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Vom Honig und seiner Verfälschung.
Don Fritz Hansen.
eitdem Butler und andere Fette sparsam verbraucht werden
müssen, sind Marmelade und Honig als Brotaufstrich an ihre Stelle
getreten. Den: bedeutenden Mehrverbrauch genügten die vorhan¬
denen Rohstoffe nicht völlig, und man suchte nach Mitteln, sie zu „strecken",
was am meisten mit dem Honig geschieht.
Frisch ausgelassener Naturhonig ist klar, durchsichtig und leichtflüssig,
er trübt sich aber allmählich und erstarrt nach einiger Zeit zu einer mehr
oder weniger kristallinischen Masse. Trüber Honig braucht darum noch
nicht als Kunsterzeugnis angesehen zu werden. Geschmack und Geruch
werden durch die besonderen Stoffe bestimmt, die von den Bienen den
Pflanzen entnommen werden.
Man unterscheidet Lindenblütenhonig, Akazienhonig und Koniferen-
honig. Als der beste gilt Honig von Lindenblüten, Heidekraut und
Buchweizen. Der Koniserenhonig ist dunkel gefärbt und weniger süß:
er riecht und schmeckt eigentümlich „harzig", terpentinartig. Trübung
des Honigs und „Steifwerden" entsteht durch Kristallisation der in
ihm enthaltenen Zuckerstoffe. Sein Aussehen richtet sich indes auch
öfters danach, wie weit er von Wachs oder von Bienenwaben frei ist
oder nicht.
Die Arbeiter der Honigbiene sammeln den Honig aus den Nektarien
der Pflanzen. Im Vormagen der Biene wird nun der aus den Blüten
stammende Rohzucker in Invertzucker — Traubenzucker und Fruchtzucker —
umgewandelt. Dieses Erzeugnis wird in den Waben des Wachsstockes
aufgespeichert und dient zur Fütterung der Brut der Königin. Das
Wachs, aus dem die Waben bestehen, wird von den Arbeitsbienen aus
den Blütenpollen gewonnen und gelangt zwischen den Schneisen des
Hinterleibes zur Aus¬
scheidung. Der Honig
besteht aus einem Ge¬
misch schwerkristallisieren¬
den Rohzuckers, leichter
kristallisierendenTrauben-
zuckers und einer gerin¬
gen Menge invertierten:
Rohzucker. In: Honig ist
außerdem noch etwas
weniges — 0,11 Prozent
— Ameisensäure enthal¬
ten, die als Konservie¬
rungsmittel wirkt. Auch
weitere Rohstoffe finden
sich noch, die sich jeweils
nach dem Gehalt der
von den Bienen besuchten
Pflanzen richten.
Die verschiedenen Ho¬
nigsorten unterscheiden
sich durch die verschiedene
Weise der Gewinnung
und die Art ihrer natürlichen Herkunft. Am meisten schätzt man
den sogenannten Scheibenhonig, der in Waben in den Handel kommt.
Unter Stampfhonig versteht man solchen, der mit den Waben zu-
sammen in Fässer gestampft wird. Schleuderhonig, neben den: Waben-
honig am meisten beliebt, wird durch Ausschleudern der Waben ge-
wonnen.
Die Rückstände bei den verschiedenen Arten der Honiggewinnung
werden gelinde erwärmt und ausgepreßt und kommen als Preßhonig
in den Handel. Dann wird noch mit Wasser verdünnter und durch
Galläpfel, Löschpapier oder Kreide gereinigter Honig aus Naturprodukten
gewonnen.
Fälschungen sind schon seit alter Zeit bekannt. Die Fütterung der
Bienen mit Zuckerwasser im Lauf des Sommers ist schon ein Kunstmittel.
Man setzt dem fertigen Honig Wasser zu, oder Melasse, Rohr- oder Trauben-
zucker, nicht selten aber auch künstlich hergestellten Fruchtsirup. Reiner,
klarer Honig enthält nur sehr wenig feste Bestandteile, fast nur Blüten-
pollenkörner, die sich in jeden: echten Honig finden. Bei mikroskopischer
Untersuchung klären diese Pollenkörner darüber auf, aus welchen Blüten
der Honig stammt: die Pollenkörner verschiedener Pflanzen sind deut-
lich erkennbar und unterscheiden sich durch ihre Form. Einfacher als die
mikroskopische Feststellung der Pollenkörner ist der Nachweis von Stärke
durch Jodreaktion,' in echtem Honig fehlt Stärke völlig. Auch der Roh-

zuckergehalt ist in echten: Honig verschwindend gering. Zusatz von Roh-
zucker fällt sofort durch die zahlreichen Zuckerkristalle auf. Rohzucker wird
dem Honig gewöhnlich in fein zerstoßenem Zustand beigemengt, aber auch
als starke Rohzuckerlösung zugesetzt, die im Honig kristallisiert und so zum
Verräter wird.
Unter den: Mikroskop läßt sich die verschiedenartige Kristallbildung
des Rohzuckers und Traubenzuckers leicht unterscheiden. Zur Unter-
suchung bringt man eine geringe Menge des Honigs auf den Objektträger.
Wenn der Honig zu dickflüssig ist, verdünnt man ihn durch geringen Zusatz
von Glyzerin, in dem sich Zucker nur sehr schwer löst. Traubenzucker-
kristalle des reinen Honigs erkennt man sofort: sie bilden ganz dünne
sechsseitige Täfelchen. Liegen diese Kristalle auf der Fläche, so zeigen sie
äußerst harte Umrisse, indes die auf der „Kante" stehenden Kristalle eine
feine Linie wahrnehmen lassen. Die Rohzuckerkristalle geben ein völlig
davon verschiedenes Bild, ganz gleich, ob sie kristallinisch oder körnig sind.
Im Gegensatz zu den Traubenzuckerkristallen sind sie nicht tafelförmig,
sondern isodiametrisch gebildet und fallen durch starke Randschatten auf.
Wird dem Honig etwas Glykose zugesetzt, so lassen sich sofort nadelförmige
Kristalle wahrnehmen. Durch einfache mikroskopische Untersuchungen
gelingt es, alle Verfälschungen des Honigs festzustellen.

Heidekraut als Ersatz für Tee.
Don Chemiker A. Cobenzl.
n der letzten „Jahresversammlung der Vereinigung für angewandte
X Botanik zu Frankfurt am Main" berichtete Professor vr. A. Wieler
*^uber Kaffee- und Teeersatz. Seine Ausführungen gaben mir er-
wünschten Anlaß, meine in verschiedenen Veröffentlichungen gebrauchte
Aufforderung, die Heide-
krautblüte für Teezwecke
zu verwerten, zu wieder-
holen.
Heidekraut wächst in
Deutschland in so großen
Mengen, daß Mangel
daran — auch bei stärk-
ster Ausnützung — kaum
zu befürchten ist. Als
wuchernde, wild wach-
sende Pflanze bedarf es
keiner besonderen Pflege:
es gedeiht auf steinigem
Boden und nimmt nutz-
baren Pflanzen, die Kul-
turboden verlangen, kei-
nen Raum weg. Wir
schätzen den Heidehonig
wögen seines angenehm
aromatischen Geschmackes
und kennen seine kräftige
Wirkung bei Hals- und
Lungenverschleimungen. Daß aber auch die Blüten des Heidekrautes
als Tee aufgekocht heilkräftig wirken, sollte besser bekannt sein. Die
Linderung bei asthmatischen und katarrhalischen Erkrankungen ist auf-
fallend, wenn auch stark eingewurzelte Leiden, namentlich in höherem
Alter, damit nicht mehr zu beseitigen sind.
Durch längeres Kochen in Wasser gewonnener Tee aus Heidekraut-
blüten wirkt in Fällen leichterer Halsverschleimung und Husten über-
raschend. Aber auch als tägliches Tisch- und Abendgetränk ist der an-
genehm blumig duftende Tee als Genußmittel zu empfehlen. Die
einzelnen Blüten des Heidekrautes gewinnt man durch Abstreifen von
den Rispen zwischen den Fingern, wobei die noch nicht ganz entfalteten
Blüten in der hohlen Hand Zurückbleiben. Man trocknet sie freiliegend
an der Luft, jedoch darf dies weder an der Sonne noch bei künstlicher
Wärme geschehen. Sind die Blüten gut getrocknet, so sondert man sie
zuerst durch ein grobmaschiges Sieb von Stengeln und befreit die Blüten
dann noch durch Sieben in einem feineren Gerät vom Staub. Die
Blüten lassen sich, gut verschlossen, jahrelang aufbewahren, ohne ihren
lieblichen narkotischen Duft zu verlieren.
Zu einem leichten Getränk genügt ein Kaffeelöffel voll Blüten, die
man in einem halben Liter Wasser kurz aufkocht. Zu Heilzwecken nimmt
man zwei- bis dreimal soviel bei gleicher Wassermenge und kocht das
Ganze bis auf etwa einen Viertel Liter ein,- das durchgeseihte, kräftig


Mit Stärke und Gips verfälschter Honig. Nach mikroskopischen Vergrößerungen.
 
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