und Rutzland, und
täglich wird mit schlechtem Gewissen weitergelogen, datz Deutschland es gewesen
sei, das die Welt in den Krieg hetzte. Trotz allem wird die Wahrheit nicht zu er-
drosseln sein. E. Grol.
Ein schwäbischer Rüffel. — Zur Zeit als Friedericus Rer einem Amtmann,
der ihm zu wohlgenährt schien, mit dem Krückstock auf den Bauch tippte und ihn
anrief: „Wenn Er mir wieder vor Augen kommt, will ich den Wanst da nicht mehr
sehen," verfuhr man auch von Amts wegen schriftlich in einer Tonart, die nicht
weniger derb war. Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts schrieb die württem-
bergische Oberbehörde einem Beamten klipp und klar: „An den Amtmann in Bracken-
heim. Nun kommt Er auch einmal wieder dran; Er heilloser Tropf, liederlicher
Gesell, Laster, bubituioretss Laster, oouoatoniorstos Laster, sechsundzwanzigjährig
aneinanderhängendes Laster, erschröckliche Kette von Lastern, IZnornnt von Haus
aus, Ickiot von jeher, ganz und gar versoffener Zapf, Branntweinkolb, Bierlägel
und Sündenlümmel. Versteh Er recht und mach Er die Ohren auf! Jetzt ist es das
letzte Mal. Sehen oder hören wollen wir Ihn nimmer!. Bei dem geringsten Lx^olZ,
ja es darf nur ein geringes Verfehlen sein, ist Er ohne alle Gnade mit Schimpf und
Schänd lrÄ88i6r6t.. Er hält' Zwar schon diesmal sollen bn88wrt werden, das hoch-
preisliche Geheime Ratskollegium will aber diesmal noch Gnade vor Recht — ver-
steht Er mich? — vor Recht ergehen lassen und hat dahero befohlen, man solle Ihn
nochmal rechtschaffen putzen, wie hiermit beschiehet.
Jetzo ckixiwU8 6t 8küvuviwu8. Gang Er fort! süenagieH Er sich! Den 26. Sep-
tember 1759. Fromman." A. H.
Englische Lügen. — Warum England alles ausbot, um Rutzland mit in den
Weltkrieg zu Hetzen, hat seine guten Gründe: der russische Kolotz konnte ihm eines

Tages in Indien unbequem werdeu. Wie heute ein ganzes Heer von Lug und Trug
dazu helfen soll, uns in der ganzen Welt verhatzt zn machen, so versuchte man es in
London mit Lügen über Rutzland, die auf die Leichtgläubigkeit der Indier berechnet
waren. Im Jahre 1888 fand sich in der russischen Zeitung „Kiewskoje Slowo"
folgende Nachricht: Die Engländer drucken ganze Bücher über Rutz'a d, um dir
Hiudus zu der Ansicht zu bringen, datz die Russen ganz wenig über den Tieren stehen.
Ein englischer Verfasser schrieb geradezu: „Die Russen trinken reinen Spiritus
und essen rohen Schweinespeck. Sie haben rote Augen und ungeheure Hauzähne.
Ihre Kleider sind Tierfelle." So schildert der Brite die Einwohner der Städte.
Nach seinen Worten „gehen die russischen Bauern auf alleu vieren. Die wildesten
und grimmigsten von ihnen kommen jährlich zur Armee, uud da ihr Radschi — der
Herr — gar kein Geld hat, so ist ihnen erlaubt, jedes neucroberte Land völlig auszu-
plündern". E. Scho.
Der alte Schreck. - In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
wurde von Kaiser Wilhelm I eine bestimmte Zahl von Abgesandten der preussischen
Armee zur Feier des Georgenfestes zum Zareu nach Petersburg geschickt. Vier
stattliche Unteroffiziere, die den Feldzug von 1870 mitgemacht hatten, liessen sich
von russischen Soldaten begleiten und besuchten mit ihnen Museen, Theater und
sonstige Schaustätten. Auch die öffentlichen Gasthäuser uud Eafes lernten sie in
diesen Tagen kennen. Einmal betraten sie auch ein bekanntes Lokal, in dein fast
ausschliesslich nur Stammgäste der französischen Kolonie in Petersburg zu verkehren
pflegten. Die Franzosen waren durch das Georgenfest in verdriesslichster Stimmung;
als sie die Prussiens gewahrten, verliehen sie sofort in demonstrativer Weise unter
.JHUb tonn6vro8" uud lauten weiteren Schimpfreden das Lokal. Ein riesenhafter
Unteroffizier vom Kaiser-Alerander-Gardegrenadierregiment begriff sofort, warum
die Franzoseu sich entfernten, und rief: „Det lass' ich mir jefallen. Die Kerls loofen
schon wieder davon, wie Anno siebzig." E. Das.
Sicherer Gewinn. — Der Dichter Grabbe erhielt einst von einem Loshändler
ein Lotterielos zugesandt, das nach den schriftlichen Anpreisungen des Kollekteurs
„unbedingt" mit einem hohen Gewinn gezogen werden würde. In diesem oer-
heitzungsvollen Schreiben stand weiter: „Wir ersuchen Sie, da die Ziehung biunen
vierzehn Tagen beginnt, uns umgehend den Betrag, oder im Falle Sie wirklich
Ihr Glück von der Hand zu weisen gedenken, das Los zurücksenden zu wollen." Grabbe
erwiderte darauf: „Ihr Los, auf welches ein sicherer Gewinn unbedingt in Aussicht
gestellt wird, behalte ich selbstverständlich. Zur Ersparung für Porto von Geld-
sendungen ersuche ich Sie, den Betrag für das Los nach der Ziehung von dem sicheren
Gewinne abzuziehen und den Überschuh mir zusenden zu wollen. Sollte das Los
ganz wider Erwarten doch eine Niete sein, so betrachten Sie den Verlust als Strafe
für Ihren Aberglauben." M. Sch.
Er kennt seine Leute. — Als König Karl 1. von England unter der Hand des
Scharfrichters sein Leben gelassen hatte, wurde ein Denkmal des Königs, das in
Bronze gegossen war, unter den Hammer gebracht. Bei der Versteigerung blieb
ein Londoner Messerschmied der Meistbietende. Bald wurde in der Stadt bekannt,
datz der geschäftstüchtige Mann Messer Herstellen lietz, deren bronzener Griff von
dem Metall der Bildsäule stammte. Die Preise wurden rasch so hoch und der Absatz
so grotz, datz ein Dutzend Denkmäler von der Grütze des gesteigerten nicht dazu
gereicht hätten, die Griffe für die allbegehrten Messer herzustellen; der Messerschmied
wurde wohlhabend durch seinen klugen Handel.
Als zehn Jahre nach der Hinrichtung Karl 1. dessen Sohn Karl II. auf den eng-
lischen Thron kam, sahen die ehemaligen Käufer der schönen Messer sich schändlich
betrogen. Der Messerschmied hatte die Bildsäule Karl I. uur verborgen gehalten
und verkaufte sie- nun nut hohem Gewinn an den neuen König. - Noch jetzt steht
das Bildwerk wohlerhalten zu Charing-Lrotz in London. Ma. Ben.

Bilderrätsel „Das Auge".

Richard Wöleke.
Auflösung folgt im nächsten Heft.


Zusammenstellrätsel.

1
2
3
4
--
9

Für jede Zahl ist ein Buch-
stabe zu fetzen, dann bedeutet
1 bis 9 einen Staat: außerdem
lassen sich aus den neun Buch-
staben folgende dreizehn Wort-
paare bilden:

1. 126 Bewohner Südafrikas, 489783 Eigen-
schaft,
2. 1264 Stadt in der Provinz Sachsen, 37598
Schlinggewächs,
3. 1352 Farbe, 97486 Strom in Afrika,
4. 1534 Fell fabgezogenj, 62798 verfallenes
Bauwerk,
5. 165798 Name mehrerer belgischen Städte,
324 Unwahrheit,
6. 16784 Stadt in Schlesien, 2359 Kavallerist,
7. 17698 Frucht, 4523 Haustier,
8. 186379 Stadt in Preußen, 452 Landesteil,
9. 1873 Werkzeug, 29456 Volkstamm in Eu-
ropa,
10. 35218 Gartenhaus, 6794 Schmuckstück,
11. 3678 Münze, 45129 Ort u. Bucht in Dentsch-
12. 4831°Farbe, 26759 Teufel,
13. 1567 Stadt in Italien, 32948 Körperteil.
vr. Strube.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Gleichklangrätsel.
Ach stieg zu ihm aus in die Höh',
Sein Haupt bedecket EiS und Schnee:
Ter Heimweg durch den Wald mich führt',
Dort über mir er jubiliert;
Ten andern Tag. da ich betreten
Das Gotteshaus, sah ich ihn beten.
Fritz Guggeuberger.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Scharade.
Man spricht von einer Eins und Zwei
Bei Weinen, Zigarren und sonst mancherlei.
Ein kleines Raubtier ist gefunden,
Wenn Eins ist mit der Vier verbunden.
Sind schließlich Drei und Vier gepaart,
Ergibt sich eine Fahrzeugart.
Tas Ganze wird dem Krieger Freude machen,
Wenn es erscheint mit seinen Siebensachen.
K. Feil.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Llmstellausgabe.
Zwei Offiziere treffen sich am Bahnhof und
stellen sich einander vor. Aus ihren Namen und
gegenwärtigem Aufenthaltsort lassen sich durch
Umstellen der Buchstaben die Trnpventeile er-
sehen, bei denen sie dienen.

Roman Wesse
Landshut

Auflösung folgt

Gerd Ai ne der
Gera
Eduard Stein.
im nächsten Heft.

Süeichrätsel.
Von jedem der Wörter: Wolf, Fest, Pflug
Nichte, Zaun, Speer, Tescken, Whist, Schwerin,
Genua, Rhein, Dover, Brief, Aachen sind zwei
Buchstaben zu streichen, so daß die slehenbleiven-
den Buchstaben in sinngemäßem Zusammenhang
ein Sprichwort bilden. Hans v. d. Mürz.
Auflösung folgt im nächste» Heft.

Auslösungen vom 2ck. Heft:
des Silbenrätscls: 1. Frankfurt, 2: Reichen-
au, 3. Insterburg, 4. Siegfried, 5. Champignon,
6. Hanau, 7. Cdmund, 8. Rubel, 9. Schelde,
10. Isselburg, 11. Nachtigall, 12. Nahe, 13. Uri,
l4. Nakskov, 15. Desiderius, 16. Feldwebel,
17. Rasova, 18.Odoaker, 19. Henriette, 20. Eros,
21. RamseS, 22. Mentoue, 23. Urlaub, 24. Tasch-
kent, 25. Illinois —
Frischer Sinn und froher Mnt
Ist besser als viel Geld und Gut;
des Literaturrätsels: Oberon:

Othello
Brand
Egmont
Ratcliff
Odpssee
Napoleon

des Lautwechsels: Feldherr, Feldheer;
des Gleichklangrätsels: die Puppe;
des Stre i ch h o l zrä t s c l s:


Train — Tran — i
Kirsche - Kirche — S
Kamin — Kain - m
Haut — Hut — a
Ostern — Osten -- r
Zeche — Zehe -- e
Polka — Pola — k.

Unberechtigter Nachdruck aus dein Anhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetzungsrecht Vorbehalten. HeranSqegeben unter verantwortlicher Redaktion von Otto Kröuer in Stuttaarr.
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. An Österreich-Ungarn für die Redal.ion veninl"
Truck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. "
 
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