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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0185

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liuysburg iind Röderhof.

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aufgefasste Base, die an allen ihren Gliedern reich verziert ist (Nr. 91a, s. Tafel 7).
Statt der Eckblätter trägt die Plinthe menschliche Gesichter, zwei davon mit oben
spitzzulaufenden Mützen (oder Helmen?) geschmückt; an dritter Stelle findet sich ein
grösseres Gesicht, das auf zwei kleineren, mit je einer Wange auf der Plinthe
ruhenden Gesichtern aufliegt; an vierter Stelle bildet ein einfacher Knollen die
Vermittlung zwischen Plinthe und aufliegendem Pfühl. Diese Säule, die westlichste
von den fünf vorhandenen, ist reicher als alle andern geschmückt; die darauf
folgende zeigt am Capitäl auch noch reichen Schmuck, der ionisirende Formen
zur Schau trägt (Nr. 91b). Die drei nächsten Säulen haben Würfelcapitäle im
Ganzen von gleicher Bildung, nur dass die am Ende der Reihe, also im Osten,
stehende reicheren Schmuck innerhalb der halbkreisförmigen Würfelflächen auf-
zuweisen hat (d1 d2). Die Basen der vier zuletzt beschriebenen Säulen sind
schlicht, nur mit Eckknollen versehen. Die Säulen tragen anscheinend noch die
ursprüngliche Bemalung; die Farben roth, grün, gelb treten am meisten hervor.
Diese Säulen nun tragen im Verein mit consolenartigen Kämpfern, die ringsum
aus den Wänden hervortreten, das Kreuzgewölbe; die Console, welche an der öst-
lichen Schmalwand mit der Säule (Nr. 91 d) zusammen den letzten Bogen trägt,
ist mit dem Schachbrettornament versehen (Nr. 92). Die untere Etage, mehr
untergeordnete Räume enthaltend, ist kellerartig mit
Kreuzgewölben eingewölbt, noch einfacher ist die
Unterkellerung. Ob die jetzigen viereckigen Fenster
des Hauses stets diese Gestalt hatten, lässt sich nicht
entscheiden. Ueber einer jetzt zugemauerten Thür auf
der Südseite steht die Inschrift vom Jahre 1727:
LoCVs CLaVsVrae oCCLVso
IanI teMpLo refeCtVs.
— Wir dürfen eine ansehnliche Bücherei des Klosters
voraussetzen, da die Benediktiner vor Erfindung der
Buchdruckerkunst eifrige Bücherschreiber waren. Ich Capital in dei Bibliothek
i • i tt • . , T^,.n .. ,, . . zu liuysburg.
sah m der V aticanischen Bibliothek in Rom eine
Handschrift des 12. Jalirh. in Klein-Folio (Palat. 235),
die früher in Heidelberg gewesen ist. Auf der Vorderseite des 1. Blattes steht
.her eticum .item sex libri Bede ...darunter von einer Hand des 15. Jalirh.:
Liber sancte Marie virginis in Huisborch. Ich habe mir notirt, dass das Buch
Heiligenlegenden enthält, mit XXV de s. Silvestro beginnend, dann folgt Am-
brosius, Gregor von Nazianz, Antonius, Hilarion, Arnos —-Apollonias (XXXVII):
quadam die Apollonius, cum . . . carperet gentilium turmas. Die Bücher haben
ihre Schicksale: auch die Bibliothek des Klosters. Ein gut Theil mag 1525 ver-
nichtet sein, aber zur Zeit der Aufhebung war der Bestand doch gegen 4000 ge-
druckte Bücher und einige 100 Manuscripte. Die Bibliothek wurde der Universität
Halle angeboten, die einen kleinen Theil auswählte: einige sind in die Halber-
städter Gymnasial-Bibliothek gekommen, z. B. ein Strassburger Druck der Epistolae
s Pauli mit der Erklärung Bischof Haymos vom J. 1519 (mit der Notiz:
Liber illibate virginis Marie in liuysburg ord. d. Bened., Halb, dioc.,
anno salutis xvc 21 per venerab. patrem Ilermannum Ehe abbatem 32. huiits
Kr. Oschersleben. i 1
 
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