598
DasBuchfüvAtt-
H-st25
Gesamtansicht der Fabrikkriegsküche mit Lager- und Gefrierraum.
- - . . . - .... .
D M M MMW .«
DM 4 'M MM
. M?-
H A. 'Z "Illi
.
-L.. .... .. - -
!
des Winters und zu Beginn des Frühjahrs taut der Schnee oft am Tage
weg und in der, Nacht friert es stark. Bei solcher Witterung werden die
Samenpflänzchen, die den strengsten Winterfrost überstanden haben,
durch den trockenen Frost oft aus der Erde gehoben und welken dann,
weil ihre Wurzeln freiliegen. Deshalb ist es gut, wenn einige Fichten-
zweige auf den Beeten liegen, die einen zu schnellen Wechsel von Frost
und Wärme verhindern.
Fabrikkriegsküchen. Von Fritz Hansen.
omanschriftsteller und Dichter früherer Zeiten malten oft glän-
zend genug das Bild aus, wie ein Fabrikbesitzer seinen Betrieb
leitet. Dieses Bild des Fabrikherrn, der sich lediglich um die
möglichst rationelle Herstellung seiner Erzeugnisse zu kümmern brauchte,
gehört der Vergangenheit an; von dem modernen Leiter eines Groß-
betriebes verlangt man mehr als nur rationelle Produktion. Schon die
Aufgabe allein, welche die sozialpolitische Gesetzgebung dem Fabrikanten
stellt, erfordert weitgehende Kenntnisse. Diese Aufgaben sind jetzt in
der Kriegszeit fast ins Ungemessene gewachsen, denn es gilt nicht nur zu
produzieren und die Arbeiter Zu beschäftigen, sondern auch an ihre Er-
nährung zu denken. Im Laufe eines halben Jahrhunderts ist Deutschland
aus einem Agrarstaat zu einem der
ersten Industriestaaten geworden,
der nach der letzten Industriezäh¬
lung die größte Zahl der indu¬
striell Erwerbstätigen aufweist.
Einer gewaltig angewachsenen
Zahl von Konsumenten steht eine
sich mindernde Zahl landwirt¬
schaftlicher Bevölkerung gegen¬
über, und wenn daher schon im
Frieden die Frage, wie dieser
Nahrungsmittelbedarf der außer¬
halb der Landwirtschaft stehenden
Bevölkerung gedeckt wird, ernste
Be achtung verdiente, wieviel mehr
jetzt. Die Nahrungsmittelmengen
werden kleiner als früher, es gilt
also sie richtig zu verteilen. Wäh¬
rend man im Frieden in der Rast¬
losigkeit eifrigen Schaffens nicht
die Zeit hatte, in dem gleichen
Maße wie an die Erzeugung auch
an den Verbrauch zu denken, ge¬
bietet jetzt der Krieg den Gro߬
betrieben auch für die Ernährung
ihrer Arbeiter Sorge zu tragen.
Das große wirtschaftliche Problem, das der Krieg stellt, läßt sich für
Deutschland auf die allgemeine Formel bringen: Wie gelingt es, die Er-
nährung der Massen sicherzustellen, um dadurch die Aushungerungspläne
der Gegner zum Scheitern zu bringen. Die Schwierigkeit, die die Be-
schaffung der notwendigen Nahrungsmittel und deren richtige Ver-
wendung in der jetzigen Zeit, da Deutschland vorn Weltmarkt abgeschnitten
ist, mit sich brachte, führte dahin, daß der Gedanke der Massenspeisung
immer mehr Beachtung erlangte und man nicht nur irr den Städten,
sondern auch in den industriellen Großbetrieben dazu überging, Ein-
richtungen zu schaffen, die eine Versorgung der Arbeiter ermöglichen.
Dadurch entstanden in einzelner: Großbetrieben Kriegsküchen, deren
Organisation und Leitung die Aufwendung recht erheblicher Kapitalien
notwendig machte und die volkswirtschaftlich vor: größter Bedeutung
sein dürften.
Mer den Umfang, den derartige Fabrikkriegskücherr für Massenspeisung
haben, macht man sich gewöhnlich recht unklare Vorstellungen, besonders
wenn man die Betriebe, wie das ja natürlich ist, vom Standpunkt des
einzelnen Verbrauchers betrachtet. Die Fabrikkriegsküche einer Anstalt
in Berlin-Friedenau wurde auf einem Grundstück errichtet, das man
ausschließlich Zu diesem Zwecke mietete. Weite Hallen wurden erbaut,
in denen sich Küchenräume befinden. Hier fanden achtzehn Kessel Auf-
stellung, von denen zehn je 300 und acht je 400 Liter Speisen täglich
liefern. An die Küche schließen sich Räume an mit Kartoffelschälmaschinen,
Fleischzerkleinerungsmaschinen und anderen modernen Kücheneinrichtungen.
Eine Massenspeisung, wie sie hier durchgeführt ist, läßt sich nur dann er-
folgreich durchführen, wenn die menschliche Arbeitskraft soweit wie
möglich durch Maschinen ersetzt wird. Die großen Fleischmassen, die
zur Verarbeitung gelangen, machten es notwendig, daß man sich auch
die modernen Errungenschaften der Fleischkonservierung, insbesondere in
Beziehung auf die Kälte-Wissenschaft und -Technik zunutze machte. Es
wurden Gefrierräume angelegt, in denen das Fleisch in einer Temperatur
bis zu vier Grad unter Null aufbewahrt wird. Große Speicherkammern
und Pökelbottiche erwiesen sich als nötig. In einen: besonderen Ge-
bäude befinden sich Lagerräume für Gemüse, Konserven und Obst. Die
Untersuchung des Fleisches besorgt ein Tierarzt, und zwei Fleischer sind
ununterbrochen mit der Zurichtung beschäftigt. Der große Bedarf an
Gemüse machte die Anlage eines eigenen Kartoffel- und Gemüsebaues
in Schönow, einem Dorfe der Mark, notwendig. Natürlich finden die
sämtlichen sich bei einem solchen
Großbetrieb der Massenernährung
ergebenden erheblichen Küchen-
abfälle für Viehmast entsprechende
Verwertung. Von dem Grundsatz
ausgehend, daß die Volksnahrung
im Kriege einfach aber nahrhaft
und gesund sein soll, werden alle
verfügbaren Nahrungsmittel in
möglichst natürlichem Zustande
verwendet, nicht durch Künstelei
entwertet und verteuert. Die
fertiggekochten Speisen werden in
geeigneten Gefäßen durch Auto-
mobile nach den verschiedenen
Zweigbetrieben des Hauses be-
fördert, so daß gegenwärtig durch
einundzwanzig Ausgabestellen die
Verteilung des Essens erfolgt.
Den Angestellten liefert die Fabrik-
kriegsküche für sechzig Pfennige
eine Mahlzeit.
Daß es nicht möglich ist, in der
jetzigen Zeit die Unkosten für die
Bereitung dieser Speisen selbst bei
Massenbetrieb mit den: dafür ge-
zahlten Betrag zu decken, ist ohne weiteres klar. Die Firma muß noch
erhebliche Summen zuzahlen, dafür aber hat sie die Genugtuung, ihren
Arbeitern Speisen zu bieten, die in der Einzelhaushaltküche zum Teil aus
Mangel an den erforderlichen Materialien (Hülsenfrüchte) jetzt überhaupt
nicht hergestellt werden können. Da bei Großbetrieben der Verbrauch
nicht immer gleichmäßig ist, ist die Fabrikkriegsküche in der Lage, täglich
noch etwa fünfzig Freiportionen an Bedürftige verteilen zu können.
Für die Güte der gebotenen Speisen legt die Zahl der Teilnehmer
an der Speisung, die sich täglich vergrößerte, Zeugnis ab. Die Arbeiter
haben auch durch ihre Vertrauensmänner Gelegenheit, den Küchen-
betrieb zu überwachen. In: Frieden würden die Leistungen einer solchen
Massenküche noch erheblich besser sein als jetzt im Kriege, wo es gilt,
mit allen, auch den kleinsten Zutaten haushälterisch zu sein. Wenn es
aber richtig ist, daß die soziale Frage eine Magenfrage ist, dann können die
Schöpfer solcher Fabrikkriegsküchen mit Genugtuung sagen, daß sie ein
gutes Teil an der Lösung der sozialen Frage mitgearbeitet haben., und das
ist in der jetzigen Zeit zweifellos kein geringes Verdienst.
Gemüsepußraum.
DasBuchfüvAtt-
H-st25
Gesamtansicht der Fabrikkriegsküche mit Lager- und Gefrierraum.
- - . . . - .... .
D M M MMW .«
DM 4 'M MM
. M?-
H A. 'Z "Illi
.
-L.. .... .. - -
!
des Winters und zu Beginn des Frühjahrs taut der Schnee oft am Tage
weg und in der, Nacht friert es stark. Bei solcher Witterung werden die
Samenpflänzchen, die den strengsten Winterfrost überstanden haben,
durch den trockenen Frost oft aus der Erde gehoben und welken dann,
weil ihre Wurzeln freiliegen. Deshalb ist es gut, wenn einige Fichten-
zweige auf den Beeten liegen, die einen zu schnellen Wechsel von Frost
und Wärme verhindern.
Fabrikkriegsküchen. Von Fritz Hansen.
omanschriftsteller und Dichter früherer Zeiten malten oft glän-
zend genug das Bild aus, wie ein Fabrikbesitzer seinen Betrieb
leitet. Dieses Bild des Fabrikherrn, der sich lediglich um die
möglichst rationelle Herstellung seiner Erzeugnisse zu kümmern brauchte,
gehört der Vergangenheit an; von dem modernen Leiter eines Groß-
betriebes verlangt man mehr als nur rationelle Produktion. Schon die
Aufgabe allein, welche die sozialpolitische Gesetzgebung dem Fabrikanten
stellt, erfordert weitgehende Kenntnisse. Diese Aufgaben sind jetzt in
der Kriegszeit fast ins Ungemessene gewachsen, denn es gilt nicht nur zu
produzieren und die Arbeiter Zu beschäftigen, sondern auch an ihre Er-
nährung zu denken. Im Laufe eines halben Jahrhunderts ist Deutschland
aus einem Agrarstaat zu einem der
ersten Industriestaaten geworden,
der nach der letzten Industriezäh¬
lung die größte Zahl der indu¬
striell Erwerbstätigen aufweist.
Einer gewaltig angewachsenen
Zahl von Konsumenten steht eine
sich mindernde Zahl landwirt¬
schaftlicher Bevölkerung gegen¬
über, und wenn daher schon im
Frieden die Frage, wie dieser
Nahrungsmittelbedarf der außer¬
halb der Landwirtschaft stehenden
Bevölkerung gedeckt wird, ernste
Be achtung verdiente, wieviel mehr
jetzt. Die Nahrungsmittelmengen
werden kleiner als früher, es gilt
also sie richtig zu verteilen. Wäh¬
rend man im Frieden in der Rast¬
losigkeit eifrigen Schaffens nicht
die Zeit hatte, in dem gleichen
Maße wie an die Erzeugung auch
an den Verbrauch zu denken, ge¬
bietet jetzt der Krieg den Gro߬
betrieben auch für die Ernährung
ihrer Arbeiter Sorge zu tragen.
Das große wirtschaftliche Problem, das der Krieg stellt, läßt sich für
Deutschland auf die allgemeine Formel bringen: Wie gelingt es, die Er-
nährung der Massen sicherzustellen, um dadurch die Aushungerungspläne
der Gegner zum Scheitern zu bringen. Die Schwierigkeit, die die Be-
schaffung der notwendigen Nahrungsmittel und deren richtige Ver-
wendung in der jetzigen Zeit, da Deutschland vorn Weltmarkt abgeschnitten
ist, mit sich brachte, führte dahin, daß der Gedanke der Massenspeisung
immer mehr Beachtung erlangte und man nicht nur irr den Städten,
sondern auch in den industriellen Großbetrieben dazu überging, Ein-
richtungen zu schaffen, die eine Versorgung der Arbeiter ermöglichen.
Dadurch entstanden in einzelner: Großbetrieben Kriegsküchen, deren
Organisation und Leitung die Aufwendung recht erheblicher Kapitalien
notwendig machte und die volkswirtschaftlich vor: größter Bedeutung
sein dürften.
Mer den Umfang, den derartige Fabrikkriegskücherr für Massenspeisung
haben, macht man sich gewöhnlich recht unklare Vorstellungen, besonders
wenn man die Betriebe, wie das ja natürlich ist, vom Standpunkt des
einzelnen Verbrauchers betrachtet. Die Fabrikkriegsküche einer Anstalt
in Berlin-Friedenau wurde auf einem Grundstück errichtet, das man
ausschließlich Zu diesem Zwecke mietete. Weite Hallen wurden erbaut,
in denen sich Küchenräume befinden. Hier fanden achtzehn Kessel Auf-
stellung, von denen zehn je 300 und acht je 400 Liter Speisen täglich
liefern. An die Küche schließen sich Räume an mit Kartoffelschälmaschinen,
Fleischzerkleinerungsmaschinen und anderen modernen Kücheneinrichtungen.
Eine Massenspeisung, wie sie hier durchgeführt ist, läßt sich nur dann er-
folgreich durchführen, wenn die menschliche Arbeitskraft soweit wie
möglich durch Maschinen ersetzt wird. Die großen Fleischmassen, die
zur Verarbeitung gelangen, machten es notwendig, daß man sich auch
die modernen Errungenschaften der Fleischkonservierung, insbesondere in
Beziehung auf die Kälte-Wissenschaft und -Technik zunutze machte. Es
wurden Gefrierräume angelegt, in denen das Fleisch in einer Temperatur
bis zu vier Grad unter Null aufbewahrt wird. Große Speicherkammern
und Pökelbottiche erwiesen sich als nötig. In einen: besonderen Ge-
bäude befinden sich Lagerräume für Gemüse, Konserven und Obst. Die
Untersuchung des Fleisches besorgt ein Tierarzt, und zwei Fleischer sind
ununterbrochen mit der Zurichtung beschäftigt. Der große Bedarf an
Gemüse machte die Anlage eines eigenen Kartoffel- und Gemüsebaues
in Schönow, einem Dorfe der Mark, notwendig. Natürlich finden die
sämtlichen sich bei einem solchen
Großbetrieb der Massenernährung
ergebenden erheblichen Küchen-
abfälle für Viehmast entsprechende
Verwertung. Von dem Grundsatz
ausgehend, daß die Volksnahrung
im Kriege einfach aber nahrhaft
und gesund sein soll, werden alle
verfügbaren Nahrungsmittel in
möglichst natürlichem Zustande
verwendet, nicht durch Künstelei
entwertet und verteuert. Die
fertiggekochten Speisen werden in
geeigneten Gefäßen durch Auto-
mobile nach den verschiedenen
Zweigbetrieben des Hauses be-
fördert, so daß gegenwärtig durch
einundzwanzig Ausgabestellen die
Verteilung des Essens erfolgt.
Den Angestellten liefert die Fabrik-
kriegsküche für sechzig Pfennige
eine Mahlzeit.
Daß es nicht möglich ist, in der
jetzigen Zeit die Unkosten für die
Bereitung dieser Speisen selbst bei
Massenbetrieb mit den: dafür ge-
zahlten Betrag zu decken, ist ohne weiteres klar. Die Firma muß noch
erhebliche Summen zuzahlen, dafür aber hat sie die Genugtuung, ihren
Arbeitern Speisen zu bieten, die in der Einzelhaushaltküche zum Teil aus
Mangel an den erforderlichen Materialien (Hülsenfrüchte) jetzt überhaupt
nicht hergestellt werden können. Da bei Großbetrieben der Verbrauch
nicht immer gleichmäßig ist, ist die Fabrikkriegsküche in der Lage, täglich
noch etwa fünfzig Freiportionen an Bedürftige verteilen zu können.
Für die Güte der gebotenen Speisen legt die Zahl der Teilnehmer
an der Speisung, die sich täglich vergrößerte, Zeugnis ab. Die Arbeiter
haben auch durch ihre Vertrauensmänner Gelegenheit, den Küchen-
betrieb zu überwachen. In: Frieden würden die Leistungen einer solchen
Massenküche noch erheblich besser sein als jetzt im Kriege, wo es gilt,
mit allen, auch den kleinsten Zutaten haushälterisch zu sein. Wenn es
aber richtig ist, daß die soziale Frage eine Magenfrage ist, dann können die
Schöpfer solcher Fabrikkriegsküchen mit Genugtuung sagen, daß sie ein
gutes Teil an der Lösung der sozialen Frage mitgearbeitet haben., und das
ist in der jetzigen Zeit zweifellos kein geringes Verdienst.
Gemüsepußraum.