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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0183

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Huysburg und Röderhof.

Ein Stein im Schiff vor dem Chor hat die Inschrift:
Anno MDXIV lapidea structura facta est sub venerabili Henrico abbate XXXII.
Noch wird bemerkt, dass die Bögen unter der Vierung keine reinen Halb-
kreise sind, sondern sich mehr einem Korbbogen nähern und daher etwas ge-
drücktes haben. Da keine Sprünge zu sehen sind, so kann auch nicht auf eine
Senkung geschlossen werden, vielmehr hat man vermnthlich eine gewisse Höhe
nicht überschreiten und die Ellipse vermeiden wollen, die bekanntlich zu sehr
mühseligen Steinmetzarbeiten zwingt. Wir finden diesen Korbbogen, aus mehreren
Kreisbögen zusammengesetzt, z B. in Drtibeck, Ilsenburg, Wimmelburg und Seeburg.
Auf den Thürmen hängen zwei Glocken, von 1,35 und 1,18 m Durchmesser,
die grössere 1858 von W. Engelcke in Halberstadt, die kleinere von Heiso Meyer
in Wolfenbüttel 1695 gegossen: sind sie an Stelle der beiden Glocken gekommen,
die Abt Hermann (1506 — 47) umgiessen liess?
Ansehnliche Summen sind in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts an-
gewendet worden, wie wir aus den Rechnungen ersehen, um die Kirche im
Innern im Geschmacke der Zeit zu schmücken. Der Hochaltar wurde 1777 mit
neuen Zierrathen und Figuren versehen, die an den Bildhauer Stubinitzky für
400Thlr. verdungen waren, 140 Thlr. wurden für die Vergoldung an einen gewissen
Pöttinger gezahlt, das Gold selbst tliat das Kloster dazu. Für die beiden Neben-
altäre zahlte man 1793 an den Tischler Eikenkötter und den Bildhauer Hinse in
Hildesheim 212 und 400 Thlr. Die Stuccaturarbeit in der Kirche (1761) von
Hoppe kostete 200 Thlr., die neue Orgel von Papenius (1760) — die alte, die Abt
Hermann 1536 für 250 fl. hatte bauen lassen, wurde nach Eilenstedt für 300 Thlr.
verkauft — 1790 Thlr., Bildhauerarbeit daran von Bartoli (1759/60) 300 Thlr., das
Vergolden, wozu der Maler das Gold gab, 292 Thlr., das Vergolden der Kanzel
425 Thlr. Eine neue Monstranz wurde 1766 für 145 Thlr., ein silberner Beschlag
für das Messbuch für 125 Thlr. 1771 beschafft. Die neuen Thurmknöpfe (1764)
kosteten 236 Thlr., ohne die 43 Dukaten zur Vergoldung, das Umgiessen einer
kleinen Glocke, die in honorem s. Josephi 1766 neu geweiht wurde, durch Hermann
Knobloch 25 Thlr. 9 Gr. Auf die Klosterpforte wurde 1768 eine neue kupferne
Fahne für 20 Thlr. 16 Gr. aufgesetzt.
Zur Zeit Paullini’s machte eine am Chor hängende Tafel 21 Altäre und
13 Kapellen namhaft, die einst vorhanden gewesen waren: doch scheinen von
letzteren nur vier, S. Catharinae (1313), S. Michaelis (1366), B. Virginis (1271) und
S. Johannis evang. (1185) von Bedeutung gewesen zu sein.
Im Querschiff' liegen ausser dem Grabstein des Eckhard (s. S. 149) die der Aebte
Placidus Consch (1714—23, f 7. Mai), des Matthias Hempelmann (f 1733 18. April),
des Arnold Brickwedde (f 1756 15. März), des Conrad Nolte (f 1781 18. Mai) und
des Engelbert Engemann (f 1796 6. Febr.). Auch eine hölzerne Gedächtnisstafel
auf Nicolaus von Zitzwitz ist noch vorhanden.
Unter den Kirchengefässen ist ein Kelch mit Edelsteinen und feinen Email-
bildern bemerkenswerth, der den Namen des Abts Matthias und die Jahrszahl 1733
trägt. — Unter den Messgewändern befinden sich auch mehrere aus Leder.
Die schon erwähnte Bibliothek steht südlich von der Kirche, ein Rest der
Gebäude, die den Kreuzgang umgaben. Aus diesem in 2 Stockwerken bestehenden
 
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