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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 7/8
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Gmelin, Leopold: Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung zu München 1888, [8]
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Ewerbeck, Franz: Flämische und niederländische Holzarbeiten der Renaissance-Periode, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0063

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weil sie sich klar vom dunkeln Grund trennen — und bei
den andern Füllungen ist dafür gesorgt, daß die Darstellungen
— Figurengruppen, Vasen — durch Geschlossenheit in der
Farbe nicht zerrissen werden.

Auch bei dem, was Ed. Aieser (Stuttgart), an Relief-
Intarsien ausgestellt hat, ist für einheitliche Wirkung gesorgt.

So lange dieser üppigsten aller Holztechniken durch
entsprechende Behandlung des übrigen Holzwerkes ein Gegen-
gewicht geboten wird — wie z. B. an einem sehr rassigen,
in kräftigen Formen gehaltenen Schrank von I. £. D iste l-
horst (Aarlsruhe), an welchem nur die Figuren in der Mitte
der Thürflügel diese Technik aufweisen, — da kann sie
viel zur Hebung des Ganzen beitragen, am meisten aber
dann, wenn die zur Verwendung kommenden Holzsorten
ihrem Farbenwerth entsprechend behandelt werden. Die
Härte der Farbencontraste, die man in der Malerei leicht
durch Zwischentöne mildern kann, läßt sich hier schwer ganz
vermeiden; man hat es deshalb auch für gut gefunden,
an den Reliefintarsien der beiden der gleichen Werkstatt ent-
stammenden Schmuck-Schränkchen — von Direktor Götz
als Hochzeitsgeschenke für das erbgroßherzogliche paar ent-
worfen — mit dem Pinsel nachzuhelfen. Die Wirkung
dieser beiden Schränkchen wäre übrigens auch ohne diesen
für die Meisten gar nicht wahrnehmbaren Behelf eine kaum
weniger feine; die bunten Reliefs, umgeben von zarten
Flachintarsien in den gelblichen und bräunlichen Tönen des
Naturholzes ordnen sich der im Grundgedanken einfachen
Architektur so schön unter, daß die Alarheit der letzteren
und damit die Ruhe des Ganzen nicht in: Geringsten be-
einträchtigt wird ff. Taf. 28). Wo aber — wie an dem
Prunkbüffet von Reutlinger & Tie. (Aarlsruhe), entworfen
von Gagel — bunte und einfarbige Reliefs, Helle und
dunkle Füllungen, spiralförmig eingelegte Doppelsäulen,
Tonsolen, Figürliches und (Ornamentales gleichsam als
Musterkarte aller denkbaren Holzdekorationen durcheinander
geworfen werden, da geht jede Wirkung, architektonische

wie malerische, verloren, ob der Aufbau dann seine Formen
der italienischen Frührenaissance oder einem indischen Felsen-
teinpel entlehnt hat. Mag das Detail, wie es hier der
Fall, noch so vorzüglich gedacht und gezeichnet und noch
so künstlerisch geschickt ausgeführt fein, die Gefammtwirkung
ist eine unglückliche; aus den an diesem Prunk-Buffet in
dieser Zahl vorhandenen reizenden Motiven könnte inan
leicht ein halbes Dutzend Prunk-Buffets machen, jedes wieder
anders. Die Ausführung all dieser Stücke von himmelheber,
Distelhorst, Reutlinger sind nach der schreinerischen, bild-
hauerischen, und intarsiatorischen Seite hin über alles Lob
erhaben, und wenn es dem talentvollen Autor des Prunk-
Buffets gelingt, die Herrschaft über seine Phantasie zu
gewinnen und Maaß zu halten, so wird er gewiß noch
schöne Erfolge erzielen.

Tinen andern Weg, die Eintönigkeit des braunen
Holzes zu unterbrechen, schlägt Fr. v. P au sin ger ein,
bei einem Bibliothekzimmer, dessen eine Längswand völlig
in einen Blumengarten mit Malven, Sonnenblumen u. s. w.
umgewandelt ist, wobei die darüber schneidenden braunen
Rahnchölzer — gewissermaßen eine Vertäferung ohne
Füllungen — die Wirkung erhöhen; in sehr hell beleuchteten
Räumen kann dadurch allerdings eine wirkliche Täuschung,
somit also eine eingebildete Raumerweiterung herbeigeführt
werden, — nur steht damit eine dem stillen Studium ge-
widmete Bibliothek in einigen: Widerspruch. Gen:alte
Füllungen in Wandvertäferungen finden sich sonst nur noch
in einem der Zimmer der II. Münchener Schreinergenossen-
schaft; diese von Fr. Brochier in wuchtigen Formen
entworfenen Räume gehören zugleich zu den wenigen Bei-
spielen des Barockstils, welche die Ausstellung aufweist.
Während sich die Bemalung des Holzes hier immer noch dem
struktiven Gerippe unterordnet, hat sie schon ein entschiedenes
Uebergewicht erlangt in einigen hohen Standuhren der ba-
dischen Gruppe, ein Uebergewicht, welches das Holz und selbst
die Uhr fast zur Nebensache n:acht. (Fortsetzung folgt.)

MmiK ul mcitct!miöi|c KglWlmtkn i>8 RmMtmce-PmM.

Von Professor Fr. LxverbecK (Aachen).

(Schluß.)

stützende Lontzruktionstheile.

S. Als solche sind zu berücksichtigen: Säulen, Pfeiler, Stelen,
Dokken und Wangen. —

s. Säule::. Die vorzüglichsten Ausbildungen finden
sich auch hier wieder an den Werken der Früh-Renaisiance,
welche im Allgemeinen den italienischen Vorbildern folgen;
besonderes Interesse nehmen naturgemäß die Tapitäle und
Säulenstühle in Anspruch, die Schaftbildung ist :neistens als
schlichter Lylinder mit und ohne Tanelürbildung durchge-
führt, seltener findet sich die den: Tandelaberschaft nachge-
bildete Säule der oberitalienischen Früh-Renaissance. Die
Tapitälbildung, namentlich die korinthisirende, ist scheinbar

hier und da durch französische Vorbilder beeinflußt (Rath-
hausthür zu Audenaerde, Thorgestühl zu Dortrecht, Lhor-
schranken zu Enkhuizen); die Säulenstühle zeigen in der
Frühzeit treffliches Laub- und Rankenwerk in Verbindung
mit Aöpfen oder ganzen Figuren von außerordentlich
plastischer Durchbildung (Schöffensitze zu Rampen, Fig. J7;
Thüre im Aanzleigebäude zu Brügge u. a.) — Von der
Mitte des Jahrhunderts an treten uns dann auch an diesen
Theilen schon die Vorläufer der Aartuschenbildung entgegen,
welche an: Schluffe des Jahrhunderts fast ausschließlich zur
Geltung gelangt: Riemengestecht in Verbindung n:it halb-
figuren, Fruchtschnüren und Aehnliches. hochinteressant in
 
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