Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


des Aufsichtswesens

wird

Phot. Berliner Illustraiions'-Gesellschast m. b. H., Berlin.
Viktoria Savz, ein Tiroler Heldenmädchen,
das an den Kämpfen der Südfront teilnahm.

Auch die mehr und mehr in Aufnahme kommende Einrichtung von
Fabritmassenküchen bietet der sozial veranlagten Frau eine befriedigende,
wenn auch verantwortungsreiche und arbeitsvolle Tätigkeit. Wie die
Massenküchen in den Städten unter den immer schwieriger werdenden
Ernährungsverhältnissen im Einzelhaushalle ständig zunehmen, so auch
im gewerblichen Betriebe die Ausgestaltung der Kantine zur Massen-
küche oder deren Neueinrichtung überhaupt. Der Zentralverein für das
Wohl der arbeitenden Klassen in Hamburg veranstaltete Lehrgänge zur
Ausbildung von Leiterinnen der Massenküchen. Auch in Berlin 30,
Nollendorfstraße 29 bis 30, wurden durch die dortige Geschäftsstelle des
Vereins und auch an anderen Plätzen Kurse eingerichtet, die vier Monate
dauern und von wirtschaftlich gründlich vorgebildeten, über fünfund-
zwanzig Jahre alten Frauen besucht werden können.
Vor allem aber ist es notwendig, die Sorge
um die Jugend so rasch und umfassend wie
möglich von den Schultern der berufstätigen
Mütter zu nehmen. Warmherzige, sozial
veranlagte Frauen, die sich zur Beschäfti-
gung mit Kindern eignen und Freude daran
haben, sollten sich zahlreicher als bisher
diesem Zweige der Kriegshilfstätigkeit zu-
wenden, damit die Kinder, die unbewußt
schwer unter dem Kriege leiden, weil der
Vater für die Heimat kämpft, die Mutter aber
außerhäuslich Berufspflichten nachgehen muß,
versorgt, gepflegt, beaufsichtigt werden.
Alle Berufe, die dem Wohle der Berufs-
tätigen dienen, werden nicht nur Augen-
blickserscheinungen sein; wohl sind manche
aus der Not der Zeit geboren, tatsächlich
aber bedeutet die vermehrte soziale Fürsorge
eine Vermehrung des sozialen Verständnisses
im deutschen Volke.
Sie bleibt auch nach dem Kriege noch als
dauernde Einrichtung bestehen. Gewerbeauf-
sicht und Fabrikpflege werden sich nicht ver-
mindern, sondern vermehren. Auch die
Wohnungsaufsicht wird sich entwickeln, die
Jugend- und Säuglingspflege erst recht, und
auch die Fabrikküchen werden voraussichtlich
nach dem Kriege vielfach beibehalten, und in
Zukunft wird es Volks- und Mittelstands-
küchen geben. Wo aber Leiterinnen von
Massenküchen frei werden, dürften diese gut
vorgebildeten Frauen überall willkommen
sein, wo es gilt, großen Wirtschaftsbetrieben
vorzustehen, beispielsweise Sanatorien, Kran-
kenhäusern, Altersheimen, Erziehungsinsti-
tuten und dergleichen. Auch sie werden also
nicht umsonst gelernt haben. Die bessere
Ausbildung aber, die viele dieser Frauen im
nicht allein ihnen persönlich, sondern auch

Frauenberufe zum Schuhe Berufstätiger.
Von Else Trott-Helge.
ür die Frauen und Mütter, die vor dem Kriege nur der Sorge
für ihr Hauswesen und ihrer Kinder lebten, aber jetzt unter dem
Zwange der Verhältnisse außerhäuslichen Berufen nachgehen, muß
von anderen Seiten gesorgt werden, damit ihr und ihrer Kinder leib-
liches und geistiges Wohl nicht notleide, damit die Grundlage bestehen
bleibt, auf der sich ein deutsches Familienleben wieder aufbaut. Die
Ausschüsse des Reichstags befaßten sich in letzter Zeit mit Maßnahmen,
die dem Schutze von Mutter und Kind im gewerblichen Leben dienen.
Zum erstenmal stand eine Frau als Referentin vor den Mitgliedern des
Ausschusses für Bevölkerungspolitik, um For¬
derungen zu vertreten, die dem Arbeiterinnen¬
schutze dienen. Dies sind: acht Stunden
Schicht bei regelmäßigem Tag- und Nacht-
betriebe, zehn Stunden Schicht und völlige
Ruhezeit mindestens an jedem zweiten Sonn¬
tag. Wöchnerinnenschutz während zehn
Wochen unter entsprechender Ausdehnung
der Reichswochenhilfe, Schutzvorschriften für
die Beschäftigung mit giftigen und explo-
siven Stoffen, besondere Bedingungen für
die weibliche Arbeiterschaft bezüglich der
Arbeitsstunden und Arbeitspausen, der Sonn-
tags- und Nachtarbeit, der Überstunden, der
Unfallverhütung, der Einrichtung von Um-
kleide- und Waschräumen, der tunlichsten
Trennung der Geschlechter, der Aufenthalts-
und Eßräume, möglichste Verhütung der Ge¬
fahren für Gesundheit und Sittlichkeit, schleu-
nige Durchführung des Hausarbeitsgesetzes
und seiner Fachausschüsse für Lohnschutz, aus-
reichende Gewerbeaufsicht, Anstellung weib-
licher Aufsichtsbeamten und Mitwirkung der
Gewerbeaufsicht bei der Organisation der
kriegsamtlichen Stellen für den vaterländi-
schen Hilfsdienst. Weiter wünschte man die
Aufnahme von Klauseln, die einen genügen-
den Lohn namentlich für weibliche Arbeiter
verlangen, in allen behördlichen Lieferungs-
verträgen, Beibehaltung und Ausbau der im
Kriege Zwischen Unternehmer und Arbeiter-
organisationen begründeten Arbeitsgemein-
schaft und Schlichtungskommissionen und
ihres tariflichen Frauenschutzes, Vermehrung
und bessere finanzielle Ausstattung der Bera¬
tungsstellen für Säuglingsfürsorge, sowie für
Schulkinder- und Kinderhortwesen, des Aus-
baues und der Beaufsichtigung der Kinder-
krippen, Kindergärten und Schulhorte, Ausgestaltung
für Privatpflegestellen, wie es der gesteigerten Inanspruchnahme der
Mütter für Frauenarbeit während des Krieges entspricht.
Dieses umfangreiche Programm ist eine der Grundlagen für die
künftige Bevölkerungspolitik des Deutschen Reiches; es bildet aber auch
die Hauptgrundlage für das deutsche Kultur- und Familienleben der
Zukunft. Aus den einzelnen Forderungen ergibt sich der Umfang der
sozialen Hilfstätigkeit, die durch Frauenhände rein privat oder im Zu-
sammenhänge mit den gesetzlichen Bestimmungen oder Kriegsmaßnahmen
zu leisten ist. Das immer stärkere Heranziehen weiblicher Arbeitskräfte für
das Wirtschaftsleben des Krieges erfordert eine Hilfsarmee solcher Frauen,
die die Fürsorge für die Berufstätigen übernimmt, die Kinder beauf-
sichtigt, verpflegt und miterzieht.
Das Kriegsamt hat wiederholt Anregungen gegeben, um Frauen in
besonderen Ausbildungskursen für gewerblich-soziale Berufe vorzu-
bereiten. Es wurden Lehrgänge für Fabrikpflegerinnen in die Wege
geleitet. Die Fabrikpflegerin hat für das Wohl der in gewerblichen Be-
trieben beschäftigten Frauen zu sorgen, und ähnlich den Fabrikinspek-
torinnen darüber zu wachen, daß die gesetzlichen oder durch private Für-
sorge vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Solche
Fabrikpflegerinnen brauchen nicht unbedingt von einzelnen Firmen an-
gestellt zu werden, es können sich dazu mehrere Betriebe eines Ortes
zusammentun.

Krieg sich aneigneten,
dem sozialen Leben im allgemeinen wertvolle Früchte bringen.

Hasenbraten oder Kahenbraten.
Don K. Schade.
in altes Sprichwort sagt: „Setz ein Katz in ein Vogelhaus, es
U wird doch kein Zeislein draus." Aber eine andere „Verwandlung"
^-^ist nicht unmöglich. Die gewöhnliche Haus- oder die Wildkatze
kann in die Küche wandern und erscheint, richtig behandelt, gut gespickt
und gewürzt, als — Hasenbraten auf dem Tisch. Nicht selten kann man
die Frage hören, wenn ein Hase aufgetafelt wird, ob es auch ein Feld-
und kein Dachhase sei. In manchen Gegenden ist man nicht so heikel,
sich über Katzenbraten zu entsetzen, ja man kann den guten Bissen über
den Schellenkönig loben hören. Besonders Wildkatzen gelten in manchen
Waldreichen Gegenden als ein vorzügliches Gericht; es gibt sogar Fein-
schmecker, die es einem Hasenbraten vorziehen. Am Ende ist alles Ge-
wöhnung. Es gibt Speisen, die in einem Lande als gesuchter Gaumenkitzel
gelten, und die gleiche Nahrung ruft bei anderen schon beim bloßen Ge-
danken, sie genießen zu sollen, heftige Abwehr hervor. Seit Jahrhunderten
verzehrt man in Frankreich das Fleisch von in Ställen gezogenen Hasen,
das man auf verschiedenartigste Weise zu bereiten versteht, und bei uns
 
Annotationen