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Instytut Sztuki (Warschau) [Hrsg.]; Państwowy Instytut Sztuki (bis 1959) [Hrsg.]; Stowarzyszenie Historyków Sztuki [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki — 69.2007

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Nr. 1-2
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Knüvener, Peter: Das Passionsretabel aus Senftenberg/Niederlausitz in der Klosterkirche zu Doberlug - ein Werk aus dem Umkreis des Breslauer Barbaraaltares?: =
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https://doi.org/10.11588/diglit.35031#0011

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PETER KNUYENER

haben, die jetzt aber verdunkelt ist. Vermutlich hande!t es sich um Zwischgold oder um
eine Versilberung mit Goldlack.
Ungewóhniich ist die Ikonographie des Passionstriptychons, denn im Mitteiteii ist die
GeiBeiung Christi dargesteilt, um die sich in den horizontal unterteiiten Fltigeln links die
vorangehenden Ereignisse der Passion und rechts die nachfolgenden gruppieren, die Kreu-
zigung fehlt, soiite sie nicht die AHtagsseite eingenommen haben. Im Einzelnen befinden
sich iinks das Gebet am Ólberg und das Verhór Christi durch Pilatus sowie rechts die
Dornenkronung und die Kreuztragung (Abb. 2-6). Zum unscheinbaren Eindruck tragt ent-
scheidend die - im geóffneten Zustand! - zurtickhaltende, ja dtistere Farbigkeit bei. Die
Hintergrtinde der Szenen - es sind trotz der teilweise gefliesten Bodenbelage keine
Wande^oder sonstige architektonische Hinweise angedeutet- sind dunkel. Bei der Farbę
handelt es sich um ein etwas braunlich wirkendes silbriges Grau. Hier ist allerdings zu
beachten, dass der ursprtingiiche Farbeindruck vermut)ich mehr Richtung Gold tendierte.
Ahnlich wie beim Rahmen der Mitteitafe) kónnte es sich um Silber mit Goldlack bzw.
Zwischgold handeln, wobei der Silberbestandteil oxidiert und verschwarzt ist. Die FuBbó-
den tragen entscheidend zur Farbregie bei. Sind diejenigen der Szenen in den Fltigeln eher
schwer zu definieren und aus verschiedenen Braun- und Grautónen zusammengestellt,
wird der FuBboden der zentralen GeiBelszene aus hellroten, lachsfarbenen Fliesen gebil-
det. Da der Raum der GeiBeiung eine betrachtliche Tiefe aufweist und der Fliesenboden
fast die zwei unteren Drittel des Bildes einnimmt, bestimmt diese blassliche Farbę nicht
unwesentlich das Bild mit. Doch auch die agierenden Personen tragen zur farblichen Dti-
sternis bei, denn unter den Farben der Kleidungsstticke tiberwiegen die gedeckten Tóne.
Zum einen das dunkle, graublaue Gewand Christi in der Ólbergszene, dem Verhór und der
Kreuztragung. Die ihn umzingelnden Schergen sind meist in graue, dunkelblaue und dun-
kelgrtine Stoffe gehullt. Allerdings fallt es auf, dass in jeder Darstellung eine Figur ein
leuchtendrotes Kleidungssttick tragt, ist es nun Petrus am Ólberg, Pilatus im Verhór, Chri-
stus selbst in der Dornenkronung oder zwei Schergen im Fali von GeiBeiung und Kreuz-
tragung. Unter all dem strahlt jedoch im Mittelpunkt des Schreins und des gesamten
Retabels der entblóBte und mit weiBem Fendentuch bekleidete Christus an der GeiBelsau-
le hervor.
Dass diese modeste und eigenartige Farbigkeit keineswegs ais negativ aufzufassendes
Qualitatskriterium gelten kann, zeigt sich bei der Analyse der Verarbeitung und der tech-
nologischen Beschaffenheit der Malerei, aber ganz besonders hinsichtlich der Raffinesse
der Komposition, der Darstellung von verschiedensten Physiognomien mit Verktirzungen,
bei der feinen, aber sehr plastischen Wiedergabe von Kórpern und Raum, die die Tafeln
tiber alles erheben, was in der naheren und auch weiteren Umgebung aus der betreffenden
Zeit zu finden ist. Besonders deutlich wird die Qualitat der meisterhaften Komposition in
der Mittelszene, wo sich die einzelnen Protagonisten aufgrund des zur Verftigung stehen-
den Raumes frei bewegen kónnen (Abb. 4). Wie bereits beschrieben, spielt der geflieste
Boden fur die Bildwirkung eine wichtige Rolle. Er ist extrem raumlich gegeben und hin-
ten durch das nahezu gleichfarbige Mauerchen begrenzt. Der ganze Raum wirkt so wie
eine Btihne. Etwa in der Mitte dieses Raumes befindet sich die grtingraue und marmorier-
te GeiBelsaule, die der gefesselte Christus mit beiden Armen umgreift. Er steht links seit-
lich und blickt zurrick, wahrend ein hinter ihm stehender Scherge gleichzeitig an seinen
Haaren zerrt und mit einer aus Reisig gebundenen GeiBel tiber den Kopf hinweg ausholt.
^ Mit Ausnahme niedriger Begrenzungsmauerche)i in der GeiBeiung und der Dornenkronung.
 
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