Oie Bedeutung des deutschen Tauchbootkn'egs.
u Beginn des Krieges betrug nach der letzten offiziellen Statistik der
Gesarntschiffsraunr aller Handelsflotten 32 986 705 Tonnen; davon
entfallen auf die verbündeten Mittelmächte 3901210, auf die Neu-
tralen 4040 916 und auf die Ententemächte demnach 25 044 579 Tonnen.
Bis zum Einsetzen des verschärften D-Bootkrieges am 1. Februar
waren rund 5 Millionen Tonnen Schiffsraum der deutschen Gegner und
der Neutralen versenkt worden. Vom 1. Februar bis 30. Juni 1917 sind
dem Tauchbootkrieg 4 024 000 Tonnen neutraler und feindlicher Schiffs-
raum zum Opfer gefallen; insgesamt sind füglich etwas über 9 Millionen
Tonnen der Welthandelsflotte vernichtet. Die deutschen Handelschiffs-
verluste sind minimal, dagegen befindet sich nur 1 Million deutscher
Schiffsraum im Besitz der Feinde Deutschlands, wovon allerdings bereits
ein beträchtlicher Teil im Verlaufe des Krieges gleichfalls versenkt wurde.
Der den Feinden Deutschlands zur Verfügung stehende Schiffsraum hat
sich demnach um 36 Prozent verringert.
Dieser ungeheure Verlust an Kapital und an Transportmitteln ist
unersetzlich, und es ist leeres Gerede, wenn Lloyd George behauptet, die
Abgänge seien durch Neubauten zu ersetzen. Die Anspannung der Werften
Englands und Amerikas, die für Neubauten fast allein in Frage kommen,
dient in erster Linie dem eigentlichen Kriegsbedarf als Kriegschiffsneu-
bauten und Reparaturen. Nimmt man trotzdem an, datz die Werften
Englands und seiner Verbündeten jetzt ebensoviele Schiffe bauen, wie
in Friedenszeiten, so ergibt sich, datz die Abgänge um ein Vielfaches größer
sind als die Neubauten. Nach der offiziellen Statistik bauen die Werften
unserer verbündeten Gegner im Jahre 1 888 519 Tonnen, im Monat
also 157 375 Tonnen.
Nach dem Durchschnitt seit 1. Februar 1917 fallen dem Tauchbootkrieg,
trotz der verbesserten Abwehrmatzregeln, pro Monat 800 000 Tonnen
zum Opfer, ohne die Einbußen der Neutralen. Die Verluste sind also
über fünfmal so groß, als die Neubauten. Die Ansicht Hindenburgs und
der übrigen maßgebenden Personen der deutschen Heeres- und Flotten-
leitung, datz die englischen Schiffsverluste in absehbarer Zeit den Krieg
entscheiden und beenden werden, stützt sich demnach auf die rein sachliche
Einschätzung der Abgänge der für die Lebenshaltung unserer Feinde un-
umgänglich erforderlichen Transportmittel.
Die Neutralen halten ihren Schiffsraum, der bis zu Beginn des
Jahres fast ganz unseren Feinden zur Verfügung stand, zurück, weil sie
einsehen, datz selbst der größte Verdienst nicht imstande ist, den Wert
verlorengegangenen Schiffsraumes auch nur einigermaßen auszugleichen.
Die englische Regierung sieht zweifellos die Katastrophe voraus, die
der Ernährung und Versorgung des englischen Volkes durch die immer
empfindlicher werdende Verminderung der
Transportmittel für ihre Zufuhren entstehen
mutz; sie gibt die Notlage aber nicht zu und
führt die englische öffentliche Meinung durch
falsche Angaben über den Schiffsverkehr von
und nach englischen Häfen irre, indem sie auch
den Verkehr zwischen den einzelnen Küsten-
plätzen als Überseeverkehr bucht. Veröffent-
licht werden nur die Verluste von Schiffen
über 2000 Tonnen Tragfähigkeit und von klei-
neren Fahrzeugen nur die Stückzahl, so datz
das englische Volk bei der straffen Handhabung
der Pressezensur, die keine Mitteilungen aus
deutscher Quelle zulätzt, über die immer näher-
rückende Aushungerungsgefahr im dunkeln ge-
lassen wird.
Zur Behebung der Schiffsnot Englands
soll Amerika einspringen, indem es innerhalb
Jahresfrist zweitausend Holzschiffe von je 3000
Tonnen Tragfähigkeit bauen wird. Mit großer Reklame wurde diese
amerikanische Hilfe in England verkündet. In Wirklichkeit hat Amerika
nicht einmal so viel Holz auf Vorrat — denn nur lange getrocknetes
Material kommt hierfür in Frage —, um den fünften Teil davon zu bauen.
Aber selbst wenn es möglich wäre, die Schiffe fertigzustellen, so kommt
diese wirtschaftliche Hilfe Amerikas nach Hindenburgs Ausspruch ebenso
zu spät wie die militärische, um die Not unserer Feinde zu beheben.
In der letzten Zeit konnte man auch in Amerika Anzeichen vorsichtiger
Zurückhaltung und stellenweiser Ernüchterung beobachten. Man hat ein-
gesehen, datz England, außer mit Geld, vor dem Herbst nicht geholfen
werden kann. So dürfte sich bestätigen, was der französische Marine-
oberingenieur M. Laubeuf in einem Aufsatz in der „Kevue bebäomaäairc "
vom 2. Juli 1910 von der Zukunft des D-Bootes als entscheidende Waffe
voraussagte. Er schloß nämlich seine jetzt recht interessanten Ausführungen
mit den Worten: „Das D-Boot wird in Kürze die Freiheit der Küsten
und der Meere sichern. Es stellt überdies eine Waffe von hohem mora-
lischem Werte dar, weil es den Schwachen instand setzt, sich gegen einen
mächtigen Feind zu wehren. Der höchste Ruhm des D-Bootes aber ist,
datz man es als die Waffe des Schwacher: und des Hilflosen hat preisen
können. Das D-Boot bahnt der Menschheit den Weg zur Abschaffung des
Krieges überhaupt." Es ist zu erwarten, datz auch die neutralen Staaten
sich mehr und mehr darüber klar werden, datz der deutsche Tauchbootkrieg
auch ihnen zustatten kommt, denn nur nach Niederringung der englischen
Seetyrannei wird die Zukunft der übrigen europäischen Völker auf eine
sichere Grundlage gestellt sein. E. M.
Oie Wiederbestellung abgeernteter Beete im Sommer
und Herbste. Don Karl Ortlepp, Georgenthal.
ächst zweckmäßiger Düngung, geeignetem Fruchtwechsel und fleißi-
gem Jäten ist eine alsbaldige Wiederbepflanzung der im Lau.fe
des Sommers und Frühherbstes leer werdenden Beete besonders
wichtig, da hierdurch der Ertrag eines Gartens wesentlich gesteigert
werden kann.
Bei allen Beeten, die bis Anfang Juni leer wurden, konnten sich
wohl die meisten die Frage nach der Wiederbepflanzung selbst beant-
worten. Anders liegt der Fall mit Beeten, die erst Ende Juni, Anfang
oder Ende Juli oder erst im August und September abgeerntet werden.
Wenn Ende Juni oder Anfang Juli Möhren-, Frühkartoffel-, Salat-
oder Kohlrabibeete leer werden, so kann man noch recht gut Möhren,
Kohlrabi und auch Erbsen säen. Auf Beete, die bis Ende Juli frei werden,
kann man noch Bohnen stecken, und wenn das Beet etwas schattig liegt,
Salat zum Gebrauch für den Spätsommer und Herbst säen. Schattige
Beete sind im Sommer geeigneter, weil Salat auf sonnigen Beeten
im Juli und August zu leicht in Samen geht. Auch Sellerie kann man
im Juli noch pflanzen.
Ende Juli und im August sät man noch sogenannte Stoppel- oder
Hrrbstrüben, die sich bis zum Eintritt starker Fröste noch genügend ent-
wickeln. Von Ende Juli bis Anfang September kann man noch Winter-
kohl, der bisher auf Saatbeeten stand, pflanzen, und mancherlei Gemüse
und Salat fürs nächste Jahr aussäen, soweit die Beete nicht etwa über
Winter brach liegen sollen, damit der Frost auf die Erde einwirken kann.
So wächst Spinat, den man im August sät, noch zu kleinen Pflänzchen
heran, die schon im zeitigen Frühjahre zu brauchbaren Pflanzen werden.
Es empfiehlt sich, von Schwarzwurzeln (Skorzoneren) und Möhren im
Juli und August Aussaaten für die erste Ernte im folgenden Jahre zu
machen, da sie früher eine Ernte ergeben als
die, welche erst im folgenden Frühjahre vor-
genommen werden.
Auch Kraut, Kohlrabi, Blumenkohl, Wir-
sing und Zwiebeln, die zur ersten Frühjahrs-
pflanzung verwendet werden, kann man im
Juli und August aus Samen heranziehen.
Sowohl die Schnitt- wie die Wurzelpetersilie
wird am besten von Ende Juli an bis Sep-
tember, ja sogar noch im Oktober gesät, da
Petersiliensamen schwer keimt und viel Feuch-
tigkeit braucht, die er in den Herbstmonaten
ja reichlich erhält.
Kerbelrüben mutz man im September aus-
säen, weil sie dann sicherer und zeitiger als im
Frühjahr gesäte aufgehen. Auch im Blumen-
garten werden von manchen Arten am besten
im Juli und August Aussaaten gemacht, so vom
Stiefmütterchen und vom Vergißmeinnicht.
Bei der Wiederbestellung abgeernteter Beete ist vor allem darauf
zu achten, datz nicht dieselbe Pflanzenart wieder darauf kommt, die vorher
dort stand und datz nicht Pflanzen, die sehr nährstoffreichen Boden, wie
alle Kohlarten, brauchen, in Boden kommen, der schon sehr ausgenützt
oder länger nicht mit Mist gedüngt worden ist. Will man in solchen
Boden Kohlarten — außer etwa Winterkohl, der weniger Ansprüche
stellt — kultivieren, so mutz vorher gedüngt werden.
So baut man etwa nach Kohlrabi und anderen Kohlarten Zwiebeln,
Möhren, Schwarzwurzeln, und nach Möhren sät man Erbsen, Spinat
oder Salat.
Vor dem Eintritt starker Fröste ist es, besonders wenn kein Schnee
liegt, außer bei Petersilie und Kerbelrübe, deren Same erst im Früh-
jahr keimt, zu empfehlen, die Beete mit Fichtenreisig zu bedecken. Wenn
viel Schnee liegt, so brauchen die Beete keine Decke, aber gegen Ende
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