Das XXXVIII Hauptſtuͤck.
Joͤhannall Der alte Pallaſt. Der ſehr praͤchtige neue Koͤnigliche Pallaſt.
Großer Staat und reiches Einkommen des Stathalters. Die uͤberaus ſchoͤne Kir—
che unb Kloſter St. Franz de Paula. Laboratorium des Franz Nepeta.
Die Kirche und das Spital der Verkuͤndigung Marid. ben 21 Novemb. I707.
wegen ibrer erſtaunlichen Reichthuͤmer fo beruͤhmt, daß ich es für werth halte, eine ge⸗
naue Beſchreibung derſelben zu geben. Die Geſchichte des Urſprungs dieſer Kirche gleichet
jener recht ſehr, die ich ſchon oben bey ber St. Dominicuskirche erzaͤhlet habe. Sie máre
nemlich, wie die Legende ſagt, 1304 von zween Bruͤdern erbauet worden, welchen die heil.
Jungfrau wunderbarer Weiſe aus einer Gefangenſchaft gebolfen Datte, umb ſie haͤtten ein
kleines Syital für Kranke hinzugethan., * * : ;
Ungefehr vierzig Jahr hernach erweiterte ſie beide die Koͤnigin Sanctia, Koͤnig Ro⸗
bert II Gemalin, betraͤchtlich. Die Königin Johanna II that 1433 noch niehr Verbeſſe—
rungen hinzu, und fe&te ſie faſt in den Stand, in welchem ſie ſich nun befinden. —
Nachfolger verzierten und begabten fie erſtaunlich. Viele groBe Herren und andere fromme
waltig zugenommen hat, ſo daß man verſichert, es habe allein das Spital 100000 Duca-
ten oder 200000 harte Thaler jaͤhrlicher Einkuͤnfte! Auch ſelbſt die Paͤbſte haben zu ih⸗
rer Bereicherung viel beygetragen, aber dieſe beſtehen, wie gewoͤhnlich, nut in geiſt⸗
lichen Geſchenken, das iſt, in allerbanb Vorrechten, Freyheiten und ganzen Wogenladun⸗
gen voll Ablaß. Denn was das baare Geld betrift, ſo pflegt der roͤmiſche Hof feften oder
gar niemals damit freygebig zu fepn , ſondern uͤberlaͤſfet den Layen ſich damit ein Ver—
dienſt zu ermerben, Die weltliche Berwaltung dieſes Spitals wird fünf Oberaufſehern ans
vertrauet, die jaͤhrlich ermáblet werden. Einer iſt aus dem Adel und die vier andern aus
der vornehmſten Buͤrgerſchaft. p »
Ein großer Theil biefer reichen Einkuͤnfte wird jaͤhrlich zu Erhaltung einer großen Men—
ge unehelicher und anderer armen Kinder oder Fuͤndlinge angeioenbet, Die Azahl der er⸗
ſtern, die taͤglich in Neapel zur Welt kommen, iſt erfaunlich, und das Tros alfer Riegel
und eiſernen Gegitter für die Nonnen, und aller Vorhaͤngeſchloͤſſer und ber Kunoſchafte
welche die andern Weibsperſonen verwahren ſollen. Ein Neapolitaniſcher Schtififtellẽt *
ſichert ſo gar, daß jede Nacht zwanzig oder mehr ſolcher ungluͤcklicher Rínber in das Spital
gebracht würden: Occorre effervi notte, ſagt er, che di detti fanciulli fe r efpon-
Zono fin'al numero di venti e piu:^ Er fet noch luftig genug binzu, um bie große
fiebe der heil. Yungfrau gegen dieſe Hurkinder auszudrücken , daß fie biefelben alfe unter ih—
ren Mantel naͤhme: Tutti quei poveri bambini abandonaũ d'aloro genitori, fi ri-
covrano fotto il manto della vergine gloriofa. * * *