— Sfteti. 1707, den 19 Detob, - 67
racht verwundern. Es iſt erſtaunlich, ganze Schwaͤrme ſolcher feilen Schweſtern mit blo⸗
ßen Geſichtern auf den Straßen und ſo gar unter den Augen des Hohenprieſters der Chri⸗
ftenbeit herum flattern zu ſehen. Kan man nun roel ſich einen Zweifel gegen das, was wir von
Pabſt Paul IL erzaͤhlet haben, einfallen fagen ? |
Die X Hauptſtuct
Rom. Der Pallaſt Pichini. Der Pallaſt Spada. Ueberaus ſchoͤne Coloſſſche
Statue Pompejus des Großen und fonberbarer Mechtshandeldaruber. Die Paͤbſt⸗
liche Stat;ep. Die ſchone Huche St Lorenz in Damaſo. Die Kirche St. 9te
dreas della Balle. Luſtige Geſchichte von einer Beſchwoͤrung ſechs beſeſſener Wei⸗
; ber, Schöne Kapellen dieſer Kirche. Die franzoͤſiſche Kuͤnſtleracademie.
Der Pallaſt Pichini. den I9 Oetob. 1707.
Aus dem Farneſiſchen Pallaſt giengen wir in den der Herken Pichini, der auf bemfet-
bigen Platze (tebet, Es wuͤrde widrig ſeyn, wenn ich alle diejenigen, die wir in Rom taͤglich
ſehen, auf das genaueſte beſchreiben wolte. Daͤher will ich mich darauf einſchraͤnken, nur der
merkwuͤrdigſten Dinge zu gedenken, die wir in den anſehnlichſten antrafen. Das ſehens⸗
wuͤrdigſte in dieſem walen zwo Statuͤen, welche von den Hennern der Bildhauerey höch-
lich bewundert werden. Die erſte wird gemeiniglich ein Abonis genant , iſt abet ſicherlich
Meleager, mit dem Kopfe des caledoniſchen Schweines, unb unſtreitig ein vortrefliches Werk.
Die anbere ſtellet die Venus vor, iſt zwar nicht ganz vollkommen, aber dennoch gusnehmend
Kbin. Unſer Cicerone verſicherte uns, daß Thomas, Graf von Arundel und Surro, Lord—
niarſchall von England, derſelbige, welcher ſeine Marmorſteine an die Univerſitaͤt Orfort
geſchenkt hat, zwarzig tauſend Thaler fuͤr dieſe beyden Stuͤcke habe biethen laſſen. :
Der Pallaſt Gpaba nit einer vortreflichen coloffifben Giule. des Qempeju$, und ein ſonderbarer Darübec
" entſtaͤndener Rechtshandel. ; - }
Wir beſahen auch den Pallaſt Spada, vornemlich wegen einer coloffiſchen Statuͤe des
großen Pompejus, welche in ſeinem Saale ſtehet. Sie wurde durch einen bloßen Zufall
gefunben , und veranlaſſete einen großen Rechtshandel. Denn al8 ein gewiſſer Inſtrumen—
tenmacher , der nahe bey der paͤbſtlichen Canzley wohnte, in ſeinem Keller nachgrub, ent-
deckte er dieſe Statuͤe unter der Erde. Ungluͤcklicher Weiſe für ibn lag aber der Kopf der—
ſelben in ſeines Nachbars Keller, und als derſelbe auch von ungefebr babinter kam, machte
er Anſpruch an das gange Stuͤck, unb gruͤndete ſich auf den ſophiſtiſchen Schluß, der Kopf
ſey der ebelfte Theil des Koͤrpers, nun láge der Kopf dieſer Statuͤe in ſeinem Keller, alſo
gehoͤrte die ganze Statuͤe ſein. Die Gegenparthey ſetzte ſich dawider, und wendete ein, der
ganze Kürper laͤge auf ibrem Grund und Boden, ſie babe dieſes koſtbare Stuͤck zuerſt ent—
decket, und folglich ein unwiderſprechliches Recht am Kopf und Koͤrper. Um den Streit
auszumachen, nafm man die Rechtsgelehrten zu Huͤlfe, und dieſe ſponnen, nach ihrer loͤb—
lichen Gewohnheit in allen fánbern, einen langwierigen und beſchwerlichen Rechtshandel
daraus. Als er vor Gerichte unterſucht wurde, faͤllete ein dummer Richter das witzige Ur—
theil: der Kopf ſolte abgeſchlagen, und jeber Parthey das ihrige zugeſtellet werden. Der
Inſtrumentenmacher, mit vieſem weiſen Ausſpruch hoͤchſt uͤbel zufrieden, berufte ſich auf ein
2* hoͤhe⸗
racht verwundern. Es iſt erſtaunlich, ganze Schwaͤrme ſolcher feilen Schweſtern mit blo⸗
ßen Geſichtern auf den Straßen und ſo gar unter den Augen des Hohenprieſters der Chri⸗
ftenbeit herum flattern zu ſehen. Kan man nun roel ſich einen Zweifel gegen das, was wir von
Pabſt Paul IL erzaͤhlet haben, einfallen fagen ? |
Die X Hauptſtuct
Rom. Der Pallaſt Pichini. Der Pallaſt Spada. Ueberaus ſchoͤne Coloſſſche
Statue Pompejus des Großen und fonberbarer Mechtshandeldaruber. Die Paͤbſt⸗
liche Stat;ep. Die ſchone Huche St Lorenz in Damaſo. Die Kirche St. 9te
dreas della Balle. Luſtige Geſchichte von einer Beſchwoͤrung ſechs beſeſſener Wei⸗
; ber, Schöne Kapellen dieſer Kirche. Die franzoͤſiſche Kuͤnſtleracademie.
Der Pallaſt Pichini. den I9 Oetob. 1707.
Aus dem Farneſiſchen Pallaſt giengen wir in den der Herken Pichini, der auf bemfet-
bigen Platze (tebet, Es wuͤrde widrig ſeyn, wenn ich alle diejenigen, die wir in Rom taͤglich
ſehen, auf das genaueſte beſchreiben wolte. Daͤher will ich mich darauf einſchraͤnken, nur der
merkwuͤrdigſten Dinge zu gedenken, die wir in den anſehnlichſten antrafen. Das ſehens⸗
wuͤrdigſte in dieſem walen zwo Statuͤen, welche von den Hennern der Bildhauerey höch-
lich bewundert werden. Die erſte wird gemeiniglich ein Abonis genant , iſt abet ſicherlich
Meleager, mit dem Kopfe des caledoniſchen Schweines, unb unſtreitig ein vortrefliches Werk.
Die anbere ſtellet die Venus vor, iſt zwar nicht ganz vollkommen, aber dennoch gusnehmend
Kbin. Unſer Cicerone verſicherte uns, daß Thomas, Graf von Arundel und Surro, Lord—
niarſchall von England, derſelbige, welcher ſeine Marmorſteine an die Univerſitaͤt Orfort
geſchenkt hat, zwarzig tauſend Thaler fuͤr dieſe beyden Stuͤcke habe biethen laſſen. :
Der Pallaſt Gpaba nit einer vortreflichen coloffifben Giule. des Qempeju$, und ein ſonderbarer Darübec
" entſtaͤndener Rechtshandel. ; - }
Wir beſahen auch den Pallaſt Spada, vornemlich wegen einer coloffiſchen Statuͤe des
großen Pompejus, welche in ſeinem Saale ſtehet. Sie wurde durch einen bloßen Zufall
gefunben , und veranlaſſete einen großen Rechtshandel. Denn al8 ein gewiſſer Inſtrumen—
tenmacher , der nahe bey der paͤbſtlichen Canzley wohnte, in ſeinem Keller nachgrub, ent-
deckte er dieſe Statuͤe unter der Erde. Ungluͤcklicher Weiſe für ibn lag aber der Kopf der—
ſelben in ſeines Nachbars Keller, und als derſelbe auch von ungefebr babinter kam, machte
er Anſpruch an das gange Stuͤck, unb gruͤndete ſich auf den ſophiſtiſchen Schluß, der Kopf
ſey der ebelfte Theil des Koͤrpers, nun láge der Kopf dieſer Statuͤe in ſeinem Keller, alſo
gehoͤrte die ganze Statuͤe ſein. Die Gegenparthey ſetzte ſich dawider, und wendete ein, der
ganze Kürper laͤge auf ibrem Grund und Boden, ſie babe dieſes koſtbare Stuͤck zuerſt ent—
decket, und folglich ein unwiderſprechliches Recht am Kopf und Koͤrper. Um den Streit
auszumachen, nafm man die Rechtsgelehrten zu Huͤlfe, und dieſe ſponnen, nach ihrer loͤb—
lichen Gewohnheit in allen fánbern, einen langwierigen und beſchwerlichen Rechtshandel
daraus. Als er vor Gerichte unterſucht wurde, faͤllete ein dummer Richter das witzige Ur—
theil: der Kopf ſolte abgeſchlagen, und jeber Parthey das ihrige zugeſtellet werden. Der
Inſtrumentenmacher, mit vieſem weiſen Ausſpruch hoͤchſt uͤbel zufrieden, berufte ſich auf ein
2* hoͤhe⸗