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Gut aufgehoben- — Zur Zeit Karls !l. von England galt Graf Rochester als
einer der übelberufensten Günstlinge des Königs. Wo es ging, liest er die Höf-
linge seine Macht fühlen, und besonders gefürchtet waren seine scheinbar harmlosen
Späste, die fast immer die Lacher auf seine Seite brachten. Die fremden Gesandten
pflegte er vor allen gerne zu hänseln und zu schrauben. Vor kurzem war ein Ab-
gesandter des Königs von Preußen nach London, gekommen, und Rochester wartete
auf die .erste Gelegenheit, um sich auch an diesem Herrn zu reiben. Der Preuste
trat mit strengster Feierlichkeit auf, und man erzählte sich, das; er dies vor allem
darum so hielt, um den übermütigen Grafen in gemessene Entfernung von sich zu
bringen.
Eines Tages begegnete Graf Rochester dem Preußen und sagte zu seinen Be-
gleitern: „Gebt acht, ich will auf die höflichste Art von der Welt meinen Spas; nut
ihn: haben." Er begrüßte den Näherkommenden mit übertriebenstein Anstand;
er nahm seinen Hut ab und sagte: „Mein Herr, ich verbeuge mich vor Ihnen bis auf
die Schuhbänder." Der preußische Gesandte verzog keine Miene; seinen Hut ehr-
erbietig lüftend, erwiderte er: „Mylord, ich beuge mich vor Ihnen bis auf die Sohlen;
ich bin mit tiefster Ergebenheit ganz der Ihre." — „Mein Herr," fuhr Rochester fort,
„ich bin der Ihrige bis zum Mittelpunkt der Erde." Der Preuße entgegnete mit
verhehltem Spott: „Und ich, Mylord, bin es bis zu den untersten Ländern des Erd-
balls." Graf Rochester wünschte den Sprecher zu übertrumpfen und sagte: „Gut,
So bin ich der Ihrige bis zum Abgrund der Hölle." Ein feines Lächeln huschte über
das Gesicht des preußischen Gesandten, als er sagte: „Afylord, dort mögen Sie
bleiben. Sie werden nirgends besser aufgehoben sein." Mit tiefer Verbeugung ent-
fernte er sich und lies; den Grafen unter seinen lachenden Begleitern stehen. N. Rom.
Vallonverkehr während der Pariser Belagerung 1870. — In den fünfundvierzig
Jahren, die seit 1871 vergingen, ist die Eroberung der Luft vollendet worden. Zeppe-
line waren auf allen Kriegschauplätzen tätig. „England ist keine Insel mehr,"
kreischte die „Times" nach dem Besuch unserer ersten großen Luftschiffe in London.
An einem Tage wurden von uns schon vierzig feindliche Flieger abgeschossen, und
regelrechte Luftkämpfe sind heute keine seltenen Ereignisse mehr. Am 16. Sep-
tember 1870 stieg aus dem belagerten Paris eine Gruppe von abgeordneten Männern
im Ballon auf und landete in Tours, um von dort aus eine neue Verteidigungs-
armee nach der Niederlage bei Sedan zu schaffen. Bald darauf entkam auch Leon
Gambetta aus der Hauptstadt. Nachdem sich auch die Ballonstationen in Paris
zur Beobachtung der deutschen Vorposten als brauchbar erwiesen hatten, erhielt der
Postdirektor Rancon den Befehl, eine. Ballonpost zwischen Paris und Tours zu er-
richten. Am 23. September 1870 ging die erste Ballonpost ohne Bemannung ab.
Ein lenkbares Luftschiff, das Dupuy de Lome zu erbauen versuchte, erwies sich als
unbrauchbar. Bald vermittelten sechsundsechzig Postballone, die von Paris auf-
stiegen, den Briefverkehr mit der Provinz. In 168 Postsäcken von 10 194 Kilo-
gramm Gewicht enthielten sie gegen drei Millionen Briefe. Der Ballon „Ville
de Paris" wurde nach Wetzlar verschlagen und dort aufgefangen; er enthielt allein
125 000 Briefe. Von den Ballonen landeten zweiundfünfzig in Frankreich, fünf in
Belgien, zwei in Holland und zwei in Preußen; einer wurde nach Norwegen ge-
trieben, zwei gerieten in die deutschen Vorpostenlinien und zwei gingen im Meer
unter. I. M.
Gefährliche Liebkosungen.,— Die allzugroßen Vertraulichkeiten im Verkehr
zwischen Mensch und Tier haben nicht selten die unheilvollsten Folgen. Vor einem
Vierteljahrhundert wurde zuerst durch den berühmten Kliniker Nothnagel ein da-
mals nach seinem Ursprung noch unbekanntes Leiden festgestellt; es handelte sich
mn die schwere Erkrankung einer Dame, in deren Leber sich ein Krankheitserreger
eingenistet hatte: der OMicwrvus. Mit diesen: Namen benennt man einen Schma-
rotzer, der sich im Entwicklung-zustand in: lebenden Bandwurm eines Hundes findet.
Die besonderen Träger dieses zu fürchtenden Schmarotzers sind vor allem die zier¬

lichen Schoßhündchen, die erklärten Frauenlieblinge, denen manchmal Liebkosungen
zuteil werden, die sich sehr empfindlich rächen können. Durch die Schleimhäute der
Nase und durch die Lippen wandert der in den Körper des Menschen,
um sich dort an der Leber festzusetzen und schwere Erkrankungen hervorzurufen.
Der Schmarotzer dringt auch in andere Organe ein, in das Herz oder das Gehirn,
und kann so den Tod eines Menschen herbeiführen. Aber auch andere gefährliche,
schwer zu heilende Ausschläge sind die Folge allzugroßer Zärtlichkeit im Umgang
mit Tieren. Die als so reinlicy verschrienen Katzen sind die Träger verderblich
wirkender Infektionskrankheiten. G. H.
wie sie noch sind. - Der 1493 geborene große Gelehrte und Arzt Theo-
phrastus Paracelsus ließ in einem seiner Werke ein bedeutsames, noch nach Jahr-
hunderten wahres Urteil über die Franzosen drucken. Er schrieb: „Die Franzosen
haben nicht umsonst einen Hahn für ihr Wappentier gewählt. Sie haben selber die
Art der unruhigen und streitbaren Hähne. Wegen ihrer überschwenglichen Hoffart,
die sie in ihrer großen Einbildung gar weidlich über alle Nationen erhebt, vermeinen
sie, daß ihre Vernunft und Weisheit bis in den Himmel, ja noch darüber hinausgehe.
Wenn sie nach Art lärmender Hähne ihren Hals recken und ein Geschrei anheben,
deucht ihnen, alle Welt solle sich ducken und vor ihnen entfliehen. Wegen ihrer
neidischen und untreuen Art sind sie auch schlechten Hähnen gleich, die alles allein
wollen auffressen, ohne anderen einen Brocken zu gönnen. Sind auch bekannt
wegen-ihrer ewiglich zänkischen Art wider alle anderen Völker, die das Unheil zu
ihren Nachbarn gemacht hat. Solange Franzosen in der Welt sind, werden sie
immer Zank, Hader, Geschrei und Kampf haben mit allen Umländern und sie, so
viel sie vermögen, vertreiben, unterdrücken und großen Schaden antun. Das wird
lang so gehen. Aber sie werden nicht Herren in Europa bleiben. Der deutsche Adler
wird dem gallischen Hahn einst, wenn er bei Jahren sein wird, gar übel den Kamm
lausen, und ihn allsosehr demütigend zerhacken und verzausen, daß er für alle Zeit
still sitzen wird." G. L.
Der preutzenfinger. — Francisque Sarcey begann im Herbst 1870 ein Tagebuch
zu schreiben, in dem er seine Eindrücke und Gedanken während der Belagerung von
Paris festhielt. Er schildert das Getriebe verschiedener „Klubs", die sich alle um die
Rettung des Vaterlandes bemühten; jede Vereinigung besaß einen Robespierre
und einen Marat in kleiner Ausgabe. Auch ein Klub von Frauen bildete sich, in dem
Männer nur als Zuschauer geduldet wurden. Im Oktober wurden zwei merkwürdige
Vorschläge gebracht: die Frauen sollten bewaffnet auf den Wällen erscheinen und
ihre Ehre gegen den Feind zu verteidigen suchen.
Nur über die Mittel in: letzten Fall war man im unklaren. Da ergriff trotz des
Verbotes ein Redner das Wort und schrie mit starker Stimme der Versammlung
das Stichwort „Blausäure" zu. Dann fing er mit flinker Zunge an, eine Vorrichtung
zu beschreiben, mit der es leicht sein würde, alle Preußen zu töten, die sich nach Paris
wagten. Er nannte diesen Apparat „den Finger Gottes". Die Frauen sollten eine
Art Fingerhut aus Kautschuk anstecken, an dessen Spitze eine Röhre angebracht war,
die das Gift enthielt: „Der Preuße naht sich, die Frauen strecken die Hand aus; sie
stechen ihn, der Preuße ist tot. Nahen sich mehrere Feinde, und eine Frau vermag
sich nicht zu verteidigen, so wird sie nur wahnsinnig oder tot aus ihren Händen ge-
lassen; diejenige, welche den .preußischen Daumeiü besitzt, sticht den Feind nieder.
So bleibt sie selbst ruhig und rein, und die von ihr Getöteten umgeben sie in einem
Kranz."
So sprach der „Bürger" Jules Alir, und die Frauen vergossen Tränen der Rührung.
Da sprang ein Nationalgardist von sechs Fuß Länge auf die Tribüne und verlangte,
der Bürger Mr müsse aus der Versammlung ausgeschlossen werden, denn kein
Mann habe hier das Recht, Vorschläge zu machen. Die Frauen trockneten ihre Tränen,
warfen sich auf den Gardisten, kniffen, bissen und kratzten ihn; er entrann ihren
Händen in Lumpen und halb tot — ohne den gefährlichen „Preußenfinger". CH. W.

Bilderrätsel.

Alfred Leske.
Auflösung folgt im nächsten Heft.


Silbenrätsel.
Aus den Silben a, a, bei», bra, di, di, el, sen,
sri, ge, ge, gu, ha, har, hin:, i, t, ig, ka, la, lau,
lau, lim, ling, ma, mat, mem, mo, na, ne, nes,
ni, o, pril, si, stolz, te, to, u sind vierzehn Wörter
zu bilden, deren Anfangs- und Endbuchstaben,
von oben nach unten gelesen, einen beherzigens-
merten alten Spruch ergeben.
Die Wörter bedeuten: 1. Musikinstrument,
2. Zeitabschnitt, 3. Fluss in der Schweiz, 4. Frucht,
5. Bergvolk in Afghanistan, 6. Soldat, 7. Berg in
Asien, 8. Statthalter in Ägypten, 9. niederlän-
discher Maler, 10. Meeresteil, II. Teil eines
Tieres, 12. Stadt in Böhmen, 13. griechischer
Philosoph, 14. männliche Person.
Martha Flügel.
Auflösung folgt im nächsten Heit.

Streichrätsel.
Durch Streichen der beiden ersten, bei allen
Wörtern gleichen Buchstaben wird aus:
1. Zahlungsmitteln ein deutscher Dichter,
2. einem Huftier ein Stück der Welt,
3. einem Ehrlosen eine Kopfbedeckung,
4. schlechter Ware ein Haustier,
8. einem Gerät ein anderes,
6. einem Körperteil ein Teil eines Geräts,
7. einem Gefühl Biehfutter,
8. einen: Futteral ein Wilder,
9. einen: Knall ein Märtyrer,
10. einer Nnterhaltungsform ein Körperteil,
11. einer Hautbedeckung eine Signalpfeife,
12. einem Niederschlag ein Zahn,
13. einem Stengel ein Strafmittel,
14. einen: Tier eine Einfriedigung.
Martha Flügel.
Auflösung folgt in: nächsten Heft.

Kapselrätsel.
Fünf Zeichen bilden einen Männernamen,-
Gibt man zwei andre Laute ihn: als Rahmen,
Aus denen ein gar holdes F-rauenwesen,
Das einst ein macht',,er Gott geliebt, zn lesen —
Sodann erblickt man die unsel'ge Stadt,
Die einst Jehovahs Zorn vernichtet hat.
H- v. F-
Auflösung folgt in: nächsten Heft.
Palindrom.
Auf uusern Feldern wird's gebaut,
Kommt's aus der Fremde gleich.
Wenn man von rückwärts es erschaut,
So ist's ein Königreich. H. v. F.
Auflösnng solgt in: nächsten Hest.

Umstellrätsel.
Ein frommer Mann, der heil'gen Dienst an: Worte
hält,
Steckt selbst darin, wenn man die Mitt' zu Anfang
,, stellt. E. Schrecke.
Auslofnng solgt im nächsten Heft.

Scharade.
Es beben des feurigen Renners eins-zwci,
Wenn der harte, der heisse Endkampf vorbei,-
Die drei-vier nennen ein Element,
Dessen Nutzen und Schaden ein jeder wohl kennt.
Das Ganze sucht man beim tödlichen Ringen
Stets wirksam dem Gegner beiznbringen.'
Schrecke.
Amlvfnng folgt:n: nächsten Heft.

Auflösungen vom 23. Heft:
des Silbenrätsels: 1. Achenbach, 2. Marie,
3. Eber, 4. Rehbock, 5. Isar, 6. ktalahari, 7. Apfel-
sine, 8. Naumburg, 9. Jbykus, 10. Steinsalz,
II. Chodau, 12. Damaskus, 13. Edelmut, 14. Up-
sala, 15. Treibriemen, 16. Sonnenbad — Ameri-
ka n isch - deutsch er Kricgszu stand,-
des V er w a u d l u n g s r ä t s e l s: Saun:,
Taler, Anker, Nelke, Diener — Stand,- Maus,
Enkel,Ranke, "Alter, Neider — Meran sMarney
Schmaus,Schenkel,Schranke, Schalter, Schneider,-
des Leiste nrätse ls: Heeringen —Mackensen:

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Ist

von Ter kleine Zauberer: Kirssjche,'
des Logogriphs: Zimmermann, Immer-
mann, Jmmelmann,-
des S ch ü tt el r ein: rä tsel s: Rosenketten,
Kosen retten.

Unberechtigter Nachdruck aus den: untersagt.. Übersetznngsrecht ^orbebalten. SerauSgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Dtto Kröner in Stuttgart.

Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in'Berlin. In Hsterreich-Nngarn'iür di^edamön^^ rt Rio h r in W?en
Truck und Verlag der Union Deutsche Verlags ge je l lsch af t in Stuttgart.
 
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