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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Hrsg.]; Lockman, John [Bearb.]; Guthrie, William [Bearb.]; Turnbull, George [Bearb.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0018
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6 us — Sfott. 1707. den 9 Octob.

Pabſt Sirt V bedienet hat, ſeine Bediente herbey zu rüfen, ſie iſt mit verſchiedenen Figuren
von Thieren vortreflich ausgearbeitet gezieret; zwey Bezoarſteine, der eine aus ff - ber


zweykoͤyſigtes Kalb, eine Waͤchtel mit drey Fuͤßen und einen vermeinten Pferdegreif, Hip—
Pogrypbus, antraf. Yn dieſen Cabinet ſchaͤtzt man auch ned) beſonders hoch die voͤllige
Juͤſtung des ungluͤcklichen Grafen Franz Frangipani, der wegen einer Verraͤtherey gegen
Kaiſer Leopold, mit den Grafen Serini, Nadaſti und Tettenbach 1617 enthauptet worden,
und der lezte ſeiner Familie in Ungarn gemefen if ; : :
; - Der Garten dieſes Pallaſtes. .
Nachdem wir alle dieſe Seltenheiten und noch mehr andere, die zu beſchreiben zu weit—
laͤuftig fallen wuͤrde, fattfam betrachtet hatten, machten wir einen Spatziergang in ben
Giarten, Derſelbe war uns als etwas außekordentliches vorgemalt worden, und in der That
fanden wir ihn fuͤr einen Edelmann von mittelmaͤßigem Vermoͤgen gut genug, aber auf
keine Weiſe eines Prinzen mürbig. Die vornehmſte Zierde deſſelben beſtehet aus ziemlich
vielen Gefaͤßen, einigen Grotten, Spalieren und uͤber dreißig Springwaſſern.
Verſchiedene Benennungen des Jupiters. ; ;
Als wir uͤber den Viminaliſchen Berg giengen, famen wir auch zur Kirche St. Lorenz
‚in Panisperna, die auf den Ruinen des Tempels vom Jupiter Vimineus ſtehet. Dieſer
Oberſte der Goͤtter hatte, beylaͤufig anzumerken, gar viele Bey - ober , wenn man lie—
ber will, Spitznamen unter den Roͤmern. Sie nanten ihn Capitolinus, Feretrius, Stator,
Ultor, Tonans, Vimineus, Lycuonius, Fagutalis „Praͤdator, Arbitrator, Invictus,
Propugnator, Inventor, Eonſervator u f . - O —
Tempel des Jupiter Vimineus. :
Von dem Tempel des Jupiter Vimineus und ſeiner Benennung giebt Varro fol⸗
gende Urſache an: weil derfelbe oben ganz offen geweſen, fo ſeyn von dem vielen hineinfal—
lenden Regen verſchiedene Weidenbaͤume entſtanden, welche die Roͤmer Vimina nanten,


T. Die Kirche St. Lorenz in Panisperna.
Von der Kirche St Lorenz in Panisperna kan niemanb aͤngeben, wer ſie erbauet, noch
woher ihr ſeltſamer Spitzname ruͤhre. Die Alterthumskenner ſind jedoch der Meinung,
daß auf demſelbigen Platze, wo jetzt dieſe Kirche ſtehet, St. Lorenz den Maͤrthrertod erlitz ^


vortreflich abgemalt. Die heilige Brigitta, eine Schottlaͤnderin, die wegen ibrer vielen
Eingebungen ſo beruͤhmt iſt, liegt hier begraben, gleichwie auch der Cardinal Wilhelm Sir⸗
let, der vormals uͤber den Vaticaniſchen Buͤcherſchatz die Aufſicht hatte.
WE 1 N Eine luſtige Geſchichte vom Cardinal Sirlet. ; | ;
Von der tiefen Gelehrſamkeit und großen Geſchicklichkeit dieſes Cardinals zu ſolchem
Amte kan man aus folgender Begebenheit urtheilen. Der beruͤhmte Muretus war einsmals
in der Vaticaniſchen Buͤcherſamlung und verlangte die Geſchichte der Hunnen des Rhetors
Eunapius nachzuſchlagen. Sirlet, der dieſen Geſchichtſchreiber nicht fante , und dennoch -
feine Unwiſſenheit vor dem Muret verbergen wolte, fagte daher zum Muret frey Deraus , die⸗


botenen geſeßt haͤtte. $ánfet
 
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