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Instytut Sztuki (Warschau) [Hrsg.]; Państwowy Instytut Sztuki (bis 1959) [Hrsg.]; Stowarzyszenie Historyków Sztuki [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki — 32.1970

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Rozprawy
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Chojecka, Ewa: O tematach i formach antykizujących w grafice polskiej XVI wieku
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https://doi.org/10.11588/diglit.47895#0045

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O TEMATACH I FORMACH ANTYKIZUJĄCYCH W GRAFICE POLSKIEJ XVI W.

OBER ANTIKISIERENDE FORMEN UND THEMEN IN DER POLNISCHEN
GRAPHIK DES 16 JAHRHUNDERTS

Dsr Aufsatz untermmmt die Aufgabe, das Auf-
kommen formaler und inhaltlicher antikisierender
Elemente in der polnischen Renaissancegraphik zu
untersuchen, wobei in Betracht zu ziehen ist, dass
es in der polnischen Kunst um die Wende des 15.
zum 16. Jahrhundert zu einer Auseinandersetzung
zwischen zwei verschiedenartigen Auffassungen der
Antike kam: der herkommlich spatgotischen, die auf
lokaler kunstlerischer Tradition gestiitzt war und
einer programmatisch antikisierenden, welche in der
italienischen Kunst des Quattrocento ihren Anfang
nahm.
Das Nebeneinanderbestehen und gegenseitige
Beeinflussen dieser beiden Auffassungen wurde mit
Hilfe einiger Beispiele dargestellt.
Der Holzschnitt des Dialoges von Philalethes und
personifizierter Veritas (aus dem Werk Maffeo Vegio’s
„Philalethes”, Krakau, Ungler 1512) (Abb. 1), geht auf
eine Nurnberger Vorlage aus der Offizin Regiomon-
tans vom Jahre 1475 zurtick. (Abb. 4). Trotz einiger
stilistischer Merkmale, die auf eine italienische Vor-
lage des Nurnberger Holzschnittes schliessen lasst,
steht dieser bei weitem einer traditionellen „Psycho-
machia” naher, ais einer neuzeitlichen Interpretation
eines klassischen Themas (z. B. bei Botticelli, oder
in dem Renaissancemotiv der „Veritas filia temporis”).
Die Krakauer Nachahmung lasst diese spatgotischen
Werte weiterhin gelten, wobei in Einzelheiten der
Raumdarstellung schon Erfahrungen der mitteleuro-
paischen Friihrenaissance sichtbar werden.
Dieselbe traditionelle, naiv aktualisierende Inter-
pretation enthalt auch die „Muse Polyhymnia” vom
Jahre 1507 (Abb. 5), wie auch die Terenzillustration
vom Anfang des 16. Jahrhunderts (Abb. 6), die nach
einer Strassburger Vorlage gearbeitet wurde (Abb. 7).
Die aufgefiihrten Beispiele bezeugen, dass eine
Ubernahme klassischer Themenmotive weitaus rei-

bungsloser erfolgte, ais die Assimilierung der neuen,
durch die italienische Kunst geschaffenen antikisie-
renden Darstellungsformen.
Die Aufnahme des italienischen Stiles ,,all’ antica”
erfolgte zunachst im Bereich ornamentaler Formen,
z. B. in den Initialserien von 1510—16 (Abb. 10), welche
auf Mantegna’s klassische Initiale von 1459 zuriick-
gehen (Abb. 11), die durch Vermittlung Venezianischer
Drucke nach Polen gelangten.
In der 30-ger Jahren bahnte sich die italienische
Antikisierung ihren Weg durch den Kiinstlerkreis der
sogenannten zweiten Generation der Diirerschule: der
Brtider Beham, Georg Pencz, wie auch Erhard Schon.
Hierher gehoren Holzschnitte vom Meister HB zu Pet-
rarka’s „Trionfi” (gedruckt in Krakau in 1568 und
1574 in Werken von M. Rej), die sich ais Kopien der
in Italien entstandenen Kupferstichserie von Georg
Pencz erwiesen haben (Abb. 14, 15).
Die Caesarenbilder aus BielskPs „Weltchronik”
von 1551, auf klassische Miinz- und Medaillenbildnisse
zuriickgehend und ausgesprochen italienische graphi-
sche Stilmerkmale auffeisend, stammen indirekt von
Andrea Fulvio’s rómischer Ausgabe „Illustrium ima-
gines” von 1517, wobei das Strassburger Werk des
Crafft Mylius „Chronicon Abbatis Urspergensis” von
1537 vermittelnd war (Abb. 12, 13).
Zum Abschluss wird ein Holzschnitt der „Fortuna”
aus dem spaten 16. Jahrhundert erwahnt. (Abb. 17).
Obwohl er pedantisch alle italienisch- antikisierenden
ikonographischen Attribute dieses Themas beriick-
sichtigt, kommt er in seiner formalen Gestaltung
einem Werk der Volkskunst nahe. Es ist ein Beispiel
eines weiten Eindringens des italienischen Stiles
„alP antica”, der leider nur allzu oft ausserst ober-
flachlich yerstanden wurde.
 
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