254 Neapel, 1707. ben 17 Novemb.
des Hauſes Brancaccio ausgezieret, und von der Kuͤnſt Pietro Ghetti di Maſſa. Das
hohe Altarblat vom Marco Pino da Siena ſtellet den Erzengel vor, und iſt unvergleich—
lich ſchoͤn.
Kapelle der heiligen Candida.
Hier ift auch eine ſchoͤne Kapelle der heil. Candida, aus dem Hauſe Brancaccio, wie
folgende Aufſchrift uͤber dem Eingang anzeiget:
Sacellum Sanctae Candidae Neapolitanae, Ex
Familia Brancatia.
Dieſe Heilige wird die juͤngere genennet, um ſie von einer andern zu unterſcheiden, welche
ber Legende nach im Anfang des Chriſtenthums lebte, von St. Petern bekehret wurde, und
folglich die Ehre hat, die erſte Chriſtin in Neapel zu ſeyn. Ihr Koͤrper liegt unter dem
Altar dieſer Kapelle, wohin er aus der Kirche St, Andrea be Nido, in der er vormals
lag, gebracht worden. Man ſiehet daſelbſt ihr altes Grabmaal noch, mit fofgenber Auf—
ſchrift, welche weiter nichts, als einen Lobſpruch ihrer Tugenden enthaͤlt, und ihres Ge—
ials und Sohnes ruͤhmlich gebenfet, Sie ſtarb den 10 Septemb. im Jahr Chriſti
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Mors, quae perpetuo cunctos abſorbet hiatu,
-Parcere dum nefcit, faepius inde favet. -
Felix, qui affectus potuit dimittere tutos,
. Mortalem moriens non timet ille viam
Candida praefenti tegitur Matrona. fepulchro.
-Moribus ingenuis & gravitate nitens, — .
Cui dulcis remanens Conjux Natusque ſuperſtes,
Ex fructu mater nofcitur in fobole. !
Hoc precibus ſemper, lacrymoſa hoc voce petebat,
Cujus nunc meritum vota fecunda probant.
Quamvis cuncta domus, nunquam te flere quiefcat,
Felicem fateor fic meruiffe mori. *
Hic Requieſeit In Pace Candida G. F. Quae Vixit
Plus Minus Ann. L. D. P. Die IV. Id. Septem. Imperu
D. N. Mauritii P. P, Augufti Anno IV. P. C. Ejusdem
| Anni Indictione lill.
Die Kirche St Mareellinus mit einem wunderthaͤtigen Chriſtusbild. .
In Spatziergehen * Abends fahen wir auf unſerm Wege die Kirche des heil. Mar⸗
cellinus, und in derſelben eines der beruͤhmteſten Bilder in Neapel, wegen eines erſtaunen⸗
den Wunderwerks. Es ſtellet den Heiland vor, und wurde, nach der Legende, von dem $ai«
ſer Baſilius II aus Gonfantinopel an den Erzbiſchof von Neghel geſchickt, der es in die
Domkirche wolte bringen laſſen. Die Leute, welche dieſes verrichten ſolten, ermübeten da⸗
bey aͤußerſt; daher fie das Bild, um ein wenig Odem zu fehöpfen, an dem Fuß ciner
Saͤule niederlegten, die vor der St. Marcellinuskirche ſtend. Als ſie ſich nun erholet hat⸗
ten und weiter geben wolten, verſuchten ſie das Bild wieder auſzuheben, aber vergeblich,
denn e8 war nun ſo ſchwer geworden, daß es alle Haͤnde in der Welt nicht einen Zoll hoch
in die Hoͤhe bringen konten. Erſtaunt über einen ſo wunderbaren Umſtend, ſchloſſen alle
—
Zu