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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Editor]; Lockman, John [Oth.]; Guthrie, William [Oth.]; Turnbull, George [Oth.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0265
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Neapel. 1707, ben 17 Novemb, 253
Das XXXV Hauptſtuͤck.

Neapel. Die Kirche St. Angelo à Nido. Die Kirche St. Marcellino. Wenige

Alterthuͤmer in Neapel. Ein praͤchtiger Saͤulengang, den das letzte Erdbeben 1688

zerſtöret hat. Ein alter Tempel des Apollo, jetzige Kirche St. Peters und St.

Paͤuls. Viele Fehler des Mıfjons. Metallene Stgtuͤe des heil. Gaetans. Die
Ttheatinerkirche und ihr Kloſter.

‚ ; Kirche St. Angelo a Nido. den 17. Novemb. 1707.

Wir brachten einen großen Theil dieſes Morgens in Beſichtigung der Buͤcherſamlung,

der Kirche und des Spitaͤls zu St. Angelo à Stibo zu. Erſtere wurde von Den Gio. Bat⸗
tiſta Brancaccio, Großprior und Admiral von Malta, nach dem letzten Willen ſeines
Oheinis und Bruders, beider Cardinaͤle, die ein großes Vermaͤchtniß dazu hinterließen, ge⸗
ſtiftet und errichtet. Das Zimmer, worin fie ſtehet, iſt ſehr praͤchtig und bequem eingerich—
fet, und die Geſtelle alle von Cedern oder Nußbaumholz. Sie enthaͤlt zum wenigſten
13000 Baͤnde, nebſt einer anſehnlichen Menge Handſchriften, worunter uns aber nichts
beſonders gezeiget wurde. Der Stifter hat auch ein jaͤhrliches Einkommen von ſechs hun—
dert Ducaten zur Beſoldung der Aufſeher und Anſchaffung neuer Buͤcher dazu verordnet.
Die Kirche und das Spital bat der Cardinal Brancaccio zu Ehren des Erzengels St. Mi«
chaels, kurz vorher, ehe er von Pabſt Urban VI. einem Neapolitaner, $u dieſer Wuͤrde er⸗
hoben wurde, errichtet! Er ftarb zu Rom 1427 unb ſein Koͤrper wurde nach Neapel ge—
bracht, und in dieſer Kirche beygeſetzt. Sein Grabmaal ſtehet neben dem Hochaltar zur Lin⸗
ken, und iſt mit den ſchoͤnſten Statuͤen von dem beruͤhmten Donatello, deſſen Werke ben
Griechiſchen gleich kommen, gezieret. Es wurde auf Befehl Coſmus von Medices zu Flo—
renz verfertiget und nach Neapel gefenbet, Zur Rechten des Altars iſt noch ein anderes
Grabmaal zweyer juͤngern Cardinaͤle aus dem Hauſe Brancaccio, welche obgedachte Buͤ—
cherſamlung mit geſtiftet haben, wie auch zweyer Großprioren vom Maltheſerorden, der
Neffen von dem einen und der Bruͤder von dem andern. Nichts kan die Pracht des letzten
Grabmaals uͤbertreffen. Denn es beſtehet aus dem feinſten Marmor verſchiedener Arten,
in dem ausgeſuchteſtem Geſchmack der Bildhauerkunſt, und iſt von einer ganz beſondern Ge—
ſtalt. Es ruhet auf zween Loͤwen, zwiſchen zween Pfeilern, die eine Art von Vorderſeite mas
chen, und weil die vier Koͤrper fo wol der beiden Cardinaͤle, als der beiden Großprioren dar⸗
unter liegen, iſt es mit Biſchofsmuͤtzen und Staͤben, Cardinalshuͤthen, Kanonen, Pi—
fen, Standarten, Harniſchen, Helmen und Kreuzen von Maltha uͤberdecket. Ueber die—
ſem Haufen geiſtlicher und kriegeriſcher Ehrenzeichen ſteigt eine Spitzſaͤule empor, welche
mit Auſſchriften zu Ehren der Verſtorhenen angefuͤllet ſind, wobey eine Goͤttin des Rufs
kniet und die Aufſchrift zu vollenden ſcheinet. Ein wenig hoͤher, hinter dem Grabmaale,
faget der Tod hervor. Gegen uͤber, noch ein wenig hoͤher, unb an einer der beiben Wins
kel, ſtehet eine andere Ruhmgoͤttin, welche mit einer Trompete die großen Thaten des Oheims
und ſeiner drey Neffen zu verkuͤndigen ſcheinet. Die behelmten Bruſtbilder der beiden Groß—
prioren ſtehen auf den Pfeilern der Vorderſeite, jedes auf einem eigenen Fußgeſtelle. Der
beiden Cardinaͤle ihre aber ruhen auf der Spitze, beide in einer eyrunden Einfaſſung.
Das ganze vortrefliche Werk iſt uͤber * vielen Begraͤbnißlampen und dem Wapen
a 5343 des




 
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