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Heft 27

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unmittelbar weiter Zur Batterie. Das Zweite Geschütz wird ab-
gefeuert. Dicht vor den diesseitigen Brückenpfeiler wirft es seine
Ladung; noch fünfundzwanzig Meter weiter, dann ist das Ziel genau
gefaßt. Der dritte Schuß sitzt mitten in dem eisernen Gitterwert.
Der Beobachter funkt „Treffer", und alsbald schleudern vier Ge-
schütze rasch hintereinander eine Anzahl Granaten auf die Brücke.
Gespannt verfolgen oben zwei bewaffnete Augen die Wirkung der
Beschießung. Befriedigt gewahrt der Beobachter klaffende Lücken,
die von den Geschossen gerissen wurden. Schnell macht er eine
photographische Aufnahme von dem zerstörten Bauwerk, „Brücke

wegs Fernaufklärungen vornehmen, des Feindes Zufuhrstraßen,
Bahnhöfe und rückwärtige Verbindungen erkunden.
Gegen ein Uhr mittags landet das letzte der Fahrzeuge glücklich
wieder auf dem Flugplatz. Zufrieden lächelnd nimmt der Abteilungs-
führer die wertvollen Meldungen seiner Beobachter entgegen. Unter
fröhlichen Scherzen wickeln sich die Flieger aus ihren warmen Tüchern
und Pelzen; auf schnellem Auto eilen sie den Quartieren zu, wo
das Mittagessen ihrer harrt. Ein Bote bringt die Kassetten mit den
photographischen Aufnahmen zur Bildabteilung, wo Berufsphoto-
graphen das Entwickeln der Platten vornehmen und Kopien anfertigen.

Nach einem Gemälde von D. Krestin. Senn Talmudsiudium.


zerstört, Feuer einstellen!" funkt er noch hinunter und gibt dann
dem Führer durch Zeichen zu verstehen, den Rückweg anzutreten.
Plötzlich, wie es kam, verläßt das Flugzeug den Schauplatz seiner
wirksamen Tätigkeit, eine Schar weißer Schrapnellwölkchen gleich
einem Kometenschweif hinter sich lassend.
Auch die übrigen Flugzeuge erledigten inzwischen glücklich ihre
Aufgaben. Die zweite Maschine hatte auf einer anderen Stelle das
Feuer einer unserer Batterien auf eine zweite feindliche Brücke
gelenkt und dann eine Batterie des Gegners aufs Korn genommen.
Nach vollbrachter Arbeit kehrt es zum Flughafen zurück, unterwegs
noch einige besonders wichtige Punkte der feindlichen Stellungen
mit seiner Kamera festhaltend. Die anderen Maschinen warfen an
den befohlenen Plätzen ihre Bomben ab und flogen dann, sich ver-
teilend, weiter landein über das feindliche Gebiet. Sie sollen unter¬

liegen Abend fährt der Abteilungsführer zum Eeneralstab des
Armeekorps, um dem Chef des Stabes an Hand der fertiggestellten
Bilder Vortrag über die Ergebnisse des letzten Flugtages zu halten
und mit ihm die für die nächsten Tage vorzunehmenden Erkundungs-
flüge zu besprechen. An einem Tag wie diesem kann der Hauptmann
besonderes Lob über die Tätigkeit seiner Abteilung hören. Die Zer-
störung der Brücken verursachte dem Feind ernstlichen Schaden, der
nur in langwieriger Arbeit wieder gutgemacht werden kann. Ins-
besondere aber ergeben die photographischen Aufnahmen höchst wert-
volle Aufschlüsse über wichtige Veränderungen an der feindlichen
Front, deren Kenntnis für den Stab von größter Wichtigkeit ist.
Bald darauf gilt es, mit dem neuen Tag andere Aufgaben zu lösen.
Und unsere Flieger haben es bewiesen, daß die Luft trotz Feind
und Tod ihr Element ist.
 
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