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Instytut Sztuki (Warschau) [Hrsg.]; Państwowy Instytut Sztuki (bis 1959) [Hrsg.]; Stowarzyszenie Historyków Sztuki [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki — 69.2007

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Nr. 1-2
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In Memoriam
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Fritz, Johann Michael; Szczepkowska-Naliwajek, Kinga [Gefeierte Pers.]: Erinnerungen an Kinga Szczepkowska-Naliwajek: =
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https://doi.org/10.11588/diglit.35031#0164

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r ^ usammengebracht hat uns im Jahre 1976,
also vor dreiBig Jahren die Goldschmiede-
# ^kunst der Gotik. Die jungę Frau Magister
arbeitete damals an ihrer Dissertation, die 1987
unter dem Titel „Złotnictwo gotyckie Pomorza
Gdańskiego, Ziemi Chełmińskiej i Warmii (Gotische
Goldschmiedekunst in Pommerellen, im Kulmer-
land und im Ermland)" ais Buch erschien. Die
Moglichkeit, mit einem etwas alteren Kollegen, der
sich schon uber 15 Jahre mit dieser von der Kunst-
geschichte selten erforschten Materie beschaftigt
hatte, war ihr zur Fórderung der eigenen Arbeit sehr
willkommen. Dieses erste Zusammentreffen hatte
ihr Lehrer, Piotr Skubiszewski vermittelt.
Wir trafen uns in einem Gasthaus am wiederauf-
gebauten Rynek, wobei mir die schóne jungę Damę
mit ihren prachtvollen blonden Haaren sogleich auf
franzósisch recht brusk erdffnete, daB sie Deutsche
weder „psychiquement ou physiquement" ertragen
konne. Aber sie fand den fremden Deutschen doch
so sympathisch, daB sie ihn in ihr Haus einlud. Dort
studierten wir am nachsten Morgen, zu meinem
Schrecken bei einem groBen Glas Wódka, die Pho-
tos der vorzuglichen Goldschmiedewerke, die trotz
der Verwustungen des Krieges glucklich tiberlebt
hatten. AuBerdem zeigte sie mir das gemalte Portrat
ihres GroBvaters Nicodem Pajzderski, Direktor des
Polnischen Nationalmuseums in Posen, der im Sep-
tember 1939 von Deutschen ermordet worden war.
In der Nacht diskutierten wir dann zusammen mit
ihrem Mann Zbigniew Naliwajek die unseligen Er-
eignisse der jungeren polnisch-deutschen Geschich-
te. Ich fragte dabei, ob sie einmal vom 20. Juli 1944
(dem Tag des Attentats auf Hitler) gehórt hatten, und
die Antwort darauf lautete: „Non, jamais". Da ich
von meinem Vater Naheres wuBte, viel daruber gele-
sen hatte und sogar die Witwe eines Beteiligten, eine
GraEn Dohna, persónlich kannte, konnte ich dańiber
berichten. Nach der nachtlichen Diskussion sagte
dann das Ehepaar zu dem ersten Westdeutschen,
dem sie begegnet waren: „Monsieun wenn Sie in ei-
nigen Tagen von Krakau wieder hierher kommen,
dann bleiben Sie eine Nacht bei uns".
Trotz der mir jetzt verstandlichen Abneigung
hatte Kinga, wie sie nun auch mich wie fur alłe ihre


Freunde hieB, wegen meines ersten Buches „Gesto-
chene Bilder" von 1966 und bereits vor unserer per-
sdnlichen Begegnung begonnen, im ósterreichischen
Kulturinstitut in Warschau Deutsch zu lemen. Ich
gestehe gem, daB ich beim Anblick der Hefte, in de-
nen sie ihre Ubersetzung meiner deutschen Texte
eingetragen hatte, sehr bewegt war.
Aus dieser ersten Begegnung ist bis zu ihrem viel
zu frtihen Tod eine enge Freundschaft geworden, die
selbstverstandlich ihren Mann Zbigniew einschloB.
Ais bleibendes Zeichen der Freundschaft verehrte
sie mir 1986 einen Sonderdmck, den ihr GroBvater
Pajzderski im Jahre 1911 von Marc Rosenberg (ge-
boren ubrigens 1851 in Kamieniec Podolski), dem
GroBmeister der Erforscher der Goldschmiedekunst,
erhalten hatte.
Kunstgeschichte in Polen (und naturlich nicht
nur dort) kann man nur betreiben mit einer umfas-
senden Kenntms der kunstlerischen Entwicklungen
in ganz Europa. Durch ihren Mann, einen Romani-
sten, hatte Kinga schon ais jungę Frau Paris kennen
gelemt, dazu in Belgien einen hervorragenden Ken-
ner mittelalterlicher Kunst: Robert Didier in Brus-
sel. Dem deutschen Besucher wurde wegen der engen
kunstlerischen Verflechtungen zwischen Deutschland
und Polen schnell klar, daB nun unbedingt die Kennt-
nis der deutschen Kunst fur sie hinzukommen musse.
 
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