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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Hrsg.]; Lockman, John [Bearb.]; Guthrie, William [Bearb.]; Turnbull, George [Bearb.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0273
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Neapel. 1707. den 19 Nobemb. 261

Das XXXVI Hauptſtuͤck.

Neapel. Das Dominicanerkloſter, mit der Kirche, und deren weitlaͤuftige Be-
: ſchreibung. : Ri
Kirche und Kloſter der Dominicaner. den 19 Novemb. 1707,

Die koͤnigliche Kirche und das Kloſter der Dominicaner, oder St. Dominico Major,
find der Aufmerkſamkeit eines neugierigen Leſers vollkommen wuͤrdig. Sie war vormals
nur ſehr klein, und gehoͤrte zu einem Spital für arme Kranke, das darneben ſtand und
St. Michael à Morfiſa, von einem aus dieſem Geſchlechte, der beide errichtet hatte, genen⸗
net wurde. Pabſt Paſchalis II gab ſie 1 116 ben Benedictinern, und Gregorius IX den Do⸗
minicanern 1231, Pabſt Alexander IV aber weihete ſie 1255 feyerlich dem heil. Domini⸗
cus, wie eine Marmoraufſchrift zur Linken der großen Thuͤre meldet.

; " König Carl 1ı erbaute ſie von neuem. E ;

Einige Jahre nachher wurde fie weit praͤchtiger als zuvor bey folgender ſonderbaren Gelegen⸗
heit erbauet. Nachdem im Jahr 1282 die Inſel Sieilien ſich gegen Koͤnig Carl I von Anjou
durch die ben 19 Maͤrz am zweyten Oſtertage unternommene Niedermetzelung faſt aller
Franzoſen, die im Lande waren, gooo an der Zahl, welches insgemein die ſicilianiſche
Veſper genennet wird, aufgelehnet hatte, wolte ſich Koͤnig Peter von Arragonien, der bíes
ſe Hinrichtung anſtiftete, mit K. Carln in einen Zweykampf einlaſſen, und fübrte ihn
deswegen lange bey der Nafe herum, denn es war ihm kein Ernſt, die Sache auf dieſe
Weiſe auszumachen. K, Carl, der die Ausforderung angenommen Datte, verließ deswegen
ſein Reich, und vertraute ſeinem Sohn Earln, Prinzen von Salerno, die Regierung deſ⸗
ſelben. Dieſer junge Prinz hatte aber das Ungluͤck, in einem Seegefechte 1284 von dem
Arragoniſchen Admiral Robert Doria durch Verraͤtherey ſeiner eigenen Leute gefangen zu wer⸗
den. Man brachte ihn erſtlich nach Sicilien, und von dar nach Barcellona, ohne die ge—
ringſte Hofnung jemals befreyet zu werden, und vielmehr in der groͤſten Beſorgniß, daß
man ihn dem Geiſt des von ſeinem Vater ſchaͤndlich ermordeten Prinz Conradin aus Schwas
ben aufopfern wuͤrde, wie wirklich im Vorſchlag war. Was konte nun der arme Prinz in
ſolcher aͤußerſten Noth thun? Was anders, als was die Legendenſchreiber Surius, Pieris
u8 , Razzi und andere erzaͤhlen, daß er nemlich ſich der Patronin aller luſtigen Schweſtern
auf das andaͤchtigſte empfahl? Ich verſtehe darunter St. Marien Magdalenen, gegen die er jeder—
zeit eine große Verehrung geheget hatte. Hier merke man auf die ſchnellen und gluͤcklichen Wirs
fungen des Glaubens! Die [curfelige und mitleidige Heilige war uͤber das Vertrauen ſo ſehr ver⸗
gnügt, daß ſie allen Einfluß, den fie im Himmel hatte, anwendete, und es dahin bkachte,
daß K. Peter von Arragonien im Jahr 1285 ſterben muſte. Sein Sohn Alfonſus TII ließ
barauf 1288 endlich den Prinzen los, und ſchickte ihn nach Neapel zuruͤck, verglich ſich
auch endlich 1290 mit ihm zu Tarraſcon gaͤnzlich, nachdem er ſeinem Vater 1285 in der
Regierung von Neapel nachgefolget war. Nunmehr gedachte er an ſeine Verbindlichkeit ge⸗
gen die heil Maria Magdalena, und weihete ihr zur Dankbarkeit dieſe Kirche, die er von
Grund auf neu erbauet hatte, und ſeinen alten Freunden den Dominicanern eingab. Weil
nun auch dieſer Koͤnig von ſeiner erſten Jugend an dem Dominicanerorden ſo ſehr ergeben
wer, ſo verordnete er, als er ben 6 May 1309 in dem Pallaſt Poggio Reale, ohnweit
Neapel, ſtarb, daß ſein Koͤrper in der Kirche * Dominicanernonnen von St. Maria de

: _ : ; 3 Naza⸗ :

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